Nuklearer Dammbruch
Von Martin Ling
Er ist ein weiteres gefährliches Vermächtnis der Bush-Regierung: der Atomvertrag mit Indien. Durch die Zustimmung des US-Kongresses erhält Delhi nun faktisch den Freibrief zur atomaren Aufrüstung. Dass beide Seiten unisono betonen, dass es bei dem Nukleardeal ausschließlich um die zivile Nutzung von Atomkraft geht, ändert daran herzlich wenig. Zum ersten Mal bekommt ein Land, das sich vehement weigert, dem Atomwaffensperrvertrag beizutreten, trotzdem Atomtechnologie. Das ist ein Dammbruch. Damit wird Indien faktisch in die Lage versetzt, atomare Aufrüstung zu betreiben. Allein diese Möglichkeit hat den Nachbarn Pakistan bereits zur Warnung vor einem neuen Rüstungswettlauf veranlasst. Die Geschichte der beiden Nachbarstaaten zeigt, dass solche Warnungen keine Rhetorik sind.
Und warum sollte Pakistan, Israel und Iran nicht billig sein, was Indien recht ist? Pakistan pocht ebenfalls darauf, als verantwortungsvoller Atomstaat anerkannt zu werden, eben das, was die USA aus eigenem strategischen Interesse Indien zugestehen. Denn Indien soll als Verbündeter gegen das aufstrebende China in Stellung gebracht werden.
Iran ist gar im Gegensatz zu Pakistan, Indien und Israel dem Atomwaffen-Sperrvertrag beigetreten und hat demnach das Recht auf friedliche Nutzung der Kernkraft. Laut Vertrag ohne Wenn und Aber. Trotzdem wird von den Mullahs der Verzicht auf die Urananreicherung gefordert ohne dass bisher stichhaltige Beweise erbracht werden konnten, dass Iran in der Vergangenheit an eigenen Atomwaffen getüftelt hat oder es künftig vorhat. Diese Doppelmoral ist alles andere als friedensfördernd.
LG
Lilu
"Immer weigere ich mich, irgendetwas deswegen
für wahr zu halten,
weil Sachverständige es lehren, oder auch,
weil alle es annehmen.
Jede Erkenntnis muss ich mir selbst erarbeiten.
Alles muß ich neu durchdenken, von Grund auf,
ohne Vorurteile."
Albert Einstein (1879-1955)