Gigantischer Müllstrudel im Pazifik (Beitrag von Lilu)
REKONSTRUKTION
Lilu
zuletzt aktualisiert: 25.06.2009 - 07:57
Hongkong (RPO). Er wächst seit 60 Jahren unbeachtet im Pazifischen Ozean und ist nach Einschätzung von Wissenschaftlern doppelt so groß wie der US-Bundesstaat Texas: Ein Strudel aus Plastikmüll, der von Plastikflaschen, -behältern und -tüten stammt und unter Einwirkung von Sonne, Gezeiten, Wind und Wellen in winzige Partikel zerrieben wurde.
Die giftige Suppe dreht sich in einer gigantischen Strudelbewegung knapp unter der Meeresoberfläche zwischen den US-Bundesstaaten Hawaii und Kalifornien im Uhrzeigersinn dahin.
Eine Gruppe von Umweltschützern und Wissenschaftlern will in den nächsten Monaten eine Expedition zu dem entlegenen Meeresgebiet unternehmen. Dabei soll erforscht werden, ob der für Mensch und Tier gefährliche Abfall aus dem Meer gefischt und verwertet werden kann.
"Es wird viele Jahre dauern, das Problem zu erfassen und zu lösen", sagt der kalifornische Meereskundler Jim Dufour, der die Reise beratend begleitet. Für die Zukunft der Ozeane sei dies aber lebensnotwendig. 13.000 Stückchen Plastikmüll finden sich nach Angaben des UN-Umweltprogramms inzwischen in jedem Quadratkilometer Meer. Am schlimmsten aber ist das Problem in fünf Ozeanwirbeln, darunter dem im Nordpazifik, der inzwischen "Östlicher Müll-Strudel" genannt wird.
Plastiksuppe voll toxischer Chemikalien
Weil die Abfälle von den Naturgewalten so fein zermahlen wurden, kann das meiste von Satellitenbildern gar nicht erfasst werden. Seetiere und Vögel nehmen die Plastiksuppe, die nach Angaben von Dufour in vielen Fällen voll toxischer Chemikalien ist, jedoch auf.
"Das bedeutet, die Fische fressen mit jedem Stückchen Plastik eine kleine Giftbombe", sagt der Umweltschützer Doug Woodring aus Hongkong, der die Expedition leiten wird. Viele der Giftstoffe könnten so in die menschliche Nahrungskette gelangen. Nicht wenige Tiere verenden an den unverdaulichen Abfällen selbst.
Die 50-tägige Reise wird die Forscher auf ihrer Fahrt von San Francisco nach Hawaii und zurück zwei Mal durch das Abfallkarussell führen, das sich mehr als 500 Seemeilen vor der Westküste der USA dreht. Das Forschungsschiff "Kaisei" - auf japanisch Meeresplanet - wird dabei von einem Fischtrawler begleitet.
Keine Regierung fühlt sich verantwortlich
Mit seiner Hilfe sollen Fangtechniken für die Plastikpartikel erprobt werden, die die Meereslebewesen schonen. "Es müssen Netze sein, die engmaschig genug sind, um eine Menge Müll herauszufischen, aber großmaschig genug, um Plankton durchzulassen", sagt Woodring. Außerdem soll erforscht werden, ob der Plastik-Müll recycelt oder sogar als Brennstoff aufbereitet werden kann.
Unterstützt wird das Projekt vom UN-Umweltprogramm und einer Firma für Wasseraufbereitungssysteme. Die umgerechnet gut 1,4 Millionen Euro, die für die Expedition notwendig sind, sollen aus Spenden aufgebracht werden.
Da sich der Plastik-Wirbel in internationalen Gewässern dreht, fühle sich keine Regierung verantwortlich, sagt Woodring: "Es gibt keine Gesetze, keine Regierung ist richtig zuständig, daher gab es bisher keinen Druck, das Meer zu säubern. Die Leute wissen nicht, was sich da draußen ansammelt."
Zwar wurden bereits zuvor Fahrten zu dem Wirbel geplant und unternommen. Doch Woodrings Mission wird seinen Angaben zufolge das "erste wissenschaftliche Unternehmen sein, das Schadstoffe aus Plastikmüll an der Meeresoberfläche erforscht, ihren Einfluss auf Organismen in mittlerer Tiefe, Ablagerungen am Meeresboden und die Auswirkungen auf Organismen durch Auswaschung von Chemikalien".
