Jesus lächelt und bläst mir dabei seinen schlechten Atem ins Gesicht. Mit Mühe kann ich den Köter davon abhalten, mich abzuschlecken. Er denkt wohl ich will mit ihm spielen, dabei ist mir schlecht, speiübel, das ganze Universum dreht sich um einen unsichtbaren Angelpunkt, etwa 5 cm vor meiner triefenden Nase, in unregelmäßigen Eklipsen um sich selbst.
Erneut packt mich ein Würgkrampf, schüttelt meinen Körper durch und ich erbreche das letzte bisschen Galle in die eingesiffte Kloschüssel, dennoch gibt mein Magen keine Ruhe und versucht mich zu zerreißen. Nach ein paar grausamen Minuten elender Ewigkeit geht es wieder und ich wage es, schwankend aufzustehen und mich halbblind zum Waschbecken zu tasten. Mit kühlem Nass benetzte ich Stirn und Wangen, spüle mir den Mund und Nase von dem rotzigem Geschmack des Erbrochenem frei und trinke ein paar Schluck Wasser. Mein Schädel droht unter den hämmernden Kopfschmerzen zu zerbersten, aber eine Schmerztablette würde ich jetzt eh nicht bei mir behalten. Mir ist nichts als übel !Ich blicke in den Spiegel, ich sehe furchtbar aus. Mit den Ringen unter den blutunterlaufenen Augen wirke ich wie frisch verprügelt.
Zum Kotzen ! denke ich mir und schaffe es gerade noch zurück zum Klosett, wo ich das eben zu mir genommene Wasser als milchigen Schleim wieder von mir gebe. Die Krämpfe schnüren mir fast bis zum Ersticken die Luft ab, blaue Punkte tanzen um mich herum Pogo, ich breche und erbreche, versuche verzweifelt im Würgen Atem zu hohlen. Wieso nur habe ich mit diesem Scheißspiel wieder angefangen ?
Jesus legt mir seine haarige Pfote auf die Schulter und hechelt mir Trost ins Ohr. Nie, Nie wieder ! verspreche ich ihm, wohl wissend, dass es ihn nicht kümmert, wenn ich mir morgen doch wieder ein Bier aufmachen sollte.
Jesus liebt mich eben.
BrunzBloed 21,08,2004
Re: Brunz Blödes am Rande
Tod eines Fremden
Die Gesetze der Wüste waren unbarmherzig und so waren es die Menschen, die ihnen unterworfen waren. Ich war erledigt.
Mit einem gebrochenem Bein liege ich halbblind vor Schmerzen im Wüstensand, während meine Kameraden sich meine Tiere und Vorräte teilen. Unmöglich für mich, zu reiten, dafür kann höchstens der Skorpion, der mein Pferd gestochen hat, und ich etwas, weil ich kein Kamel wie die anderen ritt. Für die Karawane war ich schon tot und zur Trauer hat mensch, wenn die Oase noch weit ist, keine Zeit. Ich nehme es ihnen nicht übel, so ist das nun mal, ich hatte es oft genug genauso gehalten. Nun war eben ich an der Reihe. Und zu meinem besonderem Pech war der Treckführer Christ, er würde mich weder erschießen lassen wie mein Pferd noch mir eine Waffe geben, damit nicht ich oder ein anderer sein Seelenheil gefährden würden. Auf Gnade konnte ich nicht hoffen, dafür würde er mir meinen Anteil Wasser aushändigen; Christenlogik verstehe wer will. Ich hatte nie gezögert, den Unglücklichen den letzten Dienst zu erweisen, wenn sie mich darum baten.
Einer der Berber kommt mit einem Wasserbeutel auf mich zu; es ist ein junger Mann. Ich flehe ihn an, mir seine Pistole zu geben und zeige ihm die zwei Goldstücke, die ich immer für den Notfall im Geheimfach des Gürtels trage. Die Bestechung zeigt Wirkung , nach einem schnellen Blick zum Treck, der sich zum Aufbruch bereit macht, zieht er ein uraltes Schiesseisen aus seinem Umhang und wirft es ein Stückchen von mir entfernt zu Boden.. So kann er sicher sein, das der Führer den Schuss nicht hören wird. Dann läst er sich das Geld geben und geht grußlos. Muslime sprechen nicht mit Toten.
Ich nehme erst mal ein Schluck Wasser, während noch ein Gebet für mich gesprochen wird und die Karawane dann weiterzieht. Ich hoffe, der Revolver funktioniert, ich werde bald wissen, ob ich geleimt worden bin. Der Schmerz in meinem Bein scheint unerträglich und steigert sich dennoch. Es wird schwer werden, die Waffe zu erreichen. Ich werde es so schnell wie möglich versuchen müssen. Bevor der Vormittag vorbei ist und die Mittagssonne die Wüste in eine Gluthölle verwandelt. Ich trinke noch einen Schluck Wasser und versuche mich zu bewegen. Es ist eine furchtbare Qual, sofort lasse ich es bleiben, da ich am Rande einer Ohnmacht stehe. Verzweifelt schnaufe ich durch und spähe zu dem rostigem Eisen. Wie weit mag es entfernt liegen, ein Meter, anderthalb.
Als die Welle des Schmerzes in mir verebbt ist, strecke ich vorsichtig meinen Arm so weit wie möglich aus. Ich muss dabei sehr vorsichtig sein, denn jede Bewegung des Beines ist ein Stich im Gehirn. Es reicht nicht, ich lang nicht hin. Es fehlt mindestens ein Meter. Ein Meter, denn ich kriechen muss. Ich verfluche den Jungen. Ich stärke mich mit einem weiterem großen Schluck Wasser, dann nehme ich den nächsten Anlauf. Ich komme ganze 10 cm weit, bevor es dunkel wird um mich herum.
Mit einem vor Hitze brennenden Körper und unglaublichen Durst erwache ich wieder. Die Sonne steht im Zenit, ich muss gut zwei Stunden weg gewesen sein. Meiner Kehle entringt sich ein lautes Stöhnen, als mich der brennende Schmerz im Bein wieder einholt. Der Revolver ist unerreichbar. Vor Qual und Verzweiflung laufen mir Tränen über die Wange.
