Adrian fühlte sich sofort besser, als David sich an ihn ankuschelte, und er legte beide Arme um ihn und merkte, wie er sich etwas beruhigte. Aber Angst hatte er trotzdem noch. "Ich muss wirklich ganz von vorne anfangen, damit du verstehst", begann er und fuhr sich über seine trockenen Lippen. "Es ist keine schöne Geschichte, aber sicher... sicher wird es irgendwie gut tun, sie zu erzählen. Ich habe noch nie darüber geredet." Er trank noch einen Schluck Wein, dann holte er tief Luft. "Michael kam nach Azkaban wegen dreifachen Mordes - an seinen Eltern, und an seinem Bruder. Er hat das nie bestritten, aber er hat auch nie genauere Angaben gemacht, ausser dass sein Bruder es verdient hätte, und das mit seinen Eltern ihm leid täte. Sonst hat er zu niemandem etwas gesagt - außer zu mir. Michael hat hier mit seinen Eltern gewohnt, und seinem 3 Jahre älteren Bruder Daniel. Daniel war... Er war psychisch krank, und er hat die Familie terrorosiert und unterdrückt. Die Eltern hatte er schon sehr bald im Griff, und je älter er wurde, umso größer wurde seine Macht innerhalb der Familie. Er hat die Eltern durch Zauber geschwächt, damit sie außerhalb des Hauses nichts verrieten, und damit sie nicht aufbegehrten. Michael... Michael hat er psychisch fertig gemacht. Und ihn missbraucht, seit sie Kinder waren." Er schwieg kurz und schloss die Augen. Nach all den Jahren tat es immer noch weh, daran zu denken. Aber dann fuhr er fort. "Daniel war ein Tyrann und Sadist. Er hat seine Eltern und seinen Bruder auf alle erdenklichen Weisen gequält - psychisch und physisch. Oft hat er sie im Keller gefoltert..." Er getraute sich nicht, David in die Augen zu sehen, als er das sagte. Sie beide wussten, wo das passiert war, und Adrian hatte sich schon immer dafür geschämt, dass er sich dort Lustgefühle verschaffte, wo Michael unsägliche Qualen erlitten hatte. Aber gerade das hatte auch einen gewissen Reiz ausgemacht. Michael war dagewesen. Michael hatte dort ebenso tief empfuden wie er - wenn auch andere Gefühle. Adrian schämte sich schrecklich dafür. Schnell sprach er weiter. "Es ging alles so weiter und weiter, bis Michael 20 war. Da hat er eines Nachts begriffen, dass es so nicht weitergehen kann. Er hat... er ist aufgestanden, ins Zimmer seiner Eltern gegangen und hat sie getötet. Danach hat er Daniel getötet." Er fuhr sich mit einer Hand über sein blasses Gesicht und merkte, dass er zitterte. Ihm war schrecklich kalt, aber es musste heraus. Nach so vielen Jahren, in denen es ihn wie Gift von innen heraus aufgefressen hatte, musste es endlich heraus. "Es ist eine Ungeheuerlichkeit... dass ein Zwanzigjähriger entscheiden muss, dass es das beste ist für seine Eltern, zu sterben. Er wusste, dass sie sich nicht mehr erholen würden von dem Schaden, den Daniel ihnen zugefügt hatte. Und er wusste auch, dass er sich nicht erholen würde. Er war der Meinung, er hatte den Tod verdient, und auch den Kuss der Dementoren, dafür dass er seine Eltern getötet hatte - selbst wenn er Gründe hatte, die mir gut einleuchten. Aber niemand anderem ging es so." Er dachte bitter an die beiden anderen Gutachter, die Michael 'betreut' hatten. "Die zwei anderen Gutachter hielten ihn für den Tyrannen, und waren der Meinung, er übertrage dass nur auf Daniel. Schließlich hatten sie durch Prior Incantati eindeutig festgestellt, dass die Todesflüche aus seinem Zauberstab gekommen waren. Für sie war er der Mörder und der Irre." Adrians Gesicht verdüsterte sich. "Nachdem er ihnen die Fakten geschildert hat und das hören musste, hat er nie wieder mit ihnen geredet - was sie nur bestätigt hat. Aber