Es huschte wirklich ein Lächeln auf Lins Gesicht. sie liebte ihren kleinen Bruder, egal was er machte, nur laut ausprechen würde sie es nie. "Schwul!", brachte sie es ungeniert auf den Punkt. "Hier in eurer Welt mag das ja ok sein! Im sozialen Rahmen anerkannt und toleriert." Sie schnaubte. Jeff bekam davon nichts mit, er war mittlerweile mit Aria an der Essensausgabe um ihr was zu holen. Bella setzte sich gerade mit nick zu David und vertiefte sich in eine neue unterhaltung.
"Weißt du, was an Dalton das Schöne ist? Durch die Anto-Mobbing-Politik dieser Schule gelingt es junge Männer zu erziehen, die stolz auf das sind, was sie erreicht haben und dazu auch stehen. Weil sie wissen, was sie können und was nicht. Und das hilft im späteren Leben."
"Aber in ihrem Späteren Leben gibt diesen 'Anti-Mobbing-Blödsinn' nicht mehr. Da packt ihn keiner Watte und sagt immer 'gut' und 'mach was du will' zu ihm. Nur weil hier alle lieb und nett sind, ist das da draußen nicht genauso!", meinte Lin sachlich, brauste innerlich allerding und merkte gar nicht wie sie von der allgemeinen Daltonbevölkerung auf Jeff abrutschte.
"Es gibt Menschen, die deinen kleinen Bruder beschützen. Die für ihn durch die Hölle gehen würden. Ich weiß, wovor du Angst hast, aber irgendwann muss man erkennen, dass es soweit ist die kleinen Geschwister mal auf eigenes Füßen stehen zu lassen. Und man wird überrascht sein."
Lin sah auf ihren Schoß und lächelte nun auch. "Das ist genau die Rechtfertigung, mit der ich mich immer bei Bella beschwere!.. so reden nur kleine Geschwister!" Sie überschlug die Beine, ließ dafür aber ihre Arme lockerer. "Vielleicht wurde er schon viel zu lange beschützt! Was ist wenn er nicht mehr ohne klar kommt?"
"So reden Menschen, die eine gute Menschenkenntnis haben." Er sah zu Jeff. "Ich erlebe ihn jeden Tag und ich bin mir ziemlich sicher, dass Jeff auch allein recht gut zurecht kommt. Außerdem bist du ja nie ganz weg."
Lin folgte Wes Blick und sah gerade wie Ariadne Jeff auf den Hinterkopf schlug. Sie grinste. "Es geht hier nicht um mich!", stritt sie ab, "Ich mach mir nur Sorgen und ich finde immer noch, er soll sich einfach ein kluges Mädchen suchen und dich vergessen! Auch wenn ich dich mittlerweile nicht mehr ganz so schrecklich finde!"
"Also ist die die Sicherheit deines Bruder wichtiger als sein Glück.", leitete Wes daraus ab. "Das nehm ich als Kompliment. Wenn du erwartest, dass ich es zurück gebe, kannst du lange warten. Ich hab dich nie schrecklich gefunden."
"Ja!", Lin blieb noch im Wort hängen, "Nein, so hab ich das nie gesagt. Aber manchmal kann man da eine nicht ohne das andere haben!" Sie sah zu Wes auf und seufzte. Er war wirklich ein guter Kerl.
"Es ist eine These, die ich aus deinen Aussagen ableite. Entweder oder. Beides geht nicht, fürchtest du. Ich sage dir, dass beides sehr wohl geht, weil ich mich um ihn sorge und ihn beschütze. Obwohl er das durchaus alleine könnte."