Meine durstigen Lippen saugen das letzte Nass aus der Lederflasche, ich spüre die ersten Insekten auf meinem Körper herumkrabbeln, ich kann sie nicht verscheuchen, also lass ich sie gewähren, ob sie mich jetzt anknabbern oder in zwei Stunden meinen Leichnam, mich interessiert es nicht mehr. Eine Zeit vergeht und ich fühle vor Schmerz und Entbehrung wie sich mein Gehirn vernebelt, plötzlich habe ich akustische Halluzinationen, ich höre plötzlich einen Fluss rauschen und Kinder die darin baden, dann eine Karawane vorüberziehen. Meine Umgebung sehe ich nur noch undeutlich, weil meine Augen zu schwellen, alles verschwimmt in einem Meer tanzender Punkte. Tausend Gedankenfetzen rasen durch meinen Kopf, ich sterbe, gehe elendlicht zu Grunde und die Erlösung liegt einen Meter von mir entfernt unnütz im Sand.
Ob mich, den ruhelosen Kaufmann, außer meinen Gläubigern irgendjemensch vermissen würde. Ja, ... die Kredithaie, die meine Reise finanziert hatten würden um ihr Geld weinen, aber sonst... keine Frau, keine Kinder, keine Familie, keine Freunde.... Ich war Zeit meines Lebens nur ein Fremder auf der Durchreise gewesen, immer auf der Suche nach mir selbst... Ich war ein Niemensch und so ging ich jetzt dahin, als niemand....
Viele Frauen hatte ich kennen gelernt in den Oasen und Städten durch die ich gekommen war, doch sie werden mich wohl in dem Augenblick vergessen haben, indem sie ihr Geld erhalten hatten, so sehr sie mir auch ihre ewige Liebe beteuerten. Da war keine, die mich halten konnte, jetzt wünschte ich, ich hätte an eine mein Herz verschenkt. Zu spät. Der Fremde war stets fremd geblieben.
Meine Eltern - ob sie noch lebten, ich hatte mich noch nicht einmal verabschiedet, als ich mit der ersten Karawane loszog, mein Glück zu suchen. Die ärmliche Scholle war nichts für mich gewesen, mich zog es in die große weite Welt. Meine drei Schwestern waren bestimmt seit langem glücklich verheiratet, wo sie und meine Brüder heute wohl steckten? Ich wusste es nicht. Sie würden von meinem unwürdigem Tod im Wüstensand niemals erfahren. Ich habe Durst; so unglaublich viel Durst nach Liebe, Nähe und Zärtlichkeit. Doch mein Körper ist schon zu ausgetrocknet, als das ich noch weinen könnte. Wenn ich doch nur der Qual ein Ende bereiten könnte, oh, dieser verdammte Bengel !
Bald werde ich nur noch ein mumifiziertes Etwas am Rand des Trecks sein, wie ich selbst so viele gesehen hatte, ohne genauer über das Schicksal dieser Unglücklichen nachdenken zu wollen. Keiner würde es wagen und sich Zeit und somit Wasser nehmen um mich zu begraben. Mit grausam entstelltem, schmerzverzehrtem Gesicht würde ich für alle Zeit den Hügel hinabstarren Mahnmal für die Gefahren der Wüste.
Gnädig kommt ein neue Ohnmacht über mich und wohlig lasse ich mich in das Nichts des Vergessens gleiten. Als ich wieder zu mir komme habe ich ein Singen im Ohr, so rein wie glasklares Wasser. Es rauscht in meinem Kopf wie ein Wasserfall, lindert meine Qual; es ist atemberaubend schön. Meine Schmerzen sind verschwunden, ich bin absolut ruhig und gelassen. Ich weiß, ich bin dem Tod so nah wie niemals zuvor. Aber ich habe keine Angst mehr.
Ich versuche die Augen aufzumachen, doch ich sehe nur ein orange-rotes Lichtermeer, wo die Sanddünnen sein sollten. Das Singen wird lauter, es ist jetzt ein vielstimmiger Choral, der sich steigert und steigert, immer noch schöner wird. Fasziniert lausche ich in mich hinein. Sind das die himmlischen Herscharen? Was erwartet mich jetzt, werde ich Gott schauen?
Ich war nie ein Gläubiger gewesen, nicht der einen noch der anderen Religion, ich habe immer gepredigt, dass die schöpfende Kraft sich von den Lebenden nicht in ihre Karten schauen läst. Oh, ich war glaube ich kein schlechter Mensch gewesen, natürlich war auch ich von mancher Sünde beladen, jedoch nicht mehr als meine Mitmenschen, soweit ich das beurteilen konnte. Aber sicher ist sicher, und so fing ich leise an, zu beten, meine Missetaten zu bekennen und zu bereuen, jetzt in der Stunde meines Todes will ich nichts riskieren, angesichts des wunderbaren Gesanges um mich herum ward ich bekehrt und bereit.
Da schien es mir plötzlich als hörte ich Schritte im Sand, die auf mich zukommen. Ein glockenhelles Lachen reißt mich aus meiner Agonie. Ich mache die Augen auf und versuche etwas zu erkennen und wirklich, da scheint eine Gestalt sich auf mich zu zu bewegen. Ich schreie auf vor Freude, langsam schälen sich die Umrisse eines kleinen Jungen aus dem Nebel um mich herum, er kommt näher und näher, gleichsam als schwebe er über den Sand.
Röchelnd begrüße ich meinen Erlöser, der nun neben mich tritt, mit einem Lächeln im Gesicht die Pistole aufhebt, um sie mir in die Hand zu legen. Glühend heiß brennt der Holzgriff sich in meine Finger und Glück überflutet mich gleich einer heftigen Welle. Endlich! Doch ich bin zu schwach um selbst abzudrücken. Aber das Kind beugt sich über mich, umschließt meine Faust mit seiner, legt meinen Daumen auf den Hahn und spannt ihn für mich. Sanft hilft es mir abziehen.
Nun bin ich angekommen, meine Reise ist zu Ende, der Fremde ist nach Hause zurück gekehrt.
BrunzBloed 2,01,05
Re: Brunz Blödes am Rande
Tod eines Fremden
Die Gesetze der Wüste waren unbarmherzig und so waren es die Menschen, die ihnen unterworfen waren. Ich war erledigt.
