FanserviceParadise - Hanson

Your Illusion

Re: Your Illusion


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Jetzt war
fast eine Woche vergangen und alle hatten sich rührend um mich gekümmert. Es
war mir so unangenehm. Denn ich fühlte mich, als würde ich mich durch ihre
Hilfsbereitschaft schmarotzen. Mittlerweile hatte mich Jessica, das älteste
Mädchen der Familie, neu eingekleidet. Sie suchte mir einige Klamotten aus
ihrem Schrank aus, die ihr nicht passten oder ihr nicht länger gefielen. Sie
war gerade 14 Jahre alt und trotzdem war ich nicht größer als sie. Alleine
durch meine abgemagerte Gestalt sahen viele Kleider von ihr aus, als wären sie
mir zu groß. Das ganze Versteckspiel gelang den sieben ganz gut. Irgendjemand
von ihnen war schließlich immer da und hatte die passende Idee, wenn die Mutter
oder der Vater in der Nähe waren. Ihre Kreativität erschien mir unerschöpflich.
Taylor war mittlerweile wieder gesund, und schleppte mich sobald seine Eltern
nicht zu Hause waren mit in die Stadt. Ich ließ mich nur schwer überreden, aus
Angst entdeckt zu werden. Da ich immer noch nicht redete, blieb mir also keine
Wahl und begleitete ihn. Die Eltern hatten sich an diesem Tag frei genommen,
denn Isaac und Zac hatten versprochen sich um die Kleinen zu kümmern. Nachdem
die Eltern ihre Pflicht als Privatlehrer für ihre Kinder erfüllt hatten, hatten
sie sich auf den Weg gemacht um die Großeltern der Kinder zu besuchen. Kaum
waren sie aus dem Haus, hatten Taylor und ich uns auf den Weg gemacht, und
spazierten nebeneinander her. „Also hast du Lust auf ein Eis?“, wollte Taylor
wissen, „Also ich hätte jetzt schon wirklich arg Appetit darauf“. Er lächelte und
deutete auf den Dairy Queen Laden, der nur wenige Meter von uns entfernt lag.
„Die machen das beste Eis“, fügte er hinzu und hielt mir die Ladentür auf. Ich
schlüpfte herein und sah eine riesige Auswahl von Eissorten. Wie lange hatte ich
schon kein Eis mehr gegessen? Die Vielfalt der Sorten erschlug mich. Ich konnte
mich nicht entscheiden. Taylor hatte wohl gemerkt, dass ich nicht wirklich
wusste was ich aussuchen sollte. Also hatte er mir einfach das gleiche wie sich
bestellt. „Meine Lieblingssorte, ich weiß nicht, ob es dir schmeckt, aber ich
hoffe es mal!“, seine Augen strahlten wieder. Ich war froh darüber, dass es ihm
besser ging. Ich hätte es nicht ausgehalten, wenn nur einer dieser Familie
wegen mir zu Schaden gekommen wäre. „Schmeckt’s?“, fragte er, nachdem er
bereits an seinem Eis geleckt hatte. Ich hatte das Eis in meiner Hand ganz
vergessen. Schnell versuchte ich das, was bereits an der Waffel herunter lief
aufzulecken. Es schmeckte natürlich gut und ich nickte. Als wir wieder zurück
auf der Straße waren, verstummte er plötzlich. Ein Mädchen, das ungefähr so
groß war wie ich mit dunklen Haaren und dunklen Augen kam auf uns zu. Ihr
Gesicht kam mir bekannt vor. Das musste Natalie sein. Des Öfteren hatte ich sie
in Taylors Zimmer gesehen, als ich noch im Baumhaus meine Abende verbracht
hatte. Neugierig beobachtete ich Taylors Reaktion und stellte fest, dass
jegliche Farbe aus seinem Gesicht wich. „Hey Taylor“, begrüßte sie ihn und wirkte
nicht gerade glücklich. „Hey Nat“, antwortete er und sah sie mit einem Blick
an, der verriet, dass er immer noch in sie verliebt war. „Wie geht es dir?“,
stellte er ihr die Frage, doch sie ließ es total außer Acht. „Ich hab dich
versucht zu erreichen, Tay. Können wir nicht nochmal miteinander reden? Ich
vermisse dich so“, begann sie. Taylor starrte auf den Boden. Als sie merkte,
dass sie von ihm in dieser Sache keine Antwort erwarten konnte, sah mich an und
musterte mich argwöhnisch. „Und wer ist das? Etwa deine neue Freundin? Meldest
du dich deswegen nicht bei mir?“, eine gewisse Hysterie lag in ihrer Stimme. Ich
senkte meinen Blick, denn ich konnte es nicht ertragen, wie böse sie mich auf
einmal ansah. Der vorbeifahrende Verkehr erregte nach und nach meine
Aufmerksamkeit. Ich wollte nicht bei der Unterhaltung zwischen ihr und Taylor
stören. Deshalb stellte ich mich ein wenig abseits und beobachtete die vielen
Autos, die an uns vorbeirauschten. In all den Jahren, in denen ich nun in Tulsa
lebte, war mir noch nie aufgefallen, wie belebt die Straßen waren. Ich ließ
meinen Blick über die vielen verschiedenen Marken der Autos schweifen, und
manchmal erhaschte ich sogar das ein oder andere Gesicht hinter den
Windschutzscheiben. Unerwartet fiel mir ein Auto besonders auf. Ein silberner
Mercedes fuhr an uns vorbei, und im Auto saß er. Er starrte mich beim Vorüberfahren
an. Es war unumstößlich, dass er mich erkannt hatte. Vor lauter Schreck ließ
ich in diesem Augenblick meine Eistüte auf den Gehweg fallen. Doch diese
Tatsache kümmerte mich nicht sonderlich, denn in meinem Kopf war ich nur damit
beschäftigt, eine schnellstmögliche Lösung zu finden, wie ich ihm wieder
entkommen konnte. Adrenalin schoss durch meine Venen und brannte in meinem
gesamten Körper. Ungeachtet, ob Taylor mitbekam was geschehen war, rannte ich
die Straße entlang. Wohin ich wollte wusste ich nicht. Hauptsache ich konnte
ihm aus dem Weg gehen. Da der Gehweg sehr belebt war, und sich viele Fußgänger
ihren Weg durch die Massen bahnten, fiel es mir nicht leicht vorwärts zu
kommen. Immer wieder drehte ich mich panisch um, um herauszufinden, ob er immer
noch hinter mir her war. Ich konnte nichts erkennen und die Menschenmasse
drängte mich immer weiter zurück, anstatt mich nach vorne zu tragen. Meine
Gedanken waren wie gelähmt vor Angst. Meine Füße trugen mich in eine kleine
Seitengasse. Natürlich war es nicht gerade mein klügster Schachzug gewesen.
Denn wenn er mir wirklich gefolgt war, und davon ging ich aus, dann war eine
menschenleere Sackgasse genau das Gegenteil von dem was ich gebrauchen konnte.
Für einen Moment ließ ich mich mit dem Rücken gegen die Backsteinmauer sinken.
Völlig außer Atem versuchte ich mein Herzschlag wieder etwas zu dämpfen. Doch
als mich eine kalte Hand am Oberarm erfasste, rutschte mir mein Herz in die
Hose. Zum ersten Mal seit geraumer Zeit wollte ich meine Stimme verwenden, doch
es kam nichts aus meiner Kehle. Es fühlte sich an, als wenn mir plötzlich der
Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Meine Lungen waren luftleer und rangen
mit einem brennenden Gefühl nach Sauerstoff. Ich starrte in seine kalten,
schwarzen Augen. Es waren die gleichen Augen, die meine Schwester zermürbt
hatten und die meinen so sehr ähnelten. Somit teilten wir uns schon eine
Eigenschaft, welches mir schon sehr früh aufgefallen war. Meine Schwester hatte
es mir immer wieder vorgehalten. „Nia, sieh mich nicht so an. Weißt du, dass er
die gleichen Augen hat, wie du. Mach das nicht, du siehst ihm sonst so
erschreckend ähnlich“, hatte Yana mir immer wieder vorgeworfen. Ich hatte mich
nach wie vor dafür geschämt die gleichen Augen wie ein Verbrecher zu haben. „Na
du Ausreißerin hast wohl gedacht, du kannst mich verarschen. Aber eins lass dir
gesagt sein, du bescheuerte Schlampe, mich kannst du nicht austricksen. Da
musst du schon ein bisschen früher aufstehen“, hauchte er mit seinem
übelerregenden Atem. Sein Gesicht befand sich nur wenige Zentimeter von meinem
entfernt. Ich strampelte, wand mich in alle Richtungen, aber seine Hände hatten
mich in einem so starken Griff gepackt, dass es schier unmöglich war, alleine
