um den Codex Gigas rankt sich der Mythos, dass er mit Hilfe des Teufels verfasst wurde. Die "Teufelsbibel" ist ein Manuskript aus dem 13. Jahrhundert. (Sehr interessantes Jahrhundert!)
Der Codex gilt als das umfangreichste und größte mittelalterliche Buch und wurde von den Schweden im Dreißigjährigen Krieg 1648 aus der Prager Burg entwendet.
Der Überlieferung nach wurde der Codex Gigas im Benediktinerkloster von Podlavice in Böhmen geschrieben, das im 15. Jahrhundert durch dieHussiten zerstört wurde. Die Aufzeichnungen im Codex enden 1229 u. Z. 1245 wurde das Buch in das Zisterzienserkloster Sedletz gebracht; 1477 in das Benediktinerkloster in Brevnov, wo es bis 1593 aufbewahrt wurde. Danach wurde es in die Prager Sammlung von Kaiser Rudolf II. überführt - demselben, dem Nostradamus ein Horoskop erstellt hat und der auch das Voynich-Manuskript längere Zeit in Besitz hatte.
In der Legende heißt es, dass der Codex Gigas von einem Mönch geschrieben wurde, der die Disziplinregeln des Ordens gebrochen hatte und dazu verurteilt wurde, lebendig eingemauert zu werden. Um dieser Strafe zu entgehen versprach er zur Lobpreisung des Klosters in einer einzigen Nacht ein Buch zu schreiben, welches das gesamte menschliche Wissen enthalten sollte. Gegen Mitternacht erkannte er, dass er sein Versprechen nicht würde halten können und verkaufte dem Teufel seine Seele. Der Teufel half ihm daraufhin dabei, das Buch fertig zu stellen. Zum Dank fertigte der Mönch ein Bild des Teufels an, welches einige Berühmtheit erlangte.
Was ich besonders bemerkenswert finde - trotz dieser Legende wurde die "Teufelsbibel" von der Inquisition nicht verboten; wurde seither von vielen Schülern studiert.
Auch die Sammlung Kaiser Rudolphs II. finde ich bemerkenswert. Weiß jemand, ob Goethe Teile dieser Sammlung gekannt hat?
In der Anlage noch das "Teufelsbild".
Liebe Grüße, Eva
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Re: Der Codex Gigas (Teufelbibel)
Hallo Eva,
Jacob Philip Hackert reiste auf jeden Fall auch einst nach Stockholm. Das muss nach 1758 gewesen sein. Da er ab dieser Zeit nach Rügen, Stralsund und Stockholm zu tun hatte. Und zwar aufgrund einer Einladung des Barons Adolf Friedrich Olthoffs. Hackert führte dort Ausmalungen in dessen Besitz aus. Und seit 1649 war der Codex Gigas in Stockholm verwahrt. In der Kuingiglia Bibliothek (Die königliche Bibliothek)
Zudem war Hackert ein sehr enger und guter Freund Goethes. Olthoff war schwedischer Regierungsrat! Das Rittergut Boldevitz auf Rügen war ursprünglich im Besitz der Familie von Rothermund. 1762 wurde Baron von Olthoff Eigentümer, nach 1780 die Familie von der Lancken. Dort hat Hackert viele Tapeten und Wandmalereien vorgenommen, aber auch in Schweden. Somit dürfte es für Olthoff kein Problem gewesen sein, Einsicht in den Codex Gigas gehabt zu haben und vielleicht sogar auch Hackert, der widerum mit Goethe eng in Verbindung stand.
Wobei Hackert erst 1786 auf Goethe gestoßen sein soll, der dann bei Hackert ja auch Zeichenunterricht nahm und sich mit der Zeit die enge Freundschaft entwickelte. Und vielleicht profitierte hier Goethe von Hackerts Verbindungen zum schwedischen Regierungsrat Olthoff. Zumindest wäre es anzunehmen.
LG Lilu
Wirklicher Glaube beginnt dort, wo jeder Zweifel zuvor den letzten Funken Glauben besiegt hat.
Re: Der Codex Gigas (Teufelbibel)
Hier mal noch drei Bilder von dieser Teufelsbibel. Wobei das Bild: "gigas 3" eine Person aus dem Jahre 1909 zeigt, die darin herum blätterte . Viele sollen sogar dort Nachrichten in diesem Buch hinterlassen haben.
LG Lilu
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Re: Der Codex Gigas (Teufelbibel)
Wer mehr über das Buch, seine Geschichte und seinen Inhalt erfahren möchte, kann auf der Homepage der Bibliothek virtuell darin blättern, und zwar unter www.kb.se/codex-gigas/eng/highlights.
