Wer sich dafür interessiert, wie Gewerkschafter ein bedingungsloses Grundeinkommen (miss-)verstehen, wie ein attaci das Thema angeht und was die Existenzgeldbefürworter zu sagen haben, der/dem sei empfohlen: Axel Gerntke / Werner Rätz / Claus Schäfer u. a.: Einkommen zum Auskommen. Von bedingungslosem Grundeinkommen, gesetzlichen Mindestlöhnen und anderen Verteilungsfragen. Hamburg 2004
Ronald Blaschke
Re: Gewerkschafter und Grundeinkommen
Hallo,
Ich würd mich schon dafür interessieren! Grad komme ich vom Sozialforum in Basel, wo wir im dortigen Gewerkschaftshaus mit Liste13, Mitgliedern der dortigen Armutskonferenz und Gewerkschaftern und Betroffenen nicht nur im workshop Grundeinkommen über Möglichkeiten der Vernetzung und Zusammenarbeit und Beispiele sozialer Ökonomie diskutierten. Das war sehr anregend.
Ich bin auch nicht der Meinung, dass man die Gewerkschaften beim Grundeinkommen ganz aussen vor lassen darf. Die wissen oft wirklich nicht so recht, um was es da geht, weil sie mit ihren herkömmlichen Inhalten zu sehr auf die betrieblichen Auseinandersetzungen (Mindestlohn!?!) fixiert sind. Allerdings ist in ver.di da einiges im Wandel, weil Erwerbslose wie ich immer mehr Druck machen. Selbst mit den tollsten Beschäftigungsprogrammen und Arbeitszeitverkürzungen und staatlichen Investitionen in arbeitsintensive Wirtschaftsbereiche werden wir nie mehr genug Arbeitsplätze FÜR ALLE haben.
Ich finde auch, dass die Tagung in Meißen genau die Themen anspricht, mit denen ich mich zur Zeit vor Ort beschäftige. Werde die Einladung jetzt noch mal über unsere örtliche mailing-liste jagen, aber ich habe wenig Hoffnung, dass ich hier noch jemanden finde, der auch dorthin fahren würde. Deshalb wäre ich an einer Auswertung falls so was gemacht wird - sehr interessiert.
Zu dem empfohlenen Buch: Was für Verlag, quanta costa? Weiss man das?
Viele Grüße
Ingrid
It's paradise to write my own staff
ZUR INFORMATION ! DEN LETZTEN SATZ IM UNTEN STEHENDEN DOKUMENT HABE NATÜRLICH ICH LANCIERT
An den/die
Ver.di Landesbezirksvorstand Baden-Württemberg
Ver.di Landeserwerbslosenausschüsse
Ver.di Bundeserwerbslosenausschuss zur Weiterleitung an den Ver.di Bundesvorstand Ver.di Gewerkschaftsrat
Stellungnahme des Ver.di Landeserwerbslosenausschuss Bawue zum Thema Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
auf der Klausur hat sich der Ver.di Landeserwerbslosenausschusses Bawue vom 20. bis 22. Oktober 2004 sehr ausführlich mit dem Thema Mindestlohn befasst. Er kam zu folgender Stellungnahme: Wir halten das Thema Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns für äußerst diskussionswürdig. Allerdings wird durch die Position des Vorsitzenden Kollegen Frank Bsirske dieses Thema bereits im Ansatz falsch aufgezogen:
- 40 Std.-Woche?
Da entgegen der landläufigen Meinung die Verkürzung und nicht die Verlängerung der Wochenarbeitszeit Arbeitsplätze schafft, muss zur Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes als Grundlage von Gewerkschaftsseite aus eine 35 Std.-Woche und nicht die 40 Std.Woche genommen werden.
- Mindestlohn von 7,50 €?
Die Höhe eines gesetzlichen Mindestlohnes pro Stunde ist ein weiterer wichtiger Faktor. Wir stellen fest, dass ein Stundenlohn unter 12€ brutto auf keinen Fall eine menschenwürdige Existenz in diesem unseren Industrieland, bei allen gesetzlichen Abgaben, ermöglicht. Sind die von Kollege Frank Bsirske genannten 7,50 € eine abschlussnahe Forderung oder will die Ver.di Spitze gleich mit einem Komproschiss als Forderung ins Rennen gehen?