aus diesem Klammergriff herauszukommen. „Das war es dann wohl. Zurück in mein
altes Leben“, dachte ich sarkastisch und wartete nur darauf, dass er mich in
sein Auto zwängen würde. „Nia? Bist du hier irgendwo?“,keuchte es aus der Nähe. Ich hatte Taylor
schon ganz vergessen. Um ehrlich zu sein, hatte ich auch nicht damit gerechnet,
dass er überhaupt mein Verschwinden wahrnehmen würde, denn schließlich war er
in einer Unterhaltung mit Natalie versunken, und ich hatte das Gefühl gehabt,
dass er sehr damit beschäftigt war, sich darauf zu konzentrieren. Der harte
Griff an meinem Arm wurde immer fester und schmerzte höllisch. Taylor kam
schnaufend um die Ecke gebogen und sah nun ganz genau, wovor ich mich die ganze
Zeit gefürchtet hatte. Es dauerte einen Augenblick bis auch dieser widerliche
Kerl begriff, bei diesem Spatzenhirn wunderte mich nichts, dass wir nicht mehr
alleine waren. „Hey du Penner, schnüffel in deinen eigenen Angelegenheiten
rum“, schrie er ihn keifend an. Taylor sah erschrocken aus. Er war wohl eine
solch forsche Umgangsform nicht gewohnt. Mir war sie nur zu gut bekannt, denn
schon seit neun Jahren hatte es zu meinem Alltag gehört und ich hatte ein
hartes Lehrgeld bezahlt. „Hören Sie, lassen Sie das Mädchen los. Sie tun ihr
weh“, entgegnete ihm Taylor fast noch zu freundlich. „Bist du taub, oder was?
Verpiss dich, oder ich helf dir“, lautete die Gegenreaktion. Nun trat Taylor
näher an uns heran. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich hatte schreckliche
Angst, und ich wusste, dass dieser Mann zu allem fähig war. Wenn er mir
schadete, dann war das eine Sache, aber wenn er unschuldigen Menschen etwas
antat, dann ging es einfach zu weit. Er lachte nur bitter, und schliff mich
hinter sich her, ohne auch nur eine Reaktion auf Taylors Forderung zu zeigen.
Und was danach geschah, war so unbegreiflich, dass ich es selbst nicht für
möglich gehalten hätte. Ich rechnete nicht mehr damit, dass Taylor nur im Geringsten
etwas verhexen konnte. Doch im Gegensatz zu meinen Erwartungen kam dieser auf
uns zu gestürmt. Ich wehrte mich immer noch mit all meiner Kraft, doch es
heimste mir nur eine Ohrfeige ein. Ich wusste mir nicht zu helfen, also schrie
ich verzweifelt um Hilfe. Ich nutzte zum ersten Mal seit Wochen meine Stimme
und kreischte um mein Leben. Ich wollte diesem Widerling nicht schon wieder
ausgeliefert sein und die Tatsache, dass er mich mit seinen schmierigen Händen
umklammerte, an denen so viel Blut klebte, brachte ein Gefühl von Übelkeit über
mich. Er hatte mich mittlerweile gewaltsam am Bauch gepackt und trug mich mehr,
als dass ich Gebrauch von meinen eigenen Füßen machte. Der Kerl schnappte sich
Taylor, der sich vor ihm aufgebaut hatte, und zerrte ihn am Kragen fast auf den
Boden. Doch er stand auf, und in diesem Moment flog seine Faust mitten in das
Gesicht des anderen. Ruckartig ließ er mich fallen. Ohne zu zögern ergriffen
wir die Chance und rannten los. Meine Eingeweide rebellierten im Inneren meines
Körpers. Glücklicherweise war am Ende der Straße gerade ein Bus dabei alle
Fahrgäste einzuladen. Unser Verfolger hatte sich kaum darauf wieder gefasst und
war uns dicht auf den Fersen. Kurz bevor sich die Türen des Busses schlossen,
sprangen Taylor und ich auf ungeachtet wo der Bus uns überhaupt hinbringen
würde. Kaum einen Augenschlag später hatten sich die Türen geschlossen, und er
schlug wutentbrannt an die Bustür und brüllte uns etwas hinterher. Der Bus
setzte sich gemächlich in Bewegung und erst jetzt war es uns möglich zu
verschnaufen. Völlig kraftlos ließen wir uns auf eine freie Bank sinken und
sogen hektisch alle Luft, die wir kriegen konnten, ein. Nach wenigen Minuten
stieg erst der brennende Schmerz der Muskeln in mein Bewusstsein. Meine
Gedanken häuften sich, überschlugen sich und dröhnten mir im Kopf. Ich wusste
nicht was ich sagen sollte. Ich schämte mich. Mit gesenktem Blick nahm ich
Taylors Hand wahr, die an den Knöcheln vom Schlag etwas aufgeplatzt waren. Ich
war ihm so dankbar, und trotzdem tat es mir leid, dass ich ihn in eine solche
Situation gebracht hatte. Es war naiv gewesen zu glauben, dass alles gut gehen
würde. Ich hatte nicht nur mich, sondern jemand außenstehendes in Gefahr gebracht.
Wie würde ich all die Umstände, die dieser Junge wegen mir hatte, nur wieder
gut machen können. Plötzlich kam mich eine Welle von Traurigkeit. Sie schnürte
mir die Kehle zu und drückte mir Tränen in die Augen. Nicht jetzt, ich wollte
nicht anfangen zu weinen. Nicht in aller Öffentlichkeit, und schon gar nicht
vor ihm. „Das war ganz schön knapp“, rang Taylor immer noch nach Luft, während
ich noch das aufgeplatzte Fleisch an seiner Hand beobachtete. Er schien
überhaupt keine Schmerzen wahrzunehmen. Dafür empfand ich einen fürchterlichen
Schmerz in meiner Magengegend. Mir wurde übel. Vor meinen Augen verschwammen
die Bilder. Ich konnte es nicht länger zurückhalten. Mein Kopf sank gegen
seinen Oberarm und ich ließ meinen Tränen zum wiederholten Mal freien Lauf.
Reichte es nicht, dass mein ganzes Leben ein Scherbenhaufen war? Musste ich jetzt
auch noch das von anderen in Gefahr bringen? Mein Schuldgefühl saß mir im
Nacken und brachte meine aufkommende Wut, meine alte Angst und meine
Verzweiflung durcheinander. Ohne ein Wort zu sagen, drückte mich Taylor näher
an sich und strich mir beruhigend über meinen Arm. Was hätte ich gegeben, wenn
ich zu diesem Zeitpunkt aus meinem Leben hätte fliehen können. Der alte
Zwiespalt durchdrang meine Gedanken. Auf der einen Seite wollte ich hier weg, und
alles hinter mir lassen. Neu anfangen, ja das hätte mir gefallen und dafür
konnte ich auch alleine sein, darüber war ich mir durchaus bewusst. Schließlich
hatte ich ja die letzten Monate auch mehr oder weniger alleine verbracht. Auf
der anderen Seite war ich in diesem Moment so verzweifelt, dass es sich tief in
mir gegen alles wehrte. Ich fühlte mich gebrochen und erniedrigt und aus irgendeinem
Grund war ich gerade in diesem Moment sehr erleichtert, nicht alleine in diesem
verdammten Bus zu sitzen. „Also du kannst ganz schön schreien, und reden kannst
du also auch“, feixte Taylor währenddessen ich versuchte, meine Sinne wieder zu
ordnen. „Meinst du, du kannst mir erzählen, was dir dieser Mann getan hat und
was mich dazu gebracht hat ihm eine reinzuhauen? Ich meine, ich hab noch nie
jemanden geschlagen. Noch nie“, murmelte er. Der Wagen bremste vorsichtig ab
und öffnete seine Türen nur wenige Blöcke vor dem Zuhause der Hansons. Ich
wischte mir die Tränen ab und setzte mich in Bewegung den Bus zu verlassen.
Fast schon schüchtern lief ich neben Taylor her. Ich traute mich nicht, ihm
noch einmal so nahe zu kommen. Jedes Mal wenn ich ihn nur in irgendeiner Form
berührt hatte, dann war es zu einem Zeitpunkt geschehen, in dem ich tot
unglücklich war. Mein Benehmen war kindisch und lächerlich. Ich fühlte, wie das
Blut in meine Wangen schoss, als ich darüber nachdachte. „Wieso tust du das
auch immer wieder?“, rätselte ich vor mich hin. Wenige Minuten später waren wir
endlich zu Hause angekommen. Da offensichtlich niemand von den Erwachsenen
anzutreffen war, klingelten wir unbehelligt an der Tür und warteten darauf,
dass uns irgendeiner öffnete. Isaac öffnete uns die mit einem erstaunten „Was
macht ihr denn schon hier?“ die Tür. Im Hintergrund hörte man die kleinen
Geschwister vergnügt spielen.