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Re: Der Codex Gigas (Teufelbibel)
Epirrhema Müsset im Naturbetrachten Immer eins wie alles achten; Nichts ist drinnen, nichts ist draußen: Denn was innen, das ist außen. So ergreifet ohne Säumnis Heilig öffentlich Geheimnis. [...] Kein Lebendiges ist Eins, Immer ists ein Vieles. Die Welt stellt sich kaleidoskopartig bunt und in immerwährender Bewegung dar. Gegensätze bestimmen das Goethesche Weltbild, die in einem großen Ganzen aufgesogen werden. Innen und außen werden als Gegensätze aufgebaut, damit anschließend verkündet werden kann, daß beides in eins zusammenfällt. D.h. aber nicht, daß es weder innen noch außen und damit keine Gegensätze gibt, sondern es verweist lediglich auf den Zusammenhang der Dinge, der sich im Kosmos formt. 278 HA 1, 358.
Laß den Anfang mit dem Ende Sich in e i n s zusammenziehn! Schneller als die Gegenstände Selber dich vorüberfliehn. Danke, daß die Gunst der Musen Unvergängliches verheißt, Den Gehalt in deinem Busen Und die Form in deinem Geist. Quelle: http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=975499297&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=975499297.pdf Vielleicht passt es ja sehr gut hierher!!!
Liebe Grüße Caesar;-)
Re: Der Codex Gigas (Teufelbibel)
Hallo Lilu, Caesar und @ll,
erst einmal herzlichen Dank an Dich Lilu für den Link zum Codex und die Info über Hackert und Goethe, und an Dich, Caesar, für den Link zum Text über Goethe.
Alles habe ich mir noch nicht ansehen können, aber einige der Bilder finde ich schon bemerkenswert. Da wäre z. B. das Bild von dem "jüdischen Mann", von dem man annimmt, es stellt Flavius Josephus dar. Das Bild erinnert mich aber weniger an einen jüdischen sondern mehr an einen chinesischen Mann - vor allem der Hut gleicht den Hüten, die man einst im Alten China trug sehr und die Gestalt insgesamt erinnert auch mehr an Asien.
Bei dem "Teufelsbild" fiel mir auf, dass es hier Ähnlichkeiten, Kleidung und Turban, mit indischen Fakiren gibt. Hat der Codex Gigas vielleicht auch etwas mit Fernost zu tun?
Die Darstellungen von Himmel und Erde haben eine große Ähnlichkeit mit der Nebra-Scheibe und die Illustration am Rand, die mit dem Eichhörnchen, bei den "ausgesuchten Initialen" erinnert durchaus an Darstellungen im Voynich-Manuskript.
Also wirklich ein bemerkenswertes Buch. Nachstehend noch ein paar Infos:
Der Kodex enthält die komplette Bibel, Isidor von Sevillas Etymologiae, Flavius Josephus Antiquitates Judaicae, Cosmas von Prags Chronica Boemorum, verschiedene Traktate (Geschichte, Etymologie und Physiologie), einen Kalender, eine Liste von Brüdern des Klosters, Wunder und andere lokale Aufzeichnungen. Geschrieben wurde das Buch in Latein.
Das Buch ist 92 cm hoch, 50 cm breit, 22 cm dick und besteht aus 320 Pergamentblättern. Es wiegt fast 75 kg.
Wie im Voynich-Manuskript fehlen auch hier Seiten, insgesamt 8 (beim Voynich-Manuskript sind es 6 Seiten). Auch hier stellt sich die Frage, zu welchem Zweck die Seiten entfernt wurden (geschah bevor das Buch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde)?
Die Legende von der Mitwirkung des Teufels ist vermutlich auch deshalb entstanden, weil das ganze Buch einen gleichbleibenden Stil aufweist und die Art des Schreibens keine Veränderungen, z. B. aufgrund Alter oder Krankheit, aufzeigt, was zur Annahme führte, das Buch wäre in sehr kurzer Zeit geschrieben worden.
Das ist wirklich bemerkenswert für die damalige Zeit und schon wieder ein kleines Rätsel - schließlich gab es damals weder Computer noch Drucker und der Buchdruck entstand ebenfalls erst später. Es wäre aber möglich, dass man in Asien schon früher als in Europa den Buchdruck beherrschte, was uns wieder in den Fernen Osten führen würde.
Das Bild des Teufels befindet sich auf Seite 290. Einige Seiten davor sind geschwärzt - zu welchem Zweck?
