Jung: Taliban nehmen Bundeswehr in Afghanistan ins Visier
Die Anschläge in Afghanistan zeigen laut Verteidigungsminister Jung, dass die Bundeswehr ein Ziel der Taliban ist. Während Jung versucht, die Lage am Hindukusch mit Entschädigungszahlungen zu beruhigen, spricht der Bundeswehrverband offen von Krieg.
"Wir befinden uns im Krieg gegen einen zu allem entschlossenen, fanatischen Gegner", sagte der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Bernhard Gertz, der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Die Bundesregierung solle das auch klar sagen. Gertz kritisierte, dass beim Tod von Bundeswehrsoldaten nicht davon gesprochen werde, sie seien "gefallen", sondern "ums Leben gekommen": "Da wird schon verschleiert, da wird die Wahrheit verschwiegen."
Auch der frühere Bundeswehr-Generalinspekteur Harald Kujat sagte dem Bonner "General-Anzeiger", die Bundesregierung habe es versäumt, "klarzumachen, dass der Afghanistan-Einsatz auch die Sicherheit und das Leben unserer Soldaten gefährdet, und zwar in zunehmendem Maße". Er bemängelte zugleich eine unzureichende Ausrüstung der Truppe.
Ministerium zahlt Entschädigung
Regierungssprecher Ulrich Wilhelm wies die Vorwürfe zurück und hob hervor, die Risiken des Einsatzes seien nie verschwiegen worden. Es bleibe aber dabei, "dass unser Einsatz im Interesse Deutschlands und Afghanistans ohne Alternative ist". Ohne die internationale Präsenz würde das Land ins Chaos stürzen und sich der Terrorismus wieder ausbreiten. Wilhelm bekräftigte aber auch, das militärische Vorgehen dürfe nicht im Vordergrund stehen, sondern müsse mit dem zivilen Aufbau vernetzt werden.
Offenbar US-Operation in Pakistan
Bei einem Angriff ausländischer Truppen im Nordwesten Pakistans sind nach Angaben lokaler Behörden 20 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Toten seien auch Frauen und Kinder. Augenzeugen berichteten von einem Angriff dreier Kampfhubschrauber vor Tagesanbruch, andere beobachteten zudem Kommandotruppen am Boden.
In der Grenzregion zu Afghanistan kam es wiederholt zu Aktionen von US-Einheiten. Eine Sprecherin der NATO-Kräfte in Afghanistan sagte, sie habe keine Informationen über den Vorfall. Der Sprecher der davon unabhängigen US-geführten Truppen wollte sich nicht äußern. Die pakistanische Armee bestätigte zwar, dass es einen Angriff gab, wollte aber nichts zu einer möglichen Beteiligung von ausländischen Truppen sagen. "Unschuldige pakistanische Bürger erlitten den Märtyertod", sagte der Gouverneur der Provinz, Owais Ahmed Ghani. Die Grenzregion von Pakistan und Afghanistan gilt als Hochburg der Taliban und des Terrornetzwerkes El Kaida.
Mit Material von dpa, reuters, ap und afp http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/25/0,3672,7302745,00.html
LG Lilu
"Immer weigere ich mich, irgendetwas deswegen für wahr zu halten, weil Sachverständige es lehren, oder auch, weil alle es annehmen.
Jede Erkenntnis muss ich mir selbst erarbeiten. Alles muß ich neu durchdenken, von Grund auf, ohne Vorurteile."
Albert Einstein (1879-1955)
Re: Bundeswehrverband: "Wir sind im Krieg"
Hallo Lilu,
habe davon in den Nachrichten gehört. Endlich nennt jetzt wenigstens der Bundeswehrverband die Sache beim richtigen Namen. Wundert mich nicht, dass dies einigen Politikern (und nicht nur diesen) nicht gefällt - "Aufbauhilfe" hört sich ja viel besser an und ist mehr vereinbar mit unserem Grundgesetz als von "Krieg" zu sprechen und lässt sich ja auch besser verkaufen, als die Wahrheit über diesen Bundeswehrkriegseinsatz.
Liebe Grüße, Eva
Die Welt hat Platz für jedermann, aber nicht für jedermanns Gier (Indira Gandhi) ----------------------------------------------------------------------------- Das Versagen einer Elite beginnt damit, dass sich die Falschen dafür halten. (Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger, deutscher Chemiker)
Re: Bundeswehrverband: "Wir sind im Krieg"
Zitat aus der Berliner Umschau dazu und weiteres zur aktuellen Situation:
Zitat: Verteidigungsminister Franz Josef Jung, der nach der Eskalation der Lage im deutschen Besatzungsgebiet überraschend in Afghanistan eingetroffen war, wollte das nicht so sehen.
Richtig ist: Dieser Hauptfeldwebel ist für die Bundesrepublik Deutschland gefallen, so Gertz in der Neuen Osnabrücker Zeitung. Wofür, darüber kann man streiten.Ohne Zweifel ist der Mann jedoch gefallen, nicht irgendwie ums Leben gekommen oder schlicht getötet worden, wie es unisono in der deutschen Medienlandschaft hieß. Gertz weiß dies und er forderte eine bessere Begründung für den Kriegseinsatz. Der Allgemeinplatz von der Aufbauhilfe trägt nicht mehr, seit die Bundeswehr zum 1. Juli die Schnelle Eingreiftruppe übernommen hat und die Luftwaffe seit rund einem Jahr Zielerfassungsflüge durchführt.
