was das Bedingungslose Grundeinkommen betrifft, gibt es inzwischen ja mehr Vorschläge als nur den von Götz Werner. Sein Modell halte ich allerdings so nicht realisierbar, weil damit genau das stattfinden würde, was Du in Deinem Beitrag beschrieben hast - Konsumzwang, Ressourcenverschwendung etc.
Deine radikalen Vorschläge haben durchaus etwas für sich, denke jedoch, dass diese mit der Mehrheit der Menschen nicht durchführbar sind. Dieses System steckt m. E. so tief in den Köpfen (und Seelen) der Menschen, dass sich eine Mehrheit ein anderes System überhaupt nicht vorstellen kann und das auch nicht will, leider.
Bleibt meiner Ansicht nach also doch erst einmal, um wenigstens ein bisschen was zu verändern und ein Umdenken zu fördern, ein Bedingungsloses Grundeinkommen, welches unserer heutigen Zeit insofern gerecht wird, dass man eben nicht mehr gezwungen ist, jeden schlecht bezahlten Job unter den miesesten Arbeitsbedingungen anzunehmen. Auch für gesellschaftlich wichtige Tätigkeiten wie Familienarbeit, Pflege von Angehörigen zu Hause, Ehrenämter wie Freiwillige Feuerwehr etc. würde es dann endlich die (finanzielle) Anerkennung geben, welche meiner Ansicht nach schon sehr lange überfällig ist. Wir müssen endlich weg von dieser Überbewertung der Erwerbsarbeit.
Wenn man nicht mehr zur Erwerbsarbeit gezwungen werden kann, ergibt sich schon daraus weniger Konsum und weniger Ressourcenverschwendung. Deshalb wird die Wirtschaft aber nicht gleich zusammenbrechen. Nur müssten die Unternehmen den Menschen wieder mehr bieten, wenn sie Arbeitskräfte haben wollen. Auch die Gründung von Kleinunternehmen und Eigeninitiativen würde durch ein Bedingungsloses Grundeinkommen gefördert, da man ja durch das Grundeinkommen aufgefangen wird und nicht in so etwas Demütigendes und Würdeloses wie Hartz IV fällt, wenn das Unternehmen scheitert.
In Namibia z. B. war der Grundeinkommenstest durchweg positiv. Die Menschen haben deswegen nicht aufgehört zu arbeiten, im Gegenteil, es wurden relativ viele Kleinunternehmen gegründet, es gab wesentlich weniger Schulabrecher und die Gesundheitsvorsorge hat sich erheblich ge- und verbessert.
Gerade ein Bedingungsloses Grundeinkommen würde meiner Ansicht nach die Konzernherrschaft beenden und das Profitstreben ziemlich einschränken weil dadurch Eigeninitiativen gefördert werden. Warum wohl sträubt sich unsere sog. Elite gegen jenes? - Weil sie ganz genau wissen, dass dann die Zeit der Ausbeutung und der übermäßigen Profite vorbei wäre.
Zitat: Wanderer Ey wann schlaft Ihr eigentlich?Also ich bin ein Nachtmensch und da ich mir meine Zeit relativ frei einteilen kann, kann ich so ganz nach meiner persönlichen inneren Uhr leben.
Liebe Grüße, Eva
Es ist besser, ein kleines Licht zu entzünden, als über Dunkelheit zu klagen. (Konfuzius) ----------------------------------------------------------------------------- Viele kleine Leute, in vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern. (Spruchweisheit der Mandika, Afrika)
Re: Bedingungsloses Grundeinkommen
Hallo Eva, an dem Abend nach Deiner Antwort kam eine Sendung über Lichtverschmutzung und wie unser Nachtleben uns krank machen kann. Es ist so, daß wir tatsächlich die nächtliche Dunkelheit und Ruhe brauchen, um gesund zu bleiben. Aber das ist ja hier nicht das Thema.