ich verstehe ihn. Ich habe ihn damals nicht verstanden, ich wollte so verzweifelt dass er ihnen genau erklärte, wie es war, aber er wollte nicht. Und er hatte recht. Sie machten sich nicht die Mühe, tiefer zu gehen, also öffnete er sich ihnen auch nicht. Sie hatten es auch nicht verdient." Er schwieg und sah ins Feuer. Seine Brauen waren zusammengezogen, als er an seine Kollegen dachte. "Natürlich war ich der einzige, der in seinen Berichten schrieb wie es wirklich war, aber das wurde abgetan. Er erzähle mir Lügen, hieß es, weil ich so dumm war, sie zu glauben. Ich wäre in ihn verliebt, ich würde ihm alles glauben, und das wüsste er." Er lachte bitter. "Natürlich wussten sie nichts, aber sie wussten dass ich schwul bin, und dann kann man natürlich nicht mehr objektiv urteilen und ist sofort beeinflusst und verliebt. Nur weil einem ein anderer Mann gegenübersitzt." Er schüttelte leicht den Kopf, sein Blick wurde traurig, und er sah David an. "Wenn sie gewusst hätten, dass sie recht hatten. Ich war in ihn verliebt, aber ich wusste dass er die Wahrheit sagte. Ich habe es gefühlt."
Re: Frosted Meadows
David brachte kein Wort heraus und konnte nur stummnicken, um Adrian zu verstehen zu geben, dass er ihm zuhörte. Was Adrian da erzählte war wie ein Alptraum ohne Erwachen, wie ein böses Märchen ohne Ende. Allein der Gedanke, dass jemandem so etwas zugestoßen war brachte Davids Magen zum Rebellieren. Und dann auch noch zu wissen, dass Adrian involviert gewesen war... Für einen moment glaubte er sich übergeben zu müssen. Er richtete sich auf und atmete tief ein, fast damit rechnend im nächsten Moment aus dem Zimmer stürzen zu müssen. Aber er beruhigte sich wieder. Blass ließ er sich wieder gegen Adrian sinken. "Erzähl weiter" sagte er heiser. "Das ist wichtig für dich."
Re: Frosted Meadows
Adrian sah David an, dass es ihn sehr mitnahm was er da erzählte, und obwohl ihm das leid tat, war er doch erleichtert darüber. David verstand ihn. Endlich verstand ihn jemand. Er zog David fester an sich. Jetzt kam der scheußlichste Teil - für ihn. "Nun ja, du weißt ja... du weißt, dass sie ihn verurteilt haben, zum Kuss der Dementoren." Ihm wurde eiskalt, als er das sagte, kälter als ihm in letzter Zeit jemals gewesen war, und er fröstelte leicht. "Ich konnte nichts dagegen tun, keiner wollte mir glauben, und Michael... Michael wollte nicht gerettet werden. Er fand, dass er es verdient hatte, aber er hatte Angst. Ich wusste das, ich habe es gespürt, und ich, ich hatte auch Angst. Schreckliche Angst." Er spürte, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete, und schluckte schwer. "Ich war anwesend, als es... als es passierte. Das weißt du ja." Er musste sich furchtbar zusammenreißen. Die Erinnerung daran war mehr als grausam, und er fürchtete sich, das alles wieder hervorzuholen. Aber es musste sein. "Ich habe nichts getan, ich stand nur stumm dabei. Und obwohl er unter Drogen stand und hinter Glas saß, habe ich seine Angst gespürt. Und mir war eiskalt. Zum ersten Mal." Er atmete etwas schwerer, aber noch bewahrte er seine Fassung. "Es war schrecklich. Sein leerer Blick danach... Seine... seine Empfindungen... sie waren weg. Einfach weg." Er schauderte und schloss die Augen. "Danach bin ich zusammengebrochen. Ich bin einfach umgekippt. Man hat mich in Urlaub geschickt." Er öffnete die Augen wieder und sah ins Feuer. "Eine Kollegin, Jen, die einzige die mich dort etwas besser kennt, hat sich gedacht was los war. Sie hat mir davon abgeraten, ihn zu besuchen, aber ich habe es getan. Die ganzen drei Jahre, die er noch gelebt hat, habe ich ihn regelmäßig