Re: FANNY ARDANT
"Eine bourgeoise Frau würde mich langweilen"
Fanny Ardant über die Arbeit mit sieben anderen starken Frauen und ihr großes Vorbild Maria Callas
Abendblatt: Hatten Sie keine Angst, sich mit den sieben anderen Stars in "8 Frauen" zu bekämpfen, etwa Catherine Deneuve und Emmanuelle Béart?
Fanny Ardant: Ach nein, ich liebe es, aus der Fassung gebracht zu werden. Und Regisseur François Ozon war schlau genug, den Adrenalinspiegel so hoch zu treiben, dass jeder auf den großen Knall wartete - zu dem es letztlich aber nicht kam. Denn keine von uns wollte sich kapriziös zeigen und mit Macken lächerlich machen.
Sie spielen eine unverschämt sinnliche und unabhängige Frau der 50er-Jahre. Hatten Sie dabei Modelle wie Ava Gardner oder Rita Hayworth vor Augen?
Ich schätze eher Frauen wie Ida Lupino: Sie verkörperte viel stärker die damaligen Abgründe Hollywoods. Ansonsten war meine Figur eine Außenseiterin, die vor allem eines will: jeden verführen. Egal, ob es dabei um Männer, Frauen oder Hunde geht.
Spielen Sie am liebsten - wie schon in Truffauts "Die Frau von nebenan" - Frauen, die über Erotik gesellschaftliche Konventionen explodieren lassen?
Natürlich! Eine bourgeoise Frau zu spielen, die ihre Position verteidigt, würde mich zu Tode langweilen. Auch wenn Pierrette, die ehemalige Cabaret-Tänzerin, wahrscheinlich allein im Armenhaus sterben wird: Ihr Leben hat sich gelohnt.
Macht es Spaß, Catherine Deneuve erst zu bekämpfen und sich dann küssend mit ihr auf dem Boden zu rollen?
Es war nicht leicht, sich mit ihr zu schlagen, weil ich nicht besonders sportlich bin und zudem ziemlich ungeschickt. Glücklicherweise hatte Ozon eine sehr genaue Vorstellung von der Szene: Für ihn war klar, dass ich die Oberhand behalten würde.
Wenn Sie sich ungern festlegen lassen: Freuen Sie sich, dass Sie von vielen Homosexuellen als glamouröse Diva gefeiert werden?
Sicher. Diese Faszination zeigt ja, dass diese künstliche Trennung zwischen Schwulen und Heteros gar nicht existiert. Sich nur über seine sexuelle Identität zu definieren schränkt zu sehr ein.
In "8 Frauen" tragen Sie die Farbe Rot - ein Symbol für Leidenschaft, aber auch für Blut. Zufall?
Es passte gut zur Rolle. In der bonbonfarbenen Welt der Frauen wirkt es aggressiv, provokativ. Aber privat trage ich nie Rot. Ich würde höchstens die purpurne Farbe eines Theatervorhanges aus Samt tragen - aber das ist eine andere Geschichte.
Demnächst werden Sie die Callas spielen. Fühlen Sie sich mit ihr verwandt?
Für mich war die Callas nicht nur eine große Opernsängerin. Sie lebte für etwas Absolutes und ist auch im Ruhm authentisch geblieben, hat ihre Seele nicht verkauft: Für mich ist sie ein Vorbild.
Das Interview finde ich auch recht amüsant...
Die Männer sind wichtig, aber die Frauen sind magisch.
Catherine Deneuve