Mit einem gebrochenem Bein liege ich halbblind vor Schmerzen im Wüstensand, während meine Kameraden sich meine Tiere und Vorräte teilen. Unmöglich für mich, zu reiten, dafür kann höchstens der Skorpion, der mein Pferd gestochen hat, und ich etwas, weil ich kein Kamel wie die anderen ritt. Für die Karawane war ich schon tot und zur Trauer hat mensch, wenn die Oase noch weit ist, keine Zeit. Ich nehme es ihnen nicht übel, so ist das nun mal, ich hatte es oft genug genauso gehalten. Nun war eben ich an der Reihe. Und zu meinem besonderem Pech war der Treckführer Christ, er würde mich weder erschießen lassen wie mein Pferd noch mir eine Waffe geben, damit nicht ich oder ein anderer sein Seelenheil gefährden würden. Auf Gnade konnte ich nicht hoffen, dafür würde er mir meinen Anteil Wasser aushändigen; Christenlogik verstehe wer will. Ich hatte nie gezögert, den Unglücklichen den letzten Dienst zu erweisen, wenn sie mich darum baten.
Einer der Berber kommt mit einem Wasserbeutel auf mich zu; es ist ein junger Mann. Ich flehe ihn an, mir seine Pistole zu geben und zeige ihm die zwei Goldstücke, die ich immer für den Notfall im Geheimfach des Gürtels trage. Die Bestechung zeigt Wirkung , nach einem schnellen Blick zum Treck, der sich zum Aufbruch bereit macht, zieht er ein uraltes Schiesseisen aus seinem Umhang und wirft es ein Stückchen von mir entfernt zu Boden.. So kann er sicher sein, das der Führer den Schuss nicht hören wird. Dann läst er sich das Geld geben und geht grußlos. Muslime sprechen nicht mit Toten.
Ich nehme erst mal ein Schluck Wasser, während noch ein Gebet für mich gesprochen wird und die Karawane dann weiterzieht. Ich hoffe, der Revolver funktioniert, ich werde bald wissen, ob ich geleimt worden bin. Der Schmerz in meinem Bein scheint unerträglich und steigert sich dennoch. Es wird schwer werden, die Waffe zu erreichen. Ich werde es so schnell wie möglich versuchen müssen. Bevor der Vormittag vorbei ist und die Mittagssonne die Wüste in eine Gluthölle verwandelt. Ich trinke noch einen Schluck Wasser und versuche mich zu bewegen. Es ist eine furchtbare Qual, sofort lasse ich es bleiben, da ich am Rande einer Ohnmacht stehe. Verzweifelt schnaufe ich durch und spähe zu dem rostigem Eisen. Wie weit mag es entfernt liegen, ein Meter, anderthalb.
Als die Welle des Schmerzes in mir verebbt ist, strecke ich vorsichtig meinen Arm so weit wie möglich aus. Ich muss dabei sehr vorsichtig sein, denn jede Bewegung des Beines ist ein Stich im Gehirn. Es reicht nicht, ich lang nicht hin. Es fehlt mindestens ein Meter. Ein Meter, denn ich kriechen muss. Ich verfluche den Jungen. Ich stärke mich mit einem weiterem großen Schluck Wasser, dann nehme ich den nächsten Anlauf. Ich komme ganze 10 cm weit, bevor es dunkel wird um mich herum.
Mit einem vor Hitze brennenden Körper und unglaublichen Durst erwache ich wieder. Die Sonne steht im Zenit, ich muss gut zwei Stunden weg gewesen sein. Meiner Kehle entringt sich ein lautes Stöhnen, als mich der brennende Schmerz im Bein wieder einholt. Der Revolver ist unerreichbar. Vor Qual und Verzweiflung laufen mir Tränen über die Wange.
Meine durstigen Lippen saugen das letzte Nass aus der Lederflasche, ich spüre die ersten Insekten auf meinem Körper herumkrabbeln, ich kann sie nicht verscheuchen, also lass ich sie gewähren, ob sie mich jetzt anknabbern oder in zwei Stunden meinen Leichnam, mich interessiert es nicht mehr. Eine Zeit vergeht und ich fühle vor Schmerz und Entbehrung wie sich mein Gehirn vernebelt, plötzlich habe ich akustische Halluzinationen, ich höre plötzlich einen Fluss rauschen und Kinder die darin baden, dann eine Karawane vorüberziehen. Meine Umgebung sehe ich nur noch undeutlich, weil meine Augen zu schwellen, alles verschwimmt in einem Meer tanzender Punkte. Tausend Gedankenfetzen rasen durch meinen Kopf, ich sterbe, gehe elendlicht zu Grunde und die Erlösung liegt einen Meter von mir entfernt unnütz im Sand.
Ob mich, den ruhelosen Kaufmann, außer meinen Gläubigern irgendjemensch vermissen würde. Ja, ... die Kredithaie, die meine Reise finanziert hatten würden um ihr Geld weinen, aber sonst... keine Frau, keine Kinder, keine Familie, keine Freunde.... Ich war Zeit meines Lebens nur ein Fremder auf der Durchreise gewesen, immer auf der Suche nach mir selbst... Ich war ein Niemensch und so ging ich jetzt dahin, als niemand....
Viele Frauen hatte ich kennen gelernt in den Oasen und Städten durch die ich gekommen war, doch sie werden mich wohl in dem Augenblick vergessen haben, indem sie ihr Geld erhalten hatten, so sehr sie mir auch ihre ewige Liebe beteuerten. Da war keine, die mich halten konnte, jetzt wünschte ich, ich hätte an eine mein Herz verschenkt. Zu spät. Der Fremde war stets fremd geblieben.
Meine Eltern - ob sie noch lebten, ich hatte mich noch nicht einmal verabschiedet, als ich mit der ersten Karawane loszog, mein Glück zu suchen. Die ärmliche Scholle war nichts für mich gewesen, mich zog es in die große weite Welt. Meine drei Schwestern waren bestimmt seit langem glücklich verheiratet, wo sie und meine Brüder heute wohl steckten? Ich wusste es nicht. Sie würden von meinem unwürdigem Tod im Wüstensand niemals erfahren. Ich habe Durst; so unglaublich viel Durst nach Liebe, Nähe und Zärtlichkeit. Doch mein Körper ist schon zu ausgetrocknet, als das ich noch weinen könnte. Wenn ich doch nur der Qual ein Ende bereiten könnte, oh, dieser verdammte Bengel !
