Forum Grundeinkommen - Allgemeine Diskussion zum Grundeinkommen

Armut steigt deutlich an

Armut steigt deutlich an

Entgegen anders lautenden Vermutungen und Behauptungen war in den letzten 15 bis 20 Jahren der
Anteil der Armen in Deutschland bisher immer relativ konstant. Offensichtlich hat sich das seit 2001
geaendert. Die Armutsquoten sind 2002 und 2003 deutlich angestiegen und haben einen Sprung nach
oben gemacht! Im naechsten Jahr wird aufgrund des Arbeitslosengeld 2 die Armutsquote noch weiter
steigen.

Dazu der beigefuegte Artikel aus der FR. Der Datenreport des Statistischen Bundesamts, auf den sich
der Artikel bezieht, ist unter
http://www.destatis.de/datenreport/
zu finden.

Im naechsten Jahr gibt es uebrigens wieder einen Armuts- und Reichtumsbericht der
Bundesregierung, der alle vier Jahre, sowie einen "Nationalen Aktionsplan gegen Armut", den alle
Regierungen alle 2 Jahre der EU vorlegen muss. Den uebernaechsten, in dem dann auch Zahlen zu
den Auswirkungen von Hartz IV zu finden sind, gibt es dann erst wieder nach der Bundestagswahl.

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URL: http://www.fr-aktuell.de/ressorts/nachrichten_und_politik/deutschland/?cnt=492020

Armut und soziale Schieflage wachsen
Sozialforscher stellen steigende Quoten schon vor Hartz-Reform fest
Die aktuellen Reformen der sozialen Sicherungssysteme werden Armut und Einkommens-Ungleichheit
in Deutschland künftig vergrößern. Damit rechnen Sozialforscher, die den Datenreport 2004 vorlegten.
VON WERNER BALSEN

Frankfurt a. M. · 23. August · Schon vor Hartz IV hat nach den Daten der Forscher der Anteil der
Bundesbürger, die in Armut leben, zugenommen. Als arm gilt, wer weniger als die Hälfte des
Durchschnittseinkommens aller Deutschen erhält. "Alle Indikatoren weisen für 2002 eine Zunahme der
Armut gegenüber dem Vorjahr aus", heißt es in dem Report, in dem amtliche Daten des Statistischen
Bundesamtes und Ergebnisse der Sozialforschung verschiedener Institute zusammengefasst sind.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), das die Armutszahlen zum Report beisteuerte,
hat intern die Daten schon bis in das vergangene Jahr fortgeschrieben: "Vom Jahr 2002 auf 2003 ist
die Armutsquote um fast einen Prozentpunkt auf zwölf Prozent weiter gestiegen." Gert Wagner,
Forschungsdirektor am DIW, betont allerdings, dass die Bundesrepublik in der Europäischen Union
nach wie vor relativ gut dasteht: In punkto Armut und ungleiche Verteilung des Einkommens liegt
Deutschland unter dem Durchschnitt der 15 "alten" EU-Staaten.

Zur Beruhigung besteht dennoch kein Anlass. Denn - so Heinz-Herbert Noll, einer der Autoren des
Reports - es sei "bemerkenswert, wie viele Indizien auf eine Trendumkehr der Lebensqualität in
Deutschland hinweisen". Vor allem würden die eingeleiteten Reformen der sozialen
Sicherungssysteme "die ungleichheitsreduzierende Wirkung" staatlicher Sozialleistungen weiter
vermindern. Die von den Forschern erhobenen Daten berücksichtigen die Änderungen in der Kranken-
und Rentenversicherung sowie die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe noch nicht.

Die "Lebenszufriedenheit" der Bürger, als "negative Entwicklung des subjektiven Wohlbefindens" von
2001 auf 2002 ermittelt, sinkt in West- und Ostdeutschland. Dabei sind die Menschen östlich von Elbe
und Werra weniger zufrieden als die im Westen.

Allerdings kann das DIW in Fortschreibung des Datenreports auch erfreuliche Informationen
präsentieren. Etwa mit dem Hinweis, dass Jugendliche nicht so desinteressiert sind, wie immer
vermutet wird. Seit 1990 schwankt der Anteil der jungen Leute, die sich ehrenamtlich engagieren, um
13 Prozent. Im vergangenen Jahr ermittelten die Forscher einen Anstieg auf 14 Prozent.

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Copyright © Frankfurter Rundschau online 2004
Dokument erstellt am 23.08.2004 um 18:04:15 Uhr
Erscheinungsdatum 24.08.2004