Re: Wie könnte eine bessere Gesellschaft aussehen?
Zitat: Eva S. Denn über eines muss man sich endlich klar werden - es wird aufgrund unseres technischen Fortschritts keine Vollbeschäftigung mehr geben. Wenn das erst einmal bei der Mehrheit angekommen ist, ist der Weg für eine neue, gerechtere Gesellschaft geebnet und glücklicherweise wird das immer mehr Menschen klar. Hallo Eva,
ich würde mir auch wünschen, dass es so werden könnte. Aber leider haben die Mächtigen alle Werkzeuge zur Gestaltung der Zukunft in den Händen. Und es tut mir leid, dass ich weiteren Pessimismus verbreite, aber ich kann nun mal die Augen vor ziemlich übelen Tendenzen nicht verschliessen.
Im Moment sieht es so aus, dass die Grenze zwischen Arm und Reich imer stärker wird. Zwischen Gesellschaften und auch innerhalb , wie in den Industrienationen. Da es aber auch so ist ,das die Reichen nur sehr wenige sind, und die Armeen irgendwann ein riesiges Heer, werden die Reichen sich aus der Masse bedienen um ihren Reichtum vor den vielen Armen zu schützen. Das sieht man schon daran, wie die sogenante Sicherheitsbranche boomt. In den USA ist es so, dass dort erst die Gefängnisse gebaut werden, auch wenn noch kein Bedarf besteht. Es ist ein riesiges Potenzial an Billigarbeitern ohne Rechte wie Gewerkschaften. Im Notfall könnten sie sogar zur Arbeit geprügelt werden. dann werden die Strafen erhöht, bzw. verlängert. Aus der Armut heraus wächst die Kleinkriminalität sowieso ständig an. Es brauchen nur noch drastische Strafen für kleine Vergehen geschaffen werden. Und die Sicherheitsbranche boomt weiter. Leider spiegeln die die Zustände in den USA in fast allen Bereichen unsere Zukunft. In Deutschland werden in fast allen Bundesländern neue Gefängnisse gebaut, bzw. bestehende JVAs erweitert, in weiser Voraussicht.
Wirklich ändern wird sich nur etwas durch einen unvorhergesehenen Knall. Der wird aber ,durch die sich immer mehr extrem zur Wehr setzenden Natur, auch nicht mehr ewig auf sich warten lassen. Aber ob das wirlich alles verbessert, bezweifele ich.
Ich meinte nicht, dass alle Arbeitslosen saufen, ganz bestimmt nicht. Ich wollte damit nur sagen, dass die Verlierer der Gesellschaft sich in Ghettos sammeln und ziemlich unglücklich sind. Man kann in Deutschland jetzt schon beobachten, dass die Strassenreinigung in Neubauvierteln ganz anders gehandhabt wird, als in solchen Gegenden, wo ich wohne. Das sieht dann so aus, als wenn in Gegenden mit hoher Arbeitslosigkeit die Menschen mehr Dreck machen, dabei wird er nur nicht auf die gleiche Art beseitigt wie in Vierteln mit Besserverdienern.
Eigentlich heisst dieser Thread ja: Wie könnte eine bessere Gesellschaft aussehen? und ich verbreite hier nur Pessimismus - aber wir unterliegen alle den Gesetzen der Polarität.
Trotzdem alles Gute
Schopenhauer sagte einmal: Die Welt ist meine Vorstellung. Das gibt mir die Hoffnung, im kleinen immer noch nach dem Guten und Positiven zu suchen - und auch fündig zu werden.
Re: Wie könnte eine bessere Gesellschaft aussehen?
von plava Ich hoffe also unsere (deine,meine und die der Anderen) sieht also nicht so schwarz aus wie es im Moment den Anschein hat.