Bald werde ich nur noch ein mumifiziertes Etwas am Rand des Trecks sein, wie ich selbst so viele gesehen hatte, ohne genauer über das Schicksal dieser Unglücklichen nachdenken zu wollen. Keiner würde es wagen und sich Zeit und somit Wasser nehmen um mich zu begraben. Mit grausam entstelltem, schmerzverzehrtem Gesicht würde ich für alle Zeit den Hügel hinabstarren Mahnmal für die Gefahren der Wüste.
Gnädig kommt ein neue Ohnmacht über mich und wohlig lasse ich mich in das Nichts des Vergessens gleiten. Als ich wieder zu mir komme habe ich ein Singen im Ohr, so rein wie glasklares Wasser. Es rauscht in meinem Kopf wie ein Wasserfall, lindert meine Qual; es ist atemberaubend schön. Meine Schmerzen sind verschwunden, ich bin absolut ruhig und gelassen. Ich weiß, ich bin dem Tod so nah wie niemals zuvor. Aber ich habe keine Angst mehr.
Ich versuche die Augen aufzumachen, doch ich sehe nur ein orange-rotes Lichtermeer, wo die Sanddünnen sein sollten. Das Singen wird lauter, es ist jetzt ein vielstimmiger Choral, der sich steigert und steigert, immer noch schöner wird. Fasziniert lausche ich in mich hinein. Sind das die himmlischen Herscharen? Was erwartet mich jetzt, werde ich Gott schauen?
Ich war nie ein Gläubiger gewesen, nicht der einen noch der anderen Religion, ich habe immer gepredigt, dass die schöpfende Kraft sich von den Lebenden nicht in ihre Karten schauen läst. Oh, ich war glaube ich kein schlechter Mensch gewesen, natürlich war auch ich von mancher Sünde beladen, jedoch nicht mehr als meine Mitmenschen, soweit ich das beurteilen konnte. Aber sicher ist sicher, und so fing ich leise an, zu beten, meine Missetaten zu bekennen und zu bereuen, jetzt in der Stunde meines Todes will ich nichts riskieren, angesichts des wunderbaren Gesanges um mich herum ward ich bekehrt und bereit.
Da schien es mir plötzlich als hörte ich Schritte im Sand, die auf mich zukommen. Ein glockenhelles Lachen reißt mich aus meiner Agonie. Ich mache die Augen auf und versuche etwas zu erkennen und wirklich, da scheint eine Gestalt sich auf mich zu zu bewegen. Ich schreie auf vor Freude, langsam schälen sich die Umrisse eines kleinen Jungen aus dem Nebel um mich herum, er kommt näher und näher, gleichsam als schwebe er über den Sand.
Röchelnd begrüße ich meinen Erlöser, der nun neben mich tritt, mit einem Lächeln im Gesicht die Pistole aufhebt, um sie mir in die Hand zu legen. Glühend heiß brennt der Holzgriff sich in meine Finger und Glück überflutet mich gleich einer heftigen Welle. Endlich! Doch ich bin zu schwach um selbst abzudrücken. Aber das Kind beugt sich über mich, umschließt meine Faust mit seiner, legt meinen Daumen auf den Hahn und spannt ihn für mich. Sanft hilft es mir abziehen.
Nun bin ich angekommen, meine Reise ist zu Ende, der Fremde ist nach Hause zurück gekehrt.
BrunzBloed 2,01,05
Re: Brunz Blödes am Rande
Traped
Eisern haben sich die Zähne der Kaninchenfalle in deine Wade gebissen, eingeschüchtert durch Schmerz und Resignation wartest du auf das Erscheinen des hungrigen Wolfes.
Kein Pardon, keine Gnade, nur eben das Schicksal, dass dich diesen Tritt machen lies. Du bist dem Jäger nicht böse, er tut nur seinen Job, auch wenn er dich jetzt das Leben kosten wird.
Ein Rascheln im Strauch, doch es ist nur der Wind, dennoch schlägt dir dein Herz bis zum Hals. Panik macht dich konfus, du fürchtest deinen eigenen Schatten.
Ein Kamernosse jodelt vorbei und lacht dich aus, verschwindet um die nächste Ecke aus deinem Sichtfeld und du hörst das Klacken einer weiteren Falle, seinen überraschten Aufschrei. Genugtuung. Schadenfreude. Beschämende Gefühlsverirrung.
Ein letztes Aufbäumen, du ziehst und zehrst, doch der Schmerz im Herzen ist zu groß, fast blind vor ohnmächtiger Wut gibst du dich auf.
Das schwarze Loch deiner Seele ist zu klein, du bist zu fett und passt nicht hindurch, kannst dich nicht ins Nichts flüchten. Vielleicht bist du aber auch nur zu feige.
Zitternd wartest du, nun schon den dritten Tag, das Gras in deiner Reichweite ist längst abgenagt. Du hungerst, du fieberst, du phantasierst. Die Wunde eitert.
Einmal noch wärst du gerne mit den wilden Vögeln nach Süden geflogen. Einmal noch hättest du gerne deine Flügel ausgebreitet. Einmal noch den Himmel erobert, die Sterne geneckt.
Doch wer hieß dich ein Schaf sein und auf unsicheren Pfaden durch das Jammertal wandern, ohne wirklich an die gesegnete grüne Aue zu glauben nur du.
Der Wilderer kommt, dreht dir kurzerhand den Hals um und läst dich liegen. Sogar dein Pelz war ihm zu schäbig. Ein völlig sinnlos verlorenes Leben.
Brunz Blöd 6,06,05
Re: Brunz Blödes am Rande
Macromedia
Sie rutscht auf der Matratzenkante sitzend näher heran und versucht ihn zu berühren. Er verkrampft sich, weißt ihre Hand mit einem Schulterzucken zurück. Mein Gott, wie sehr er dieses Mädchen liebte. Nervös trank er noch einen Schluck Bier aus der zerknüllten Dose und stierte den Schwarm kleiner Fliegen an, die im Schein der nackten Glühbirne um den großen Haufen leer gesoffener Blechbüchsen hinter der Glotze kreiste.
