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Der Mensch im All

Der Mensch im All

Nachdem wir am Con mal wieder viel diskutiert haben, was mit einem Körper im Weltall passiert, habe ich es endlich geschafft mal kurz zu recherchieren.

Diskutiert wurde bei uns immer, was schneller passiert. Das Einfrieren, wegen der Saukälte oder das Platzen wegen dem geringeren Siedepunkt von Flüssigkeiten aufgrund des fehlenden Drucks.

Eine Tatsache die wir bisher nicht bedacht haben ist, dass im Vakuum kein Wärmeaustausch bzw. nur ein sehr geringer stattfinden kann, weswegen der Körper nur sehr langsam gefriert.

Ergo - fröhliches Explodieren ist angesagt.


Ich hoffe ich konnte damit allen Rollenspielrunden, die ein Sci-fi spielen helfen sich die Szene realistisch vorzustellen.


Re: Der Mensch im All

Da explodiert nix! Wegen einem Bar Überdruck im Körperinneren fliegt der Mensch nicht auseinander. Der Druck, den die Gefäßinnenwände auf die Körperflüssigkeiten ausüben, verhindert das Verdampfen. Wahrscheinlich gibt es höllische Ohrenschmerzen, insbesondere bei einem massiven Druckabfall. In Abhängigkeit von der Strahlungsintensität der Umgebung (Sternnähe) heizt sich der Körper mehr oder weniger schnell auf bzw. kühlt aus - allerdings nur durch Wärmestrahlung, Konvektionsverluste gibt es wegen des fehlenden Mediums - wie der Vorposter ja schon geschrieben hat - nicht. Am ehesten wird man wohl ersticken, der Leichnam wird dann mit der Zeit gefriergetrocknet (außer in Sonnennähe).

Ich bin immer wieder erstaunt, wie hartnäckig sich der Unsinn vom Explodieren hält.

Re: Der Mensch im All

bei mir hat sich eher das einfrieren lange gehalten. Dass der Innendruck der Zellen das Verdampfen der Flüssigkeiten aufhält kam mir nicht in den Sinn.

Nach dieser Theorie wäre es also nicht mal unrealistisch sich ohne Anzug mehrere Sekunden im All aufzuhalten. Wie beispielsweise bei Douglas Adams oder diversen Filmen. Angenommen man wird nicht von diversen Sternen gegrillt.


Re: Der Mensch im All

Es gab schon einige unfreiwillige Experimente zu dem Thema, allerdings sind die Unfälle meines Wissens in Underdruckkammern zum Astronautentraining passiert. Die Opfer haben ziemlich schnell das Bewusstsein verloren, konnten aber alle ohne Folgeschäden gerettet werden. Einen Zwischenfall hat es wohl mal bei einer EVA gegeben, als ein Astronaut seinen Handschuh verloren hat, aber da müsste ich nochmal recherchieren. Wenn es richtig hängen geblieben ist, konnte er sich ohne Probleme retten, weil eben nur die Hand exponiert war und die Integrität des restlichen Anzugs gewahrt blieb. Nur Luftanhalten wird im Vakuum nicht klappen, das drückt einem sofort die Luft raus. Wenn man vorher ein bisschen hyperventiliert, kommt man einige Zeit ohne Luft aus. Wenn man den Druckausgleich hinkriegt (ganz wird es wahrschenlich nicht klappen, ich schätze, dass da immer Restluft in den Ohrtuben bleiben wird), sollten auch die Schmerzen im Rahmen bleiben. Was ein Problem bei längerer Exposition wird, ist das Ausperlen von Blutgasen. Das ist dann quais die Taucherkrankheit im Weltraum. Bei einem "kurzen" Ausflug ist das aber wohl weniger ein Problem.

Re: Der Mensch im All

Ich bin kein Experte, aber die Taucherkrankheit kommt doch von zu hohem Druck für zu lange Zeit, wenn ich mich recht entsinne. Geringer Druck wird nur zum Problem, wenn man zu schnell auftaucht, da die Lunge dann komprimierte Luft enthält, die sich wieder ausdehnt. Was sich im All auch zum Problem werden könnte, wobei hier nur die Rede von einem bar ist. Unter Wasser dürfte der Effekt bei 10Metern ja auch noch nicht so gravierend sein.