Wie ist das mit dem Geld? Ist das nicht ein Riegel, der vorgeschoben wird vor dem direkten Zugang zu allem, was Menschen brauchen? Geld ist doch im Grunde genommen eine Ware, mit der man erst andere Waren bekommen kann. Geld ist sowas wie eine Superware, etwas, das man besonders verehrt und für besonders wertvoll hält. Im Grunde eine Art Götze. Kürzlich höre ich einen dieser Wirtschaftsschlümpfe sagen, wenn es genügend Geld gäbe, würde man den Wert des Geldes nicht mehr schätzen. Warum? Warum muss Geld einen besonderen Wert haben und die Aussage, daß Geld knapp sein müsste, halte ich für menschenverachtend, denn wenn vom Wert einer Ware abhängt, ob Menschen gesund und unbeschwert leben können, kann man doch sagen, daß Geld das beste Mittel sei, um Menschen zu beherrschen. Hört sich nun ein wenig wie Verschwörung an, aber ich denke, es handelt sich wie bei Vielem, was Menschen beginnen, um Gedankenlosigkeit und voreilige Begeisterung.
Ich würde meinen, daß eine Geldwirtschaft sowas ist wie das Spiel "Reise nach Jerusalem". Wer im Rennen um die Stühle nicht schnell und rücksichtslos genug ist, ist ausgeschlossen.
Ich denke, daß viele Menschen schon gar nicht mehr die Bitternis und Grausamkeit der Geldwirtschaft nachfühlen können. Denn gleichzeitig mit dem fehlenden Stuhl wird jedem ein Stock auf den Rücken gebunden, mit einer Wurst am vorderen Ende hängend, die man nie erreichen kann. Grotesk. Denn wir wissen ja, daß Reiche nicht wirklich glücklich sind.
Menschen sind halt so "gebaut", daß sie immer nach etwas streben. Wenn nun ein Miliardär die halbe Welt gekauft hat, weil er meinte, das mache ihn glücklicher, so merkt er irgendwann, daß er die andere Hälfte ja noch nicht besitzt.
Wenn nun mit einem Grundeinkommen, gleich welcher Ausgestaltung, Menschen wissen, daß sie darinnen gefangen sind, während Reiche trotzdem immer weiter raffen, was soll aus ihren Sinn fürs Streben werden?
Welche neuen Unzufriedenheiten wird das hervorbringen? Ich habe nicht den Eindruck, daß man soziologiosche Aspekte dieser Grundeinkommens-Idee gründlich geprüft hätte.
Noch eine Sache: Geld fördert das Unpersönliche und Distanzierte. Auch wenn es auf einem Markt, auf dem noch gehandelt und gefeilscht wird, anders erscheint, es geht im Grunde immer um Ware, nie um den Menschen an sich. Mit Geld kann man in das Zwischenmenschliche den Hochmut zutiefst verankern, denn beim Feilschen steht im Vordergrund, sich selber gut zu fühlen, auch wenn hernach vielleicht Zweifel auftauchen, ob man nicht ein noch besseres Geschäft hätte machen können. Mit dem System von Karten und fixen Preisen haben wir das Gesichtslose und Anonyme verankert, das was ich oben distanziert und unpersönlich nannte, auch wenn im Verkaufsladen meist gelächelt wird und nichtssagende freundliche Floskeln ausgetauscht werden. Im Grunde gibt es beim Tausch Geld gegen Ware nichts zu sagen, denn die Regeln sind hier normativ. Wenn ein Preis festgelegt ist, gibt es nichts zu danken und zu bitten, beim Feilschen eh nicht, denn im Hinterstübchen flackert allzu leicht der Gedanke, man sei übers Ohr gehauen oder man könnte es doch mal riskieren. Auf jeden Fall will ein jeder besser da stehen als der Andere, was sich ja auch mit dem Kauf und der Präsentation von Statussymbolen ausdrückt.
So gesehen, ist das Geld ein unpersönlicher Verführer, ein diabolischer Anwalt ohne Gesicht, wenngleich manche Geldscheine und Münzen doch immer noch Gesichter zieren.
Ach ja, Menschen kann man sich auch kaufen, das wollen wir nicht vergessen. Selbst wer arbeitet, wurde ja gekauft. Diese Kaufverträge nennt man dann Arbeitsverträge, in denen hauptsächlich festgeschrieben ist, was man alles nicht darf. Streng, unerbittlich, gnadenlos. So ist das mit dem Geld.