- Eingangsstufe oder Ecklohn?
Auch das genaue Studium der Ver.di-Broschüre Arbeit darf nicht arm machen bringt keine Klarheit. Handelt es sich bei dem genannten Mindestlohn um die Eingangsstufe bzw. unterste Lohngruppe oder wie verhält sich dieser zum Ecklohn der jeweiligen Tarifverträge? Eine genaue Antwort wäre sicher hilfreich.
- Mindestlohn oder Tarifvertrag?
Bei Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes ist es doch schlüssig, wenn ein Arbeitskraftnehmer auch Unternehmer genannt jegliche Tarifverträge kündigt und sich dann in aller Ruhe auf den gesetzlichen Mindestlohn beruft.
- Last but not least!
Wir möchten jetzt schon daraufhin weisen, dass wir alle Kompensationen bzw. Einknicken bzgl. AGENDA 2010 und Harzt4 gegenüber der Bundesregierung ablehnen, nur damit als kleines Almosen ein fragwürdiger Mindestlohn herauskommt. Hinzu kommt, dass den meisten Langzeitarbeitslosen eher mit einem existenzsichernden Grundeinkommen gedient ist.
Mit kollegialen Grüßen
Ver.di Erwerbslosenausschuss Baden-Württemberg
20. bis 22.10.2004 / Ver.di Bildungsstätte Mosbach
gez. Dagmar Saiger gez. Peter Langos
Vorsitzende
Wie ein attaci das Grundeinkommen angeht
Lieber Ronald Blaschke,
wie ein attaci das Thema Grundeinkommen angeht, kann man so genau nicht einkreisen, das wirst Du auch nicht in irgendwelchen schlauen Büchern finden. Ein attaci lässt sich überhaupt nur schwer einkreisen. Ich bin seit zweieinhalb Jahren ein aktiver attaci und kanns bis heute nicht exakt definieren, was ein attaci ist. Ich weiß nur, dass wir keine Dogmatiker sind und daß unablässig neue Gedanken in unsere Bewegung hineinströmen. - Das ist eine gute Sache, weil so verhindert wird, dass sich irgendwelche politischen Strukturen verhärten und festbeißen (deshalb sind wir auch eine Bewegung und keine Partei). Ich kann nur für mich sagen, was für einer I C H bin. Ich kämpfe dafür, dass jeder Mensch ein festes Dach über dem Kopf, genügend Nahrung, Beschäftigung, und eine Schulbildung bis zu seinem 18. Lebensjahr ohne Abschluß erhält. Ich kämpfe dafür, dass kein Mensch Macht über einen anderen hat, dass jeder befähigt wird, Herr in seinem eigenen Hause zu sein und mit seiner Stimme selbst zu sprechen (und sie nicht einem anderen gibt, auf dass dieser in seinem Namen spreche). Ich versuche stets die nationalen Gegebenheiten in die weltweiten Gegebenheiten einzuordnen und umgekehrt. Ich versuche in globalen Maßstäben zu denken, wie das auch Führer der großen Weltkonzerne zu tun pflegen (da kann man viel von ihnen lernen).
So lieber Ronald, jetzt weißt Du, wie E I N attaci das Thema angeht; von allen anderen weißt du es selbstverständlich nicht !
Andererseits ist es natürlich auch so, dass sich nicht alle attacis mit dem Thema BGE befassen. Es gibt mit Sicherheit viele, die darüber kaum zwei Sätze sagen könnten. Warum ist das so? Nun, weil es unendlich viele politische Bereiche gibt, in denen attacis arbeiten und sich entsprechend spezialisieren .je nach Neigung oder Beruf (ist naheliegend, dass sich ein Arzt mehr mit dem Thema Gesundheitsvorsorge als mit Wasseraufbereitung befasst, oder?).
Einen schönen Sonntag wünsche ich Dir und allen anderen