sechs Tage, nachdem die Sonde Phönix auf dem Mars direkt Wasser nachgewiesen hat, gibt es jetzt Hinweise auf eine unerwartete Chemikalie im Marsboden. Phönix hat in zwei Bodenproben möglicherweise Perchlorat entdeckt, ein starkes Oxidationsmittel. Die Analyseergebnisse sind jedoch unterschiedlich. Das Nasschemielabor MECA der Sonde entdeckte Anzeichen für Perchlorat im Marsboden, das Gasanalyseinstrument TEGA dagegen fand keine Spur dieser Substanz in einer anderen Bodenprobe. Frühere TEGA-Messungen von Oberflächenmaterial waren dagegen durchaus vereinbar mit dem Vorhandensein von Perchlorat. Bodenproben wurden auch aus einer Schicht direkt über einer Lage weißen Materials , das die Wissenschaftler für Eis halten, genommen. Die weiße Schicht selbst dagegen ist so hart, dass die Schaufel am Roboterarm noch keine Proben herauskratzen konnte. (Ob es wirklich Eis ist? )
Die Proben aus der Schicht über dem vermeintlichen Eis waren äußerst klebrig (kam auch schon in früheren Proben vor). Die Chemie dieses klebrigen Marsbodens gibt den Forschern noch immer Rätsel auf. Am Anfang deuteten die Analyseergebnisse auf einen erdenähnlichen Boden hin, weitere Analysen deckten, wie das Phönix-Team es nennt, unirdische Aspekte in der Bodenchemie auf. Hierzu gehört auch das Perchlorat.
Aber es kommt noch besser. Angeblich musste die NASA die uneindeutigen Ergebnisse der letzten Analysen verfrüht veröffentlichen, weil falsche Gerüchte (gibt's auch richtige?) über einen möglichen Fund von Leben auf dem Roten Planeten die Runde machten und sich zu verselbständigen drohten.
Ausgangspunkt sollen teilweise durchgesickerte Phönix-Ergebnisse der letzten Tage sein, die u. a. auch wieder das Perchlorat zum Gegenstand haben. Ein US-amerikanisches Fachblatt veröffentlichte Anfang August einen Bericht, der mit "unveröffentlichte Phönixanalysen würden Hinweise auf die Möglichkeit von Leben auf dem Mars offenbaren" eingeleitet wurde. Auch sei das Weiße Haus vorab über die Resultate informiert worden.
Die NASA meint dazu, dass dieser Bericht missverständlich gewesen sei, es müsste auch der Perchlorat-Nachweis mit einer zweiten positiven Analyse bestätigt werden, außerdem könnte auch Treibstoff aus der Sonde ausgelaufen sein und somit das Perchlorat quasi mitgebracht worden sein und außerdem sei in diesem Fall "das Weiße Haus" einfach der fachlich interessierte wissenschaftliche Berater des Präsidenten.
Dabei ist dieser (vermeintliche) Perchlorat-Fund nicht der erste Hinweis auf starke Oxidationsmittel im Marsboden. Auch die Viking-Sonden in den 1970ern lieferten merkwürdig erscheinende Resultate, welche auf Wasserstoffperoxide oder ähnliche Substanzen (wie Perchlorat) hindeuteten.
Also irgendwie erinnert mich das Ganze an Roswell - erst bestätigt, dann dementiert. Zumal ja nicht ein Boulevardblatt in den USA darüber berichtete sondern ein Fachblatt. War jedoch zu erwarten, dass die Öffentlichkeit, falls Spuren vor allem von höherem Leben auf dem Mars entdeckt werden, wohl eher nichts erfährt. Mal sehen, was da demnächst noch veröffentlicht wird. Manchmal kann man auch vieles "zwischen den Zeilen" entdecken.
Liebe Grüße, Eva
Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht übersteigt, erst dann wird die Welt endlich wissen, was Frieden heisst. (Jimi Hendrix, Musiker, (1942-1970)) ----------------------------------------------------------------------------- Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluß vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, daß man Geld nicht essen kann. (Weisheit der Cree-Indianer)
Re: Verwirrspiel um Leben auf dem Mars
Noch ein paar Ergänzungen:
Perchlorat kommt auch auf der Erde vor. Sein Vorhandensein auf dem Mars bedeutet darum nicht zwangsläufig, dass dort z. B. Mikroorganismen nicht existieren können.