Servus plava
Vielleicht drückte ich mich ja falsch aus, so düster, daß nichts mehr zu retten wäre, so sehe ich die Zukunft der Menschheit keineswegs. Ist eben meinerseits mit viel "Glauben verbunden, ich vertrete den Christlichen auf der Grundlage der Ur - Lehre Jesu Christi, Christen hatten zu keiner Zeit wirklichen Frieden, da war und ist Verfolgung angesagt. Das was Nero mit den Christen veranstalltete, wird sich m.E. beim kommenden Antichristen verstärkt wiederholen. Es ist echt kein Privileg, auf Erden den Christlichen Standpunkt zu verteten. (für den Gläubigen, Geistig gesehen sehr wohl) Der Glaube bezieht sich allein, auf "Christus verheißungen nach dem leiblichen Tode. Siehe auf die Geschichte und das was sich heutzutage wiederholt an angriffen. Andauernd Petitionen für verfolgte oder zum Tode verurteile Christen, auch wenn es noch nicht Augenscheinlich im Westen, sitzen massenhaft Christenmenschen in Chinesischen Lagern ein usw..usf..
@Hallo Eva, daß was ich plava zum Abschluß schrieb, war Scherzhaft gemeint, plava hat es sicher verstanden. Wie könnte eine bessere Gesellschaft ausschauen ? Ohne Nächstenliebe (Nächstenhilfe) geht überhaupt nix.
Lieben Gruss Pegus
(Wer die Wahrheit spricht, braucht ein schnelles Pferd) Chinesische Weltweisheit
Re: Wie könnte eine bessere Gesellschaft aussehen?
hallo Pegus,
weiß nicht ob ich dri im moment folgen kann bin etwas von der Rolle. so oder so ,die zukunft sieht ziemlich "düster" aus für uns menschen und ich frage mich ob da noch was zu retten ist.wenn jeder sofort bei sich also im kleinen anfängt etwas zu tun vieleicht ,denn die hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. -uns selber zu Retten,dazu haben wir nur eine Chance,uns zu vernichten-unzählige! NEIN ! das kann nicht sinn und zweck unseres daseins gewesen sein und so bleibt mir nur der Glaube das folgendes zitat stimmt: In dem Moment wo Wir unsere Zukunft sehen,haben Wir sie schon geändert !
bye Plavalaguna
Re: Wie könnte eine bessere Gesellschaft aussehen?
Hallo Plava, der (Dein) Schlußsatz ist vollkommen richtig.
Ich sehe das Erdenleben als Schulungprozeß für unsere Seele , da steht der Menschliche Geist im Mittelpunkt da der Geist des Menschen (oder der Seelengeist) den wahren Menschen ausmacht. Und dießer ist im Gegnsatz zum Erdenkörper (Fleischesmenschen) unsterblich. Dadurch bin ich für meinen Teil bedacht, den unsterblichen Körper vorzuziehen. Bedeutet jedoch nicht das mir hier alles hintenvorbeigeht. Die Hilfe zum Nächstem (zu Allen Menschen) ist vorbehaltslos Bedingung, einerlei was es kostet, man erarbeitet es sich ja mit dem Irdischem Körper.
Mein Irdischer Leib wird im Jenseits* zu meinem hier gelebtem Spiegelbild. Da geht es echt nicht um ein zurücklehnen aus der Materiellen Welt. Steht man am Anfang so wie z.b. ich, wird einem bewußt, daß es ohne ein Gottgefälliges Erdenleben, keinen Geistigen Aufwärtstrieb geben kann.
"Jedem das Seine" :-)
Schreibe meist Ur - Lehre Christi dazu, sodaß mir keine/r den Papst oder irgendwelche Kirchen unterstellt, die sind alle Menschenwerk. Die erste Kirche, entstand etwa im drittem jahrhundert, es war ein umgebautes Wohnhaus. Ja es gab und gibt Synagogen, daß sind keine Kirchen oder ähnliches. Für meinen Teil wünsche ich Jedem Menschen das, was Er Liebt. "wie auch immer, schöne Stunden Dir lieber plava.