Re: Your Illusion

boah, voll spannend das kapitel!

oh mann, sit das aufregend. was will der typ? also, ich glaube ja, dass es ihr steifvater ist oder so. aber was hat er ihr alles bereits angetan? hat er sie vergewaltigt? oh mann, ich kann ihr so richtig nachfühlen. sie ist so heimatlos und verloren. sie würde sich so gern an jemanden binden, abér will niemanden in gefahr bringen. die szene im bus war so schön und auch so traurig, man konnte sich richtig reinfühlen.

ob sie jetzt mal auspackt? ob sie redet? ich glaube es ja nicht, aber ich bin mal gespannt

Re: Your Illusion


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Taylor:



Als Ike uns die Tür öffnete, stolperten Nia und ich
ohne weiteres an ihm vorbei und schlossen die Tür. Erstaunt musterte Ike uns
beide als wir mit dem Rücken an der Haustür entlang glitten und uns auf den
Boden setzten. „Kann mich mal einer aufklären? Ihr seht irgendwie so …
abgehetzt aus“, stellte er fest, und ließ sich auf eine Stufe der Treppe
nieder, die in den ersten Stock führte. Ironisch stieß ich ein kleines Lachen
auf: „So könnte man es gelinde ausdrücken, ja!“ Nachdem wir uns wieder
einigermaßen erholt hatten, erzählte ich Ike unser Abenteuer mit dem
Unbekannten. Darüber hinaus fiel mir plötzlich wieder ein, dass ich Natalie
einfach auf dem Fußgänger weg hatte stehen lassen, als ich bemerkte, dass Nia
wie von der Tarantel gestochen los rannte. Natürlich hatte ich ihren verletzten
Blick wahrgenommen, bevor ich mich von ihr abwandte. Das ganze Zusammentreffen
auf der Straße war nicht besonders glücklich gelaufen. Mir war aufgefallen wie
sie Nia gemustert hatte und ich kannte Natalie zumindest so gut, dass ich
wusste, dass sie sich darüber Gedanken machte. Ihr Blick war weder voller
Verachtung noch voll Neid. Sie schien sich einfach nur zu fragen, wer sie war.
So viel Negatives konnte ich ihr nicht zu schreiben. Schließlich waren wir ein
Jahr zusammen gewesen und ich war mir sicher, dass Natalie ein guter Mensch
war. Auch wenn sie es sich selbst zu zuschreiben hatte, dass wir nicht mehr
zusammen waren. Ich wusste nicht, was ich zu ihr sagen sollte, als wir ihr auf
der Straße begegneten. Tief in meinem Innern liebte ich sie noch, aber wie
sollte ich ihr so schnell wieder Vertrauen schenken können? Vielleicht war ein
bisschen Abstand nicht schlecht. Deswegen versuchte ich schon seit unserer
Trennung den Kontakt so gut wie möglich zu unterbinden. Jedenfalls war es nicht
unwahrscheinlich, dass sich die Situation zwischen uns wieder etwas entspannte
und wir irgendwann wieder glücklich miteinander waren. In meinem Magen
kribbelte es fürchterlich, als ich an unsere Begegnung dachte. Ich wusste
genau, dass Natalie enttäuscht war, als ich sie da im Getümmel stehen ließ und
Nia hinterher rannte. „Boah krass und wer war das jetzt?“, fragte er und sah
neugierig Nia an, die als einzige eine Antwort darauf hatte. Doch sie schwieg
und starrte nur auf den Boden. Ich verstand sie nicht. Wieso packte sie jetzt
nicht einfach mit der ganzen Geschichte aus. Sie konnte doch sprechen, dass
hatte sie ja heute glorreich unter Beweis gestellt. War sie uns das nicht
irgendwie schuldig? Es machte mich, um ehrlich zu sein, mehr traurig, dass sie
scheinbar so wenig Vertrauen in uns fasste. „Nia“, auffordernd stieß ich sie
mit dem Arm etwas an. Sie zuckte zusammen, sah kurz auf und war schnell auf den
Beinen. Keinen Augenblick später quetschte sie sich an Ike vorbei und stürmte
mit hochrotem Kopf nach oben. Ich wollte ihr gerade nach, als mich Ike am Arm
packte: „Lass sie!“ Verdutzt blickte ich ihm in die Augen. „Wieso? Du willst
doch auch wissen, was sie hat“, rechtfertigte ich mein ruppiges Verhalten.
Sanft drückte er mich auf die Stufe nieder und verdeutlichte, dass er mit mir
reden wollte: „Weißt du, du kannst es nicht erzwingen“. „Was denn erzwingen?“,
ich gab mich unwissend. „Na ja… du willst so gern, dass sie erzählt was sie
bedrückt, aber vielleicht sind ihre Erfahrungen, die sie gemacht hat, so
schlimm, dass sie noch nicht bereit dazu ist. Du brauchst Geduld und irgendwann
wird sie schon von alleine auf dich zukommen“. „Ach Ike, ich versteh sie
einfach nicht. Ist dir aufgefallen wie verstört sie reagiert, wenn man sie
berührt?“, wollte ich von ihm wissen. „ Mhm ja, aber vielleicht…“, noch bevor
er eine Vermutung anstellen konnte, unterbrach ich ihn und erzählte ihm frei
von der Leber was mich wunderte: „Weißt du, an dem Tag als ich sie das erste
Mal mit ins Haus genommen habe, da haben wir uns zufällig berührt als wir was
gegessen haben. Sie ist aufgesprungen und hat plötzlich fürchterlich geweint.
Ich weiß nicht, was sie da hatte und als ich sie beruhigen wollte, hab ich sie
in den Arm genommen“. Ich fühlte wie mir das Blut in den Kopf schoss. Wieso
erzählte ich ihm das und warum lief ich so rot an? Ike brachte ein glucksendes
Lachen hervor. „Hey was soll das, ich will dir gerade was erzählen“, sagte ich
kleinlaut und spielte peinlich berührt an meinem Schnürsenkel. „Nichts erzähl
weiter, dann sag ich dir was ich meine“, lächelte Ike und klopfte auf meine
Schulter. „Na ja, also und eben im Bus … Sie will nicht angegriffen werden, und
auf einmal fängt sie an zu weinen und vergräbt ihr Gesicht an meiner Schulter.
Ich versteh sie nicht, in einem Moment würde sie lieber sterben als irgendeine
Nähe aushalten zu müssen, und im anderen Augenblick sucht sie sie so
unerwartet.“ Mittlerweile musste ich purpurrot sein. „So und jetzt sag mir bitte,
warum du gelacht hast“. „Tay, du bist einfach so mitfühlend. Du brauchst
manchmal Nähe, wenn es dir nicht gut geht, damit du dir bewusst darüber wirst,
dass du nicht alleine bist. Aber sie ist da möglicherweise anders. Sie hat
Angst ihre Gefühle zu zeigen. Wir wissen nicht, was bei ihr vorgefallen ist,
aber sie scheint zu niemandem Vertrauen aufbauen zu können, und ich denke du
hast sie auf eine liebevolle Art und Weise überrumpelt. Lass ihr ein bisschen
Zeit, sie wird dir schon noch dankbar sein, dass du für sie da bist, aber
zwinge sie nicht. Ich kenne dich und ich weiß, dass es dich wahnsinnig macht,
aber ich denke nur so kannst du ihr Vertrauen gewinnen.“ Er blieb noch einen
Moment neben mir sitzen und schwieg. Ich wollte dem nichts hinzufügen und starrte
weiter auf meine Schuhe. Und er hatte recht. Es fuchste mich, dass sie solche
Angst hatte. „Na ihr... was habt ihr denn mit der guten Nia gemacht?“, pfiff es
aus dem ersten Stock. Zac schaute uns vom Treppengeländer herab, bevor er sich
an dieses lehnte und schwungvoll nach unten glitt. „Nichts“, nuschelte ich und
legte mein Kinn auf meine Arme, die ich jetzt auf meinen Knien verschränkte.
„Ich glaube sie weint“, fügte Zac achselzuckend hinzu, „Deswegen hab ich mich
aus dem Staub gemacht. Bin nicht so der Fan von Tränen.“ Ike schüttelte lachend
den Kopf und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter, als er sich neben mir
erhob und in die Küche lief.

Den gesamten Tag ging uns Nia aus dem Weg. Sie lag oben im Zimmer, auf den
zusammen geschobenen Betten und schluchzte vor sich hin. Ab und zu hatte ich
den Kopf zwischen der Tür hervorgestreckt, doch dann erstickte sie ihr Weinen
in meinem Kissen und gab sich schlafend. Ich traute mich nicht, dass Zimmer
komplett zu betreten, denn ich wollte Ikes Rat berücksichtigen. Mich stimmte es
traurig, dass Nia so verzweifelt war und gerne hätte ich gewusst, wer dieser
Mann gewesen war. Was wollte er von dem Mädchen? Hatte sie ihn etwa irgendwann
beklaut? Oder war irgendwie unangenehm aufgefallen? Er war groß gewesen und
kräftig, hatte schwarzes, fettiges Haar, das er zu einem Pferdeschwanz zusammen
gebunden hatte, ein feines Oberlippenbärtchen und um seinen Hals hingen
Goldkettchen. Schmierig hatte er ausgesehen. Sein dunkler Teint hatte verraten,
dass er wie Nia aus Mexiko oder einem anderen südlichen Land Amerikas stammte.
Aber was wollte er von ihr? War er etwa mit ihr verwandt? Ich hing den
restlichen Tag meinen Gedanken nach und schlich mich abends, als dass Licht in
unserem Zimmer bereits gelöscht war, ins Bett. Ich wusste, dass sie nicht
schlief. Ihr Atem hatte für einen kurzen Augenblick gestockt, als ich mich auf
die Matratze nieder ließ. Meine Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit
und erfassten die kleine zusammen gekauerte Figur nahe der Wand. Nun lag sie da
wie ein Häufchen Elend. Ich streckte meine Hand nach ihr aus, hielt dann aber
inne und verharrte einige Sekunden in der Luft. Gerne hätte ich sie nur für
einige Sekunden berührt um ihr klarzumachen, dass nichts so aussichtslos war,
wie es ihr möglicherweise erschien. Doch dann zog ich schnell meine Hand an
meinen Körper zurück. Einige Sekunden lag ich steif und regungslos da. Wenn ich
doch nur ein bisschen müder gewesen wäre, dann wäre es mir sicherlich einfacher
gefallen in einen tiefen Schlaf zu fallen. Als sie sich neben mir auf einmal
wieder aufsetzte, riss sie mich aus meinem dämmerigen Zustand. Still blieb ich
liegen und beobachtete sie, wie sie über mich kletterte. Ich spürte wie ihre
Beine zittrig über mich gestreckt wurden und sie dann ganz sachte über die
Bettkante rutschte. Mit einem dumpfen Laut setzten ihre Füße auf dem Teppich
auf und sie begann nach ihren Klamotten zu wühlen. Gleich darauf verließ sie
das Zimmer und huschte auf den Flur. Was hatte sie nur vor? Wollte sie mitten
in der Nacht verschwinden? Ich rollte mich ebenfalls von der Matratze und
folgte ihr. Ich konnte noch hören wie sie ins Badezimmer schlüpfte und hinter
sich die Tür schloss. Sie wollte doch wirklich einfach in der Nacht
verschwinden, ohne nur ein Wort gesagt zu haben. Ich lachte über meine
Naivität, weil ich wirklich glaubte sie würde etwas über ihr Vorhaben sagen?
Ich lehnte mich an die Wand und wartete darauf, dass sie endlich wieder aus dem
Bad kam. Langsam überkam mich doch die Müdigkeit. Ich rieb mir mit den Händen
durch das Gesicht, als könnte ich so die Müdigkeit von mir wischen. Als der
Schlüssel im Schloss krachte, und sie wieder in den Flur trat, erschraken wir
beide. Sie hatte wohl kaum damit gerechnet, dass jemand ihr Vorhaben bemerken
würde. „Nia“, fing ich an und ihr Blick wanderte auf den Boden. Sie stand in
der Badezimmertür, vollständig angezogen, in einer schlabbrigen Jeans von
Jessica und im zu großen karierten Hemd, dass ich ihr am ersten Tag gegeben
hatte. „Du kannst jetzt nicht gehen, du weißt das. Das bist du mir schuldig“,
flüsterte ich, denn ich wollte nicht, dass irgendjemand etwas bemerkte. „Du
machst die ganze Sache nicht besser. Also bleib hier. Ich will nicht… ich will
nicht, dass du gehst.“ Überrascht sah sie auf. Ihre Augen hatten das erste Mal
etwas Durchsichtiges. „Kannst du… also denkst du… also kannst du bitte
bleiben?“, stotterte ich mir zu recht und sah sie eindringlich an. Was hätte
ich in diesem Moment dafür gegeben, wenn ich nur einen Gedanken erhaschen
könnte, der durch ihren Kopf geisterte. Für wenige Sekunden stand die Zeit
still. Doch dann nickte sie zögerlich und stolperte an mir vorbei, zurück ins
Zimmer. Hatte ich sie wirklich so leicht davon überzeugt, dass es keinen Sinn
machte zu gehen? Es schien so. Auch ich ging zurück ins Zimmer, und setzte mich
auf die Matratze. Nia hatte sich bereits ins Bett gekuschelt und lag näher als
je zuvor an der Wand. Ich saß noch kurz auf der Matratze und starrte in die
Dunkelheit. Über mir schnurrte Zac ein zufriedenes Schnarchen und Ike hatte die
ganze Decke über seinen Kopf gezogen. Ich rollte mich zurück und brachte die
ganze Nacht kein Auge zu, weil ich befürchtete sie würde sich so leicht nicht
geschlagen geben. Warum versuchte ich nur so hartnäckig sie hier zu behalten?
Weil ich vielleicht Angst hatte, dass ihr irgendetwas passieren könnte? Ja, das
musste es sein. Gegen frühen Morgen schlief ich dann doch ein. Erst als die
Sonne hoch am Himmel stand, wachte ich aus meinem traumlosen Schlaf auf. Die
Betten waren leer gefegt, kein einziger Mensch außer mir befand sich mehr im
Raum. Schlaftrunken machte ich mich auf den Weg in die Küche. „Ich weiß nicht,
irgendwie kommt es mir so vor, als wenn ich einen Menschen mehr zu versorgen
hätte… Jessica hat doppelt so viel Wäsche als sonst, und irgendwie verschwinden
im Gegensatz dazu die Lebensmittel wie im Flug. Ich muss schon wieder
einkaufen, oder ihr müsst einfach weniger essen“, hielt meine Mutter Ike und
Zac einen Vortrag, als diese am Tisch saßen und genüsslich Müsli in sich rein
schaufelten. So wie sie aussahen, waren auch sie erst vor Kurzem aufgestanden.
Als ich die Küche betrat, schlug meine Mutter gerade neckisch mit der
Tageszeitung auf Zacs Arm ein. Dieser schüttelte nur den Kopf und rührte in seinem
Müsli rum, während Ike das Treiben munter belächelte. „Oh guten Morgen mein
Schatz“, trällerte meine Mutter, als sie mich wahrnahm. „Morgen“, nuschelte ich
und ging an Ike und Zac vorbei und setzte mich an den Küchencounter. „Wo ist
Nia?“, flüsterte ich Ike zu, während meine Mutter aufmerksam die Tageszeitung
studierte. „Bei Avery“, hauchte er zurück. „Jaa, die Leute hier sind doch
manchmal echt dreist“, murmelte Mum ohne ihren Blick von der Zeitung
abzuwenden. „Jetzt können schon Passanten ihre Schnappschüsse von Promis
veröffentlichen lassen und kassieren dafür noch 50 Dollar“, stutzte sie und zog
argwöhnisch eine Augenbraue hoch. Zac, Isaac und ich sahen uns verwirrt an.
„Schlagzeile: Run Runaway Run: Taylor Hanson auf der Flucht mit einer Fremden?
Bei einem Bummel durch die Oklahomaer Stadt sichtete Leserin Cathrin Taylor
Hanson, der Zweitälteste der örtlichen Band Hanson (Welthit Mmmbop), bei einem
Sprint durch die Fußgängermassen. , Er schien es eilig zu haben und folgte
einem dunkelhaarigen Mädchen durch die Mengen.

