Dilla´s & Eva´s grenzwissenschaftl. & polit. Forum - Konventionelle Archäologie, Anthropologie und Paläonthologie

Ein wissenschaftlicher "Schöpfungsmythos"?

Ein wissenschaftlicher "Schöpfungsmythos"?

Hallo @ll,

vor Kurzem las ich einen Artikel, der mich schon sehr verwundert hat. In diesem Artikel war von LUCA (Last Common Universal Ancestor) die Rede. LUCA nennen Wissenschaftler einen (hypothetischen) Organismus, der vor etwa 3,5 bis 3,8 Mrd. Jahren gelebt haben soll und von dem alle Lebewesen auf der Erde abstammen sollen.

Darüberhinaus soll LUCA nicht einmal das erste Lebewesen auf der Erde gewesen sein. Frühere "LUCAs" sollen aber ohne Nachfahren zu hinterlassen ausgestorben sein.

LUCA soll bereits verschiedene Merkmale heutiger Lebewesen besessen haben. Sein genetischer Code gründete auf DNS, die bei ihm bereits aus vier verschiedenen Nukleotiden bestand. Auch die typische Doppelstrang-Form der DNS soll LUCA bereits besessen haben. Die RNS vermittelte auch bei LUCA den Gencode bei der Vererbung und codierte den Aufbau von Proteinen. Glukose soll als Energiequelle gedient haben. Die Zellen von LUCA sollen bereits von einer Membran umgeben gewesen sein, die Vermehrung sich durch Duplizierung aller Bestandteile und anschließende Zellteilung vonstatten gegangen sein. LUCA war aber noch ein Einzeller.

Fossilien von ihm gibt es nicht - ist bei Einzellern auch nicht so einfach. Aber die Wissenschaftler wollen die genetischen Spuren zurück verfolgt haben und kamen so auf dieses (hypothetische) Urwesen.

Französische Forscher haben inzwischen sogar die wahrscheinlichen Lebensumstände von LUCA rekonstruiert. Ursprünglich nahm man an, dass LUCA sich in einem eher heißen Klima entwickelt hat. Andere Forscher gingen von einem eher kühleren Klima aus. Inzwischen hat man anscheinend einen Mittelweg gefunden - über Jahrmillionen entwickelte sich LUCA zunächst unter einer für ihn besten Wachstumtemperatur von unter 50°C, um sich schließlich bei einer Idealtemperatur von 50 bis 80°C weiter zu entwickeln. Kurz darauf spalteten sich aus diesem Ur-Organismus die ersten gemeinsamen Vorfahren von Bakterien, Archaeen und Eukryoten ab. Gegen "Ende seiner Tage" passte sich LUCA wieder einem kühleren Klima an.

Schon sehr interessant das Ganze, mutet in meinen Augen dennoch mehr einem Schöpfungsmythos an. Anstatt Gott oder Götter wird hier ein hypothetischer Organismus eingesetzt. Andererseits könnte hier auch etwas dran sein. Was haltet ihr von dem Ganzen?

Liebe Grüße,
Eva

Die Welt hat Platz für jedermann, aber nicht für jedermanns Gier (Indira Gandhi)
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Wenn eine Idee anfangs nicht absurd klingt, besteht keine Hoffnung für sie! (Albert Einstein)

Re: Ein wissenschaftlicher "Schöpfungsmythos"?

Hallo Eva,
sehr interessant. Frage, habe da keine Infos: war denn die Erde vor 3,8 Mrd Jahren schon so weit heruntergekühlt , 50-80 C°?
Luca könnte dann meines Erachtens nur mit einem Kometeneinschlag auf die Erde gelangt sein. Nur wo kam er dann her?
Andererseits eine Analyse eines Zeitraums vor über 3.000.000.000 Jahren erstellt zu haben wollen, klingt mir sehr utopisch.

Gruß dilla

Re: Ein wissenschaftlicher "Schöpfungsmythos"?

Hallo Dilla und @ll,

neueste Forschungen gehen davon aus, dass bereits vor 4,3 Mrd. sich bereits die Erdkruste gebildet hat und es kurz darauf auch schon Ozeane gab und die Temperatur in den Bereichen war, in denen bereits (einfaches) Leben existieren konnte.

So wie ich die Forscher verstanden habe, ist LUCA auf der Erde entstanden. Von einem Kometeneinschlag war nicht die Rede.

Halte es ebenfalls für sehr gewagt aufgrund des "Bisschen wissenschaftlicher Erkenntnisse" über die Frühzeit der Erde, hier ein "Bild" über das Leben vor 3,8 - 3,0 Mrd. Jahren zu erstellen. Da diese Theorie aber, so wie ich es verstanden habe, von Genetikern aufgestellt wurde, könnte schon etwas dran sein.

Genaueres über LUCA habe ich bis jetzt nur auf englischsprachigen Seiten gefunden und muss das Ganze noch übersetzen.

Für alle, die schon mal in die (teils recht umfangreichen) englischen Texte schauen möchten noch zwei Links:

http://www.actionbioscience.org/newfrontiers/poolepaper.html

http://www.biology-direct.com/content/pdf/1745-6150-3-29.pdf

Liebe Grüße,
Eva

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Re: Ein wissenschaftlicher "Schöpfungsmythos"?

Neues zu LUCA:

http://www.heise.de/tp/artikel/35/35624/1.html

Sehr interessant finde ich, wenn vielleicht auch etwas weiter hergeholt.

Liebe Grüße,
Eva

Es ist unglaublich, dass nichts von dem, was man geschichtlich für überholt hielt, wirklich verschwunden ist. Alles ist da, bereit zur Wiederauferstehung. (Jean Boudrillard - Die Illusion des Endes)