besucht. Ich habe versucht, wenigstens jetzt noch etwas für ihn zu tun... habe ihn gefüttert, mit ihm geredet... Oh Gott, wie er mich angesehen hat..." Er verzog das Gesicht, und Tränen liefen ihm aus den Augen. Die Erinnerung schmerzte wie tausend Messer. "Ich habe ihn so geliebt", schluchzte er. "Und es war so hoffnungslos... Es war grausam, ihn so zu sehen, aber ich musste immer wieder kommen, ich wollte etwas für ihn tun, ich wollte ihn sehen, ihn berühren..." Er hielt sich eine Hand vors Gesicht und musste eine Weile unterbrechen, weil seine Stimme versagte. Als er sie wieder fand, klanng sie zitternd und brüchig. "Nachdem er gestorben ist, habe ich mich dafür eingesetzt dass er hier auf dem Familienfriedhof begraben wird. Bei seinen Eltern. Und seinem - Bruder." Er sah ins Feuer, und die Tränen liefen immer noch, aber es war trotz allem befreiend, dem allen Luft zu machen. "Dann habe ich das Haus ersteigert, und... den Rest kennst du. Und um auf die Vase zurückzukommen... Michael hatte sie in der Schule gemacht. Er hat mir erzählt, dass es das einzige war, das er vor seinem bruder verstecken konnte, der ihm sonst immer alles kaputtmachte, oder ihn zwang, es selbst zu zerstören. Er hat mir das Versteck beschrieben. Drei Jahre später bin ich losgegangen und habe sie gesucht - und gefunden. Und jetzt ist sie kaputt." Er sah David an und lehnte sich leicht gegen ihn. Am liebsten hätte er sich bei ihm verkrochen. Er brauchte Schutz und Trost. Er hoffte nur, dass David jetzt verstand, warum er wegen dieser Vase so aufgelöst gewesen war.
Re: Frosted Meadows
David weinte, wie er noch nie in seinem Leben geweint hatte. Er hatte noch nie so viel grund dazu gehabt. Er hatte fast das Gefühl nicht mehr damit aufhören zu können. Sein ganzer Körper bebte. Und trotzdem war er froh, dass Adrian ihm das alles erzählt hatte. Natürlich war er froh. Wie hatte Adrian es nur geschafft, das die ganzen Jahre mit sich herumzutragen? Wie hatte er überhaupt ein Mensch bleiben können und sich die Wärme, die er jetzt ihm, David gab, unter seiner Eisschicht bewahren können. Er wollte etwas sagen, aber konnte nicht. Er hätte nur ein Schluchzen herausgebracht. Eine Weile klammerte er sich einfach nur an Adrian fest und weinte. "Es tut mir alles so leid Adrian" brachte er schließlich hervor. "ich wusste nicht, dass es so schlimm war." Er wischte sich über die Augen und versuchte wieder ruhig zu atmen. Gott, seit er ein kleines Kind war hatte er nicht mehr so geweint und Adrian hatte ebenfalls wieder rote Augen. David wollte ihn so gern wenigstens etwas trösten, aber ihm fielen keine Worte ein. "Ich liebe dich Adrian" war schließlich das einzige was er hreausbrachte.
Re: Frosted Meadows
Adrian spürte, wie er am ganzen Körper bebte, und er konnte nur eine Weile mit David weinen und sich an ihm festhalten. Aber trotzdem war er froh, so unendlich froh, dass David so sehr mit ihm mitfühlte, und auch dass er es endlich, endlich erzählt hatte. Er wusste, nie wieder würde es von jetzt an so schlimm sein, denn jetzt war zumindest ein Teil seines Leidens draußen und kam auch nicht wieder herein. "Ich liebe dich auch", erwiderte er mit zitternder Stimme und legte seine Hand an Davids Wange. "Ich liebe dich so sehr. Ich bin so froh, dass ich dich habe... Wie konnte ich jemals daran denken, dich wegzuschicken?" Er küsste David auf die Lippen, dann umarmte er ihn und schloss die Augen. Nie hatte er sich so verletzlich und doch so geborgen und beschützt gefühlt. Überhaupt hatte er noch nie so gefühlt. Glücklich verliebt zu sein war etwas, was er bisher nicht gekannt hatte.