Re: Your Illusion


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Als meine
Freundin und ich ihn erkannten, zückten wir natürlich sofort unsere Kameras.
Wer hätte gedacht, dass man bei ein bisschen Shopping eine solche Berühmtheit
zu Gesicht bekommt“, so die Macherin des Schnappschusses stolz. Da stellt sich
die Frage, wer dieses Mädchen, hier auf dem Bild deutlich im Vordergrund zu
erkennen, ist? Vielleicht eine neue Freundin oder doch nur eine kleine dreiste
Diebin? Die NewsOK bedankt sich bei unserer aufmerksamen Hobbyfotografin mit
50$. ‘ Taylor wer ist denn das Mädchen auf dem Foto? Jetzt hast du mich
neugierig gemacht“, kicherte meine Mutter und hielt uns die Zeitung unter die
Nase, auf der das Foto ein Viertel der Seite einnahm. Es zeigte deutlich und
unumstritten Nia, die sich ihren Weg durch die Massen bahnte und mich, wie ich
nur wenige Meter hinter ihr, versuchte mit ihr Schritt zu halten.
Augenblicklich stieg mir eine tiefe Schamesröte ins Gesicht. Wie sollte ich das
nur erklären? Fieberhaft versuchte ich mir eine Ausrede einfallen zu lassen. In
diesem Moment hörte Zac auf zu atmen und Isaac starrte mich nur von der Seite
an. Mir war klar, was er von mir erwartete. Er wollte, dass ich endlich mit der
Wahrheit herausrückte. Ich wollte ja, aber wie? Würde sie nicht ausflippen?
Wütend sein, und mich vielleicht nicht verstehen? „Schaut euch das an! Diese
Paparazzi haben doch wirklich kein Gewissen. Jetzt stehen sie sogar schon vor
unserem Haus. Und das schon seit heute Morgen“, faselte sie und lugte durch die
Gardine des Küchenfensters. Langsam ließ Zac die Luft aus seinen Lungen
entweichen, Ike hingegen kratzte sich nervös am Kopf. Erleichtert darüber, dass
meine Mutter endlich locker gelassen hatte, stand ich nun auch auf um ihr
Entsetzen teilen zu können. Als ich aber den silbernen Mercedes erblickte, lief
mir ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter. Der Typ, der sich mit dem
Ellenbogen aus dem herunter gekurbelten Fenster lehnte, war doch nicht etwa
Nias Verfolger? Wie war dieser komische Kerl nur an unsere Adresse gekommen?
Hatte er uns wohl gestern bis hier her verfolgt? Nein, natürlich hatte der
Zeitungsartikel einfach ausgereicht, um meine ganze Identität preiszugeben. Für
einen in Tulsa lebenden Menschen war es keine Schwierigkeit, das „doch so
bekannte Haus der Hansons“ ausfindig zu machen. Jeder kannte uns hier in der
Stadt und die meisten wussten auch, wo wir wohnten, ließen uns aber dennoch in
Ruhe und drängten sich nicht in unser Privatleben. Die Situation spitzte sich
langsam zu. In meinem Kopf pulsierte das Blut und verhinderte, dass ich nur
einen Moment lang einen klaren Gedanken zu fassen bekam. Ich kehrte dem Fenster
den Rücken und stieg hastig die Treppen empor. Ich wollte sicher gehen, dass
Nia wirklich bei Avery war. Vorsichtig schob ich den Kopf durch die Tür und
sah, wie Nia im Schneidersitz auf dem Boden saß und mit Avery spielte. Beruhigt
tappte ich den Flur entlang und setzte mich ins Badezimmer. Dort machte ich
mich erst einmal bereit für den Tag und überlegte immer noch wie ich diese
aufkommenden Probleme lösen sollte. Das Klingeln der Haustür ließ mich zusammen
fahren. War das etwa dieser Typ? Beunruhigt ging ich zur Badezimmertür und
öffnete sie einen Spalt. „Hey Diana, ist Taylor zu sprechen?“, Natalies Stimme
ertönte im Erdgeschoss. „Klar, geh einfach hoch“, sagte meine Mutter mild und
schickte sie in unser Zimmer. Würde heute denn die Pechsträhne überhaupt nicht
abreißen? Ich trat zurück an den Spiegel und sah meinem Spiegelbild fest in die
Augen. Resigniert schüttelte ich den Kopf, es musste mir einfach was einfallen.
Und das ziemlich bald. Das Wasser schoss in einem festen Strahl aus der
Leitung, als ich es aufdrehte. Ich ließ es meine Handflächen befeuchten und
spritzte es mir ins Gesicht. Heute war gegen alle Erwartungen einer der
heißesten Tage. Jeder schwitzte sich die Seele aus dem Leib, doch Nia lehnte es
ab, auch nur ein T-Shirt anzuziehen. Sie lief tatsächlich in langärmligen
Hemden rum und brachte jedes Mal ein kicherndes Kopfschütteln bei Zac hervor.
Ich versuchte die Gedanken aus meinem Kopf zu schieben, denn was jetzt auf mich
wartete, erforderte einen klaren Kopf. Als ich die Tür wiederholt öffnete,
konnte ich Natalie bereits in unserem Zimmer sehen. Ihr entging nicht, dass ich
auf dem Flur stand und keuchte nur ein erleichtertes „Taylor!“. Mit nervösen
Fingern schloss ich die Tür hinter mir und setzte mich auf mein Bett. „Was habt
ihr denn hier gemacht? Wieso haben Ike und du eure Betten zusammen geschoben?“,
skeptisch zog sie eine Augenbraue hoch. „Nicht so wichtig“, sagte ich mit einer
Beiläufigkeit in der Stimme, die ihr wiederholt aufstieß. „Weißt du, ich bin
eigentlich hier, weil ich mit dir reden möchte. Über gestern“, fing sie an und
scharrte nervös mit ihrem Fuß auf dem Boden rum. „Kann ich mir denken“,
entgegnete ich ihr knapp. In meinem Magen blähte sich ein riesiges Etwas auf,
was ich am liebsten sofort nach oben gewürgt hätte. Ich fühlte mich mit einem
mal so schrecklich krank. Sie sah mich einige Minuten ohne ein Wort zu sagen
an. In ihren dunklen Augen spiegelte sich eine Fassungslosigkeit wider, die ich
noch nie zuvor bei ihr bemerkt hatte. Ich war mir sicher, dass sie sich noch so
gefühlt hatte in meiner Gegenwart und ich war mit einem mal enttäuscht darüber,
dass ich in ihr solche unangenehmen Gefühle hervorrief. „Tay, lass uns bitte
reden. Ich vermisse dich so, ich brauche dich. Und ich will einfach wissen was
du für mich fühlst? Ich war gestern so schrecklich verletzt, als ich dich mit
dem anderen Mädchen gesehen habe und irgendwie hast du so glücklich mit ihr
gewirkt. So viel glücklicher als mit mir“, auf einmal verzog Natalie das
Gesicht, als wenn ihr jemand unheimliche Schmerzen zufügen würde. Ich wusste,
dass sie augenblicklich anfangen würde zu weinen. Untätig stand ich da, tausend Gedanken
schossen mir durch den Kopf und abertausende Gefühle prasselten auf mich ein.
Mein Magen zog sich unangenehm zusammen, als über Natalies Gesicht die ersten
Tränen kullerten. Wie ich es hasste. Ich wusste nicht was ich sagen sollte.
Stattdessen nahm ich sie am Handgelenk und zog sie in meine Arme. Sie klammerte
sich um meinen Oberkörper und atmete tief an mich gepresst ein. Ein tiefes
Schluchzen durchzog ihren Körper. Für einen Moment schloss ich meine Augen. Ich
liebte sie immer noch. Ich liebte sie und mein Herz sprang mir fast aus der
Brust und ich war ein verdammter Idiot. Ich hielt sie einfach ganz fest und
fühlte mich wie in einen früheren Moment versetzt. Ich räusperte mich: „Soll
ich dir was zu trinken holen?“ Unter Tränen nickte sie, wirkte trotzdem
überrascht. Ich beeilte mich die Treppen herunter zu gelangen. Fragend blickte
mir meine Mutter entgegen, als ich hastig die Schränke aufriss, und nach einer
Flasche Cola suchte. „Schatz, du musst aus der Garage etwas zu trinken holen.
Hier ist nichts mehr“, sagte sie und erforschte mit mütterlicher Genauigkeit
mein Gemütszustand. „Eh, ja, ok, natürlich“, murmelte ich und stürmte aus dem
Haus in die Garage. Natürlich war der Getränkekasten nicht gleich sichtbar,
weil im ganzen Raum die Notenblätter verstreut lagen. Unachtsam nahm ich den
Haufen, der den Kasten verdeckte und schmiss ihn auf die Couch. Endlich! Ich
wollte nur noch schnell zurück ins Haus um wieder bei Natalie zu sein.
Irgendwie gab mir dieser Besuch Hoffnung, dass sich heute alles ändern würde
und wir bald wieder glücklich wären. Vielleicht konnte ich endlich über Nats momentanen
Babywunsch hinweg sehen. Als ich bemerkte, dass ich die Haustür hinter mir
zugezogen hatte, wurde ich leicht gereizt. Ich klingelte Sturm und hoffte, dass
mir schnell die Tür geöffnet wurde. Als sich dann Zac dazu erbarmt hatte, von
seinem Videospiel aufzusehen und mir die Tür öffnete, traute ich meinen Ohren
nicht. Natalie saß am Küchencounter meiner Mutter gegenüber, hatte Zoe auf dem
Arm und zeigte auf die Tageszeitung: „Ich wusste gar nicht, dass ihr das
Mädchen hier aufgenommen habt?“