Re: Wie könnte eine bessere Gesellschaft aussehen?
Hallo ratu,
stimme Dir durchaus zu, dass die Situation, wie sie jetzt ist, nicht gerade optimistisch stimmt. Die Kunst ist jedoch, trotzdem für sich selbst wenigstens ein bisschen Optimismus herzustellen. Man kann im Kleinen immer noch eine Menge tun und mittelfristig, wenn immer mehr Menschen mitmachen, wird daraus eine Woge entstehen, die nicht mehr aufgehalten werden kann. Und immer mehr Menschen denken um, wie man an den verschiedenen, alle in eine positive Richtung gehenden Initiativen - wie die von Dir hier verlinkte - sehen kann. Es kommt nur noch nicht bei allen an, weil in den Mainstream-Medien solche "Dinge" nach wie vor weitgehend unterdrückt werden, aber auch hier kann man schon leichte Änderungen erkennen - es werden z. B. kaum mehr Reportagen gezeigt, die so gut wie alle Arbeitslosen als Sozial-Schmarotzer oder Schlimmeres bezeichnen, sondern immer häufiger wird die Not der Menschen gezeigt - ein gewaltiger Unterschied zu den Reportagen z. B. vor noch zwei Jahren.
Liebe Grüße, Eva
Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut (Laotse) ---------------------------------------------------------------------------- Apathie ist die größte Gefahr für unsere Zukunft (Jane Goodall)
Re: Wie könnte eine bessere Gesellschaft aussehen?
Hallo @ll,
seit der Krise machen sich immer mehr Menschen Gedanken darüber, wie ein neues Wirtschafts- und Gesellschaftssystem aussehen könnte.
Unter diesem Link findet ihr einen Kommentar zur Globalisierung und wie man sie ein wenig anders gestalten könnte.
Mir persönlich geht das zwar nicht weit genug, aber wenigstens macht sich da einmal der Kommentator Gedanken über Ansätze einer "menschlichen Globalisierung". Das ist schon ein klein wenig weiter als bis vor der Krise gedacht wurde.
Liebe Grüße, Eva
Wenn eine Idee anfangs nicht absurd klingt, besteht keine Hoffnung für sie! (Albert Einstein) ----------------------------------------------------------------------------- Bezweifle niemals, dass eine kleine Gruppe fürsorglicher, engagierter Leute die Welt verändern kann; tatsächlich sind es die Einzigen, die es je haben." (Margaret Mead)
Re: Wie könnte eine bessere Gesellschaft aussehen?
Hallo @ll,
nachstehend zitiere ich komplett eine, wie ich finde großartige, Rede vor dem Bundestag von Oskar Lafontaine. Einfach einmal ausschließlich auf den Inhalt achten, denn auch hier wird meiner Ansicht nach einer der möglichen ersten Schritte hin zu einer besseren Gesellschaft beschrieben. Goethe wird hier übrigens auch einmal kurz erwähnt.
Zitat: Rede Lafontaine
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland wurde 1949 vom Parlamentarischen Rat zur Grundlage des gesellschaftlichen und politischen Lebens in Westdeutschland gemacht. Nach der untergegangenen Weimarer Republik und der Nazibarbarei hat es in seinem Geltungsbereich Frieden, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Sozialstaat und parlamentarische Demokratie begründet. In Ostdeutschland ist das Vorhaben, nach dem Zweiten Weltkrieg eine sozialistische Demokratie zu errichten, gescheitert, weil, so der mittlerweile verstorbene Politiker der PDS Michael Benjamin - ich erwähne ihn bewusst wegen seines Namens -, die DDR keine Demokratie und kein Rechtsstaat war und die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer keine Mitbestimmung hatten. An dem 60. Geburtstag des Grundgesetzes ist die Versuchung groß, mit Stolz auf das Erreichte zurückzublicken und es dabei zu belassen. Da wir aber das Grundgesetz als ständige Aufgabe begreifen, Frieden, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Sozialstaat und Demokratie zu verwirklichen, wollen wir heute einen kritischen Blick auf die Gegenwart werfen und unsere Hoffnung für die Zukunft formulieren.