Oder bin ich hier wieder auf dem Holzweg?


Re: Der Mensch im All

Zitat: FiS-ev
Ich bin kein Experte, aber die Taucherkrankheit kommt doch von zu hohem Druck für zu lange Zeit, wenn ich mich recht entsinne. Geringer Druck wird nur zum Problem, wenn man zu schnell auftaucht, da die Lunge dann komprimierte Luft enthält, die sich wieder ausdehnt. Was sich im All auch zum Problem werden könnte, wobei hier nur die Rede von einem bar ist. Unter Wasser dürfte der Effekt bei 10Metern ja auch noch nicht so gravierend sein.

Oder bin ich hier wieder auf dem Holzweg?


Du bist nicht ganz auf dem Holzweg. Das mit dem Ausdehnen der Luft in der Lunge im Vakuum hat ja schon der Sönke angemerkt.
Es geht dabei um eine veränderte Blutgaszusammensetzung, z.B. Stickstoff, der unter hohem Druck stärker gelöst wird (der verursacht auch die Taucherkrankheit) und bei schnellem Druckabbau wieder ausgast - mit den bekannten Folgen. Sauerstoff wirkt übrigens bei hohen Drücken toxisch, deshalb wird der Anteil bei Tieftauchern immer weiter verringert. Meistens wird dann Helium als Edelgas eingesetzt, um auch die Stickstoffanreicherungen zu vermeiden. Bis 30, 40 Meter Tiefe kann aber normale Pressluft, also Atmosphärengas eingesetzt werden. Ist nur mein Laienwissen aus Gesprächen mit richtigen Tauchern, näheres gibt es dazu sicherlich bei Wikipedia und in einschlägigen Spezialistenforen.

z.B.:

http://de.wikipedia.org/wiki/Taucherkrankheit

http://www.zeit.de/2002/30/200230_stimmts_astronau_xml

http://de.wikipedia.org/wiki/Technisches_Tauchen

http://de.wikipedia.org/wiki/Trimix

Keine Airbags - Wir sterben noch wie echte Männer

Re: Der Mensch im All

Wo werden denn in den Medien die Folgen einer EVA ohne Raumanzug so drastisch dargestellt? Ich fange mal mit zwei Filmen an:

Outland - Charaktere platzen kommentarlos, sobald sie der Nuldruckumgebung des IO ausgesetzt sind.

Mission to Mars - Charakter verwandelt sich innerhalb von Sekunden, nachdem er seinen Helm im Marsorbit öffnet, in einen Frostie. Da war ich schon sehr enttäuscht, hatten die Macher des Films doch mit der NASA Unterstützung für den Film geworben.

Halbwegs korrekt dargestellt ist die Szene in 2001 - als Bowman aus dem EVA Pod ohne Helm in die Discovery "umsteigt".

Re: Der Mensch im All

EVA?


Oldie but Goldie natürlch Total Recall - da werden sie auf dem Mars langsam und möglichst qualvoll auseinandergezogen wenn ich mich recht entsinne.


Realistisch wäre nach vorgegangener Diskussion die Darstellung in Per Anhalter durch die Galaxis wo gar nichts passiert. Als sie 30 Sekunden durchs All schweben.

Bin mir nicht sicher wie der Film hieß ich glaube "Sunshine". Da steigen sie auch um in dem sie von einer schleuse in die nächste Schweben. Wenn ich mcih recht entsinne hat da einer auch keinen Helm.
Bei der Aktion befinden sie sich im Schatten von ihrem Schutzschild gegen die Sonne. Einer schafft es nicht und als er aus dem Schatten tritt sieht man nur ein "Puff" - die sind aber auch nahe genug an der Sonne.


Re: Der Mensch im All

Ist die frage ob man es wegen des Horrorgenres nicht etwas dramatisiert hat, aber in Event Horizon gibts auch eine Szene in der einer der Passagiere durch öffnen der Luke ins All gesogen wird. Er stirbt allerdings nicht. Da wird nur Blut aus den Adern gedrückt. Sie sagen auch er solle alle Luft aus seinen Lungen pressen.