Dilla´s & Eva´s grenzwissenschaftl. & polit. Forum - M 2009

Chinesische Regierung verordnet Zwangsrauchen

Chinesische Regierung verordnet Zwangsrauchen

Man könnte meinen, wir sitzen in einem schlechten Theater:

Von Johnny Erling 4. Mai 2009, 17:45 Uhr

Da, wo sonst der Pfeffer wächst, wird es rauchig: Denn die Kreisregierung von Gong'an hat ein außergewöhnliches Konzept zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise: Die Beamten der Provinz Hubei sollen bis Jahresende 23.000 Stangen Zigaretten bei Konferenzen verpaffen – zum Wohle der Konjunktur.

Während in Deutschland bisher nur Autos abgewrackt werden, will man in China beim Kampf gegen die Krise auch menschliche Lungen ruinieren. Die Kreisregierung von Gong'an in der Provinz Hubei verlangt von ihren Beamten, dass sie mehr rauchen sollen, um die heimische Konjunktur anzukurbeln. Weil in Gong'an nicht nur der Pfeffer wächst, sondern auch Tabak, setzte die Gongan-Regierung im April ihren Beamten ein Planziel zum Verbrauch lokaler Zigarettenmarken bei Konferenzen oder Schulungen.

Die Hubeier Zeitung „Chutian Dushibao“ enthüllte, dass die Beamten bis zum Jahresende 23.000 Stangen Zigaretten im Wert von umgerechnet einer halben Millionen Euro wegzupaffen haben. Alle Ämter, die ihre monatlich festgelegte Quote nicht erfüllen, müssen mit Geldbußen rechnen, sie erhalten dann jeweils 110 Euro weniger an Finanzzuweisungen. Offenbar ist es den Bürokraten ernst mit der Vorgabe: Über „Kippenkontrollen“ der Aschenbecher durch plötzlich auftauchende Inspektoren, berichtete die Rechtszeitung „Fazhi Wanbao“.

Doch regt sich auch Kritik an dem Planziel, wobei allerdings nicht Gesundheitsargumente, sondern ordnungspolitische Grundsätze im Vordergrund stehen. Pekings „Hauptstadtzeitung“ sieht „gefährliche Signale“, wenn Lokalregierungen auf eigene Faust die Wirtschaft beleben wollten. Zudem liege hier Amtsmissbrauch von Behörden vor, die mit Tabakkonzernen gemeinsame Sache machten. Die „Global Times“ warnte ebenfalls vor lokalem Protektionismus und dem gefährlichen Versuch ländlicher Steuerbehörden, ihre Einnahmen aus der regionalen Tabakwirtschaft zu erhöhen.

Dass der Qualm eine große Rolle in Chinas Ökonomie spielt, ist dabei unbestritten. Die Zahl der Raucher wird auf 350 Millionen geschätzt, die dem Staat Milliarden an Steuereinnahmen bringen. „Rauchen kann die Wirtschaft entzünden“, stellte die „South China Morning Post“ fest.

http://www.welt.de/vermischtes/article3673506/Chinesische-Regierung-verordnet-Zwangsrauchen.html

***

Was soll man dazu sagen? Mir fällt nix passendes gerade ein. Wenn es nicht so traurig wäre, dann könnte man sich darüber kaputt lachen.

LG
Lilu


"Immer weigere ich mich, irgendetwas deswegen
für wahr zu halten,
weil Sachverständige es lehren, oder auch,
weil alle es annehmen.

Jede Erkenntnis muss ich mir selbst erarbeiten.
Alles muß ich neu durchdenken, von Grund auf,
ohne Vorurteile."

Albert Einstein (1879-1955)

Re: Chinesische Regierung verordnet Zwangsrauchen

Hallo Lilu,

manche kommen angesichts der Krise schon auf verrückte Ideen.

Liebe Grüße,
Eva

Es gehört oft mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern als ihr treu zu bleiben. (Friedrich Hebbel)
-----------------------------------------------------------------------------
Bezweifle niemals, dass eine kleine Gruppe fürsorglicher, engagierter Leute die Welt verändern kann; tatsächlich sind es die Einzigen, die es je haben." (Margaret Mead)

Re: Chinesische Regierung verordnet Zwangsrauchen

Hallo Eva,

ich find es schon fast mehr dramatisch als verrückt, denn es macht sehr deutlich, wie weit Regierungen mit der Bevormundung der Bevölkerung fortgeschritten sind.
Da ist es nur noch ein ganz kleiner Schritt, um festzulegen, welche Nahrungsmittel auf den Tisch gehören.

