Forum Grundeinkommen - Allgemeine Diskussion zum Grundeinkommen

Niedriges Grundeinkommen für Marginalisie

Niedriges Grundeinkommen für Marginalisie

Niedriges Grundeinkommen für Marginalisierte
Die Pädagogik der Gewalt und des Zwanges??


Es scheint seltsam, warum Michael O. für marginalisierte Gruppen ein
existenzsicherndes Grundeinkommen nur für politisch wünschenwert hält, wenn es
diesen "langfristige Chancenoptimierungen offeriert". Er will kurzfristige
Handlungsorientierungen nicht prämieren. Dahinter verbirgt sich, so vermute ich,
dass gleiche alte pädagogische Konzept, was Michael schon ehemals verkündete,
als er für Jugendliche soziale Arbeitsdienste forderte. Nun sollen die
Marginalisierten durch ein niedriges Grundeinkommen in den Niedriglohn-Arbeitsmarkt
geschleust werden - wegen der "langfristigen Chancenoptimierung", meint wohl
Arbeitsgewöhnung, Arbeitsmarktintegration, Gewöhnung an eine ordentliche
Lebensgestaltung als Chance??
Ein niedriges Grundeinkommen ist nichts anderes als eine hervorragende (und
erzwungene) Schleuse in den Niedriglohn-Arbeitsmarkt. Dies ist bekannt.

Nichtmarginalisierte würden nämlich mit einem möglichen existenzsichernden
Grundeinkommen keine kurzfristigen Handlungsorientierungen prämiert bekommen.
Klartext: Die versaufen und verloddern es nicht nur??

Das von Michael vorgeschlagene Darlehen im Rahmen eines Grundeinkommens für
Arbeitsfähige hat sowohl einen taktischen, als auch einen pädagogischen
Hintergrund: Taktisch - um die Sozialschmarotzer-Debatte abzuschwächen.
Pädagogisch, um die Leute aus allzu langem Leistungsbezug Grundeinkommen rauszubekommen.

Dieses taktischen und pädagogischen Probleme bei der Gestaltung des
Grundeinkommens treten natürlich immer nur dann auf, wenn es kein bedingungsloses
Grundeinkommen für alle sein soll. Sondern faktisch nur für bestimmte Gruppen -
lebenslagenbezogen.

Beste Grüße
Ronald Blaschke



"Nur, wenn ein Grundeinkommen langfristige Chancenoptimierung und
gesellschaftliche Teilhabe auch und gerade bei den Gruppen offeriert, die
heute und zunehmend marginalisiert werden (Zuwandererkinder, niedriger
Qualifizierte usf.), ist es politisch wünschenswert.

Unter Umständen ist ein hohes, die soziokulturelle Existenz garantierendes
Grundeinkommensniveau deshalb gerade für jene Gruppen problematisch, da es
kurzfristige Handlungsorientierungen prämiiert - abgesehen davon, dass ein
hohes bedingungsloses Grundeinkommen zumindest bis auf weiteres nicht recht
durchsetzbar erscheint. Würden diese Annahmen geteilt - innerhalb des
Netzwerks gibt es natürlich unterschiedliche Annahmen über diese Annahmen -,
dann hat das Konsequenzen für die Forderung nach einem Grundeinkommen:
vermutlich wäre es sogar wünschenswert, zwar ein kulturell
existenzsicherndes Niveau zu fordern, das Grundeinkommen jedoch zum Teil nur
als Darlehen zu zahlen, wie ich dies beispielsweise im Vorschlag einer
„Grundeinkommensversicherung“ (u.a. in „Grundrente in Deutschland,
Wiesbaden: VS 2004) erörtert habe. In jedem Fall lohnt darüber der
wissenschaftliche und politische Diskurs."