Er fühlte tausend gierige Augen auf sich ruhen, begierig zu sehen, was nun kommen musste. Ein notgeiler Mann, ein williges hübsches Mädchen, ein Sixpack Bier und die Bong für das Transfergift, von dem er schon wieder reichlich genossen hatte. Es schien unausweichlich.
Sie war so süß, wie war sie nur auf diesen Trip gekommen? Er war doch das Letzte, besoffen, ungewaschen, alt im Vergleich zu ihr. Nur ein Tier im virtuellen Zoo. Eine Obskurität. Verrückt. Aber er sehnte sich nach ihr, ja, wie er sich nach ihr und ihrem Körper sehnte. Ahnte sie es den nicht ? Oder war es ihr egal, das der Sender in seinem Hirn den Coitus wie sein ganzes Leben live übertragen würde?
Wahrscheinlich wurde sie für die Show gut bezahlt, jedenfalls nahm sie ihm das Bier aus der Hand und begann ihn zu liebkosen. Versteinert und apathisch ließ er es geschehen. Sein Entschluss. das Drehbuch zu versauen, wankte, sollten sie doch glotzen und sich einen runter hohlen, warum sollte nur er alleine Spaß mit der kleinen Schlampe haben. Er fühlte, wie die Einschaltquote durch die Decke schoss, als er sie im Genick packte und sie gierig zu küssen begann. Sie schien ein wenig überrascht von seiner plötzlichen Kehrtwende, öffnete sich ihm aber voll und ganz.
Er umarmte sie und drückte sie fest an sich, er wollte sie nie mehr hergeben und wusste doch, dass sie gehen würde wie all die Anderen vor ihr. Verzweifelung, Sehnsucht und der Suff trieben ihm Tränen in die Augen, er heulte die ganze Zeit, während er es ihr nach allen Regeln der Kunst, die er drauf hatte, besorgte. Sie war super, 1a Fickfleisch, ging voll mit und darüber hinaus. Er liebte sie dafür und gab sein Bestes. Dann, mit einem letzten gemeinsamen Stöhnen war es vorbei und sie lagen ausgepumpt und fertig nebeneinander auf der dreckigen Matratze und kuschelten sich aneinander.
Er starrte die Decke an und dachte bei sich, dass sie nun durch ihn ein Star geworden sei und fühlte sich schon ein bisschen weniger schlecht. Er küsste sie zärtlich auf die Schweiß verklebte Stirn und bedankte sich für den Ritt. Sie grunzte was von Blöder Arsch, aber tätschelte dabei seinen Bierbauch .
An dieser Stelle habe ich den Tranceponder abgeschaltet und mich ausgeklinkt, weil mich das restliche Leben dieser Assel nicht mehr interessiert hat. Der paranoide Spinner hätte uns fast die Tour vermasselt, dabei war die Kleine nicht billig gewesen und wir wollten ihm und uns doch nur eine kleine Freude machen.
BrunzBloed 14,06,05
Re: Brunz Blödes am Rande
Jehova
Ein Klingeln in den Ohren mahnt mich zum Schweigen, und so breche ich das Gespräch ab, plötzlich herrscht betretene Stille
Habe ich unrecht getan? Wer sind diese Fremden vor mir, Freund oder Feind, Retter oder Spione, Hoffnung oder Untergang?
Gedankenfetzen, Kopfschmerzen, zu wenig Schlaf, Hunger. Ich bin verwirrt, sehe mich suchend nach Hilfe um und sehe einen Spatzen herbeieilen und sich auf der Parkbank neben mir niederlassen. Gott sei Dank!
Da höre ich den Vogel auch schon zwitschern und bin erleichtert, dass ich heute die Sprache der Tiere wieder verstehe, denn er warnt mich:
Vorsicht, Vorsicht, pass auf dich auf, Vorsicht, Vorsicht, sie sind nicht wofür du sie hältst, Vorsicht, Vorsicht, sie sind nicht von dieser Welt, Vorsicht, Vorsicht, pass auf dich auf, tue was IHM gefällt!
Mir wird mulmig zumute, wo bin ich da wieder hineingeraten, ich hätte mein Bett nicht verlassen sollen, aber ich brauch ja was zu fressen, der Kühlschrank ist seit drei Tagen leer, habe nur ein paar Scheiben gerösteten Toast geknabbert und zu Saufen war auch nix mehr da. Was blieb mir anderes übrig, als zum Schnorren zu gehen Ich trinke noch einen Schluck von meinem lacken Bier.
Jesus Christus wird auch dich erlösen, mein armer Freund säuselt mir die Alte mit dem Wachturm in der Hand zu, ihr Macker grinst mich an und will mir ein Pamphlet in die Hand drücken. Erwachet! Seht das Fanal! steht da drauf.
Ich beginne langsam zu verstehen. Seelenfänger rast es mir durch den Kopf und ich erinnere mich an die Bibelstelle, die ich morgens las, stand da nicht, das ER dich zu täuschen sucht, heimtückisch und gemein, das er dich verführt und vom Weg abbringt, sich zwischen dich und IHM stellt. Das ER sagen wird, ER sei ein Engel ohne zu erröten, dass er in SEINEM Namen käme, dich geleite, wie der Schöpfer es wünsche.. .
Das er dich auf das Buch spucken läst und war da nicht dieser Satz Du sollst dir kein Bild von mir machen hieß das nicht, das keiner seine Pläne kennt, hieß es da nicht Du sollst keine Götter neben mir haben und tanzten diese da nicht ungestraft um das goldene Kalb und betteten zu der fleischgewordenen Gotteslästerung, die am Kreuz verreckt ist.
Götzendiener durchfährt es mich siedendheiß ich zähle eins und drei zusammen und da fällt es mir wie Schuppen von den Augen, die plötzliche Erkenntnis
Satans Schergen
Ich erbleiche, die beiden denken wohl ich muss kotzen, jedenfalls lasen sie von mir ab und treten einen Schritt zurück. Ich wollt doch nur ne Mark von den Wachteln, und jetzt habe ich meine Seele dem Teufel verkauft. Das Geld in meiner Hand beginnt zu glühen, erschrocken werfe ich es der Buhlschaft vor die Füße.