Es fällt auf, dass es Demokratien gibt, die keine geschriebene Verfassung kennen. Das bekannteste Beispiel ist Großbritannien. Dort gibt es folglich auch keinen Verfassungsschutz, und das Wort Verfassungsfeind ist dort ebenso wenig Bestandteil der politischen Alltagssprache wie in den Vereinigten Staaten. Offensichtlich haben die angelsächsischen Länder eine andere Verfassungstradition. Dazu gehört auch das Hinterfragen der eigenen Verfassung. So schrieb 1913 in den USA der renommierte Historiker Charles Beard ein aufsehenerregendes Buch. Darin kam er zu dem Ergebnis, dass die amerikanische Verfassung die ökonomischen Interessen derer widerspiegelt, die sie geschrieben hatten. Ob es einen Verfassungstext gibt oder nicht, in jedem Falle braucht eine Gesellschaft eine allgemein anerkannte Wertorientierung, die das Fundament des täglichen Lebens ist. Diese Wertorientierung ist auch Grundlage der jeweiligen Verfassung der Staaten der Welt. Wie aber ist es zu erklären, dass Beard zu dem Schluss kommt, die Verfassung der Vereinigten Staaten spiegele die persönlichen ökonomischen Interessen ihrer Schöpfer wider? Eine Antwort finden wir bereits bei Goethe, ebenso wie bei Marx und Engels. In seinem Faust sagt Goethe:
Was ihr den Geist der Zeiten heißt, Das ist im Grund der Herren eigner Geist, In dem die Zeiten sich bespiegeln.
Marx und Engels schreiben in der Deutschen Ideologie:
Die Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche die herrschenden Gedanken, das heißt, die Klasse, welche die herrschende materielle Macht der Gesellschaft ist, ist zugleich ihre herrschende geistige Macht.
Unsere Sprache formt unsere Wahrnehmung. Wie schwer es ist, der überlieferten Begriffswelt zu entkommen, beschrieben Adorno und Horkheimer in der Dialektik der Aufklärung. Ich zitiere:
Es gehört zum heillosen Zustand, dass auch der ehrlichste Reformer, der in abgegriffener Sprache die Neuerung empfiehlt, durch Übernahme des eingeschliffenen Kategorieapparates und der dahinter stehenden schlechten Philosophie die Macht des Bestehenden verstärkt, die er brechen möchte.
In unsere Zeit übersetzt heißt das: Der Reformer des Finanzmarktes verstärkt die Macht der Spekulanten, wenn er sich ihrer abgegriffenen Sprache und ihrer Begriffe bedient.
Das Problem aller Verfassungstexte ist, dass die dort verwandten Begriffe nicht definiert sind. Ich nehme beispielhaft aus Zeitgründen den Begriff des Eigentums in seinem Spannungsverhältnis zu Freiheit und Demokratie. Was ist eigentlich Eigentum? Im Grundgesetz finden wir auf diese Frage keine konkrete Antwort. Aber in § 950 des Bürgerlichen Gesetzbuches steht:
Wer durch Verarbeitung oder Umbildung eines oder mehrerer Stoffe eine neue bewegliche Sache herstellt, erwirbt das Eigentum an der neuen Sache ...
Fortsetzung nächster Post
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Re: Wie könnte eine bessere Gesellschaft aussehen?
Fortsetzung:
Zitat: Rede Lafontaine
Würden wir diese Bestimmungen ernst nehmen, dann müssten wir unsere Wirtschaftsordnung vom Grunde her neu gestalten.
