Dilla´s & Eva´s grenzwissenschaftl. & polit. Forum - GW 2007 bis 2008

Erbgut des Menschen-Genom in acht Wochen ausgelesen (Beitrag von Lilu)

Erbgut des Menschen-Genom in acht Wochen ausgelesen (Beitrag von Lilu)

Rekonstruktion


Lilu

Die Genrevolution geht weiter: Immer schneller und für immer weniger Geld können Forscher die Erbinformationen eines Menschen vollständig sequenzieren. Dank einer neuen Methode dauert das Auslesen nur noch acht Wochen - mit einer bislang unerreichten Präzision.

Der Afrikaner vom Volk der Yoruba aus Nigeria blieb anonym. Die Yoruba sind dem ersten Menschen näher als andere Völker. Entsprechend groß ist das Interesse der Forscher an seinen Genen. In gerade einmal acht Wochen haben Forscher dieses Genom nun im Durchschnitt mehr als 30 Mal gelesen. Dies ist nötig, um die zunächst einzeln sequenzierten Erbgut-Schnipsel in die korrekte Reihenfolge zu bringen. Die DNA des Menschen umfasst rund 3,2 Milliarden Bausteine.

Ermöglicht hat dies ein neues Verfahren des Biotechnik-Unternehmens Illumina (Großbritannien/USA). Die Kosten lagen bei rund 100.000 Dollar. Das über 30-malige Auslesen sorgt nach Angaben der Wissenschaftler für eine bislang unerreichte Präzision. Die beiden bereits publizierten persönlichen Genome der Genetiker James Watson und Craig Venter wurden im Durchschnitt lediglich siebenmal gelesen.

"Unser Ansatz ist effektiv für das akkurate, schnelle und ökonomische Sequenzieren ganzer Genome und viele andere biomedizinische Anwendungen", schreibt das Team um den Illumina-Forscher David Bentley ("Nature", Bd. 456, S. 53). Ebenfalls in "Nature" (S. 60) publiziert die Gruppe um Jun Wang vom Beijing Genomics Institute in Shenzen das erste Genom eines Han-Chinesen. Es nutzte ebenfalls die Illumina-Technik und las dessen Genom in 36-facher Redundanz.

Zum Vergleich: Das Humangenomprojekt benötigte für seine 2004 vorgestellte Sequenz noch mehrere Jahre, Hunderte Maschinen und rund 300 Millionen Dollar, erklärt Bentley. Damals war die endgültige Sequenz aus dem Erbgut mehrerer Menschen zusammengesetzt worden. Ab 2009 will ein Unternehmen aus Kalifornien eine vollständige Genom-Sequenzierung für 5000 Dollar anbieten.

Weil damit auch der Laie in absehbarer Zeit im Besitz seines DNA-Codes und in Kenntnis von potentiell bedrohlichen Mutationen sein kann, warnen besorgte Forscher eindringlich vor dem Missbrauch der Informationen. Der Umgang mit den genetischen Daten müsse geregelt werden, bevor das Wissen unwiderruflich in der Welt ist. Anderenfalls hätten womöglich Behörden, Versicherungen, Arbeitgeber, Werbetreibende oder andere unberechtigte Interessenten Zugriff auf diese zutiefst persönlichen Daten.

Der Molekulargenetiker Nils von Neuhoff vom Institut für Zell- und Molekularpathologie der Medizinischen Hochschule Hannover rechnet damit, dass bei fallenden Preisen über kurz oder lang jeder Mensch, der es will, sein vollständiges Genom kennen und auf Mutationen untersuchen kann. Seine Warnung: "Wenn der Mensch dann keinen Humangenetiker an seiner Seite hat, der dies alles so genau erklärt, wie wir es in der Beratung tun, könnte sich ein labiler Mensch angesichts des Risikos durchaus etwas antun."

Der Erkenntniswert von kommerziell angebotenen Genanalysen ist ohnehin gering - bislang zumindest. Der Test bei 23andme etwa liefert jede Menge Informationen, aber kaum Wissen.

Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,588726,00.html

LG
Lilu


Eva S.

Hallo Lilu und @ll,

das hat uns gerade noch gefehlt - (kommerzielle) Genanalyse für jedermann. Da bekommt der Ausdruck "gläserner Bürger" gleich eine andere Dimension.

Liebe Grüße,
Eva

Die Welt hat Platz für jedermann, aber nicht für jedermanns Gier (Indira Gandhi)
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