Shuzzle
Ich glaube alles begann, als meine selige Mutter am Tage meiner Geburt ihre Augen öffnete, mich erblickte und mit dem Namen strafte, den ich seither trage - Shuzzle.
Sie hielt es wohl für modern, viele Kinder haben damals vermeintlich schicke, goblinisch angehauchte Namen wie Razzle oder Whizzla bekommen.
Aber Shuzzle, gesprochen "Schussel"?
Dieser Name, gepaart mit einer Begabung kleine wie grosse Dinge hin und wieder zu verlegen, verwechseln oder ganz zu vergessen, machten mich zum Lieblingsschüler von Fricklefurth, meinem alten Lehrer in Werkzeugwesen und Mechanik.
Bei keinem andern Schüler war er lieber, keinem widmete er mehr Zeit als mir, niemand, der ihn so oft auch nach dem Unterricht besuchen durfte wie ich. Das verteufelte war - je öfter er mich korrigierte, desto mehr machte ich falsch.
Ich war nach 2 Jahren Lehrzeit bei ihm ein einziges Nervenbündel, zuckte zusammen sobald ich nur seinen Blick auf mir spürte und ein einfaches Hochziehen seiner Augenbrauen (er hatte extrem buschige Augenbrauen, wie haarige Raupen, und er konnte sie getrennt bewegen) brachte mich sicher um den Schlaf der nächsten Nacht.
Schliesslich entwickelte ich eine Aversion gegen Schraubenzieher (Fricklefurth: "Schraubenzieher? Mein lieber Shuzzle, mir wird einiges klar - wenn sie versuchen mit dem Ding an Schrauben zu ZIEHEN, ja, dann kann das ja auch ncihts werden.") und derlei Gerät, die mich arbeitsunfähig machte.
Glücklicherweise hatte mein Vater die rettende Idee - das Militär. Das, so trug er ein ums andere mal vor, hätte noch aus jedem einen Mann gemacht. Vorsichtige Hinweise meinerseits, dass das Militär zwar durchaus Männer, meist jedoch tote hervorbrächte, wurden als Schwäche abgetan -
und der Gefreite Shuzzle war geboren.
Um ein Haar wäre er auch gleich wieder begraben worden, hätte mich nicht ein alter Haudegen aus "der Scheisse" (so wurde liebevoll ein jeder Zusammenstoß zwischen Gnomen und Troggs umschrieben) geholt, nur um noch rechtzeitig zu sterben bevor ich ihm meinen Dank ausdrücken konnte.
Nun - ich werde ihm danken, wenn ich ihn wiedersehe.
Aber das ist noch lange hin - und ganz sicher erst, nachdem ich, als freier Gnom im freien Gnomeregan meinem kleinen Enkel beigebracht habe, dass Schrauben und dazu passende Schlüssel nicht alles im Leben sind - und dass man sich nicht davor zu schämen braucht, Angst vor dunklen Kellern zu haben.
Und eines ist sicher - dieser Enkel wird einen vernünftigen Namen haben!