genial zeichnen lernen - Plauderecke

Frohes fest

Frohes fest

Hallo ihr lieben,
da ich über Weihnachten zu meiner Familie nach Greifswald fahre wünsche euch jetzt schon ein wunderschönes ,besinnliches Weihnachtsfest!


„Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.“

Oskar Kokoschka

Re: Frohes fest

Danke,

gleichfalls ein schönes weihnachtsfest euch allen und einen fleißigen weihnachtsmann.




...in meiner Welt gibt es nur Ponys und die essen alle Regenbögen und pupsen Schmetterlinge....

Wie der Weihnachtszwerg zu uns kam

 



Liebe Zeichenfreunde,
auch ich wünsche allen "Weiße Weihnachten". Als kleinen Weihnachtsgruß hier der Anfang einer Schilderung, wie ich vor knapp 20 Jahren als Weihnachtszwerg ein Jugenderholungsheim bescheren sollte.

Wie der Weihnachtszwerg zu uns kam

So was habe ich noch nie erlebt. Nicht der Weihnachtsmann kam zur Bescherung, sondern ein Zwerg! Als er ins Zimmer trat, wuchs er vor aller Augen langsam bis auf Menschengröße heran. Nein, das ist kein Märchen! Es geschah tatsächlich! Und zwar am Spätnachmittag des 18. Dezember 1991 im Jugend-Erholungs-Zentrum Wendisch-Rietz am Scharmützelsee in der Mark-Brandenburg, keine hundert Kilometer südlich von Berlin. Bei Kaffee, Kuchen und Kerzenschein saßen wir am großen Tisch und sangen „Süßer die Glocken nie klingen“, da hörten wir Wiehern und Schnauben, Pferdegetrappel und Glockenrasseln, dann Türenknarren am Eingang und Schritte im Flur. Zaghaft kratzte es an der Tür, die Klinke wurde langsam herunterdrückt, und durch den Türspalt lugte unterhalb der Klinke ein schräg gestelltes Köpfchen mit weißem Bart und roter Kapuze. Ein riesiger Briefumschlag erschien unterm Bart, und eine kratzige Fistelstimme fragte:
„Wo find ich denn das JEZ im HIR:
Milchmeer null, eins, zwo, drei, vier,
südliche Milchstraße hundertzwölf,
dritter Trabant von Sonne elf,
nördliche Breite fünf zwo drei,
östliche Länge vierzehn zwei ...?“
„Verkehrt“, rief Susi, „so was hammer hier nich.“ 
Unschlüssig stand der Zwerg im Türspalt, dann las er weiter:
„ ... Süd-Seespitze vom Scharmützel,
HIR im JEZ ...“
„Jot-E-Zet!“ verbesserte Susi, „Jugend-Erholungs-Zentrum. Das ist richtig.“
                        „... Is richtig? Hei!“
Seine Augenbrauen flackerten, die Augen leuchteten, er atmete erleichtert auf und kam schüchtern in die Stube getippelt, auf dem Rücken einen schweren, prall gefüllten Sack, fast doppelt so groß wie er selbst. Unterm Arm schleppte er ein riesiges Buch, das er zusammen mit dem Briefumschlag an die Wand lehnte. Er reckte seine Nase bis auf Stuhlhöhe und sagte:
„Ich will nämlich achtzehn Gören
was zu Weihnachten bescheren.
Alle Seelen, die auf Erden
hier zu Menschenkindern werden,
sind am Anfang winzig klein.
Doch dann wachsen sie und wachsen,
machen pflichtbewusste Faxen ...“
Er hielt inne, sah sich seine Zuhörer an, und seine Augen wurden größer und größer. 
„Was ist denn mit diesen los!?
Mensch, ihr seid ja riesengroß!
Und ich Wicht bin nichtig klein!
Da kann was nicht richtig sein!“
Er holte tief Luft, um sich aufzublasen, reckte bei jedem Atemzug seine Nase höher und stellte sich auf die Zehenspitzen, als wollte er auf Menschengröße wachsen. Da pfiff der Wind im Kamin, das hintere Klappfenster flog auf, ein eisiger Lufthauch fegte durchs Zimmer, und „Puuhhh!“ waren alle Kerzen ausgepustet. Der Zwerg erstarrte und lugte zum offenen Fenster. Am anderen Seeufer hob sich schwarzbraun der Schattenriss der Bäume gegen den rötlichen Himmel, dann verschwand das Abendrot, und dichter Nebel legte sich vor die Scheiben. Der Zwerg machte mit seinem Sack hastig auf dem Absatz kehrt und schlug – bautz! – die Türe zu. Draußen hörten wir ihn rufen:
„Auf, auf, ihr Schimmel, zurück zum Himmel!
Zurück zum Mond, wo das Mondkalb wohnt!“
Wir hörten Schnauben, Hufschlag und Glockengeläut. Neugierig liefen alle ans Fenster und drückten die Nase gegen die kalte Scheibe. Aus dem Bodennebel im Garten ragten weiße Tannenspitzen, und dazwischen, halb durchsichtig und verschwommen, waren dampfende Nüstern zu sehen, wehende Mähnen, grauweiße Schimmelrücken und ein mächtig geschwungener Schlitten, der durch den Nebel schwebte. Nur für einen Augenblick war dieses Bild zu erkennen, dann sah man bloß noch den Nebelschweif im Winde ziehen. Im Zimmer war es kalt geworden, eine grünliche, nach Schwefel riechende Nebelschwade hatte sich über die Möbel gelegt.
Tante Ilse trat ans Hinterfenster, verschloss sorgfältig die Klappe und zündete die Kerzen wieder an. Alle setzten sich eng zusammen um den großen Tisch, und wer die Nase nicht selber an die Scheibe gedrückt und in den Nebel geschaut hatte, der meinte, alles sei nur Einbildung gewesen. 

