"Neues Van Gogh-Gemälde:Nur eine geniale Fälschung?"
"Neues Van Gogh-Gemälde:Nur eine geniale Fälschung?"
18.2.2006
Köln(dpa)
Zitat:
Während Markus Roubrocks in der rechten Hand eine Zigarette hält,fährt er mit seinem linken Zeigefinger über die Signatur des Gemäldes Der Kölner Galerist ist sich sicher,dass er gerade ein echtes Gemälde von Vincent van Gogh berührt.Trotzdem hat er keine Sorge,dass seine Berührungen dem Bild Schaden zufügen könnte:«Da passiert nichts.Da ist ja auch in den vergangenen 120Jahren nichts passiert.»Die Kölner Galerie Roubrocks&Partner stellte am Freitag ein nach ihren Angaben bisher unbekanntes Bild von Vincent van Gogh mit dem Namen«Stillleben mit Pfingstrosen»erstmals der Öffentlichkeit vor. Das Bild zeigt ein Blumenstillleben mit einem Strauß überwiegend gelber und blauer Blumen in einer Vase.Außerdem ist das 37,5 mal 43,5 Zentimeter große Bild am linken Rand der Vase mit einem nur schwer erkennbaren«Vincent»signiert.Ganz anderer Meinung als Roubrocks ist das unabhängige Vincent van Gogh Museum in Amsterdam.Nach einer Prüfung im Jahr 2001 kamen die Experten des Museums zu dem Ergebnis,dass das Gemälde nicht dem Künstler Vincent van Gogh zugeschrieben werden kann.Als Gründe nannte das Museum im Gutachten unter anderem,dass der Pinselstrich bei«Stillleben mit Pfingstrosen»nicht vergleichbar mit dem Malstil van Goghs sei und auch die Farben nicht seiner gewöhnlichen Palette entsprechen würden.Für Roubrocks ist das Amsterdamer Gutachten nicht nachvollziehbar:«Die Ablehnung kann ich mir nicht erklären.Denn die genannten Gründe sind einfach sachlich und fachlich nicht richtig.»Als Beweis für die Echtheit legt Roubrocks neben Kopien von dokumentierenden Briefen von van Gogh unter anderem ein Gutachten des niederländischen Kunsthistorikers Prof. H.L.C.Jaffé aus dem Jahr 1982 vor,der das Bild für echt befunden hatte. «In dem Bild sind Techniken enthalten,die van Gogh in seinen Briefen an seinen Bruder beschreibt,die aber bisher nicht beachtet wurden»,versucht Roubrocks das Gutachten des Amsterdamer Museums zu entkräften.Als Grund für die späte Präsentation des Gemäldes nennt Roubrocks Ängste seines Vaters:«Erst nach dem Tod meines Vaters bin ich auf Beweise gestoßen,die das Bild ganz klar als echt ausweisen.»Sein Vater Cornelius habe das Bild 1977 aus einem belgischen Nachlass erworben.Seitdem habe es sein Dasein im Tresor gefristet.Sein Vater habe das Gemälde aus einer Art«Kriegsparanoia»nicht veröffentlichen wollen,aus Angst man könne es ihm abnehmen.Nach Angaben von Roubrocks stammt das Gemälde aus dem Jahr 1889 und hat einen geschätzten Wert von 26 Millionen Euro.Auch wenn er zur Zeit keine Verhandlungen führe,sagt Roubrocks:«Ich würde es verkaufen.»Auch auf der Premierenfeier fanden sich Zweifler an der Echtheit des Gemäldes,weil sie das Gutachten des Amsterdamer Museums als entscheidend ansehen. Außerdem stellten sie sich die Frage, welchen Grund das Museum haben sollte,ein angeblich echtes Bild abzulehnen.Verwunderlich war auch,dass sich kein einziger Kunsthistoriker unter den geladenen 150 Gästen befand.Der Kölner Künstler Helmut Tollmann war voll des Lobes für das Gemälde,maßte sich aber kein Urteil über die Echtheit an:«Das kann ich nicht beurteilen.Ich kenne Kopisten,wenn man sieht,was die machen,ist das wirklich irre.»