Ich beginne sie wüst zu beschimpfen und nehme eine drohende Haltung ein, um die Gefahr abzuwenden. Ich zittere am ganzen Körper vor Angst, spucke dreimal auf den Boden zwischen uns, um ihre Macht zu bannen. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät, ich will nicht im Höllenfeuer braten. Ich werfe meine Halbe nach den völlig verduzten Christusspinnern, belege sie mit einem Fluch und mache ein magisches Zeichen, dann laufe ich so schnell ich kann davon.
Bevor ich meine Seele verkaufe werde ich lieber verhungern, nur um den letzten Schluck Bier tut es mir leid, die Flasche hätte ich vielleicht noch austrinken sollen, bevor ich sie dem Kerl ins Gesicht schmiss. Heute ist echt nicht mein Tag und ich habe immer noch grausame Kopfschmerzen, ungeheuren Kohldampf und bin pleite. Das Grauen steckt mir in den Knochen und ich eile durch die Fußgängerzone, spüre, wie sich ihre hasserfüllten gierigen Blicke in meinen Rücken bohren, höre IHN kichern und lachen, weil er mich dran gekriegt hat.
Da seh ich ein paar Meter vor mir zwei der Gotteskrieger in ihren grünen Uniformen laufen und erleichtert stürme ich auf sie zu und erzähle ihnen aufgeregt, was mir gerade passiert ist. Sofort spricht einer der beiden über Funk mit seinem Cerubin, macht ihm die Dringlichkeit der Situation klar und ich werde von ihnen zu ihrem kargen Haus geleitet, wo ich einen Raum zugewiesen bekomme, in dem ich vor den Dämonen erst mal sicher bin.
Dann darf ich duschen, bekomme frische Klamotten anstelle der Verseuchten, mir wird Brot und Tee gereicht, man heißt mich Schlafen, doch ich bin zu aufgewühlt, laufe in dem kleinem Bunker mit den geweihten Gitterstäben auf und ab. Ich habe Panik, dass ER sich gleich meiner bemächtigen wird, das der Vertrag nicht gebrochen ist.
Irgendwann nicke ich dann doch ein und werde von einem Engel ganz in Weiß geweckt, der mich eingehend zu dem Vorfall befragt und mir versichert, man wird sich um die beiden Monster von höherer Stelle aus kümmern, ich solle mir keine Sorgen mehr machen. Er lädt mich in seine Engelsburg ein, bis die Gefahr endgültig gebannt ist. Nur Bier will er mir keins bringen, aber das kann ich verstehen, wer nicht acht gibt und so mir nichts dir nichts für nicht mal einen halben Tabak seine Seele an IHN verkauft, der muss ja bestraft werden.
BrunzBloed 13,06,05
Re: Brunz Blödes am Rande
Der Wanderer
Ich weiß nicht warum, aber ich konnte einfach nicht anders als anhalten, obwohl mein Vater es gar nicht gerne sah, dass ich in seinem Auto Tramper mitnahm. Vielleicht war es, weil er so verloren aussah, wie er da, die Baskenmütze tief in die Stirn gezogen, mit seinem altmodischen Anzug und dem Schuhkarton unterm Arm an der Ausfahrt der Raststätte stand und den Daumen mit völlig emotionsloser Mine in den Wind hielt. Oder mein alter Widerspruchsgeist war wieder aufgeflammt, wie dem auch sei, so lernte ich ihn kennen.
Er stieg zu ohne ein Wort zu sagen, ich musste ihn ermahnen sich anzuschnallen, was er auch, ebenso stumm, tat, und fragte ihn Wohin; da zuckte er nur die Schultern und meinte Völlig egal, nur weg von hier. So fuhr ich los und wir rasten gemeinsam über die Autobahn Richtung Süden.
Er stierte nur auf die im Dämmerlicht vorbeihuschenden Grenzpfosten, als ob er sie zähle, machte keine Anstalten sich mit mir zu unterhalten, noch sonst was. Schließlich versuchte ich das Eis zu brechen, neugierig geworden, was er wohl für eine Geschichte habe.
Musik fragte ich ihn. Gern seine Antwort aber nichts Modernes, damit kann ich nichts anfangen, Beethoven vielleicht, dass ist also man die Engelschöre singen hört.. Puh, voll in die Scheiße gegriffen, aber gut, ich suchte im Radio einen Klassiksender, der spielte zwar kein Beethoven, aber zu mindestens die Richtung stimmte. Ich bot ihm noch eine Dose Cola und eine Zigarette an, was er dankend annahm. Dann schwieg er wieder, rauchte, lauschte der Musik und süffelte an der Brause rum, während er aus dem Seitenfenster blickte.
Die Autobahn war am Sonntagabend völlig leer, das Fahren ging gut voran, er schwieg. Plötzlich seufzte er. Ich dachte, ich komm ihm jetzt direkt und fragte, was los sei und er antwortete Sie bauen die Atomraketen ab! Ja sagte ich wurde auch Zeit das diese Spinner zur Vernunft kommen und abrüsten. Er schaute mich an und seufzte wieder, Tränen in den Augen. Ich hatte gedacht, ER hat Erbarmen und macht ein Ende. Es sah eine zeitlang so gut aus, wieso fegt ER seine Schöpfung nicht endlich weg, läst mich heimkehren.
Mir schauderte, der hatte sie doch nicht alle im Schrank, da war doch ne Sicherung kaputt bei dem. Aber sonst schien er ganz vernünftig, Leute auf Psychose verhielten sich anders.
Soviel Leid, soviel Ungerechtigkeit, so viele Brudermorde. Warum läst ER mich nicht gehen? Was soll mensch auf so einen Ausspruch antworten, nachher flippt der aus und greift ins Lenkrad, der war eindeutig suizidal. Er seufzte wieder, drückte die Kippe aus und trank noch einen Schluck aus der Dose. Du verstehst mich nicht.
Nein gab ich zu und wir schwiegen wieder. Erst jetzt nahm er die Mütze ab und mitten auf seiner Stirn kam ein kreisrundes Feuermal zum Vorschein, das ihn grässlich entstellte. Vor Schreck wäre ich beinahe einem Lastwagen aufgefahren.