Jung hingegen sieht nach wie vor keinen Krieg und verwendet dafür spitzfindige Begründungen. Bei dem Begriff denke man an die Situation von 1945, sagte er leicht aufgebracht dem Fernsehen. Im Klartext heißt dies: die Vokabel wird an Kampfhandlungen auf deutschem Boden geknüpft und damit politisch definiert. Das ist nicht neu, nur noch nicht ausgesprochen worden.
Unterdessen bemüht sich das politische Berlin, die Frontlage zu entschärfen. Mit Blutgeld für die Angehörigen der bei Kundus in der Vorwoche erschossenen Zivilisten. Damit solle Blutrache verhindert werden. Mit der Geste zeigte man sich jovialer als die US-Besatzer, aber es kann an der Situation nicht viel ändern. Die eingeschaltete Staatsanwaltschaft ist sich im übrigen unsicher, ob die von der Bundeswehr geschilderte Lage an dem Kontrollpunkt überhaupt den Tatsachen entspricht. Möglich, daß der beschossene Wagen gar nicht auf die Soldaten zufuhr, sondern ein Wendemanöver unternahm.
Nach Jungs Worten müsse Deutschland dennoch auf dem afghanischen Schauplatz bleiben. Jene, die jetzt den Abzug forderten, würden das Geschäft derer erledigen, die Anschläge verüben. Damit war wohl in erster Linie die Linke gemeint, die klar für ein Ende der Hindukusch-Expedition ist. Die Grünen zeigen sich dagegen gespalten. Parteichefin Claudia Roth unterschied am Montag in die OEF-Mission, die man ablehne, und den Isaf-Einsatz. Fraktionsvize Jürgen Trittin forderte mehr zivile Hilfe. Vor Ort wird man diesen feinen Unterschied sicher nachvollziehen.
Die Taliban vemelden unterdessen weiter Siege. Der 36jährige David J. Todd Jr soll der 101 US-Gefallene sein, den sie in diesem Jahr getötet haben, vermelden Internetmedien, die der Organisation nahe stehen. Überprüfbar ist dies nicht. Jedoch häufen sich die Vorstöße und Kampfhandlungen der Taliban in den vergangenen Monaten erkennbar.
Die USA verlieren den Krieg gegen die Taleban gerade, schrieb Anthony Cordesman vom Washingtoner Center for Strategic and International Studies. Und auch ein Vertreter der US-Armee bestätige, daß man selbstverständlich Krieg gegen den Terrorismus führe. Jenseits des Atlantik scheint man klarere Vokabeln zu wählen.
Veröffentlicht: 4. September 2008Und nciht zu vergessen, dass, seitdem die Deutschen dort stationiert sind, 28 Deutsche mittlerweile insgesamt ihr Leben gelassen haben. Aber wir sind ja nicht im Krieg. Aufbauhilfe.
LG Lilu
<hr>"Immer weigere ich mich, irgendetwas deswegen<br>für wahr zu halten,<br>weil Sachverständige es lehren, oder auch,<br>weil alle es annehmen.<br><br>Jede Erkenntnis muss ich mir selbst erarbeiten.<br>Alles muß ich neu durchdenken, von Grund auf,<br>ohne Vorurteile."<br><br>Albert Einstein (1879-1955)
Re: Bundeswehrverband: "Wir sind im Krieg"
Hallo @ll,
der Artikel unter diesem Link hat zwar nicht direkt etwas mit Afghanistan zu tun , mit Krieg bzw. Kriegsvorbereitungen meiner Ansicht nach jedoch schon.
Liebe Grüße, Eva
Die Welt hat Platz für jedermann, aber nicht für jedermanns Gier (Indira Gandhi) ----------------------------------------------------------------------------- Das Versagen einer Elite beginnt damit, dass sich die Falschen dafür halten. (Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger, deutscher Chemiker)
Re: Bundeswehrverband: "Wir sind im Krieg"
Danke für den interessanten Bericht-Hinweis.
LG Lilu
"Immer weigere ich mich, irgendetwas deswegen für wahr zu halten, weil Sachverständige es lehren, oder auch, weil alle es annehmen.
Jede Erkenntnis muss ich mir selbst erarbeiten. Alles muß ich neu durchdenken, von Grund auf, ohne Vorurteile."
Albert Einstein (1879-1955)
Re: Bundeswehrverband: "Wir sind im Krieg"
Hallo Lilu,
gern geschehen.
Was Jung betrifft - man kann sich ja alles schön reden. Ob Krieg auf deutschem Boden oder mit deutschen Soldaten im Ausland - Krieg bleibt Krieg, da gibt's eigentlich nichts zum Schönreden, im Gegenteil, klare Benennungen sind hier mehr als notwendig finde ich.
Liebe Grüße, Eva
Die Welt hat Platz für jedermann, aber nicht für jedermanns Gier (Indira Gandhi) ----------------------------------------------------------------------------- Das Versagen einer Elite beginnt damit, dass sich die Falschen dafür halten. (Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger, deutscher Chemiker)