Ebbes Asyl - TIER-Gedichte

Die Tauben ...

Die Tauben ...

 

Die weißen Tauben sind müde …

 

Die weißen Tauben sind müde

der Himmel ist ihnen verwehrt

sie hocken auf Zäunen und Dächern

die Augen nach innen gekehrt

sie können nicht mehr fliegen

man gönnt ihnen nicht mehr den Raum

sie fliehen den häßlichen Kriegen

und suchen sich schützenden Baum

doch nirgends sind grünende Kronen

es gibt nur noch kahles Geäst

kein Platz mehr zum friedlichen Wohnen

an dem man sie Tauben sein läßt

man zwängt sie in eiserne Rüstung

reicht ihnen blitzenden Stahl

stößt sie von schützender Brüstung

und schlägt ihnen blutiges Mal

die weißen Tauben sind müde

sie können einfach nicht mehr

verkriechen sich in finstere Löcher

und sehnen den Frieden so sehr

 

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es wurde lediglich die Größe editiert

Die Taube drüben

Die Taube drüben

auf dem Nachbardach

sie ruft nicht nach dem Frieden

Sie ruft seit Anfang so

Wir haben sie uns umgedeutet

und fromm gemacht wie eine Fliege

weil wir ein Zeichen brauchten

sichtbar erhoben luftvertraut

und flüchtig auch

sobald wir danach greifen



Die Taube drüben

auf dem Nachbardach

wenn sie auch Federn hätte

schwarz verblichen

und hätte Flügel

wie der leichte

Tod

ich traute ihrem Anflug

ihrem Zeichen

wenn sie nur einmal

einmal

sänge

Die Taube drüben

auf dem Nachbardach

ruft endlos dunkel ihr Ruku

und endlos dunkel

weckt sie Märchen auf

vom Mädchen in der Asche

und vom Blut im Schuh!

Re: Die Tauben ...

Das ist so wunderschön geschrieben.