Online-Bewerbung
Jobsuche
Herausgefiltert und eingeladen
Die meisten Großkonzerne und zunehmend auch kleinere Firmen bevorzugen Job-Aspiranten, die sich online bewerben. Die Vorauswahl trifft häufig der Computer.
Automatisierte Auswahl
Mal waren sie unleserlich, mal Lose-Blatt-Sammlungen, manchmal fanden sich Dreckflecken. Vor allem aber waren es viele, Zehntausende jährlich. Durch Berge von Bewerbungsmappen quälte sich Doris Krüger, Leiterin Personalmarketing bei der Lufthansa, früher, wenn eine Stelle zu besetzen war. Heute nehmen wir Bewerbungen nur noch online an, von wenigen Ausnahmen abgesehen, erklärt Krüger. Der Konzern hat eine Website eingerichtet, auf der Aspiranten Formulare mit ihren persönlichen Daten und Kompetenzen ausfüllen müssen. Den Lebenslauf und Zeugnisse können sie einscannen und anhängen. Ein Computerprogramm sortiert nach Schlüsselwörtern das Gros vermeintlich ungeeigneter Bewerber aus, den Rest treffen Krüger und ihre Mitarbeiter zum Gespräch. Die Automatisierung, sagt sie, beschleunige die Auswahl.
Online-Bewerber bevorzugt
Rigoros rekrutieren große deutsche Unternehmen neuerdings ihr Personal ausschließlich über das Internet. Eine FOCUS-Befragung der 30 Dax-Konzerne ergab, dass auch Siemens, DaimlerChrysler und Bayer nahezu nur jenen Kandidaten eine Chance auf einen Job geben, die auf Papier und Postweg verzichten. Die meisten Firmen lassen die klassische Variante zwar noch zu, bevorzugen aber Online-Bewerber. Auf dieses neue Prozedere müssen sich die Aspiranten einstellen, erklärt Christoph Beck, Professor für Personal- und Bildungswesen an der Fachhochschule Koblenz. Denn bei den Unternehmen trudeln pro Jahr über 200 000 Interessentenanfragen ein, deren Bearbeitungszeit das Internet von im Schnitt 60 auf 20 Tage verkürzt.
Schnell und günstig
Der geringere Sichtungsaufwand senkt auch die Kosten der Firmen. Bertelsmann etwa drückte seine Ausgaben für die Personalsuche in den vergangenen vier Jahren um mehr als zehn Millionen Euro. Die Konzerne müssen keine Mappen mehr eintüten und retour- schicken, sparen viel Geld für Umschläge und Porto. Bei uns fallen allein für solche Sachmittel jährlich 35 000 Euro weniger an als früher, freut sich Stefan Roberg von der Commerzbank.
Homepages statt teurer Anzeigen
Zudem geben die Branchengrößen geringere Summen für Anzeigen aus. Vakante Jobs offerieren sie vorwiegend auf den eigenen Homepages. Rund 60 Prozent aller Stellen besetzten führende Firmen in Deutschland im Jahr 2004 mit Hilfe des Web. Ein Jahr zuvor waren es noch knapp 53 Prozent. Diese Zahlen ermittelte das Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Frankfurt, das zusammen mit der Online-Jobbörse Monster die Personalsuche von 2000 Unternehmen in Deutschland analysierte. Die Firmen suchten im August vor allem Ingenieure, Elektrotechniker, Informatiker, Banken- und Versicherungsangestellte online.