Tinkerfreunde treffen sich ... - Gedichte und Nachdenkliches

Ein Tag im Leben eines Boxen- und eines Laufstallpferdes

Ein Tag im Leben eines Boxen- und eines Laufstallpferdes

Leider weiß ich nicht, warum der da so ein großes "Loch" reinmacht - ist halt Fingergymnastik für alle Wheelmouse-Besitzer... Also bitte gaaanz weit runterscrollen.

Ein Boxenpferd erzählt:



Ein Laufstall-Pferd erzählt:



04.00 Uhr

Ich wache auf und durchwühle die Box nach den letzten sauberen Strohhalmen. Mist, kaum noch was zu finden. Igitt - immer dieser Ammoniak-Geruch. Ich huste ein paar Mal kräftig.
Ich wache auf und wandere durch den Auslauf zum Haferautomaten und genehmige mir ein paar Bissen. Gern würde ich mehr essen, aber hinter mir drängelt schon "Diabolo", der ist stärker als ich... Und außerdem spuckt der Futterautomat ja leider nicht soviel Hafer auf einmal aus.

05.00 Uhr

Immer noch kein Frühstück. Ich versuche, durch die Gitterstäbe mit meiner Nachbarin zu flirten. Wir drücken die Nasen aneinander. Mehr geht nicht. Nun ja, die Braune zwei Boxen weiter wäre mir eh sympathischer. Nur - da komm' ich nicht hin...
Auslauf inspiziert und um einen Platz im Heu-Freßstand gerangelt. Nun suche ich nach meiner Lieblingsstute um mit ihr Mähne zu kraulen. Den Kerl, der neben ihr steht, vertreibe ich mit einem kurzen Ohrenanlegen.

06.00 Uhr

Wo bleibt nur das Futter? Langsam werd' ich sauer. Ich haue ein paar Mal kräftig an die Wand und fahre mit den Zähnen am Gitter auf und ab.
Ich fresse ein paar Strohhalme, obwohl ich gar nicht so viel Hunger habe, denn ich war ja inzwischen noch zweimal am Haferautomaten.

07.00 Uhr

Endlich - ich stürze mich auf meine Haferration. Puh, ganz schön viel - na ja, gibt ja erst abends wieder was, also runter damit, auch wenn der Magen überquillt.
Wir stehen alle vor'm Ausgang, denn bald geht's auf die Weide! Da bleibt aber vorher noch Zeit, um mit den anderen ein bißchen zu scherzen.

08.00 Uhr

So, Heuration auch aufgefressen. Ob ich heute auf die Weide komme? Ah ja, schon geht's los. Der Pfleger führt mich raus. Auf dem Weg zur Weide mache ich vor Aufregung einige Bocksprünge und tänzle nervös. Ich kriege geschimpft und einen Ruck auf die Nase. Ich rase in die Koppel hinein und haue aus. Ja - duck Dich nur hinter mir, sonst treffen dich meine Hinterbeinchen!
Das Tor geht auf. Wir traben gemächlich zur Weide, natürlich nicht, ohne links und rechts immer wieder Gräschen abzurupfen.

09.00 Uhr

Leider bin ich alleine. Denn weil ich Eisen trage, könnte ich die anderen verletzen. Haben meine Menschen noch nie was von Kunststoffeisen gehört? Vielleicht könnte ich ja sogar barfuß laufen. Au weia - schon muss ich wieder rein in die dunkle Box, denn ein anderer braucht jetzt die Weide.
Sonne, Wind, herrlich. Das Gras schmeckt super. Ich fühle mich wohl. Ich muss nur aufpassen, dass ich "Diabolo" fern bleibe...

09.00-12.00 Uhr

Ich benage die Holzteile meiner Box und kriege geschimpft. Na gut, dann scharre ich halt die Sägespäne von der Tür weg. Unter meinem Bauch türmt sich bald ein riesiger Berg. Schon wieder brüllt mich jemand an. Mir ist so langweilig.
Ich fresse und döse in der Sonne. Nur einmal erschrecke ich - ein Hase springt kurz vor mir auf. Meine Nerven... Die anderen rennen mit mir über die ganze Weide.