Niemand hat so wie der Aufklärer Rousseau die Bedeutung des Eigentums für die bürgerliche Gesellschaft hervorgehoben: Derjenige, der als Erster ein Stück Erde mit einem Zaun umgab und es als Eigentum bezeichnete und Leute fand, die ihm das glaubten, war der Begründer der bürgerlichen Ordnung. Er hat unzählige Kriege und den Tod von Millionen Menschen auf dem Gewissen. Er hat gegen elementares Menschenrecht verstoßen: Der Boden gehört niemandem, die Früchte allen.
Rousseau hat keinen Zweifel daran gelassen, wie dem abzuhelfen sei:
Die Menschenrechte müssen ergänzt werden durch einschränkende Bestimmungen über das Eigentum; sonst sind sie nur für die Reichen da, für die Schieber und Börsenwucherer.
Klingt dieser Satz nicht erstaunlich aktuell?
Nun gibt es im Geltungsbereich unseres Grundgesetzes Eingriffe in das Eigentum. Ich denke an Steuern, Enteignungen zum Zwecke des Ausbaus der Infrastruktur oder auch an Subventionen. Aber warum wird die Vermögensverteilung immer ungerechter? Ist es deshalb, weil das Eigentum in unserer Gesellschaft in vielen Fällen nicht dem zugesprochen wird, dem es von Rechts wegen eigentlich zustünde?
Die dem § 950 des Bürgerlichen Gesetzbuches zugrundeliegende Auffassung vom Eigentum ist keineswegs neu. Schon Wilhelm von Humboldt schrieb:
Nun aber hält der Mensch das nie so sehr für sein, was er besitzt, als was er tut, und der Arbeiter, welcher einen Garten bestellt, ist vielleicht in einem wahreren Sinne Eigentümer als der müßige Schwelger, der ihn genießt.
Abraham Lincoln sagte schon 1847:
Die meisten schönen Dinge sind durch Arbeit entstanden, woraus von Rechts wegen folgen sollte, dass diese Dinge jenen gehören, die sie hergestellt haben. Aber es hat sich zu allen Zeiten so ergeben, dass die einen gearbeitet haben, und die anderen, ohne zu arbeiten, genossen den größten Teil der Früchte. Das ist falsch und sollte nicht fortgesetzt werden.
In allen Gesellschaften wurde die ungleiche Eigentumsverteilung zum Problem, insbesondere wenn sie von jüdisch-christlichen Ideen geprägt waren. Vor Gott sind alle Menschen gleich, und das muss sich auf das Zusammenleben der Menschen auswirken. Darum - so können wir schon im Alten Testament nachlesen - erfand Israel das Sabbatjahr. Nach einer Anzahl von Jahren mussten in Israel den Schuldnern die Schulden erlassen werden, und die Verteilung des Ackerlandes wurde neu verlost, um wieder Gleichstand herzustellen. Danach konnte der Wettbewerb der Menschen von Neuem beginnen. Aber nach einigen Jahren erhielt der Verarmte zurück, was er an den Reichen verloren hatte. Dieses Beispiel zeigt, dass es einen tiefen Grund gibt, die Werte Gleichheit, Freiheit, und Brüderlichkeit als Einheit aufzufassen.
Solange unsere Wirtschaftsordnung systemimmanent zu wachsender Ungleichheit führt, wird es Freiheit und Brüderlichkeit nicht geben und letztendlich auch keinen Frieden.
Das Privateigentum gilt in bürgerlichen Gesellschaften als Garant einer freien Gesellschaft und persönlicher Freiheit. Nur das Privateigentum führe zu wirtschaftlichem Fortschritt, wecke die Eigeninitiative, stärke die Selbstverantwortung und gewährleiste die persönliche Entfaltung. Doch nach wie vor hat diese Art von Selbstverantwortung einen Schönheitsfehler: Sie gilt nur für wenige und wird der Mehrheit nicht zugebilligt.