Re: Your Illusion

Oh - mein - gott.

was für ein kapitel. jetzt überschlägt sich ja wirklich alles. *hände reib*

oh mann, paparazzi, immer das gleiche mit denen. der zeitungsartikel scheint taylor ja echt zum verhängnis zu werden. und nia vielleicht auch. hoffentlich können sie irgendwas gegen den mercedesfahrer-typ unternehmen, bevor er zume ntscheidenden schlag ausholt.  hoffentlich sit nia erstmal sicher.

und nat ... wow, ich konnte richtig mitfühlen, wie die situation sich so zugespitzt hat udn die luft so geprickelt hat vor anspannung, als sie bei taylor war udn wie alles über ihn hereingebrochen ist und er nicht wusste, wo er anfangen soll eine lösung zu finden.

und dann diese plötzliche erkenntnis in ihrer nähe, die er wahrscheinlich während der zeit, wo er sie nicht gesehen hat, verdrängt hat.

und jetzt? ist jetzt alles aufgefolgen oder kann taylor sich noch einmal ruaswinden? aber vielleicht ist es auch gut, wenn die eltern jetzt eingeweiht sind, immerhin ist mit dem typen nicht zu spassen.

echt starkes chap!

mizu

Re: Your Illusion


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Vor
Entsetzen ließ ich die Cola- Flasche fallen. „Wie meinst du das?“, wollte meine
Mutter, die natürlich eins und eins zusammen zählen konnte, wissen. „Nicht? Na
ja Zoe hat mir das eben erzählt. Ich dachte nur, weil Taylor gestern mit diesem
Mädchen in der Stadt war“, plapperte Natalie freudig weiter. Zoe schaute
bereits schuldbewusst unter sich und ich stand immer noch mitten im Raum und
bekam den Mund einfach nicht mehr zu. Keiner sagte etwas. Mum funkelte mich nur
misstrauisch an und Zac gluckste vor sich hin, als wüsste er genau was jetzt
kommen würde. „Glaubt ihr eigentlich, ich bin blöd? Wo ist sie?“, schnaubte
meine Mutter wutentbrannt. „Zoe warum hast du deinen Mund nicht gehalten“,
fauchte Zac neben mir schnippisch. Ich konnte es nicht fassen. Wieso hatte
Natalie anscheinend nichts Besseres zu tun, als gleich zu meiner Mutter zu
rennen? Ich dachte, sie wollte sich versöhnen und dann brachte sie so eine
Aktion? War sie eigentlich noch zu retten? Ich wusste nicht mehr, was ich noch
denken sollte. Hatte sie etwa aus Eifersucht Nia verpetzt? Oder war es ihre
Unwissenheit gewesen, schließlich hatte sie niemand darauf hingewiesen, dass es
ein Geheimnis um Nia gab. „Du steckst doch dahinter, also pack jetzt endlich
aus mein Freundchen. Ich geb dir drei Minuten alle Beteiligten hier her zu
bringen und dann werden wir mal ein ernstes Wörtchen miteinander reden“,
zischte sie aufgebracht. „Natalie, du gehst jetzt besser“, sagte ich in einem
unterkühlten Ton. Ich wusste nicht, ob ich explodieren sollte, oder nicht. Ich
war enttäuscht und völlig hin- und hergerissen. Tränen begannen wiederholt in
Natalies Augen zu glitzern. Ich war ungerecht. Sie konnte es doch nicht wissen.
Ich atmete tief durch und öffnete die Tür, als sie von ihrem Hocker glitt. Was
sollte ich nur machen? Traurig schlurfte sie an mir vorbei. Was war nur mit mir
los in letzter Zeit? Ich hatte mich noch nie so gefühlskalt und forsch
verhalten, ich war doch immer nett gewesen. Wieso war ich plötzlich so ein
unfreundliches Monster? „ Es tut mir leid Tay, ich wusste nicht, dass du Ärger
bekommen würdest“, fing sie an sich zu entschuldigen, während sie durch die Tür
ging. „Schon gut“, versuchte ich meiner Stimme einen Funken Milde zu verleihen.
Bedrückt sah sie auf den Boden und nickte nur. Dann wendete sie mir den Rücken zu
und ging die Straße entlang. Mittlerweile hatte sich Ike auch im Erdgeschoss
eingefunden. Meine Mutter hatte unseren Vater von der Couch an den Küchentisch
beordert. Stumm und ernst drein blickend saßen beide vor uns und musterten.
„Deswegen habe ich also so viel Wäsche und es verschwinden ständig
Lebensmittel?! Seid ihr drei eigentlich noch ganz bei Trost? Ihr könnt doch
nicht irgendeine Wildfremde aufnehmen ohne nur ein Wort darüber zu verlieren!
Hab ich euch zum Lügen und Betrügen erzogen? Ihr solltet euch schämen. Habt ihr
vielleicht mal darüber nach gedacht, dass dieses Mädchen euch vielleicht nur
etwas anhängen will, eure blinde Gutherzigkeit ausnutzt und dann die Story an
die Presse verkauft? Habtihr vielleicht
auch mal daran gedacht, dass hier noch sechs andere Menschen leben, die ihr mit
eurem Spielchen gefährdet?“, jetzt begann sie sich in Rage zu reden. Dad legte
ihr beruhigend die Hand auf ihre Hände, doch sie wehrte seine liebevolle Geste
mit einer winkenden Handbewegung ab. „Jetzt sag auch mal was dazu!“, forderte
sie eine Meinung von unserem Vater ein. „Vielleicht solltest du dich nicht so
aufregen, Schatz und die Jungs auch mal was dazu sagen lassen. Abgesehen davon,
spekulierst du gerade darüber was dieses Mädchen im Sinn hat, möglicherweise
sollten wir sie erst mal kennen lernen? Ich glaube nämlich nicht, dass unsere
Jungs so dämlich sind, und ohne weiteren Grund so gehandelt haben“, erklärte er
seinen Standpunkt mit ruhiger, aber fester Stimme. „Genau, Mum bitte schau sie
dir erst einmal an. Ich bitte dich“, mischte ich mich ein und erntete dafür
einen feindseligen Blick von meiner Mutter. „Genau Mum“, begann nun der
vernünftige Ike auf sie einzureden. Er erklärte, dass wir vermuteten, dass Nia
etwas schreckliches passiert sein musste, und das selbst meine Mutter sie nicht
weggeschickt hätte, wenn sie gesehen hätte in welchem Zustand das Mädchen sich
befand. „Mommy, ich will nicht, dass du Nia wegschickst. Sie ist doch jetzt
unsere Freundin“, piepste eine traurige Kinderstimme, die ihren Ursprung auf
der Treppe fand. Dort hatten sich Mac und Zoe verkrochen und belauschten
aufmerksam unsere Auseinandersetzung. „Wisst ihr, außerdem sollten nicht nur
die Jungs Ärger bekommen, sondern wir alle. Denn wir sind genauso daran
beteiligt, wie sie. Mum, Dad, wir haben ihnen genauso geholfen und wir wollen
nicht, dass sie gehen muss“, meldete sich jetzt auch noch Jessica zu Wort, die
mit Avery die Treppe herunter lief. Verblüfft sahen sich unsere Eltern an: „Na
ja, wenn sie vielleicht lügen und betrügen, wenigstens der Zusammenhalt klappt
wie am Schnürchen“, bemerkte mein Vater spaßig und rang sich ein Grinsen ab.
Unsere Mutter hingegen blickte ihn nur streng an, und wurde weich. „Na gut,
zeigt sie schon her, die kleine Hochstaplerin“, murmelte sie und schien sich
auf die Zunge zu beißen. Ich kannte von ihr nicht, dass sie solche spitze
Bemerkungen äußerte. Noch nie hatte ich erlebt, dass meine Mutter einen
Menschen voreilig verurteilt hatte. Sie war stets darum bemüht gewesen, uns
beizubringen, dass man Leute nicht abstempeln durfte. Und jetzt gingen ihre
guten Manieren verloren, aus Angst, es könnte unsere ganze Familie in ein
schlechtes Licht rücken und unser Glück ruinieren? Ja, wenn es um ihre Familie
ging, dann wurde unsere Mum zu einer wahrhaftigen Löwin. Ungeduldig saß sie da
und wartete bis Nia eingeschüchtert ins Erdgeschoss schlurfte. Sie musste sich
nicht anstrengen um erbärmlich zu wirken, ihre zerbrechliche Figur sprach
Bände. Meine Mutter schlug die Hände vor den Mund. Ike ging einen Schritt auf
Nia zu und redete gefühlvoll auf sie ein: „Es passiert dir nichts. Darf ich
vielleicht kurz deine Ärmel hochkrempeln?“ Misstrauisch und zugleich tief
traurig beobachteten Nias dunkle Augen ihn. Widerwillig nickte sie. Ike begann
die Knöpfe an den Ärmelenden vorsichtig zu öffnen, und legte dann die nackten Unterarme
des Mädchens frei. Immer noch waren sie übersät mit Striemen und tief
dunkelblauen Flecken. Ein erschrockenes Japsen entwich aus dem Mund unserer
Eltern. „Was ist dir nur passiert?“, fragte Mum mit zittriger Stimme. „Das
wüssten wir auch gerne. Aber sie spricht nicht. Wir wissen nur, dass sie
augenscheinlich ganz schön vermöbelt wurde“, erwähnte Zac und zuckte unwissend
mit den Schultern. Sie blickte Dad fest in die Augen, dieser nickte, und Mum
erhob sich dann von ihrem Stuhl und trat auf Nia zu. Diese sah wieder auf den
Boden und wurde ganz steif. Was erwartete sie etwa, dass sie jetzt eine
Standpauke verpasst bekam? „ Es tut mir leid, was dir passiert ist, und es tut
mir leid, dass ich so voreingenommen war“, jetzt kullerten doch wirklich Tränen
über die Wangen dieser kleinen blonden Frau. Vorsichtig legte sie die Hand auf Nias
Schulter und versuchte ihren Blick zu erfassen, der wild auf dem Boden hin und
her wanderte. Sie setzte ihre Hand unter Nias Kinn an, wie sie es bei jedem
einzelnen von uns getan hatte, als wir am Boden zerstört waren wegen
irgendeiner Sache, und schob ihren Kopf wieder in eine stolzere Haltung. Einen
Augenblick schien sie Nias Geschichte aus ihren Augen lesen zu können.
Süßbitter lächelte sie dann, und nahm Nia in die Arme. „Jetzt wissen wir also,
wo du das her hast, Tay“, zwinkerte mir Ike zu. Nach dieser herzlichen
Umarmung, die wohl niemand erwartet hatte, ließ sie Nia wieder los und wischte
sich die Tränen weg. „Also du bleibst erst einmal hier. Himmel, deswegen habt
ihr auch die Betten zusammen geschoben“, sie schüttelte den Kopf. „Also wir
verlagern dich in das Mädchenzimmer, wie kann man es nur mit diesen Chaoten
aushalten

