Templer hüteten Turiner Grabtuch
Andreas von Rétyi
Das Abbild ist weltberühmt ein auf schier mysteriöse Weise in ein Leinentuch geprägtes Antlitz, von vielen Menschen als dasjenige des gekreuzigten Jesus Christus selbst angesehen. Bis heute ist die wahre Herkunft des Leichentuchs von Turin nicht geklärt. Doch eine neue Entdeckung im Geheimarchiv des Vatikan scheint zumindest ein altes Rätsel aufgedeckt zu haben.
Es ist auf der Welt einzigartig: ein 4,36 mal 1,10 Meter großes Leinentuch, dessen Jahrhunderte altes Gewebe geradezu fotografisch genau ein menschliches Antlitz zeigt. Es erscheint als Negativbild in jenem Tuch, dem berühmten Grabtuch Christi, das heute in einem silbernen Schrein in der Kathedrale von Turin aufbewahrt wird. Da allerdings nicht wirklich nachgewiesen ist, dass es aus der Zeitenwende stammt und sogar das tatsächliche Abbild des toten Christus ist, betrachtet die Kirche das einmalige Tuch nicht als Reliquie, sondern als Ikone.
Wissenschaftliche Analysen haben sehr unterschiedliche Ergebnisse geliefert, was die mögliche Entstehung eines solch frappierend genauen Bildes angeht. Waren es chemische Prozesse beim Auflegen auf das Gesicht des Verstorbenen, war es eine Art fotografischer Vorgang unter Lichteinwirkung oder war es eine mittelalterliche Form der Malerei, die eine erstaunlich transparente und authentische Wiedergabe gewährleistete? Niemand kann es mit Sicherheit sagen. Das Negativbild, das einem Wasserzeichen ähnelt, verrät seine Geheimnisse nur sehr zögerlich oder gar nicht. Auch die Altersbestimmung bereitet Schwierigkeiten. Einigen Messungen zufolge könnte das Grabtuch tatsächlich aus der Zeit Christi stammen, doch vor allem die Radiocarbon-Datierung (C14-Methode) liefert davon stark abweichende Ergebnisse. Demnach entstand das Tuch erst im Mittelalter. Die Untersucher wollen sich auch nicht mit der Möglichkeit einer wie auch immer erklärbaren Verfälschung der Messung anfreunden. Sie sind sich sicher: Das Tuch ist eine Fälschung, wenn auch genial gemacht.
Wer war dazu fähig? Bald glaubten einige die Antwort in Gestalt des Universalgenies Leonardo da Vinci gefunden zu haben. Doch nach allem, was heute gesichert ist, gab es das Tuch bereits, noch bevor das italienische Genie geboren wurde. Die Frage bleibt bis heute unbeantwortet im Raum stehen.
Ein anderes Geheimnis aber hat nun die Forscherin Dr. Barbara Frale gelüftet. In der päpstlichen Zeitschrift LOsservatore Romano (zu Deutsch: Der römische Beobachter) berichtet sie vom Fund alter Dokumente, die endlich die bislang fehlenden Hinweise auf den Verbleib des Grabtuches in den Jahren von 1204 bis 1357 n. Chr. liefern. Bis dahin wusste niemand, wo sich das Tuch in jener Zeit befand. Frale fand Schilderungen, die ein Leinentuch beschreiben, das demjenigen von Turin enorm ähnelte. Da kein zweites solches Relikt je bekannt wurde, geht Frale mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass es sich um ein und dasselbe Objekt handelte. Erst Mitte des 14. Jahrhunderts tauchte das Grabtuch wieder auf, als es die Witwe eines französischen Ritters in der Kirche von Lirey öffentlich ausstellte.
Die alten Vatikan-Papiere enthüllen weitere interessante Einzelheiten. Sie berichten von der Einweihung eines jungen Franzosen, der in den Templerorden aufgenommen wurde. Der Ritus fand im Jahr 1287 an einem geheimen Ort statt. Nur die Ordensbrüder durften diese Stätte betreten. Und der Novize sah hier ein langes Leinentuch, das die Gestalt eines Mannes zeigte. Der junge Templer musste die Füße des Bildnisses dreimal küssen, so heißt es in dem Bericht, der erst 1314, also im Jahr der Zerschlagung des Ordens, bekannt wurde. Obwohl Papst Clemens V. die Templer der Ketzerei laut einer früheren Archiv-Entdeckung von Dr. Frale nicht für schuldig erachtete (siehe Bericht vom 16. Januar 2009: »Templernachfahren im Rechtsstreit mit dem Papst?«), beugte er sich dem Druck des Königs von Frankreich, Philip IV., der seinerseits ein Schuldner der Templer war und nach den unermesslichen Reichtümern der Ordensleute trachtete. Damit war der Untergang der Templer offenbar besiegelt. Einer unbestätigten Theorie zufolge zeigt das Turiner Grabtuch übrigens keineswegs Jesus Christus, sondern den 23. und letzten Großmeister der Templer, Jacques de Molay, der 1314 zusammen mit anderen Ordensleuten auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.
Bilder ebenfalls bei der Quelle zu finden:
http://info.kopp-verlag.de/news/templer-hueteten-turiner-grabtuch.html
LG
Lilu
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Alles muß ich neu durchdenken, von Grund auf,
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Albert Einstein (1879-1955)