Das wären mal meine Gedanken zu dem für heute. Es winkt skeptisch dreinschauend der Wanderer
"So we say all"
Re: Bedingungsloses Grundeinkommen
Hallo Wanderer,
das mit der Lichtverschmutzung und Nachtruhe habe ich auch gehört. Man kann das aber meiner Ansicht nach nicht verallgemeinern. Ich bin eigentlich schon mein ganzes Leben lang ein Nachtmensch und habe mehr darunter gelitten, als ich immer früh raus musste. Wichtiger ist m. E. die Länge der Schlafenszeit, welche auch wieder von der dsbzgl. Beschaffenheit der Person bzw. der persönlichen inneren Uhr abhängig ist.
Zum Grundeinkommen:
Der Umgang mit Geld bzw. wie es für bestimmte (persönliche) Zwecke eingesetzt wird ist meiner Ansicht nach systemabhängig. Das Geld selbst ist hier (nicht materiell) gesehen erst einmal wertunabhängig.
Das Bedingungslose Grundeinkommen ändert zwar nicht komplett das System, aber es würde endlich die Verteilungsungerechtigkeit in unserem Land zumindest teilweise beseitigen. Es ist doch so, dass schon heute fast alles von abhängigen Erwerbstätigen finanziert wird. Die werden jedoch nicht mehr gerecht entlohnt und sozialversicherungspflichtige Arbeit gibt es immer weniger, was eben nicht "nur" der Raffgier einiger geschuldet ist, sondern auch dem Technischen Fortschritt. Dadurch werden einfach immer weniger Erwerbsarbeitskräfte benötigt. Es wird nie mehr Vollbeschäftigung geben, aber genau auf dieser vermeintlichen Vollbeschäftigung im Erwerbsbereich baut diese ganze politische Ideologie - und damit auch der regelrechte Terror gegen Hartz-IV-Empfänger - auf.
Wo viele Menschen benötigt werden, das wäre z. B. im sozialen Bereich, in Tätigkeiten für die Gemeinschaft wie Ehrenämter, Familienarbeit etc. Hier ist aber niemand bereit, diese Tätigkeiten gerecht zu entlohnen obwohl diese m. E. viel wichtiger sind als die z. B. von Börsenprofis.
Genau hier setzt ein Bedingungsloses Grundeinkommen an. Darüber hinaus würden dadurch so ziemlich alle bisherigen Sozialtransfers (zu denen neben Arbeitslosen- z.B. auch Kindergeld gehört) ersetzt werden. Allein die Einsparungen durch wesentlich weniger Bürokratie wären enorm. Dass die Menschen dann keine erstrebenswerten Ziele mehr haben denke ich nicht. Arbeit ist für viele nämlich mehr als "nur" Verdienst zur Lebenserhaltung.
Sicher müsste das Bedingungslose Grundeinkommen zusammen mit einem Bündel wirklicher Reformen eingeführt werden. Zu diesen Reformen würde ich u. a. eine Gesundheitsreform zählen, die diesen Namen auch verdient. Weg mit dem ganzen Krankenkassenwirrwar - es sollte dann nur eine einzige gesetzliche Krankenkasse geben, in die alle einzahlen ohne Beitragsbemessungsgrenze und unter Berücksichtigung aller Einkommensarten . Ein Manager würde sich dann nämlich nicht mehr, wie heute, aus der Solidarität verabschieden können. Und die dann hohen Beitragszahlungen dieser Klientel würden m. E. schon dafür sorgen, dass auch Managergehälter wieder auf ein verträgliches Maß schrumpfen. Auch eine Bildungs- bzw. Schulreform würde hierzu gehören. Weg mit dem mehrgliedrigen Schulsystem hin zu einem System, in dem SchülerInnen entsprechend ihren Fähigkeiten gefördert werden usw. Das Beispiel Namibia zeigt doch, wie positiv sich ein Bedingungsloses Grundeinkommen auswirkt.
Liebe Grüße, Eva
Es ist besser, ein kleines Licht zu entzünden, als über Dunkelheit zu klagen. (Konfuzius) ----------------------------------------------------------------------------- Viele kleine Leute, in vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern. (Spruchweisheit der Mandika, Afrika)