Re: Frosted Meadows
Eliah fuhr aus seinem Schlaf hoch und schrie auf. gehetzt sah er sich um und sein Herz raste. Er versuchte sich zu beruhigen und legte eine Hand auf seine Brust. Alles war in Ordnung. Er hatte nur wieder schlecht geträumt. Und dann kam dieser schreckliche Moment in dem er hoffte, dass der Tod seiner Mutter auch nur ein Alptraum gewesen war. Aber er lag nciht in seinem Bett zu Hause. Er hatte es so oft im traum erlebt, dass die Krankenschwester ihm sagte, dass seine Mutter in der NAcht gestorben war, als er morgens kam um sie zu besuchen, dass er kaum noch wusste, wie es in der Realität gewesen war. Es wurde jedes Mal schlimmer. Er merkte, dass er seinen Schlafanzug nass geschwitzt hatte. Er würde sich umziehen müssen. Das Problem war nur: Er wusste überhaupt nicht wo er war. Und folglich auch nicht, wo sich die Tür oder der Lichtschalter befand. Aber er brauchte jetzt Licht. Unbedingt. Und jemandem zum Reden. Er stieg mit zitternden knien aus dem Bett und tapste im Zimmer umher, wobei er irgendetwas umstieß, bis er die Türklinke in der Hand fühlte. Er öffnete sie und ar erleichtert, dass draußen Licht brannte. Langsam dämmerte ihm auch wieder wo er war: Bei seinem Vater und dessen Freund. Gott sei Dank. Dann würde ihn bestimmt jemand trösten. Schnell lief er barfuß nach unten und zum Kaminzimmer, wo er Stimmen hörte. Er blieb in der Tür stehen, weil er sich plötzlich doch nciht mehr traute einfach zu seinem Vater zu gehen. Adrian und David saßen zusammengekuschelt auf dem Sofa. Und ... sie sahen beide aus, als hätten sie geweint. War etwas schlimmes passiert? Ihm wurde plötzlich eiskalt.
David, der sich gerade vorbeugen wollte, um Adrian zu küssen, drehte sich um, als er ein leises Geräusch von der Tür hörte. Er drehte sich um. "Eliah? Warum bist du nicht im Bett?" fragte er überrascht. Eliah trat von einem Fuß auf den anderen. "Ich habe schlecht geträumt." flüsterte er kaum hörbar. Er wusste, dass er sei gestört hatte, und dass sie lieber allein sein wollten. "Ist etwas schlimmes passiert?" Er sah sie flehend an.
Re: Frosted Meadows
Adrian wischte sich rasch mit einem Stofftaschentuch übers Gesicht, dann stand er auf und ging auf Eliah zu. "Nur alte Geschichten", sagte er und lächelte leicht. "Keine Sorge. Erwachsene haben eine Menge davon. Wenn du älter bist wirst du auch welche haben - aber hoffentlich nur schöne." Er nahm ihn sanft bei der Schulter und führte ihn zum Sofa, wo er ihn neben David plazierte und sich an Eliahs andere Seite setzte. Sicher tat es dem Jungen jetzt gut, ein wenig bei ihnen zu sein. Ihm war nicht entgangen, dass der Schlafanzug des Jungen durchgeschwitzt gewesen war, wie sein eigener immer, wenn er seine Träume hatte. Dass Eliah ebenfalls Alpträume hatte war ja kein Wunder, nach dem Tod seiner Mutter. "Ich kann dich gut verstehen. Alpträume sind etwas furchtbares. Oft werden sie erst besser, wenn man darüber redet, was einen bedrückt, oder es sonstwie verarbeitet", sagte er leise und wischte sich noch einmal über die Augen, die brannten durch das Salz der Tränen. Morgen würden sie wahrscheinlich wieder entzündet sein.
