Juli (Geile Zeit)
Auf der perfekten Erfolgswelle
Seit Mitte Oktober ist wieder Juli. Vor zwei Jahren hatten die damaligen Newcomer aus Gießen und ihr begeistertes Publikum gemeinsam eine "Geile Zeit". Von Petra Fürst
Juli haben sich mit "Ein neuer Tag" selbst übertroffen:
Platz eins gab's noch nicht einmal auf der Erfolgswelle als Newcomer vor zwei Jahren.
© Universal / Sven Sindt
Die "Perfekte Welle" spülte Frontfrau Eva Briegel, Andreas Herde, Jonas Pfetzing, Simon Triebel und Marcel Römer fast ganz nach oben an die Chart-Spitze. Aber eben nur fast. Mit ihrem neuen Album ist jedoch Mitte Oktober "Ein neuer Tag" angebrochen: Juli landeten auf Anhieb vorübergehend auf Platz eins der Album-Charts. Obendrein zur ersten Eins gab's nicht nur ruckzuck Gold und Platin, sondern jüngst auch einen Bambi, den wichtigsten deutschen Medienpreis, in der Kategorie "Musik national". Das alles feiern Juli ab Januar mit einer ausgedehnten Deutschland-Tour. Vorher aber erscheint nach "Dieses Leben" die nächste Single "Wir beide" (VÖ: 8.12.) - Evas flotte Hymne an die Freundschaft.
Mit Platz eins hatten Juli vielleicht nicht unbedingt gerechnet. Zahlenspiele und Spekulationen aber gab es schon, welche Chancen in der Regel so ein Folgealbum nach einem Sensationsdebüt hat. "Es ist Juli" hatte sich immerhin über 700.000 mal verkauft. "Dass die erste Single 'Dieses Leben' schon auf die fünf einstieg, deuteten wir als Hinweis darauf, dass wir noch ein paar Hörer dazu gewinnen konnten", erklärt Eva Briegel sachlich - aber mit einem gewissen ironischen Unterton, der auch mitschwingt, wenn sie von der Beobachtung des "Marktverhaltens der Mitkonkurrenten" berichtet.
"Wir waren etwas gelangweilt von dem Die-Netten-von-Nebenan-Style", sagt Frontfrau Eva Briegel.
© Universal / Sven Sindt
"Bei zweiten Platten ist es ja generell so, dass die Single gut einsteigt, aber eben so um die 20 oder 30. Dann warten die Leute auf das Album, das sich dann auch relativ gut verkauft." Diese Relationen waren für die Band, die ihren Marktwert doch im Auge hat, dann auch gleich gesprengt. "Wir haben uns auf jeden Fall sehr darüber gefreut! Wir hatten ja schließlich nicht mehr den Newcomer-Bonus wie beim ersten Album!"
Ein neues Kapitel wollten die Julis mit "Ein neuer Tag" aufschlagen, wie der Titel schon sagt. Wenn auch der musikalische Stil unverkennbar ans Debüt anknüpft, so war doch die Entstehungsweise der Songs neu, und neu sind auch Homepage der Band und der Kleidungsstil: "Wir waren etwas gelangweilt von dem Die-Netten-von-Nebenan-Style", sagt Eva, die vor kurzem 28 wurde. Außerdem hätten die Julis Spaß an hübschen Bildern, wie sie nun im Booklet und auf der Juli-Internet-Präsenz zu sehen sind.
"Auf der Bühne haben wir ja keine Fummel an - da ist die Hauptsache, dass die Klamotten bequem sind. Aber wir haben schon Lust am Schönen." Eva selbst hat sich optisch am meisten verändert: Sie ist platin-erblondet. Dieser Hauch von Glamour steht der Frontfrau, die sich jedoch gerne selbst in Frage zu stellen scheint: "Ich dachte mir einfach, vielleicht sehe ich mit blonden Haaren besser aus."
Ende November wurden Juli mit dem Bambi 2006 in der Kategorie "Musik national" ausgezeichnet.
© Universal / Sven Sindt
Als Eva Briegel noch brünett und noch nicht so berühmt war, spielten die Julis zum Teil vier Jahre lang die gleichen Stücke. "Die Songs auf dem Debütalbum entstanden über einen langen Zeitraum - ab dem Moment, als wir uns für deutsche Texte entschieden hatten." Noch früher firmierte die Band als Sunnyglade und sang auf Englisch. "Die Lieder hatten viel Zeit, sich zu entwickeln. Die neuen nicht. Dafür haben wir dabei eher darauf geschielt, was im Studio so alles möglich ist."
Hier mehr Klavier, da noch ein Beat aus dem Rechner. "Wir wussten besser Bescheid, was im Studio machbar ist." Doch vor der Studioarbeit muss ja zunächst mal ein Song stehen. "Wir haben versucht, uns den Zeitdruck ein wenig vom Leibe zu halten. Der ist für uns eher hemmend als produktiv. Deshalb kommt nun die Tour auch erst im Januar."