In einer Gesellschaft, in der die übergroße Mehrheit kein Vermögen und keine Produktionsmittel besitzt, lassen sich die Privilegien einer besitzenden Minderheit durch das Argument, sie wirkten persönlichkeitsbildend und garantierten die Freiheit, nicht als gesellschaftlich nützlich legitimieren.
In der frühen liberalen Gesellschaftstheorie ergab diese Eigentumsauffassung noch einen Sinn. Das private, weder durch obrigkeitsstaatliche noch durch traditionelle oder religiöse Vorschriften beschränkte Eigentum war ein Instrument des wirtschaftlichen Fortschritts, ein Ferment der Auflösung der feudalen Ordnung und der Herstellung der staatsbürgerlichen politischen Freiheit. Für die Väter des Liberalismus war das Privateigentum wegen dieser für die ganze Gesellschaft nützlichen Konsequenz legitim. Aber heute sind derartige Legitimationskriterien fragwürdig und von der Geschichte außer Kraft gesetzt worden. Wäre das wirtschaftliche Privateigentum auch dann der Garant einer freien Persönlichkeit in einer freien Gesellschaft, wenn es nicht breit gestreut ist, dann hätte es das nationalsozialistische Deutschland nicht gegeben.
Ein Teil der deutschen Großindustriellen verhalf Hitler zur Macht, um seine aus dem Privateigentum an Produktionsmitteln herrührenden Privilegien durch den Nazistaat abzusichern. In Deutschland bildete also das ungleich verteilte Privateigentum zu jener Zeit auch die Grundlage für die Zerstörung der gesellschaftlichen Freiheit.
Ähnliches ließ und lässt sich weltweit in vielen Militärdiktaturen beobachten.
In der liberalen Gesellschaftstheorie legitimierte sich das wirtschaftliche Privateigentum nur durch den von ihm erzeugten gesellschaftlichen Nutzen. Heute kann diese liberale Gesellschaftstheorie auch dazu herangezogen werden, die Neuverteilung des Eigentums am Vermögen und am Produktivvermögen zu begründen. So wie die Neuverteilung des Eigentums ein Ferment der Auflösung der feudalen Ordnung und der Herstellung der bürgerlichen Freiheit war, so ist heute die gerechtere Verteilung des Vermögens und des Produktivvermögens das Ferment zur Auflösung des Absolutismus in der Wirtschaft und zur Herstellung einer demokratischen Gesellschaft.
Die Beteiligung der Belegschaften an ihren Betrieben eröffnet den Weg zu einer freieren und demokratischeren Gesellschaft. Wie kein anderer hat dies der leider viel zu früh verstorbene Liberale Karl-Hermann Flach formuliert - ich zitiere :
Heute sehen wir noch viel klarer, dass Privateigentum an Produktionsmitteln und Marktfreiheit zu einer immer größeren Ungleichheit führen, welche die Freiheit der großen Zahl gegenüber der Freiheit kleinerer Gruppen unerträglich einschränkt. Die Vermögenskonzentration in den westlichen Industriestaaten führt selbst bei wachsendem Lebensstandard und steigender sozialer Sicherung der lohnabhängigen Massen zu einer Disparität, welche der Begründung der Besitzverhältnisse mit dem Begriff der persönlichen Freiheit jede Grundlage entzieht.
So äußerte sich ein führender Liberaler vor drei Jahrzehnten.
Fortsetzung nächster Post
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Re: Wie könnte eine bessere Gesellschaft aussehen?
Fortsetzung:
Zitat: Rede Lafontaine
Ich zitiere weiter:
Das Problem des Kapitalismus besteht nicht darin, dass Unternehmen Gewinne erwirtschaften, sondern darin, dass die ständig notwendige Reinvestition des größten Teiles der Gewinne nicht nur moderne Produktionsanlagen und Arbeitsplätze schafft, sondern eine ständige Vermögensvermehrung in der Hand der Vorbesitzer der Produktionsmittel.