Der Grund des Übels sei aber an Land zu suchen, sagt Dufour. "Wir müssen weltweit dafür sorgen, dass mit Müll verantwortungsvoll umgegangen wird."
http://www.rp-online.de/public/article/wissen/umwelt/724306/Gigantischer-Muellstrudel-im-Pazifik.html
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Lilu
Expedition erforscht Plastikmüllstrudel im Pazifik
Ein Forscherteam der kalifornischen Scripps Institution of Oceanography ist dem Geheimnis des Müllstrudels etwa 1.600 Kilometer vor der Küste Kaliforniens auf der Spur. Die Wissenschaftler wollen wissen, wie viel Müll tatsächlich dort vorhanden ist und ob man etwas gegen diesen Abfall unternehmen kann. Bisher ist nur relativ wenig über den Müllstrudel, dessen Größe auf rund 700.000 Quadratkilometer geschätzt wird, bekannt.
Der Müllstrudel, der "Great Pacific Garbage Patch" genannt wird, liegt im offenen Meer. "Es ist ein bisschen verwirrend, denn viele glauben, dass es sich um eine geschlossene Decke mit an der Wasseroberfläche treibendem Müll handelt, die bis zum Horizont reicht", so Robert Knox, Direktor von Scripps. "Wenn man an Deck steht, sieht man relativ wenig von dem Ausmaß dieses Müllstrudels, außer ein paar größere treibende Teile", meint der Forscher.
Doch unter der Wasseroberfläche treiben Plastikstückchen unterschiedlichster Größe und unterschiedlicher Herkunft. "Selbst wenige Teile pro Quadratmeter machen eine riesige Menge aus, wenn man sie auf die betroffene Meeresfläche hochrechnet." Das große Rätsel, das die Forscher lösen wollen, ist die Frage wie viel Müll in diesem Strudel tatsächlich vorhanden ist und um welche Größenordnung es sich handelt.
Bisher sei das Wissen um den Müllteppich nur sehr rudimentär, berichten die Forscher. Das Team vom Scripps Institute interessiert sich in erster Linie für die Auswirkungen des Abfalls auf die Meereslebewesen und die Anreicherung in der Nahrungskette. Bekannt ist bisher, dass die Fläche des Abfallgürtels in etwa der Größe von Frankreichs entspricht und dass dort Teilchen unterschiedlicher Größe knapp unter der Wasseroberfläche wie Konfetti treiben.
Bekannt sei auch, dass dieser Müllstrudel jährlich wächst. Erstmals waren es Fischer, die von immer mehr Plastikabfällen im Meer berichteten. "In dem Müllberg, der da unter der Wasseroberfläche treibt, befinden sich auch viele Fischernetze, die am Ökosystem rund um die Hawaii-Inseln große Schäden anrichten", meint Rusty Brainard von der National Oceanic and Athmospheric Administration NOAA
"Das größte Problem bleiben allerdings die Plastikpartikel, die immer kleiner werden und von Seevögeln sehr oft mit Nahrung verwechselt werden." Auf einigen der Inseln wurden tote Vogelkörper angeschwemmt, in deren Mägen große Mengen von Plastikteilen gefunden wurden. "Dadurch, dass größere Tiere kleinere fressen, gelangen die Plastikabfälle auch in den menschlichen Nahrungskreislauf."
Auf den weltweit wachsenden Plastikmüllberg macht auch der Filmemacher Werner Boote in seinem neuesten Kinofilm "Plastic Planet", der Ende September 2009 anlaufen wird, aufmerksam.
"80 Prozent des Kunststoffmülls, die UNO spricht von insgesamt weltweit jährlich rund sechs Mrd. Tonnen, gelangen über Flüsse in die Ozeane", zitiert Boote gegenüber pressetext die Fakten. Die Meeresschutzorganisation Oceana schätzt, dass weltweit jede Stunde rund 675 Tonnen Müll direkt ins Meer geworfen werden, die Hälfte davon ist aus Plastik. Der Plastikmüllstrudel ist auch Thema im Film.
Quelle:
pressetext.austria 2009
Wolfgang Weitlaner 2009
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ENDE REKONSTRUKTION
Freiheit ohne Gleichheit ist Ausbeutung, Gleichheit ohne Freiheit ist Unterdrückung (Rosa Luxemburg)
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