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Hoerzu Artikel von Mirja Rumpf

Hoerzu Artikel von Mirja Rumpf

Zitat:

HÖRZU


„Das kann jeder Familie passieren“

Die Zeit rinnt dahin.
Marcos Klassenkameraden haben inzwischen ihren Abschluss gemacht und die
Schule verlassen.
„Ich kenne ihn als ehrlichen Menschen, überhaupt kein Aufreißer-Typ“, sagt die
Direktorin der Sternschule, Elke Schießer, und schüttelt den Kopf.
„Nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass er schuldig ist. Meine Güte, wenn
junge Leute am Strand sind, in der Sonne, dann verlieben sie sich schnell und
kommen sich näher.“

Was genau in der Nacht zum 11. April in dem Hotelzimmer geschah,
das wissen nur Marco und Charlotte, und es steht Aussage gegen Aussage.
Er spricht von eienm harmlosen Urlaubsflirt und dass sie sich als 15-Jährige
ausgegeben habe.
Sie sagt, es sei eine Vergewaltigung gewesen.
Was bringt die Menschen dazu, von seiner Unschuld überzeugt zu sein?
„Ich bin selbst Mutter – das kann jedem passieren, der Kinder hat“,
sagt die Uelzenerin Dagmar Schobert, die auf dem Weg zur Kirche ist, um eine
Kerze für Marco anzuzünden. „Ich fühle mit der Familie und hoffe, dass sie
weiterhin die Kraft hat, das durchzustehen“
Sie sagt, was viele denken. Nicht nur in der 35 000 Einwohner zählenden
Kreisstadt, sondern in ganz Deutschland.

Je länger der Prozess dauert, umso mehr Bürger machen sich auf den Weg nach
Uelzen, zünden Lichter an, tragen sich in ausliegende Bücher ein – Menschen
aus Schleswig-Holstein, aus Nordrhein-Westfalen und Thüringen wie Sylvia Schrimpf
aus Apolda. Sie will ein Zeichen setzen – für einen Jungen, den sie nicht
persönlich kennt, weil sie dieser Fall bewegt.
Da fährt eine Familie in den Urlaub und kommt ohne Kind zurück!“

Während in Uelzen Spendenläufe, Benefiz-Konzerte, Fackelmärsche, Mahnwachen
organisiert werden,sitzt Marco 2377 Kilometer entfernt im Gefängnis mit kahl
geschorenem Kopf, er spielt viel Schach und nutzt mit Wasser gefüllte
Plastikflaschen als Hanteln, um seine Muskeln zu trainieren.
„Er weiß, dass viele Menschen in Deutschland an ihn denken.
Das stärkt ihn“, sagt sein bester Freund Daniel (19).
Die beiden haben sich beim THW kennengelernt, sind in einer Jugendgruppe.
Im Flur des THW hängen Fotos von Marco, seinen Spind hat niemand angerührt.
„Marco ist ein super Kumpel, der sich für andere einsetzt.
Jetzt sind wir dran und helfen ihm, so gut wir können“
Die Freunde haben ein Spendenkonto eingerichtet, schreiben ihm Briefe.
Leise Töne sind angesagt.
Nachdem sich im Sommer einige deutsche Politiker eingeschaltet hatten und
einzelne angesichts des Falls sogar die EU-Fähigkeit der Türkei öffentlich
infrage gestellt hatten, war die Stimmung angespannt.
Nun bemüht sich das Auswärtige Amt um den Jugendlichen, aber diskret.


Hilfe aus ganz Deutschland

„Wir kämpfen für Dich“ haben Freunde mit Graffiti-Spray auf eine Plastikfolie
gesprüht und am Ort der Mahnwache aufgestellt.
Jeder tut das, was er kann: beten, spenden, dabei sein.
So steht Marcos Nachbarin Ursula Diehn an jedem Prozesstag schon um sechs Uhr
auf,„vielleicht spürt der Junge es ja.
Christa Henry, eine Bekannte von Marcos Eltern, nickt:
„Ob schuldig oder nicht – bestraft wurde Marco schon jetzt“, sagt sie und
schaut auf das fröhliche Jungengesicht, das auf dem Plakat von Fackeln
angeleuchtet wird. „Wenn Marco irgendwann wieder zu Hause ist, kommt die
nächste Hürde:
Dann muss er sich in der Freiheit wieder zurechtfinden.

MIRJA RUMPF


auf wunsch hier her gestellt...



De nihilo nihil fit.