 ... Forts. folgt

Re: Frohes fest

das is ja ne tolle Geschichte, Weihnachten mal ganz anders.


...in meiner Welt gibt es nur Ponys und die essen alle Regenbögen und pupsen Schmetterlinge....

Re: Frohes fest

Lieber Jan,

das ist eine zauberhafte Zwergen-Weihnachtsgeschichte!

Dankeschön!

Fröhliche Weihnachten euch allen!

Wie der Weihnachtszwerg wuchs


Wie der Weihnachtszwerg wuchs

Jetzt erst bemerkten wir, dass der Zwerg den Briefumschlag und sein
riesiges Buch neben der Tür stehengelassen hatte. Liane trat näher heran
und beäugte beides. Einer nach dem anderen rückte heran, bis Buch und
Umschlag von allen Seiten umringt waren. Aus dem Buch stieg dünner,
weißlicher Nebel, es glänzte wie mit Zuckerguss überzogen und war mit
einem von Rauhreif grau überzogenen Gürtel verschnürt, auf dem in
goldener Schrift zu lesen war: „Sesam, Sesam, schließe dich.“ Der
Buchtitel wurde vom Gürtel verdeckt, man sah nur das Titelbild, das die
Erde im Morgenrot zeigte.  
Uta wollte das Buch öffnen und griff an den Gürtel, ließ ihre Hand aber
mit einem „Autsch!“ zurückzucken. „Das ist ja eisekalt!“ rief sie.
„Entweder kommt es direkt aus Wolkenkuckucksheim oder aus der
Tiefkühltruhe.“ Neugierig betupften andere den Gürtel, zogen ihre Finger
aber schnell zurück. Der Gürtel war steif gefroren und ließ sich nicht
bewegen.  
Ratlos blickten alle auf Tante Ilse. Sicher brauchte man einen
Zauberspruch, um das Buch zu öffnen. Tante Ilse meinte nur: „Der
Briefumschlag sieht nicht gefroren aus. Schaut doch mal nach dem
Absender.“
Doris drehte den Umschlag um und las: „Geschichten vom
Weihnachtszwerg für alle“. Ein Lebkuchen war als Siegel aufgedrückt, das
schnell erbrochen war. Doris leerte den Umschlag aus, und lauter kleinere
Umschläge fielen heraus.
„Lustpostbriefe“, rief sie, nahm einen in die Hand, sah Christine an und
rief: „Flöckchen Kristalla. Eine Geschichte für Christine. Fang!“ Und schon
segelte der Umschlag durch die Luft. Sie hielt den nächsten Umschlag in
die Höhe: „Eine Geschichte für Fridolin.“ Bald hatte jeder seinen
Luftpostbrief gefangen. Renate war besonders neugierig, denn auf ihrem
Umschlag stand: „Die Geschichte vom Weihnachtszwerg“.
„Da steht sicher drin, wie sich das Buch öffnen lässt“, meinte sie. Aber
im Umschlag lag nur ein Zettel, auf dem stand: „Liebe Renate, diese
Geschichte ist leider noch nicht zu Ende. Immer kommt was dazwischen.
Wir stecken erst auf Seite Sechseinhalb. Ich hoffe aber, dass es diesmal
klappt. Wenn Ihr mir helft, die Geschichte zu Ende zu bringen, schenke
ich Euch das Buch. Bis gleich! Euer Weihnachtszwerg.“
„Aha“, meinte Liane, „er kommt also wieder. Der weiß sicher, wie die
Schnalle aufgeht.“
Tante Ilse schlug vor, das Warten mit einem Lied zu verkürzen, und
dann ertönte aus achtzehn Kehlen das Lied
 