Liebe Grüße, Eva
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Re: Der Codex Gigas (Teufelbibel)
Hallo Eva,
jo, das mit der Ähnlichkeit der Nebrascheibe ist mir auch aufgefallen, sogar eine sehr deutliche Ähnlichkeit, nur dass die Untergrundfarbe in einem Blauton im Codex auftaucht, wobei die untere Scheibe auf der Abbildung (die ohne Stern, Mond etc.) vom Farbton schon eher der Nebrascheibe entspräche.
Du hattest gefragt, weshalb einige Seiten geschwärzt wurden?
Was mir spontan dazu einfällt: Das Papier bzw. Pergament des Buches, welches dort verwendet wurde, ist sehr dick. Es lassen sich somit mit einem spitzen Gegenstand wunderbar Texte auf das Pergament einritzen, die man ja dann noch nicht lesen kann. Ähnliches haben wir als Kinder sogar mit normalem, dicken Zeichenpapier gemacht. Anschließend haben wir einen sehr weichen Bleistift genommen und die Seite geschwärzt. Zum Vorschein kam der verborgene Text. Die Linien der Einritzungen blieben recht hell, wenn man ganz vorsichtig, ohne großartig aufzudrücken, entweder mit Holzkohle oder Bleistift über das Papier fuhr und dieses mit dem Stift ausfüllte bzw. bemalte.
LG Lilu
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Re: Der Codex Gigas (Teufelbibel)
Hallo Lilu,
danke für die Info über geschwärzte Seiten. Wäre jetzt interessant zu erfahren ob man im Codex so etwas ähnliches entdeckt hat.
Das mit der Farbe auf der "Himmel-und-Erde-Darstellung" in bezug auf die Nebra-Scheibe könnte darauf hindeuten, dass auf der Nebra-Scheibe vielleicht die Verschmelzung von Himmel und Erde symbolisiert wird.
Wer weiß, vielleicht wusste schon Rudolph II. von der Nebra-Scheibe.
Liebe Grüße, Eva
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Re: Der Codex Gigas (Teufelsbibel)
Hallo, alle miteinander:
Nach meinem Dafürhalten "müssen wir die Frage andersherum stellen":
Also nicht, wusste diese bzw. diese Persönlichkeit damals "schon" davon, - sondern "noch"...
Denn zu allem zugänglichen Wissen hatten wir, - meiner Ansicht nach, - von Anfang an Zugang, - sprich: Jedes geborene Gehirn ist grundlegend daran angeschlossen, - umso jünger unsere Zeitbetrachtung, - desto mehr dazwischengeschobene Informationen. -
Die "Rolle des Teufels" ist nicht so einfach wegzurationalisieren...
Da der "Aspekt des Beweises" sich auf wiederholbare Erfahrungen innerhalb einer Dimension reduziert, - diese erkannte Dimension aber nur "Eine unter Unzähligen" ist, - die sich auch noch beständig durchdringen, - und die gesammelten Erfahrungsberichte der Schamanen, Hexen und Zauberer über die Jahrhunderte hinweg darauf hinweisen, dass es eher die scheinbare "Beständigkeit" unserer 3D-Welt ist, die uns nachdenklich werden lassen sollte, - und nicht etwa ihre Relativität, - müssen wir auch der Summe der "nichtmenschlichen Wesenheiten" etwas mehr Beachtung schenken. -
Die Hinterfragung dieser Thematik ist allerdings ein Megawerk, an dem ich schon gut 5 Jahre arbeite, - und sicher noch 3 brauchen werde, - die Stoffmengen sind immens, - würde ich sie hierher übertragen, würde das mglw. euer Forum sprengen...
Indes ist diese Arbeit natürlich verfolgbar, - und zwar im "Nexus", - aber bitte nicht wundern, - nach Sondierung auch nur der gröbsten Fakten, ist es mehr als fraglich, ob der "Aspekt der menschlichen Existenz" sich nicht nur als "grobe Deutung" heraus- stellt, - so gibt es z.B. immer noch "kein Indiz für einen reinen Menschen", - man kann nur sagen: "Unter Abzug der und der Zugänge zu seinen Fähigkeiten, bleibt etwas übrig, dass man seiner Form nach als "menschlich" beschreibt ...
Tja, - darum nennt man es das Unbekannte ...
Für alle Mutigen ist unter "ausserordentliche Wesenheiten" auf Nexus ein gewisser Einstieg bereit, - is´aber nix für Realisten, - die brennen bei mir durch wie die Glühlampen ...
Aber "wir sind", - und mehr sollten wir bisher nicht verlangen ...