? Aber eine Bedingung habe
ich. Und zwar wirst du anfangen zu reden. Ich verlange vorerst nicht, dass du
uns erzählst, was passiert ist… Aber wie soll man unter einem Dach leben, wenn
man nicht kommuniziert?“, schmunzelte Mum. Nia nickte und sah wieder auf den
Boden. Sie wirkte, als wollte sie einen dicken Kloß in ihrem Hals herunter
schlucken. Erleichtert atmete ich auf. „Und mit dir, will ich trotzdem noch mal
sprechen. Aber das machen wir später“, erwähnte meine Mutter, als sie bemerkte,
wie beruhigt ich auf einmal war. Schnellen Schrittes huschten wir nach oben in
den ersten Stock um unser Zimmer in den gewohnten Zustand zu versetzen. „Also
doch noch mal alles gut gegangen“, murmelte Ike, während er wieder sein Bett an
den ursprünglichen Platz zurück schob. „Ja schon gut, du hattest Recht“, gab
ich zu. „Aber damit sind unsere Probleme immer noch nicht ganz gelöst!
Schließlich ist da noch dieser Mercedesfahrer vor unserer Tür, und der ist sicherlich
kein Paparazzo“. „Du meinst dieser Mercedesfahrer ist dieser Typ von gestern?“,
Ikes Mund stand offen. Ich zuckte nur mit den Achseln. „Egal, lass uns wann
anders darum kümmern“. Höhnisch lachte Ike auf, als wenn er mir damit klar machen
wollte, dass es vielleicht nicht gerade die beste Lösung war, die ganze Sache
aufzuschieben. An diesem Abend machte mir meine Mutter deutlich, dass sie sehr
von mir enttäuscht war. Sie konnte verstehen, dass ich Nia aufgenommen hatte,
aber dass ich kein Vertrauen in sie legte und mich ihr anvertraut hatte,
kränkte sie zutiefst. Ihre Standpauke prallte jedoch an mir ab. Normalerweise
hätte ich mich schlecht gefühlt, aber mein Gefühlschaos wegen Natalie und meine
Freude wegen Nia ließen die Worte meiner Mutter nicht an mich dringen. In
dieser Nacht zerbrach ich mir den Kopf darüber, ob Natalie es wirklich ernst
mit mir meinte? Hatte sie vielleicht nur auf die Tränendrüse gedrückt, um mich
zurück zu gewinnen? Wieso konnte ich nicht einfach ihre Gedanken lesen, denn
das hätte alles um einiges erleichtert. Über eins war ich mir jedoch bewusst,
die Schmetterlinge, die am Mittag noch in meinem Bauch waren, waren jetzt nicht
mehr da. Unruhig wälzte ich mich immer wieder hin und her, bedacht darauf, Nia
nicht zu nahe zu kommen. Ich stöhnte auf, als mir wieder einfiel, dass sie in
Averys und Jessicas Zimmer war. Irgendwie ungewohnt. Ich strich mir durch meine
Haare, die immer wieder ins Gesicht fielen und mich kitzelten. „Wie schnell man
sich doch daran gewöhnt, wenn jemand die ganze Zeit neben dir gelegen hat“,
murmelte ich und setzte mich mit dem Rücken an die Wand, die Ellenbogen auf
meine angewinkelten Knie gestützt. „Jetzt sag bloß du vermisst sie, obwohl sie
gerade mal ein Zimmer neben an liegt?“, ertönte Zacs Stimme unerwartet über
mir. „Eh,… nein“, peinlich berührt, versuchte ich Zacs Vermutung abzustreiten.
Das Bett über mir knarrte und wenige Sekunden darauf, saß Zac neben mir und
grinste mich in der Dunkelheit an. Der Mond spendete genug Licht, sodass ich
seine weißen Zähne selbst in der Nacht erkennen konnte. „Kannst du auch nicht
schlafen?“, wollte mein kleiner Bruder wissen. „Mh..hm“, sagte ich und sah ihn
aufmerksam an. Zac war eigentlich niemand gewesen, der sich wegen irgendwelcher
Dinge die Nacht um die Ohren schlug. Entweder die Dinge liefen wie sie sollten,
oder eben nicht. Das war ja noch lange kein Grund seinen kostbaren Schlaf zu
opfern. „Machst du dir Gedanken wegen Nat?“, hakte er nach. Ich schwieg. „Weißt
du, ich versteh vielleicht nicht viel von Liebe, und ich will dir da nicht
reinreden, aber dein Leben hängt nicht von ihr ab“, sagte er nachdenklich. Ich
verstand nicht, was er mir damit sagen wollte. „Weißt du Tay, manchmal braucht
man eine Pause, und du solltest dir eine Pause nehmen, um dir über eure Gefühle
klar zu werden. Du hast das Recht darauf, du bist jung, und wenn du in dieser
Pause eine andere kennen lernen solltest, dann hat sich deine Entscheidung von
alleine gefällt“, zwar waren seine Worte nicht unbedingt die Erfahrensten, aber
dafür, dass sie von Zac kamen, hatten sie schon etwas gut gemeintes und eine
gewisse Spur von Ehrlichkeit. „Ich weiß, du bist da sehr feinfühlig, aber es
wird dich nicht umbringen. Möglicherweise sieht in ein paar Wochen deine Welt
ganz anders aus“, seufzte er, und kletterte wieder in sein Bett. Ich ließ mir
seine Worte durch den Kopf gehen. „Was hast du zu verlieren? Du musst auch ohne
sie auskommen können. Und wenn es klappt, oder du jemand anderen kennen lernst,
dann… Ach, wen solltest du schon kennen lernen?“, diskutierte meine innere
Stimme mit mir.







Re: Your Illusion

hi!

so, jetzt wissen sie es also. und ich glaube, es ist wirklich gut. tays mutter ist irgendwie so richtig ... mutter-like. sie vermittelt dieses gefühl von geborgenheit, das wohl anscheinend auch bei nia anschägt und sie ruhiger macht und wenn sie sagt, sie soll sprechen, dann akzeptiert sie es sogar n_n' das ist diese gutmütige, elterliche macht x'D

ich wüsste wirklich gerne mal, ob nat das mti absicht gemacht hat. ich glaube es ja eigentlich nicht wirlich, ich denke, es war ein versehen, aber ich kann verstehen, dass tay sich in dem moment wieder auf den schlips getreten gefühlt hat. sehr interessant, dass nia neben ihm ihm fehlt.. vielleicht war er die ganze zeit einfach zu sehr auf nat versteift.

jedenfalls auch sehr reif von zac, sowas zu sagen. ich mag zac, er ist irgendwie cool und ich glaube, er kann auch feinfühlig sein, wenn er will obwohl er es vielleicht gar nicht beabsichtigt. vielleicht hat er so eine art lebensweisheit, die nicht durch großes nachdenken entsteht sondern durch ... einfach leben.

ob sich da zwischen tay und nia jetzt noch was ergibt, wenn sie in einem haus leben?