Klingelingeling Herein!
„Heute kommt der Weihnachtsmann
mit den grauen Schimmeln,
kommt aus seinem Schlitten an
aus den blauen Himmeln.
 
Klingelingeling, klingelingeling,
klingelingeling klang-glori,
Klingelingeling, klingelingeling,
klingelingeling tripp-trapp!
 
Durch das weiße Wolkenmeer
kommen sie geritten,
bringen uns die Gaben her
auf dem Wolkenschlitten.
Klingelingeling ...
 
Hoch vom Himmel gleiten sie
auf dem Regenbogen.
Hier auf Erden reiten sie
durch die Nebelwogen.
Klingelingeling ...
 
Glöckchen rasseln vor dem Haus.
Horch, die Schimmel schnauben.
Schau nur aus dem Fenster raus!
Es ist kaum zu glauben.
Klingelingeling ...
 
Siehst du sie im Nebel stehn
bei den Tannenspitzen?
Wie sie ihre Nüstern blähn,
wie die Glocken blitzen.
Klingelingeling ...
 
Hörst du, wie das Gatter kracht?
Schwer sind seine Schritte.
Was hat er uns mitgebracht
von dem Wolkenritte?
Klingelingeling ...
 
Jetzt klopft’s an die Türe an.
Sag, wer mag das sein?
Bitte, lieber Weihnachtsmann,
tritt herein. – Herein!!!“
 
• • • • • • •
 
„Klingelingeling!“, echote es fröhlich von draußen. Dann klopfte es an die
Tür, und alle riefen wie aus einem Mund: „Herein!“ 
Diesmal wurde die Klinke zügig heruntergedrückt, und der Zwerg lugte
durch den Türspalt. Er ließ den Blick durchs Zimmer schweifen, sah das
große Buch und atmete auf. Wieder rüttelte der Wind am Fenster. Aber
Tante Ilse hatte es gut verriegelt. Vor dem Fenster rumorte es, als
stürzten dicke Felsbrocken vom Gebirge ins Tal. Der Zwerg holte
mehrmals tief Luft, und bei jedem Atemzug wuchs sein Kopf höher und
höher, bis er in voller Menschengröße ins Zimmer trat, mit dem Sack auf
dem Rücken und einem urwüchsigen Ast in der Hand, größer als der
Knüppel vom Rübezahl. 
 

