Forum Grundeinkommen - Allgemeine Diskussion zum Grundeinkommen

Re: Sinkende Arbeitslosigkeit durch Lohnverzicht?

Re: Sinkende Arbeitslosigkeit durch Lohnverzicht?

Reimund Acker wrote:

> 3. Dennoch gibt es gute Gründe anzunehmen, daß durch Lohnverzicht
> Arbeitsplätze geschaffen werden können, ja, diese Tatsache ist
> geradezu trivial und jederzeit nachprüfbar. Ich kenne zum Beispiel
> mehrere Leute die genauso ungern kochen wie ich, und wir wären
> jederzeit bereit einen Koch einzustellen, wenn er sagen wir 1,50 € die
> Stunde verlangen würde. Tut er aber nicht. Oder kaputte Dinge
> reparieren, Haushalt führen, Kleider nähen, Schuhe herstellen, Musik
> bei Parties machen. Es gäbe jede Menge Arbeitsplätze, wenn die
> verlangten Löhne niedrig genug wären.
>
Eben und darum, nur darum geht es - das "Argument" Arbeitsplatzsicherung
soll nur Lohndumping gewährleisten. Auf diesen Zusammenhang hatten wir
(Futuristen in der SPD) schon lange hingewiesen:
- Proklamation der Parasiten http://www.futuristen.de/proklamation.htm
- Glückliche Arbeitslose - aber wie bezahlen?
http://www.futuristen.de/arbeitslose.htm

> 3. Vor allem aber ist die im Betreff gestellte Frage, ob die
> Arbeitslosigkeit durch Lohnverzicht sinkt, hier m.E. gänzlich
> irrelevant. Das GE ist doch gerade die Alternative zur Schaffung
> künstlicher Arbeitsplätze durch Lohnverzicht,
> Rationalisierungsverzicht, staatliche Maßnahmen, oder was auch immer.
> Ich brauche keinen Arbeitsplatz sondern ein Einkommen. Und daß die
> Herstellung nützlicher und nutzloser Güter und Dienste immer weniger
> menschliche Arbeitskraft und Lebenszeit erfordert, halte ich für eine
> *gute* Nachricht. (Weniger nutzlose Güter und Dienste wären natürlich
> noch besser.)
>
Das ist genau richtig, insbesondere wenn man an die Repressionssysteme
denkt.
Zur Höhe des bedingungslosen Grundeinkommens ist zu sagen, dass es eine
sekundäre Frage ist.
Der tatsächlich kritische Punkt ist die dadurch erreichte Verwirklichung
des Rechts auf Faulheit.
Arbeit als Ideologie - dass für Arbeit Subventionen gezahlt werden, also
dafür gearbeitet wird, nur dass andere wiederum arbeiten - sowie das
Ressentiment gegen die Nur-Konsumenten, die "Parasiten", muß endlich
überwunden werden. Endlich muß gelten, dass auch wer nicht arbeiten
will, essen darf.
Damit sind wir weg von der Tarifdiskussion über die Höhe der
Transferzahlungen für die Faulen, sondern bei einer Diskussion von
Grundrechten, wie sie eigentlich schon im GG mit dem Verbot der
Zwangsarbeit angelegt ist.
Das ist die viel politischere Diskussion, spitzt sie doch die Frage zu
und ist verbunden mit einer "niedrigschwelligeren" Forderung, die
abzulehnen nur den Hass auf die tatsächlich ungeliebte Arbeit und auf
die, die sich ihr entziehen, zeigen würde.
Deshalb geht es zunächst vorrangig um Abschaffung von §25 BSHG und die
Annulierung der "Fordern"-Teile von Hartz IV.

René Talbot