So Karl-Hermann Flach.
Nun wird es spannend: Daher laste der Kapitalismus als vermeintlich logische Folge des Liberalismus auf ihm wie eine Hypothek. Die Befreiung des Liberalismus aus seiner Klassengebundenheit und damit vom Kapitalismus - Befreiung vom Kapitalismus ist vielleicht eine bessere Formulierung als Überwindung des Kapitalismus - sei daher die Voraussetzung seiner Zukunft.
Im Finanzkapitalismus heutiger Prägung wird der größte Teil der Gewinne nicht mehr in moderne Produktionsanlagen reinvestiert; vielmehr wird er im weltweiten Spielkasino verzockt, mit verheerenden Folgen für die Menschen, vor allem für die Hungernden und die Kranken dieser Welt. Der Finanzkapitalismus enteignet die Beschäftigten nicht nur dadurch, dass er ihnen den Zuwachs des Produktivvermögens vorenthält; er verschärft Jahr für Jahr die ohnehin bestehende soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeit durch fallende Löhne, Renten und soziale Leistungen bei gleichzeitigen spekulationsbedingten Preissteigerungen.
Meine Damen und Herren, Art. 14 des Grundgesetzes muss neu und zeitgemäß interpretiert werden. Während die in Abs. 2 geforderte Verpflichtung, der Gebrauch des Eigentums solle auch dem Wohle der Allgemeinheit dienen, in einer Gesellschaftsordnung mit einer anderen Verteilung des Vermögens und des Eigentums an Produktionsmitteln ebenso seine Gültigkeit behält, ist der Abs. 3 neu zu interpretieren. Wenn eine Enteignung nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig ist, dann ist die in unserem Wirtschaftsalltag Praxis gewordene ständige Enteignung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die zum Nachteil der Allgemeinheit führt, schlicht grundgesetzwidrig.
Warum führt sie zum Nachteil der Allgemeinheit? Die Antwort liegt auf der Hand: Weil die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer das höhere Haftungsrisiko tragen - sie haften mit ihrem Arbeitsplatz, also mit ihrer gesamten Existenz -, würden sie verantwortlicher mit dem Firmenkapital umgehen als Anteilseigner, die es in der Vergangenheit oft leichtfertig verzockt haben.
Eine durch die Beteiligung der Belegschaften an den Unternehmen geprägte Wirtschaftsordnung dient auch der Erhaltung unserer Umwelt. Echte solidarische gesellschaftliche Verantwortlichkeit kann der Mensch bei seiner Arbeit nur entwickeln, wenn er im Arbeitsprozess nicht entmündigt wird. Produktive Arbeit ist Umformung der Natur zu Gebrauchsgütern. Wer im Arbeitsprozess von jeglicher Verantwortlichkeit enteignet worden ist, der wird auch gegenüber dem Gegenstand seiner Arbeit, der Natur, nicht die notwendige Verantwortung empfinden. Daher müssten diejenigen, die für einen verantwortlichen Umgang des Menschen mit der Natur plädieren, dafür eintreten, dass solidarische Verantwortlichkeit im Arbeitsprozess entstehen kann. Es würde nicht viel nützen, wenn es hin und wieder gelänge, ein Atomkraftwerk stillzulegen oder eine Chemiefabrik zu schließen und der Mensch in anderen Gebieten genauso unverantwortlich weiterproduzierte, genauso ausbeuterisch mit der Natur umginge wie bisher.
Aus dem bisher Gesagten folgt: Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verpflichtet uns zu einer anderen, zu einer neuen Wirtschaftsordnung. Es verpflichtet uns, mehr Freiheit und Demokratie zu wagen.
Hervorhebungen von mir - hier stimme ich mit Oskar Lafontaine voll und ganz überein.
Noch schöne Pfingsten euch allen, liebe Grüße, Eva
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