Wie das Märchenbuch geöffnet wurde

Wie das Märchenbuch geöffnet wurde

Obwohl es draußen kalt war, standen dem Weihnachtszwerg Schweißperlen auf der Stirn.
Breit und kräftig stellte er sich vor uns hin, setzte seinen Knüppel auf dem Boden auf
 und ließ ihn in seiner hohlen Faust schwingen, dass sich die Astgabel am oberen
Ende drehte. Seine Stimme klang jetzt tief und weich, als er sagte:
„Na dann wolln wir mal bescheren.
Wo soll ich den Sack hin leeren?“
Liane deutete auf das weiße Tuch, das auf dem Boden unterm Tannenbaum
ausgebreitet lag. Er hiefte den Sack von der Schulter, kippte ihn um, und alles
purzelte rumpeldipumpel unter den Baum. Zwischen Paketen und Päckchen kuller-
ten rotgelbe Äpfel, Mandarinen, Nüsse und goldene Mozartkugeln über das weiße
Tuch.
Der Weihnachtszwerg – jetzt in richtiger Menschengröße – setzte sich im
Schneidersitz neben die Geschenke und legte das große Buch vor sich hin. Als er
die Gürtelschnalle öffnen wollte, zuckte seine Hand erschrocken zurück.
„Was ist das denn?! Tiefgefroren?
Liegt auf diesem Märchenbuch
immer noch der alte Fluch?
Tut mir leid, wir sind verloren,
Kennt niemand den Zauberspruch?“
Er schaute Hilfe suchend in die Runde, bis sein Blick an Tante Ilse hän-
genblieb. Die grübelte eine Weile vor sich hin und meinte dann: „Deswegen geht
die Geschichte also nicht weiter. Tja, da  bin ich leider mit meiner Weisheit am Ende.“
Traurig erhob sich der Weihnachtszwerg, packte das Buch wieder unter den
Arm und wandte sich zur Tür.
„Augenblick mal!“, rief Tante Ilse. „Mir kommt da ein Gedanke. Wenn wir tatsächlich
mitten in einer Geschichte leben, dann wird diese Geschichte ja vielleicht irgendwo
gerade erzählt. Wir sind also nicht alleine, sondern könnten die Zuschauer fragen.
Hallo! Liebe Zuhörer oder Leser. Falls jemand den Spruch kennt, mit dem das Buch aufgeht,
dann schickt ihn uns doch bitte rüber, damit die Geschichte weitergehen kann.“
Tja, was sagt ihr dazu? Wir lauschten alle mucksmäuschenstill, ob irgendein Spruch zu hören
war. Plötzlich schlug sich Tante Ilse an die Stirn und rief: „Ach ja, natürlich, dass ich
darauf nicht selber gekommen bin.“ 
„Ach so?!“, riefen jetzt alle achtzehn Gören und schlugen sich an die Stirn. „Den Spruch kennt
doch jeder!“ Alle lachten und wunderten sich, wieso ihnen der Spruch nicht vorher eingefallen war.
Der Weihnachtszwerg strahlte übers ganze Gesicht, sein Mund zog sich von einem Ohr
zum anderen, und als es wütend an den Fensterläden rüttelte, rief er:
„Denkt den Spruch,
dann weicht der Fluch
endlich aus dem Märchenbuch.“
Lag es wirklich an dem Spruch, oder war der Gürtel in der warmen Stube inzwischen
einfach aufgetaut? Jedenfalls ließ sich der Gürtel jetzt mühelos aufschnallen. Der Weihnachtszwerg
schlug das Buch auf, schaute ins Inhaltsverzeichnis, murmelte „Seite zwölfeinviertel“,
fing an zu zählen und blätterte dabei die knisternden Seiten um. „Null, eins, vier, drei,
fünf, acht, sieben ...“ 
„Falsch“, rief Liane, die in der ersten Reihe saß. 
Der Zwerg stutzte. „Falsch? Wie zählt man denn bei euch? Zähl doch mal vor.“
Liane zählte ordentlich der Reihe nach, und der Zwerg blätterte dazu um, bis sie
bei zwölf angekommen waren. Jede Seite war mit breiter Feder beschrieben,
mit riesigen Anfangsbuchstaben und märchenhaften Bildern, und die Seitenränder
waren braun und ausgefranst. Bei Seite zwölf hob der Zwerg den Buchdeckel, dass ihm
niemand mehr ins Buch schauen konnte, blätterte um und fing an zu lesen.