Ich bin der Wanderer sagte er Hab keine Angst, ich zieh nur weiter, wie es mir bestimmt ist. Lass mich an der nächsten Tankstelle raus, ich brauch jetzt ne Flasche Schnaps.
Es dauerte ein Weilchen, bis eine kam, wir schwiegen uns wieder an, ich hatte ein sehr ungutes Gefühl bekommen und so war es mir recht. Ich fuhr von der Schnellstrasse runter und hielt in der Auffahrt kurz an, um ihn raus zu lassen, ich wollte nichts wie weg von ihm. Er sagte kurz Danke, setzte die Mütze wieder auf und zog sie über das Mal, dann stieg Kain aus und verschwand in Richtung des hell erleuchteten Kiosks, den Schuhkarton mit seinen Habseligkeiten unterm Arm.
So schnell nehm ich keine Tramps mehr mit.
BrunzBloed 15,06,05
Re: Brunz Blödes am Rande
Sackgasse
Die plündernde Horde ist vorbeigezogen, was bleibt ist die kümmerlichen Überreste des Freundes zu bestatten. Einsam hebe ich mit der rostigen Schaufel ein Loch aus der verbrannten Erde aus, schnaufe und schwitze, bis es tief genug ist, das die Tiere sein ranziges Blut nicht mehr werden riechen können und er dort in Frieden ruhen kann. Es gibt kein Holz mehr für einen Sarg, so versenke ich ihn in einem altem Sack, bette in sanft am Boden der Grube, und spreche ein letztes Grußwort, empfehle ihn den höheren Mächten. Denn es liegt jetzt nicht mehr in unserer Hand.
Te morturi salutans!
5 schwarze Rosen pflanze ich auf dem frischen Hügel, ein Kobaltstein markiert mir die Stelle, an dem sich unsere Wege endgültig trennten. Kaum ist die Arbeit getan, überrollt mich der Schmerz und ich vermag die Tränen nicht mehr zurückzuhalten. Einen Tag lang netzte ich die Blumen mit meinem Nass, dann kehre ich heim, ohne ihn. Die Leere, die er hinterlässt, vermag ich nicht zu füllen. Er fehlt mir.
So durchschreite ich nun alleine das Jammertal, gebeugt vom Joch der Notwendigkeit pflüge und sähe ich Jahr um Jahr, nur um die Ernte verdorren zu sehen. Das Spiel der Jahreszeiten verliert sich in Tagträumen, die Uhr scheint stillzustehen. Die Geschichte ist eingefroren. Stagnation, Agonie, das silberhelle Lachen der Frauen spottet mich Hohn, das unschuldige Spiel der Kinder brennt in der Brust, denn er ist nicht mehr da.
Sein letztes Röcheln mich im Traum begleitet, sein ungläubiger Blick ob seinem Missgeschick, seine suchende Hand, die sich in die Meine krallte. Alp, der niemals endet. So starb er, der kein Knecht mehr sein wollte, durch die Kugel seines Herrn. Die Ordnung ist wieder hergestellt.
Der Oligarch triumphiert und feiert mit den Seinen zum Jahrestag des Massakers ein rauschendes Fest, um Blutwein zu trinken und das Fleisch der zahmen Wölfe zu verschlingen. Doch auch wir haben nicht vergessen. Eines Tages, eines Tages . der Scheiterhaufen ist auf dem Grab des Freundes schon errichtet. Wir können warten.
Die Stunde wird kommen, da er um Gnade winselt und kein Pardon empfängt. Für den Freund, für all die anderen Gemeuchelten dieser Welt.
Brunz Bloed 20,06,05
Re: Brunz Blödes am Rande
Freier Fall
Defcon 5: Ich sitze unter meinen Freunden in der Kneipe und trinke mein Bier, der Abend scheint gelungen, wir singen und lachen, erzählen uns dreckige Witze, machen der hübschen Bedienung anzügliche Angebote und freuen uns des Lebens. Ein ganz normaler Tag. Noch ein wenig Shit gekauft und nach Hause gewankt, so gefällt mir das Leben.
Defcon 4: Mitten in der Nacht schrecke ich aus meinem Alptraum hoch, doch er bleibt lebendig und seine Mär macht mich schaudernd. Laut heulend fährt ein Signalfahrzeug durch meinen Geist, kommt, wird lauter, ist auf gleicher Höhe, verschwindet in der Ferne. Meine Kehle ist trocken, ich brauche einen Schluck Wasser. Ich hangle mich aus dem Hochbett und trete neben die Sprosse falle, falle und verstauche mir den Knöchel. Beißender Schmerz, Durst, Verwirrung. Ich humple in die Küche, drehe versehentlich an dem Hahn mit dem rotem Punkt und fülle mein Glas mit lauwarmer Giftbrühe. Egal ich trinke. Dann eine Zigarette, immer noch die verwirrende Erkenntnis, verfolgt zu sein, ausgenutzt zu werden, nicht Herr meiner Sinne zu sein. Ein schlechtes Ohmen. Der Schmerz im Fuß hält mich wach, als der Morgen graut habe ich den 5 Joint geraucht, und es herrscht in mir .
Defcon 3: Ich spüre wie sie mich beobachten, weiß jedoch nicht wie, ist etwa doch ein Sender in meinem Kopf. Ich hätte das Gift aus der Leitung nicht trinken sollen, vor Ärger kipp ich ein Bier nach. Ich bin müde, aber kann nicht schlafen, sobald ich es versuche, betätigt der Forscher einen Schalter, ich bekomme einen Schlag und bin wieder hellwach. Die Schweine setzen ihre Versuche mit mir fort. Mieses Pack. Ich werfe die leere Flasche gegen die Wand, klirrend zerspringt sie in tausend Teile, die sich über den Teppich verstreuen. Schon geht es mir etwas besser. Ich weiß, dass sie wissen, dass ich jetzt weiß, dass sie wissen, dass ich jetzt weiß egal, sollen sie doch kommen, um mich zu hohlen, dieses mal werde ich mich wehren. Ich lege Kampfmusik auf und drehe lauter.
