Akzeptanz für GE ohne Gegenleistung
Hallo zusammen!
Dies ist mein erster Beitrag in diesem Forum. Seit Jahren nerve ich meine Familie, Freunde und Bekannte mit der Idee vom GE, daher hat mich die Nachricht von der Gründung dieses Netzwerks nicht unerheblich euphorisiert.
Nachdem ich nun gewissenhaft meine Hausaufgaben gemacht und alle Beiträge und Dokumente in diesem Forum gelesen habe, möchte ich meine Gedanken zum Thema hier ebenfalls einbringen.
In meinen bisherigen Diskussionen empfand ich es stets als besonders schwierig, etwa bei potentiellen Nettozahlern, Akzeptanz für ein GE herzustellen das weder Gegenleistung noch Bedürftigkeit verlangt.
Ich meine aber, daß wir das Kriterium der Bedingungslosigkeit nicht nur im formaljuristischen Sinne fordern sondern es auch im Sinne einer Absage an entsprechende Erwartungshaltungen verstehen sollten. Eine Stigmatisierung der Nicht-Erwerbsarbeiter (also GE-Netto-Bezieher) wäre nämlich m.E. auch dann gegeben, wenn an Ihre diesbezügliche Klassenzugehörigkeit Rollenerwartungen mit Gegenleistungscharakter geknüpft würden. Dies wäre zum Beispiel der Fall, wenn das zahlende Publikum vom "Lebenskünstler" auf GE-Basis irgendeine Art von lebenskünstlerischem, kreativem, originellem, etc., Verhalten erwarten würde. Die daraus zu erhaltende Erbauung, Inspiration, Unterhaltung, etc., wäre dann sozusagen die erwartete Gegenleistung durch die Hintertür.
Würde ich mich zum Beispiel entschließen, einen Teil meines Lebens als bekennender Faulenzer zu führen und ausschließlich vom GE zu leben, so würde ich mein Bewährungsproblem (Oevermann), worin auch immer es dann bestehen mag, nicht gern so verstehen müssen, daß ich mich in den Augen Anderer bewähren solle, es sei denn ich hätte es freiwillig so definiert.
Das hiermit angedeutete Akzeptanzproblem läßt sich durch den theroretischen Nachweis eines Dividendenanspruchs aus akkumulierten Vorleistungen und Wissen früherer Generationen m.E. nicht wesentlich entschärfen.
Ich denke daher, daß es uns gelingen muß, jenseits jeglicher Gegenleistungsspekulationen eine konkrete Utopie hervorzuträumen und in detailreichen und phantasievollen Szenarien einem skeptischen Publikum vorzustellen. Ich würde gern in der Lage sein, einer voreingenommenen Zeitgenossin eindrucksvoll und überzeugend vor Augen zu führen, warum es sich für sie lohnen würde in einer Gesellschaft mit GE zu leben (Vielleicht sollten wir einen Film machen.)
Genug. Ich freue mich auf Eure (hoffentlich nicht allzu niederschmetternde) Kritik.
Reimund