Forts. folgt
 

Wie uns der Weihnachtszwerg bescherte



Wie uns der Weihnachtszwerg bescherte

„Vom Himmel hoch, da komm ich her,
dort wird der Gabensack nie leer,
des Himmels Schatz – das seht ihr gleich –
macht euch in Leib und Seele reich.
Ich lese jetzt aus diesem Buch
für jeden einen Rätselspruch,
Ihr sagt, an wen ihr dabei denkt,
und der kriegt was von mir geschenkt.“ 
Er nahm eines der Päckchen, die er aus dem Sack geschüttelt hatte, in die
Hand und sprach:
„Stöckelt piekfein durch den Wald,
denn ihr Prinz entdeckt sie bald.“
Alle lachten und riefen „Röschen!“, denn Röschen wohnte hinterm Dorf drau-
ßen im Wald und lief immer mit Stöckelschuhen und aufgetakelt herum in der
Hoffnung, dass sich jemand in sie verliebte. Der Weihnachtszwerg reichte ihr
das Geschenk und sagte:
„Röschen, du kriegst was geschenkt,
was seine Blicke auf dich lenkt.“
Während Röschen ihr Geschenk auspackte, nahm der Weihnachtszwerg das
nächste Päckchen in die Hand und rief:
„Auf Sauberkeit und Ordnung sehn
und dreimal jeden Groschen drehn.“
Sofort drehten sich alle nach Tante Ilse um. 
„Is das nicht die Tante Ilse?
Hier ist was, genau das willse.“
Er reichte ihr das Päckchen, und so ging es weiter, bis jeder sein Geschenk
bekommen hatte. Nur Martina hatte noch nichts. Der Weihnachtszwerg nahm
ein längliches Paket, hielt es in die Höhe und rief:
„Hier hat man für teures Geld,
extra was für wen bestellt.“
In der Ecke fing jemand an zu kichern und deutete auf Martina.
„Tja, Martina, meine Gute,
du kriegst leider nur die Rute.“
Martina wehrte sich aber und meinte, die Rute solle er ruhig wieder mitneh-
men. Er schaute noch einmal aufs weiße Tuch und fand zwischen Nüssen, Äpfeln
und Mandarinen versteckt ein winziges, kostbar eingewickeltes Päckchen.
„Ach, da war noch mehr bestellt.
Na, wenn das nicht doppelt zählt!“
Er reichte ihr das Päckchen, klappte das Buch zu, murmelte „Sesam, Sesam,
schließe dich“ und schnallte den Gürtel wieder ums Buch.
„So, das wäre das Bescheren.
Damit endet mein Besuch.
Jetzt will ich nicht weiter stören.
Also Tschüss, ihr lieben Gören.“
Er stand auf, schritt zur Tür, drückte die Klinke herunter, drehte er sich um und fragte:
"Oder wollt ihr noch was hören
aus dem dicken Märchenbuch?"
„Du wolltest uns doch das Buch schenken", rief Susi, "wenn die Geschich-
te heute fertig wird.“
„Ist sie denn schon zu Ende? Wir stecken doch noch mittendrin.“
Seine Augen strahlten, als er das Buch wieder absetzte und fragte: „Wo ist
eigentlich der Umschlag geblieben, den ich vorhin an die Wand gestellt hatte?“
Doris lief puterrot an. „Den habe ich aufgemacht und die Geschichten verteilt.“
„Aha! Habt ihr die Geschichten schon ausgepackt?“
„Wann denn? Wir hatten ja gar keine Zeit.“
„Na dann packt doch mal aus“, meinte der Weihnachtszwerg.
So fing das Auspacken an. Ich will nicht vorgreifen, aber als Röschen ihre Ge-
schichte aus dem Umschlag zog, sah man den Schattenriss eines Prinzen und ei-
ner Prinzessin auf dem Titelbild, und die Prinzessin lag schlafend im Schloss, und
zwischen ihnen waren dicke Dornenhecken. Ratet mal, wie die Geschichte hieß. 
Ja, das Rätselraten nahm an diesem Abend kein Ende. Und auch meine Geschichte
fände kein Ende, wenn ich alles erzählen wollte, was in dieser langen Winternacht
geschah.
Immer neue Geschichten wurden ausgepackt, und je später der Abend,
desto märchenhafter wurden sie. Bald saßen alle achtzehn Gören im großen Büh-
nensaal vom Jugend-Erholungs-Zentrum, Röschen hatte eine Krone und Sterne
im Haar und tanzte in goldenen Schuhen auf der Bühne, Uta schnitt Kulissen aus
Pappe zurecht, Hörnchen verteilte Plätzchen und Schokolade, und wenn Tante
Ilse nicht ständig für Ordnung gesorgt und alles an Ort und Stelle gerückt hät-
te, wäre der Kamm bald in der Butter und der Tuschepinsel im Kaffeepott gelandet.

Die Eichhörnchen kletterten über die Fensterbank und holten sich Nüsse, die
Feldmäuse knabberten am Stollen, aber niemand verjagte sie. Auch sie sollten
feiern! Als die Feier zu Ende ging, schlief Utas Hund eingerollt im Körbchen, auf
seinem Rücken saß die Katze von Doris, auf der Katze stand Lianes Hahn, und als
der Hahn zum drittenmal krähte, purzelte der Hamster, der im Gefieder des
Hahns geschlafen hatte, herunter und weckte den Hund. Als der Hund anfing zu
bellen, mahnte ihn Uta zur Ruhe, und alle anderen fuhren Uta an, sie solle still
sein, und bald war ein höllisches Geschnatter im Raum, das erst aufhörte, als der
Zwerg den Finger an die Lippen hielt und sagte: „Schschsch!“
Da gingen alle nach Hause und schliefen bis in die Puppen, und der Zwerg fuhr
zurück zum Himmel. Nur das große Buch hat er bei uns auf der Erde gelassen. Darin
findet ihr alle Geschichten, die an diesem Abend erzählt, gespielt und vorgelesen wurden.

Re: Frohes fest

Tolles Handbuch. Sehr scharfsinnig die Reime während der Bescherung, eher selten, besonders in Kombination mit einem Geschenk.