Re: Frosted Meadows
David legte einen Arm um Eliah und zog ihn an sich. Jetzt kam sein Sohn ihm noch viel jünger vor, als tagsüber. Er streichelte ihm über seine nassgeschwitzten Haare. "Adrian hat recht" sagte er. "Es ist nicht gut wenn man etwas in sich hineinfrisst. Du musst unbedingt über das reden, was dich bedrückt, hörst du?"
Eliah nickte. Aber er konnte es nicht. Jedenfalls jetzt noch nicht. Wenn er davon sprach was passiert war würde er weinen müssen und er wusste nicht, ob er dann je wieder aufhören konnte. Er ließ sich bereitwillig an David ziehen, aber er achtete auch darauf, den Körperkontakt zu Adrian nicht zu verlieren. Irgendwie war es beruhigend ihn in der Nähe zu wissen. Er war so groß und stark. Er würde ihn bestimmt vor allem beschützen können. Und Eliah mochte seine Stimme so gern. Sie war dunkel und angenehm und schien einen einzuhüllen. Wenn er etwas sagte wurde man sofort ruhiger. Sie saßen eine Weile aneinandergekuschelt und schweigend da und Eliah merkte wie die Müdigkeit zurückkehrte. Er merkte allerdings nicht, wie er schließlich halb auf Adriian, halb auf david einschlief. Sein Vater folgte ihm nur eine Minute später.
Re: Frosted Meadows
Adrian musste lächeln, als er merkte, wie nacheinander Eliah und dann David auf ihm einschliefen. Es war ein schönes, wames Gefühl, und er ließ es eine Weile so, während er über alles nachdachte und die beiden sanft streichelte. Gott, er hatte sie so lieb. Alle beide. Er war so froh, dass er sie hatte. Schließlich befreite er sich vorsichtig von den beiden und trug zuerst Eliah und dann David in ihre Betten. Er gab ihnen beiden noch einen kleinen Kuss und strich ihnen über die Stirn, und es wurde ihm warm bis in die Fingerspitzen dabei. Dann ging er ins Bad, und zwar in das untere, schnappte sich Mickey und ging mit ihm in die Küche. Aber alle Versuche, vernünftig mit ihm zu reden, schlugen fehl. Also gab Adrian ihm Futter in seinen Napf, etwas Milch in eine Schüssel und schloss dann die Tür, an die er einen Zettel heftete: "Achtung! Verstimmte Katze!" Darunter malte er einen Blitz und einen Totenkopf, dann wurde er wieder ernst und zog sich seine Jacke an, um nach draußen zu gehen. Er wollte Michaels Grab besuchen, um endlich die Geister seiner Vergangenheit zu vertreiben. Er würde lange mit ihm reden, er würde ihm alles erzählen was in letzter Zeit vorgefallen war und sein Leben verändert hatte. Er würde Michael sicher niemals vergessen, aber für diese schrecklichen, alten Gefühle war einfach kein Platz mehr in seinem neuen Leben. Michael würde das verstehen. Leise zog er die Tür ins Schloss und ging durch die Dunkelheit auf den Friedhof zu.