Defcon 2: Es läutet an der Tür, sie kommen, schicken ihre Vorhut, aber ich mach nicht auf. Ich hab mir noch ein Bier aus dem Kühlschrank geholt und mich dabei an den Glasscherben am Boden geschnitten, das notdürftige Pflaster kann nicht verhindern, das nun die ganze Wohnung mit Blut eingesaut ist. Ich habe die Reste meiner Tabletten aus dem Fenster geschmissen, ich nehme sie eh schon seit drei Wochen nicht mehr, ich brauch sie nicht mehr. Mir geht es gut, ich bin nicht krank, das wollen sie mir nur einreden, damit sie mich in Ruhe testen können, damit ich nicht wieder in ihren Spielchen quer treibe und die Regeln verletze. Das Telefon klingelt und ich reiße das Kabel aus der Dose, nicht mit mir, Betäubungshypnose via Draht, das kenn ich schon, nicht mit mir, LMAA; ihr könnt mich mal, nicht mit mir. Lachend werfe ich den Apparat den Tabletten hinterher, und weil ich grad dabei bin folgt auch noch der Fernseher, die Verdummungsglotzkiste, der Volksempfänger und Sender in jedem Wohnzimmer. Wie kracht und knallt als er aufschlägt. Ich jubele und schliesse das Fenster, um den Giftsmog draussen zu halten. Dann drehe ich die Musik noch lauter, damit ich das Hämmern an der Tür nicht mehr hören muss. Langsam sollte ich mich bewaffnen, bald werden sie da sein. Ich lade mein Holzgewehr mit Spagettiresten, bastele mir aus leeren Bierflaschen und meinem Funkwecker eine Atombombe. Denn die Sirenen der Schergen in der Ferne zeigen an, dass es Zeit ist für
Defcon 1: Ab 9 Uhr 30 schieße ich zurück. Holt mich doch wenn ihr könnt. Ich bin unsterblich, ich bin Gott, ihr seit nur Würmer, die ich zu zertreten habe, weil sie mich in meiner Freiheit einschränken. Ich kann fliegen, ich muss nur das Wort aussprechen, das ihr mir geklaut habt, ich krieg euch alle, ihr mit euren Tabletten, Sendern, Gift im Leitungswasser. Kommt doch.. ihr lebt nur weil ich es will, kommt doch nun kommt doch endlich ich werds euch zeigen
BrunzBloed 22,06,05
Re: Brunz Blödes am Rande
Morgengrauen
Die Sirenen sind noch durch die dicken Betonwände des Bunkers zu hören. Eng aneinandergedrängt sitzen wir auf den Bänken entlang den Wänden, viele müssen stehen, in der Luft der beißende Gestank der Angst. Die kleine Schwester neben mir krampft ihre Hand in die Meine, zittert am ganzen Körper und betet den Rosenkranz wie ich ihr geheißen. Vater und Mutter gingen auf der Flucht verloren, ich hoffe, sie sind ebenfalls im Schutzraum untergekommen. Die SA hat geschossen, als sie die Tore schlossen, ich weiß nicht, ob in die Luft oder in die andrängende Menge.
Das trübe Licht der Glühkerzen beleuchtet die unwirkliche Szene wie aus einem Gemälde von Hironimus Bosch. Die Sirenen schweigen. Am Stadtrand bellt die Flag ihr hoffnungsloses Lied in den Nachthimmel. Dann ist ein leises Dröhnen zu hören, das langsam lauter wird. Pfeifend fallen die ersten Bomben in der Ferne, das Kawum der Detonationen kommt jedoch schnell näher. Es sind wieder sehr viele heute. Das Licht flackert, erlöscht, ein Aufschrei geht durch die Menge, der Bunker zittert und Sand rieselt von der Decke. Erst dann hören wir den großen Knall. Das war knapp.
Die erste Welle ist vorüber, doch es gibt keine Entwarnung. Draußen müssen bereits die Feuer der Hölle brennen. Von unserer Stadt würde nicht viel übrig bleiben. Der Flag geht die Munition aus, nur noch einzelne Schüsse sind zu hören, dass Summen der zweiten Staffel kommt näher. Das Licht ist wieder an, flackert aber unruhig, als zähle es die Einschläge. In den Geruch der Angst mischt sich der scharfe beißende Geruch Urins und Schlimmeren. Ein Pfarrer hat in einem Eck seine Schäfchen um sich versammelt und erteilt noch einmal die heilige Kommunion, bis der Bunkerwart es ihm untersagt. Das Schwesterchen brüllt das Vater Unser im Canon mit der Alten neben ihr in den Raum, beruhigend nehme ich sie in den Arm und wiege sie hin und her, als wäre sie drei Jahre alt. Meine Kehle ist wie zugeschnürt, aber ich versuche, mir meine Panik nicht anmerken zu lassen, ihretwillen.
Sie sind über uns, der Raum tanzt auf und ab, ich sehe bei einem kurzen Aufflackern der Lampen wie sich in der Wand gegenüber ein großer Riss bildet, sich verästelt, zur klaffenden Wunde wird. Geschrei, Getümmel, Panik. Krachende Explosionen, gebrüllte Durchhalteparolen, kollektive Stossgebete. Die Luftschutzwarte fixieren einen jungen Soldaten, der wild um sich schlägt, brüllt und sich in seinem Frontkoller nicht mehr in der Gewalt hat. Mir graut und ich ertappe mich, wie ich in das Gebet der Schwester einfalle und sie noch fester an mich drücke. Sie bebt am ganzen Körper, ist schweißnass und starrt mit großen weit aufgerissenen Augen auf die hin und herschwankende, unregelmäßig pulsierende Glühbirne an der Decke. Ich habe Angst, dass sie mir wahnsinnig wird. Wir beten gemeinsam, wieder und wieder, während draußen die Bomben fallen, Stund um Stund, Welle für Welle - grausames Pfeifen, Krachen, tanzende Wände, Dunkelheit, Geschrei und Tumult um uns herum.
Dann ist es plötzlich vorbei, das monotone Brummen der feindlichen Maschinen erstirbt und weicht dem knisternden Rauschen des Feuersturms, das Schwesterlein liegt leblos in meinen Armen. Ihr schönes Haar ist schlohweiß. Ich spüre ihren Atem nicht mehr, ihr Gebet ist verstummt. Der Herrgott hat sie nicht gehört.
Die Sirenen heulen die Entwarnung in den Rauch der Morgendämmerung.