Re: Your Illusion



Nia:



„Einen wunderschönen guten Morgen Tulsa.
Auch heute klettern die Temperaturen weiter bis auf 49 °C. Also stellt die
Ventilatoren an und die Limonade kalt und genießt euren Tag. Hier ist euer
Radiomoderator Mike Reno von TulsaRadio und jetzt spielen wir: Bruce
Springsteen mit „Summer of 69“,
dröhnte es am Morgen aus dem
Radiowecker und beendete eine viel zu lange Nacht, in der ich ohnehin nicht
wirklich gut geschlafen hatte. Die Ereignisse hatten sich in den letzten Tagen
überschlagen, und immer noch grübelte ich darüber nach, ob das hier alles
richtig war. Die Mädchen drückten verschlafen den Wecker aus, und setzten sich
auf. Nachdem sich die erste Müdigkeit gelegt hatte, verschwanden sie im Bad und
kamen vollständig angezogen zurück, um mich zum Frühstück mit runter zu nehmen.
Ich hatte mir bereits die schlapprige Jeans, die schon einige Löcher aufwies,
übergezogen und schlüpfte eifrig in ein rot-blau kariertes Hemd, dass Taylor
mir gestern Abend noch raus gelegt hatte. Irgendwie fand ich diese karierten
Hemden schön. Zwar waren sie viel zu groß, aber wenn man die Ärmel umschlug,
dann ging das schon. Nicht, dass ich gerade besonders interessiert an Mode
gewesen wäre. Nein, eigentlich fühlte ich damit nur wohler. Als wir die Küche
betraten, stand Taylors Mum am Herd und briet gerade Speck an. „Guten Morgen“,
zwitscherte sie und summte die Lieder aus dem Radio mit. Zögerlich räusperte
ich mich und entgegnete dann ein „Guten Morgen“. Erwartungsvoll starrten mich
alle an. Ich setzte mich an den freien Platz und schaute unter mich. Taylor,
der neben mir saß, rutschte nur nervös auf dem Stuhl hin und her. „Guten Morgen
Nia“, flüsterte Zoe schon fast und kletterte am Stuhl empor, bis sie auf meinem
Schoß landete. Herzlich legte sie ihre Arme um meinen Hals und drückte mich
ganz fest an sich. „Zoe“, ermahnte Taylor sie, doch Ike schüttelte nur den Kopf
und sagte: „Lass sie!“ Er bemerkte, wie ich Zoe vorsichtig über die hellblonden
Locken strich. „Hast du schon gesehen, du bist in der Zeitung, Nia“, kicherte
Zoe und lockerte ihre Umarmung etwas. Um Himmels Willen, in der Zeitung?
Ungläubig starrte ich in die Gesichter ihrer Familie. Hatte ich mich da etwa
verhört? Wieso Zeitung? Entweder sie hatten es nicht wahrgenommen oder sie
fanden den Gedanken, dass ich in der Zeitung war, gar nicht so merkwürdig?
Hatte er etwa jemanden beauftragt mich wie einen Schwerverbrecher mit einem Kopfgeld
ausfindig zu machen? Die Panik, die in mir aufkochte, stand mir förmlich ins
Gesicht geschrieben. Taylor schob mir die Tageszeitung vom Vortag zu. Ich las
den kleinen Artikel und traute meinen Augen nicht. „B…Band Hanson?“, stotterte
ich. „Wie? Sag bloß du kennst uns, die beste Band der Welt, nicht?“, feixte Zac
frech und strich sich gespielt arrogant durch die Haare. „Jetzt gib mal nicht
so an. Nicht jeder Mensch auf diesem Planeten muss euch Mmmbop Jungs kennen“,
zickte Jessica. „Was? Natürlich muss man das, denn schließlich sind wir auch
die schönste Band, die dieses Universum je hatte“, trieb Zac seinen Spaß
weiter. „Also wirklich Nia. Jetzt pack ich aber die Alben aus und spiel sie dir
vor“, tadelte mich Zac und hob den Finger. „Oh nein!“, Taylor stöhnte auf, und
stützte den Kopf in seine Hände. Seine langen Haare fielen ihm ins Gesicht und
verdeckten seine geröteten Wangen. Sein Vater lachte nur ein dunkles kehliges
Lachen und beobachtete das bunte Treiben seines Sohns. Zac legte die CD auf und
rutschte auf den Knien rum. Seine Mutter schwang den Pfannenwender rhythmisch
im Takt und Mac und Zoe kugelten sich vor Lachen. „Was habe ich mir da nur
eingebrockt? Wenn ich doch nur vorher gewusst hätte, dass diese Familie so
berühmt ist, dann wäre ich nie, niemals hier geblieben!“, dachte ich und
murmelte es halblaut vor mich hin, ohne es überhaupt bemerkt zu haben. „Dreh
die Musik leiser, Zac“, sagte sein Vater, der wohl wirklich gehört hatte, was
mir durch den Kopf ging. „Nia, hör zu, egal wie „berühmt“ diese Familie hier
sein mag, du bist unser Gast und das solange du willst“. Seine Stimme war
sanft, aber bestimmt. Ich schämte mich meine Gedanken laut ausgesprochen zu
haben und diese deutliche Ansage brachte die Meute für einen Moment zum
Schweigen. Ich errötete. „Also mal was anderes“, begann Mrs. Hanson ein neues Thema.
„Gehst du zur Schule?“ Oh Schule… genauso ein schwieriges Thema. Eigentlich war
ich immer eine aufmerksame Schülerin gewesen, hatte sogar beschlossen, meinen
Abschluss einen Jahr früher zu machen, aber dann… kamen Probleme, die meine
Leistungen beeinträchtigten. Mit dem Leistungsnachlass kamen Fragen und dann
wurde ich einfach von der Schule abgemeldet. „Nein“, antwortete ich
geistesabwesend. „Wieso nicht?“, wollte sie wissen und setzte sich nun auch
endlich an den Tisch. Ich schwieg. Sie räusperte sich: „In welcher Klasse wärst
du jetzt?“, bohrte sie weiter, ohne eine Antwort auf die vorhergehende Frage abzuwarten.
„Dieses Jahr wäre mein letztes gewesen, wenn ich …“, ich hielt inne. „Oh, also
bist du 16?“, verblüfft lächelte sie mich an. „Nein, ich werde erst im Dezember
16. Wollte meinen Abschluss vorziehen“, erklärte ich knapp und stocherte dabei
in meinem Rührei rum. „Also bei uns ist das so: Wir, Walker und ich,
unterrichten unsere Kinder selbst, weil ansonsten gar keine Zeit für die Band
wäre. Was haltest du davon, wenn wir dich mit unterrichten? Schließlich ist Zac
genau in deinem Alter“, enthusiastisch strahlte sie vor sich hin. Ich zuckte
mit den Schultern. War ich es denn wirklich wert, dass sich jemand solche Mühe
machte? Ich konnte nicht versprechen, dass ich die Musterschülerin war, die sie
sich vielleicht vorstellten. Aber das letzte Jahr war nichts vom Lernstoff in
meinem Kopf hängen geblieben. Wie denn auch? „Also ich finde das ist mal eine
gute Idee, ich hasse alleine zu lernen“, nörgelte Zac und funkelte dabei seine
Eltern an. So kam es, dass ich an diesem Tag wieder zur Schülerin gemacht
wurde. Den ganzen Vormittag verbrachten sie damit, mich wieder in den Stoff zu
bringen, der mir doch so bekannt vorkommen sollte. Verzweifelt gab ich mich
innerlich auf. Ich war einfach zu hohl, um diesen Kram aufzuholen. Taylor, der
mit Avery Diktate übte, bemerkte wie ich meinen Kopf unter Zacs
Mathematikbüchern vergrub. „Hey,“ flüsterte er, als er neben mich an den Tisch
rutschte. „Gibt es Probleme?“, wollte er wissen und legte den Kopf schief. Zac
antwortete schnell: „ Mathe ist ein Arschloch“ und kritzelte zum hundertsten
Mal seine Aufgabe durch. „Soll ich mal drüber schauen?“, bot Taylor seine Hilfe
an. Ich zuckte mit den Schultern und schob die Bücher zur Seite. Ich fühlte
mich plötzlich so bedrängt und eingeengt. Ich brauchte dringend frische Luft.
Schwungvoll schob ich den Stuhl von mir und tappte zur Veranda. Draußen
erwartete mich eine brütende Hitze. Sofort traten mir Schweißperlen auf die
Stirn. Ziellos lief ich im Garten rum und machte mir Vorwürfe. Wie konnte ich
nur zulassen, dass diese Familie mich aufgenommen hatte? Und jetzt war es
eindeutig zu spät zum Gehen. Ich watete durch das Gras und wartete auf
Inspiration, oder irgendetwas anderes. Ich sah, wie Ike, Taylor und seine
Mutter mich vom Fenster aus beobachteten. Sie tätschelte den beiden die Schulter
und wandte sich dann wieder den Aufgaben Macs zu. „Reiß dich am Riemen“, schimpfte
meine innere Stimme mit mir und zwang mich wieder ins Haus. Auf meinem Platz
lag ein Stückchen Schokolade, das nur so auf mich zu warten schien. War die
etwa für mich? Als wenn Ike Gedanken lesen konnte, zwinkerte er mir zu und
signalisierte mir, dass sie als Aufmunterung dienen sollte. Fast ehrfürchtig
hielt ich dieses kleine Geschenk in den Händen und traute mich kaum davon
abzubeißen. Wie lange hatte ich schon keine Schokolade mehr gesehen, geschweige
denn gegessen? Mir schossen die Tränen in die Augen, denn der Geschmack der
Schokolade erfüllte mich mit Freude und ließ zugleich Kindheitserinnerungen
hochkochen. Heimlich wischte ich mir die Träne aus dem Augenwinkel und setzte
mich wieder an die Aufgaben. Dabei fiel mir auf, dass Taylor mich beobachtete.
Ich konnte förmlich fühlen, wie seine Gedanken nur so über mein Verhalten
rätselten. Na und, dann war ich für ihn die Verrückte. Ich hatte mich wohl kaum
aufgedrängt. Trotzige Ideen überkamen mich. Wieso starrte er mich immer wieder
so an? War es reine Neugierde? Sein Verhalten schüchterte mich ein. Ich fragte
mich, ob dieser Kerl eigentlich merkte, wie sehr er Leute anstarrte. Unter
seinen standhaltenden Blicken fiel es mir noch schwerer die Aufgaben zu lösen
und einen klaren Gedanken fassen zu können. Als Zac nach etlichen Minuten
voller Verzweiflung sein Blatt zu mir schob, und mir die Lösungen anbot,
zerriss endlich das Band der Anspannung. Für diesen Vormittag wurde ich nicht
weiter mit solch schrecklichen Matheaufgaben gequält.