Re: Frosted Meadows
MORGENS
Mickey war so über die Maßen sauer gewesen, dass man ihn eingesperrt hatte, dass er ernsthaft überlegt hatte, Adrian mitten auf den Badezimmerteppich zu kacken. Aber dann hatte er sich doch dagegen entschieden. Chipies taten so etwas einfach nicht, egal wie schlimm oder entwürdigend die Lage war. Also hatte er sich auf besagtem Teppich zusammengerollt und böse vor sich hingeknurrt, während er genau hörte, was im Haus vor sich ging. Keiner hatte Eliah geschimpft, dafür dass er die Vase kaputtgemacht hatte, nur er saß jetzt hier eingekerkert, obwohl er nichts getan hatte. Und das, wo er immer für Adrian dagewesen war und sich für ihn aufgeopfert hatte. Und was war der Dank? Vielleicht sollte er ihm doch auf den Teppich... Er hatte gelauscht, als Adrian David von Michael erzählt hatte, aber selbst mit seinen guten Ohren hatte er nicht alles mitbekommen. Das machte aber nichts. Er war bestens informiert, obwohl er 2 Jahre nach Michael gekommen war und Adrian ihm natürlich nie davon erzählt hatte. Aber Mickey hatte sein Tagebuch gelesen. Er fand das eine erlaubte Methode, schließlich musste er um die Seelenpein seines Herrchens Bescheid wissen, um ihn davon erlösen zu können. Adrians Tagebuch allerdings hatte ihn ziemlich verwundert. Es war schon fast traurig, wie unpersönlich es geschrieben war, im Stil einer von Adrians Patientenakten, jede Gemütslage sorgfältig analysiert und mit späteren Randbemerkungen und Fußnoten versehen. Mickey war fast schwindlig geworden von der ganzen Unübersichtlichkeit. Jedenfalls wusste er auch über diese Vase Bescheid, und er wusste auch, wie viel Adrian daran gelegen hatte. Aber schimpfte er vielleicht jetzt endlich mit Eliah, als der noch einmal die Treppen hinunter kam? Nein. Und wer wurde später in die Küche gesperrt? Grrr. Die Küche hatte zwar ein Fenster, aber es war vergittert, und zwar mit Kästchengitter, so dass Mickey nirgends durchpasste. Grummelnd hatte er Adrians Versuche, mit ihm zu reden, ignoriert, ebenso wie das Futter - bis spät in der Nacht, als sein Magen geknurrt hatte wie ein Wolf - und hatte sich schließlich auf der Küchenbank eingerollt. Nebenbei hatte er versucht, möglichst viele Haare darauf zu verteilen. Jetzt war es früh morgens, und bald würden sie ja wohl kommen um ihn endlich freizulassen. Es fiel ihm nicht schwer, Adrian zu ignorieren oder Eliah anzuknurren, aber wenn er zu David abweisend sein musste, gab es ihm immer einen Stich ins Herz. Das ärgerte ihn, da er kalt und arrogant wirken wollte, so als kümmere ihn das gar nicht. Dabei verzehrte er sich fast nach Davids Nähe, und diese Nacht hatte er gemeinerweise davon geträumt, im Bett zwischen David und Adrian zu schlafen (natürlich hatte er selbst in seinem Traum den meisten Platz gehabt und David und Adrian waren pflichtschuldig bis an die Ränder der Matratze gerückt), und beide hatten ihn gekrault und gestreichelt... Er war von seinem eigenen Schnurren aufgewacht, hatte sich aber sofort wieder an die harte Realität erinnern müssen. Er fragte sich, was zu tun war. Wollte er wirklich weg hier wegen Eliah? Verzichtete er auf eine Adoption von Leuten, die er eigentlich über alles liebte, weil er nicht der einzige sein würde? War er wirklich so verwöhnt und eingebildet und egozentrisch? Ja. War er. Aber vielleicht sollte er ja lernen... Nein, gar nicht so weit denken. Er oder ich! Eliah oder Mickey! Leiblicher Sohn oder Adoptionskind! Mensch oder Chipie! Resignierend legte er den Kopf auf die Pfoten und starrte betrübt auf den Boden. So klar hatte er das noch nie gesehen. Er konnte nicht gewinnen. Sollte er versuchen, damit zu leben, eine Randfigur zu werden damit er hierbleiben konnte? Oder sollte er seinen Stolz in einen Koffer packen und verschwinden? Aber da war immer noch Gus. Gus... Wo zum Teufel steckte der überhaupt? Mickey wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sich im Haus etwas bewegte. Also wachten sie endlich auf. Mickey hob den Kopf, um schon mal seine hochnäsige Miene zu üben, aber er ließ ihn wieder sinken. Er hatte keine Lust mehr, Theater zu spielen. Sollten sie doch sehen, wie traurig er war. Jetzt war es auch schon egal.
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Starlight, starbright, I'm the star you see at night and I wish I may, I wish I might Be in your dreams tonight