Jonas, Simon und Eva sind die Songwriter in der Formation, und dabei arbeitet jeder auf seine Weise. "Simon ist meistens sehr schnell. Jonas und ich trauen uns nicht so früh mit einer Idee raus." Da ist sie wieder, die Selbstkritik. "Und mein Song-Output ist auch nicht so hoch." Das liegt nicht nur daran, dass Eva, wie sie sagt, oft "einen gehörigen Arschtritt" braucht, um in die kreativen Gänge zu kommen. "Meine interne Qualitätskontrolle ist zu hart. Ich bin bei mir selbst viel strenger als bei anderen."
Hinter ihren Beiträgen zu "Ein neuer Tag" braucht sich Eva allerdings nicht zu verstecken: Der Titelsong stammt ebenso von ihr wie die neue Single "Wir beide". Das ist sowieso Evas Favorit auf dem Album, denn es ist ein Song für ihre beste Freundin. "Seit ich so viel unterwegs bin, haben wir sehr, sehr wenig Zeit miteinander verbracht. Vor allem im Gegensatz dazu, wie eng wir vorher fast unseren kompletten Alltag gemeinsam lebten. Wir wohnten auch zusammen. Aber wir sind uns nach wie vor sehr nahe, und der Text von 'Wir beide' ist Ausdruck meiner Hoffnung, dass das immer so sein wird."
Ansätze zu Versen wie "Ich vertraue dir mehr als mir, und ich liebe dich dafür, dass du bist wie du isst, dass du niemals vergisst, was das wichtige ist, wir beide" fallen Eva oft unterwegs ein. "Ich merke dann: Gerade habe ich etwas gedacht, das ziemlich gut ausdrückt, was ich fühle. Der Rest ist dann Schreibtischarbeit." Den Song "Ein neuer Tag" bezeichnet Eva als "eine Art Selbsttherapie".
"Wir beide" heißt die nächste Juli-Single, die am 8.12. erscheint.
Eva hat den Song für ihre beste Freundin geschrieben.
© Island / UDD
An "Ein Gruß" und "Wenn du mich lässt" hat sie auch mitgeschrieben. "Wenn du mich lässt' bedeutet mir sehr, sehr viel." Doch an wen Zeilen gerichtet sind, die sagen: "Also bleibe ich stehen, also halt ich dich fest, also bin ich dein Leuchtturm, wenn du mich lässt", das bleibt das Geheimnis der Blondine. Dafür kann sie auch zugeben, dass Stücke wie "Ein Gruß" die Songwriterin in ihr ein wenig neidisch machen: "Das ist von Jonas. Ein toller Text! Den hätte ich selber gerne geschrieben." Texte zählen noch was bei Juli. Jeder kann und soll sie verstehen - dazu stehen sie auch im Booklet, was leider immer mehr aus der Mode gerät. Für den Mut, anspruchsvolle Pop-Musik mit deutschen Texten zu machen, gab's nun auch den Bambi.
Und wenn Eva singt "Ich liebe dieses Leben" - woran denkt sie dann? Warum liebt sie es? "Tu' ich das überhaupt?" fragt sie kokett vor sich hin. "Ich wünschte, ich wüsste es, dann könnte ich mich immer glücklich machen. Im Moment freue ich mich, wenn ich morgens zwei Stunden joggen und einfach draußen sein kann - dank dieses Berufs. Und weil ich dabei immer wieder neue Leute treffe, die mir ähnlich sind." Der Bambi ist ein schöner Beweis dafür, dass einen Mut weit bringen kann. Aber das wusste Eva schon: "Man kann so viel machen in seinem Leben, wenn man mutig ist: Das ganze Paket!"
Tourdaten:
20.01., Olsberg, Konzerthalle
21.01., Mainz, Phönix-Halle
23.01., Köln, Palladium
24.01., Dortmund, Westfalenhalle 3a
25.01., Hannover, Capitol
27.01., Bremen, Pier 2
28.01., Hamburg, Sporthalle
29.01., Berlin, Columbiahalle
31.01., Magdeburg, AMO
01.02., Dresden, Alter Schlachthof
02.02., Fulda, Esperantohalle
04.02., Mannheim, Capitol
05.02., Saarbrücken, Garage
06.02., Kehl, Stadthalle
08.02., Stuttgart, LKA / Longhorn
24.02., Wuppertal, Unihalle
25.02., Bielefeld, Ringlokschuppen
26.02., Oldenburg, Weser Ems Halle
28.02., Münster, Halle Münsterland
01.03., Erfurt, Stadtgarten
02.03., Leipzig, Werk 2
04.03., Nürnberg, Löwensaal
05.03., München, Tonhalle
18.05., Gießen, Schiffenberg
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