„Also ich will jetzt jammen“, singsangte Zac und kam mit den Drumsticks in den
Händen das Treppengeländer heruntergerutscht. „Bin dabei“, entgegneten ihm
Isaac und Taylor wie aus einem Mund. „Und wir müssen dringend einkaufen und die
Mädchen zum Ballett fahren“, fügte Mrs. Hanson in Gedanken hinzu. „Komm schon, Nia“,
sagte sie und schubste mich zur Tür hin. Zusammen mit Jessica, Avery und Zoe
verließen wir das Haus und stiegen in den Minivan ein, der vor der Garage der
Hansons stand. Kaum hatte ich mich angeschnallt, da setzte sich der Wagen schon
in Bewegung. „Mädels, wollt ihr irgendwas Bestimmtes hören?“, wollte Jessica
wissen, als sie am Radio herumspielte. Musik? Ich liebte Musik, aber ich hatte
schon seit ein paar Jahren nichts mehr gehört, was sich irgendwie in den Charts
abgespielt hatte. In der Schule hatte ich, wenn ich nicht nach Hause wollte,
mich oft im Musiksaal aufgehalten und dem Chor beim Üben zu gehört. Ich selbst
war nicht sonderlich musikalisch gewesen. Dafür aber meine Eltern. Mum hatte
oft Zeit am Klavier verbracht und auch unser Vater war ein sehr begabter
Gitarrist gewesen, wenn auch nur hobbymäßig. „Nia?“, sprach mich Jessica jetzt
direkt an. „Eh, egal“, antwortete ich knapp und starrte weiter aus dem Fenster.
„Ich willlllll die Gummmiiiibärenbaaande“, jodelte Zoe neben mir auf. Etwas
erschrocken sah ich sie an: „Gummibärenbande?“ „Jaaaa!“, jubelte sie. „Nia,
bitte sag du kennst die Gummibärenbande und du willst sie nicht hören. Bitte“,
flehte mich Avery an, die unbedingt vermeiden wollte, dass das Nesthäkchen der Familie ihren Willen bekam. „Unglaublich,
dieser Typ steht schon wieder da“, fauchte Mrs. Hanson hinter dem Lenkrad,
ungeachtet dessen, dass ihre Tochter quengelnd ihren Wunsch äußerte und ihr
Einschub mit dem eigentlichen Thema nichts zu tun hatte. Erschrocken darüber,
dass Margez, den ich sofort in seinem Auto erkannte, bereit war sich bis hier
vorzuwagen, sank ich in meinem Sitz zusammen. Wieso machte er das alles? Hatte
er etwa Angst? Er der Unerschrockene, dem niemand etwas tun konnte? Was sollte
denn passieren? Dachte er vielleicht ich würde plaudern? Ich versuchte mich so
tief wie möglich in den Sitz zu graben, und hoffte, dass er mich von seinem
Auto aus nicht sehen konnte. Die Sekunden in denen wir an ihm vorbei fuhren,
zogen sich wie Kaugummi. „Nia, atmest du noch?“, fragte Zoe amüsiert, die das
wohl seltsame Schauspiel neben sich beobachtete und vergnügt lachte. Avery
hingegen sah mich ernst mit hochgezogener Augenbraue an. Nüchtern lächelte ich
sie an und hoffte nur, dass niemand eine Frage stellen würde. Natürlich fragte
niemand und ich war erleichtert darüber. Wie sollte ich nur erklären, dass
Margez, der Schmierfink, hier rum lungerte, und nicht wie angenommen ein
Paparazzo war? Noch immer konnte ich nicht fassen, dass es sich hier um eine
Band handelte, die in ganz Tulsa bekannt war. Nicht, dass es mir sonderlich
peinlich wäre, sie nicht erkannt zu haben. Aber war es nicht ein wenig naiv
gewesen zu glauben die Jungs würden nur aus Spaß so viele Instrumente rum
stehen haben. Gedankenverloren schüttelte ich den Kopf. Die Zeitung hatte über
sie berichtet. Oh mein Gott, die Zeitung hatte über sie berichtet?! Mir wurde
erst jetzt richtig klar, was das bedeutete. Erst als die Anfangsmelodie der
Gummibärenbande aus den Boxen dröhnte, fuhr ich zusammen. Zoes ganz eigene Party,
die sie auf ihrem Sitz feierte, hatte begonnen und führte dazu, dass sie herzhaft
Zeile für Zeilemitträllerte. Jessica und Avery rollten mit den Augen.

Wenige Meilen später waren wir endlich angekommen. Wir deckten uns reichlich
mit Lebensmitteln ein. Zoe stellte dabei eine besondere Hilfe dar, da sie aus „Liebe“
zu ihren Geschwistern extra viele Süßigkeiten einkaufen wollte. Zusammen mit
Jessica ging ich durch die Gänge und versuchte so schnell wie möglich alle
fehlenden Sachen zu suchen, damit wir wieder verschwinden konnten. Mich
bedrückte es, dass er uns vielleicht gefolgt war. Ich wollte mir nicht
ausmalen, was das etwa heißen würde. Ein eiskalter Schauer lief mir den Rücken
runter und brannte sich unter meine Haut. Als ich erschauderte sah mich Jessica
nur nervös an. „Alles klar?“, versicherte sie sich. „Sicher“, murmelte ich und
blickte mich wachsam um. „Sicher“, wiederholte sie skeptisch und zuckte mit den
Schultern. Danach lieferten wir die drei Mädchen im Ballettstudio ab. Während
die ersten Klaviertöne durch den Raum huschten und die Mädchen sich aufwärmten,
schloss ich meine Augen und träumte mich an einen anderen Ort. In meinen
Erinnerungen saß ich neben meiner Mutter am Klavier, die sämtliche Lieder, die
sie kannte, spielen musste. „Mum? Bringst du mir was bei?“, forderte ich immer
wieder wissbegierig. Sie lächelte, strich mir über den Kopf und sagte: „ Ja,
bald meine Kleine.“ Doch dazu kam es nie. „Komm Nia, lass uns noch etwas erledigen,
bevor die Stunde rum ist“, forderte mich Diana auf ihr zu folgen. Erledigen? Hatten wir nicht alle Einkäufe
erledigt? Nervös schlich ich hinter ihr her. Ich folgte ihr wie ihr Schatten
aus Angst, alleine verloren zu gehen. In ihrer Nähe fühlte ich mich sicherer
und behütet. Wie man sich eben bei einer echten Mutter fühlte. „Hör auf, du
bist gerade mal einen Tag hier und hast überhaupt kein Recht sie dir als Mutter
zu wünschen“, tadelten mich meine Gedanken. Nein, ich würde mich da nicht
hinein steigern. Ich hatte meine eigene Mutter, wäre es nicht ein Verrat an
meinem eigenen Blut gewesen, wenn ich eine andere Frau als eine neue Mutter
akzeptierte, sie mir um ehrlich zu sein bei sehnte? Mrs. Hanson führte mich
direkt in ein Bekleidungsgeschäft. Wollte sie sich neu einkleiden? Geduldig
stand ich da und dachte an nichts. „Na los, auf was wartest du?“, eine
scheuchende Handbewegung kam über sie. „W- was? Ich? Nein?“, sollte ich mir
hier etwas aussuchen? „Schätzchen, du kannst doch nicht ewig in dieser
verbeulten Jeans rum laufen und Taylor vermisst bestimmt auch schon seine
Hemden!“, zwinkerte sie mir zu. Sanft versetzte sie mir einen Stoß in Richtung
Kleiderständer und zog ein T-Shirt nach dem anderen hervor. Ich konnte und
wollte es nicht annehmen. Es war unmöglich, dass eine andere Familie für mich
aufkam. Schuldgefühle überkamen mich wiederholt. Sie lehnte jedoch vehement all
meine Argumente ab und ließ sich nicht davon abbringen, mich erst einmal mit
einigen Shirts und Hosen auszustatten. Sie lachte und strahlte über das ganze
Gesicht und rieb mir immer wieder voller Vorfreude meinen Rücken. Die Tüte mit
den Klamotten nahm sie schwungvoll vom Tresen und lief mit mir zurück ans Auto.
„Also … ich … ehm… danke, aber wäre nicht notwendig gewesen“, sagte ich und
starrte meine Füße an. „Nicht notwendig gewesen? Doch das war es. Sei nicht so
Bescheiden mein Kind, mach dir um den finanziellen Kram keine Sorgen, die Bank
hat schließlich genug Geld“, kicherte sie über ihren eigenen Witz.




Re: Your Illusion

oh mein gott, keine smileys?


Re: Your Illusion

hi!

wow, ja, die smileys sind diesmal ausgeblieben. revolutionär, sag ich nur. dann fehlt nru noch das komische eingerückte.

also, oh mann, dieser margez (so heisst er also) macht mich ganz nervös, wie er da immer so untätig rumsitzt und beobachtet. es ist nur eine frage der zeit, bis der zum schlag ausholt,g laube ich.

was mir besonders gut gefallen hat, war irgendwie die szenen mit der schokolade. ich kann man das gefühl so richtig gut vorstellen, diese rührung und der schwall an derinnerungen, der aufkommt, wenn man etwas eine ewigkeit nicht gegessen hat.

süß von mrs. hanson, dass sie nia neu eingekleidet hat. und, dass sie sie unterrichten will ich bin ein fan von ihr! *fanhe schwenk* sie ist einfach so mum-like!

außerdem: die gummibärenbande! *prust* genial!

es muss komisch sein f+r eine bekannte band, wenn einen plötzlich mal jemand nicht kennt, aber ich glaube, es ist auch mal ne angenehme abwechslung. zacs selbstverherrlichung find ich klasse! x'D

aber wer ist dieser margez? ich tippe ja drauf, dass er ihr stiefvater ist, wenn er sie von der schule abgemeldet hat.