Was ich aber besonders interessant finde - Perchlorat findet bei uns u. a. Anwendung in der Waffentechnik, es ist in einigen Sprengstoffen und in Festtreibstoffen für Raketen (!) enthalten.
Einige Experten halten es für unwahrscheinlich, dass wegen dem Perchlorat auf dem Mars bzw. dem Vorhanden- oder Nicht-Vorhandensein von Mikroben auf dem Mars extra das Weiße Haus unterrichtet werden würde. Es waren womöglich also andere Gründe vorhanden für diese Maßnahme. Manche gehen davon aus, dass die NASA aus anderen Gründen eine Pressekonferenz einberufen wollte, die aber so jetzt nicht stattfand und höchstwahrscheinlich auch nicht mehr stattfinden wird.
Derweil haben andere Forschungsgruppen bestätigt, dass es auf dem Mars im Lauf seiner Geschichte unterschiedliche Umweltmilieus gegeben hat, die aber eine Gemeinsamkeit hatten - es waren alles Feuchtgebiete. Herausgefunden haben die Wissenschaftler dies mit Hilfe der Marssonde "Mars Reconnaissance Orbiter" welche mit einem Spektrometer den Marsboden erforscht.
Unter anderem entdeckten sie zweifach positiv geladenes Eisen. Auf der Erde kommt Eisen in der Regel in der dreiwertigen Variante vor, zweiwertiges Eisen entsteht bei uns meistens durch Einwirkung von Mikroben auf das dreiwertige Eisen. Also doch zumindest Mikroorganismen auf dem Mars?
Wieder andere glauben, dass die NASA bestimmte Informationen nur deshalb zurückhält, damit weiter Forschungsgelder für Marsmissionen fließen.
Wie auch immer - die Wahrheit wird hier wohl wieder einmal dazwischen liegen...
Liebe Grüße, Eva
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Re: Verwirrspiel um Leben auf dem Mars
Hallo @ll,
unter nachstehendem Link findet ihr einen Artikel über die Kontroverse um (evtl.) Mars-Fossilien:
Die Welt hat Platz für jedermann, aber nicht für jedermanns Gier (Indira Gandhi) ----------------------------------------------------------------------------- Wenn eine Idee anfangs nicht absurd klingt, besteht keine Hoffnung für sie! (Albert Einstein)
Re: Verwirrspiel um Leben auf dem Mars
Marsleben vernichtet?
Andreas von Rétyi Mit dem Mars ist das ja so eine Sache: Von allen Planeten im Sonnensystem weist er wohl die größte Ähnlichkeit zu unserer eigenen Welt auf. Und schon lange suchen Astronomen nach Leben dort oben. Nur fündig wurden sie anscheinend noch nicht. Nur, mit eben mal kurz nachgucken ist es nicht getan. Außerdem kommts immer noch drauf an, wie man sucht. Und da ging bei Mars alles so richtig schief. Denn wie sich jetzt herausstellt, haben Wissenschaftler bei ihrer Suche möglicherweise genau das vernichtet, wonach sie Ausschau gehalten haben!
Wann immer die Frage ins Gespräch kommt, wo es denn außerhalb der Erde noch Leben im Sonnensystem geben könnte, wird mit Sicherheit zuallererst der Mars genannt werden. Das ist heute so wie vor 100 Jahren.
Marskanäle und die Diskussion um verborgene Basen intelligenter Lebensformen einmal außer Acht gelassen, bleibt immer noch das Rätsel bestehen, ob zumindest primitives Leben auf dem Roten Planeten existiert. In der Frühzeit war Mars ein wasserreicher Planet, dafür sprechen zahlreiche Oberflächenmerkmale, wie sie auf Raumsondenbildern entdeckt wurden. Es könnte dort oben Fossilien geben sensationelle Funde für Astronauten einer ersten bemannten Mars-Mission. Und es könnte noch jetzt, direkt in Oberflächennähe, stellenweise vor Leben nur so wimmeln.
Schon 1976 führte die NASA daher an Bord ihrer Viking-Lander kleine Labors mit, um Bodenproben zu entnehmen und chemisch-biologisch zu untersuchen. Es gab ein Photosynthese-, ein Stoffwechsel- und ein Gasaustausch-Experiment. Die Experimente verliefen widersprüchlich, ließen aber insgesamt doch eher einen positiven Schluss hinsichtlich mikrobiellen Lebens auf dem Mars zu. Interessanterweise wurde aber dann offiziell entschieden, dass keinerlei Leben nachgewiesen wurde. Eine sehr deutliche, sehr klare Auskunft. Nur sie schien einzig politisch motiviert gewesen zu sein. Denn eine wesentliche Vorgabe der Mission war, endgültig zu klären, ob es dort oben Leben gibt oder nicht. Ein »vielleicht« als Antwort wäre demnach also nicht in Frage gekommen. Und die Existenz wirklich zu beweisen, war eben nicht möglich. Dies aber auch einem anderen Grund, der jetzt erst aufgedeckt werden konnte.