Hier wird extremer Druck auf den Einzelnen ausgeübt, der aus Angst - in diesem Falle die Angst seinen Job verlieren zu können - diese Unterdrückung zulässt, um seien Familienangehörigen ernähren zu können.
Das Äußerste wird von Regierungsmächten abverlangt, um das Geringste Recht der Nahrungsaufnahme dem Bürger bieten zu können.

Wenn das kein "guter Deal" ist.

Vielleicht sollte man mittlerweile froh sein darüber, dass es so ist, wie es ist und nicht noch arg schlimmer. Mit dem Machtpotential der Regierungen und deren Durchsetzungskraft, könnten sie den Menschen heutzutage zu weit aus anderen Dingen mobilisieren.
Doch mit dieser Sichtweise kann ich mich irgendwie auch nicht identifizieren, denn dann hat man geistig bereits aufgehört zu leben und geht über in einem lethargischen Ertragen.
Nur vermutlich wird es viele geben die so oder ähnlich denken, da es bei sehr vielen um das Überleben geht, um die Grenze zwischen Armut und zu viel zum Sterben zu besitzen, und zu wenig, um vernünftig und vor allem menschlich leben zu können.
Jedweder Respekt und Achtung vor dem anderen Individuum ist Regierungsmächten verloren gegangen; es steht die Ausbeutung an erster Stelle, Verluste nimmt man herzlos in Kauf.

Und es ist erstaunlich wie viel Last jeder einzelne Bürger zu tragen vermag, was vor allem - leider meist unbewusst für den Einzelnen - die unglaubliche Stärke deutlich zeigt, die im Volke liegt!
Es ist leicht solche und ähnliche Gesetze herauszubringen, wenn es einem selbst nicht betrifft. Dazu benötigt man weder Stärke, noch eisernen Überlebenswillen, auch keine Hoffnung, auch keine Selbstüberwindung und noch weniger Tatkraft.

All das besitzt der Einzelne im Volke und ist sich seiner Stärken überhaupt nicht bewusst.
Doch die Geschichte hat gezeigt, dass jedes Sklaventum sich irgendwann erhebt und gegen die Unterdrückung vorgeht.
Grenzen wurden längst genügend überschritten, eher nur eine Frage der Zeit, bis es zu noch weitaus stärkeren Unruhen kommen wird, die einfach nur verständlich sind.
Wenn man jeden Tag sienen Arbeiter schlägt, wird man irgendwann von ihm selbst verprügelt.

Irgendwo las ich mal in einem Bericht, dass in der heutigen Zeit eine Unmenge mehr Sklaven weltweit gehalten werden als zu Zeiten des Sklaventums.


LG
Lilu


"Immer weigere ich mich, irgendetwas deswegen
für wahr zu halten,
weil Sachverständige es lehren, oder auch,
weil alle es annehmen.

Jede Erkenntnis muss ich mir selbst erarbeiten.
Alles muß ich neu durchdenken, von Grund auf,
ohne Vorurteile."

Albert Einstein (1879-1955)

Re: Chinesische Regierung verordnet Zwangsrauchen

Hallo Lilu,

so gesehen stimme ich Dir weitgehend zu. Die Bevormundung des einfachen Volkes ist wirklich schon sehr weit fortgeschritten, nicht nur in China, wenn ich z. B. an die Äußerungen eines Herrn Hoppe bzgl. Krankenversicherung in BRD denke.

Andererseits liegt es aber nicht nur bei den Herrschenden. Auch im einfachen Volk ist sich leider noch immer in der Regel jeder sich selbst der Nächste. Zwar denken immer mehr um aber gesamt gesehen sind das nach wie vor viel zu wenige.

Liebe Grüße,
Eva

Es gehört oft mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern als ihr treu zu bleiben. (Friedrich Hebbel)
-----------------------------------------------------------------------------
Bezweifle niemals, dass eine kleine Gruppe fürsorglicher, engagierter Leute die Welt verändern kann; tatsächlich sind es die Einzigen, die es je haben." (Margaret Mead)

Re: Chinesische Regierung verordnet Zwangsrauchen

Zitat:
Andererseits liegt es aber nicht nur bei den Herrschenden. Auch im einfachen Volk ist sich leider noch immer in der Regel jeder sich selbst der Nächste. Zwar denken immer mehr um aber gesamt gesehen sind das nach wie vor viel zu wenige.Da stimme ich dir völlig zu. So ist das leider.


LG
Lilu


"Immer weigere ich mich, irgendetwas deswegen
für wahr zu halten,
weil Sachverständige es lehren, oder auch,
weil alle es annehmen.

Jede Erkenntnis muss ich mir selbst erarbeiten.
Alles muß ich neu durchdenken, von Grund auf,
ohne Vorurteile."

Albert Einstein (1879-1955)