Offenbar schien man damals nicht einmal winzige Mengen organischer Stoffe auf der Marsoberfläche nachgewiesen zu haben. Doch selbst, wenn diese Substanzen auf dem Planeten selbst ursprünglich nicht vorhanden waren, mussten sie zwangsläufig mittels abstürzender Kometen und Asteroiden dorthin verfrachtet worden sein. Und genau deshalb hätte zumindest irgendetwas gefunden werden müssen. Aber nichts. Was führte zu dieser absoluten organischen Ebbe?
Im vergangenen Jahr stieß dann der Phoenix-Lander bei seiner ebenfalls ergebnislosen Suche nach organischem Material auf Perchlorate im Marsboden chemische Verbindungen, die auch für Raketenantriebe genutzt werden. Sobald diese Perchlorate erhitzt werden, setzen sie große Mengen an Sauerstoff frei. Brennbares Material entzündet sich und ist demnach futsch. Für die Suche nach organischen Substanzen sahen die Viking- und Phoenix-Experimente aber die automatische Erhitzung der Proben vor, um sie zu verdampfen und das Gas dann auf seine Inhaltsstoffe hin untersuchen zu können.
Douglas Ming vom Johnson-Raumfahrtzentrum der NASA führte kürzlich ähnliche Versuche durch und erhitzte organisches Material zusammen mit Perchloraten. Und nichts blieb übrig. Selbst wenn also der Marsboden vor komplexen Kohlenstoffverbindungen und auch lebenden Mikroben nur so wimmelte, niemand hätte etwas davon mitbekommen. NASA-Forscher Chris McKay kommentiert klar und deutlich: »Wir haben damals nicht auf die richtige Weise gesucht.« So kann man es nennen. Genauso sieht es auch Jeffrey Bada von der Universität Kalifornien. Er betont die Notwendigkeit neuer Methoden. Er arbeitet auch an einem neuen Projekt der europäischen Raumfahrtbehörde: ExoMars. Dieser Mars-Rover soll 2016 auf seine Reise gebracht werden. Mit an Bord ist ein Instrument namens Urey, für das Bada die Hauptverantwortung trägt. Benannt nach Harold C. Urey, der seinerseits bedeutende Forschungen zur Entstehung des Lebens durchgeführt hat, soll dieses moderne Mars-Labor winzigste Mengen organischen Materials nachweisen können. Zwar werkelt auch Urey bei hohen Temperaturen, doch findet die Erhitzung in Wasser statt, sodass keine Verbrennung stattfinden kann. Vielleicht also landen die Mars-Mikroben bei den nächsten Versuchen nicht auf dem Scheiterhaufen und haben eine Chance, sich endlich blicken zu lassen.
"Immer weigere ich mich, irgendetwas deswegen für wahr zu halten, weil Sachverständige es lehren, oder auch, weil alle es annehmen.
Jede Erkenntnis muss ich mir selbst erarbeiten. Alles muß ich neu durchdenken, von Grund auf, ohne Vorurteile."
Albert Einstein (1879-1955)
Re: Verwirrspiel um Leben auf dem Mars
Hallo Lilu und @ll,
irgendwie lustig das Ganze. Da wurden Milliarden in diese Forschung gesteckt und erst jetzt kommt man darauf, dass man womöglich falsch vorgegangen ist.
Nachstehender Link hat zwar nicht direkt etwas mit dem Thema zu tun (oder vielleicht doch ), passt aber durchaus hierher, auch wenn ich ebenfalls nicht, wie die NASA-Wissenschaftler, an putzwütige Marsmenschen denke.
Es gehört oft mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern als ihr treu zu bleiben. (Friedrich Hebbel) ----------------------------------------------------------------------------- Bezweifle niemals, dass eine kleine Gruppe fürsorglicher, engagierter Leute die Welt verändern kann; tatsächlich sind es die Einzigen, die es je haben." (Margaret Mead)