12.00 Uhr

Ich döse.
Wir gehen ganz langsam wieder in den Auslauf zurück. Ich habe Durst. Da steht doch schon wieder dieser "Diabolo" an der Tränke. Aber bevor der nächste hingeht, komme ich dran! Ich zeige ihm kurz meine Kehrseite und der Typ trollt sich.

13.00-16.00 Uhr

Mir ist echt langweilig. Ich trete von einem Fuß auf den anderen. "Weben" nennen die Menschen das. Da krieg' ich immer geschimpft. Außerdem klappere ich mit den Zähnen am Futtertrog und wenn jemand den Stall betritt, haue ich mit dem Vorderfuß an die Tür, vielleicht springt ja ein Leckerli raus. Ah - Ausmisten ist angesagt. Ich drängle an der Schubkarre vorbei nach draußen, aber werde energisch zurückgetrieben und kriege geschimpft.
Ich schlafe eine Runde in der Sonne - Weide macht
angenehm müde. Dann wandere ich zur Putzbürste, um mir den Rücken zu kratzen. Vielleicht ist ja auch ein Platz im Heu- oder Haferstand frei? Im Stall spielen wir dann zu viert "Fangen". Au weia, mein Halfter sieht aus, da muss einer reingebissen haben. Außerdem hab' ich einen Kratzer an der Schulter. Tut aber nicht weh. Stelle mich dann zum Dösen neben meine Freundin.

16.00 Uhr

So, langsam naht das Abendessen. Ich mache ein bißchen Druck, haue mit den Hufen an die Wand und beiße in die Gitterstäbe. Die anderen tun das auch. Den Lärm kann wirklich keiner überhören.
Oh, schön - die Silage kommt. Nun aber schnell die anderen angegiftet und an den Wagen ran! Kriege geschimpft. Aber ich kann's nicht erwarten, bis alles verteilt ist.

17.00 Uhr

Mein Magen ist durch die abendliche Haferration absolut voll. Da kommt meine Besitzerin und holt mich zum Reiten. Aber ist ok, endlich ein bißchen Abwechslung.
Ach, heute kommt meine Besitzerin, na, wenn's denn sein muß...

17.00-18.00 Uhr

Erst machen wir Bodenarbeit. Meine Besitzerin hat nämlich die Bücher von Linda Tellington-Jones gelesen und daraufhin mit mir einen TTEAM-Kurs besucht. Das hat uns beiden gut gefallen. Da ich sowieso so steif bin nach dem Stehen in der Box tut mir das auch sehr gut. Die anderen Menschen im Reitstall schauen zwar ein bißchen komisch, wenn wir sowas machen, aber ein paar interessieren sich inzwischen auch dafür. Wie bitte? Wir gehen noch eine halbe Stunde in die Halle? Dressurstunde? Wo ich doch heute eh kaum die Sonne gesehen habe?
Erst machen wir Bodenarbeit. Meine Besitzerin hat nämlich die Bücher von Linda Tellington-Jones gelesen und daraufhin mit mir einen TTEAM-Kurs besucht. Das hat uns beiden gut gefallen. Ich tu mir nicht schwer dabei, bin ja sowieso meistens schön locker. Wie bitte? Wir gehen noch eine halbe Stunde in die Halle? Dressurstunde? Ok, war heut eh viel draußen.

18.00-20.00 Uhr

Fresse die letzten Heureste, ruhe mich aus und schaue dem Treiben auf der Stallgasse zu. Es ist heiß und dampfig. Ich huste ein paarmal kräftig. Die Stute zwei Boxen weiter geht an mir vorbei und wir möchten uns beschnuppern. Aber leider zieht sie ihr Besitzer gleich weiter. Schade. Wütend haue ich an die Wand und kriege geschimpft.
Super - wir dürfen nochmal auf die Weide! Abends ist die Luft immer besonders schön kühl.

20.00-04.00 Uhr

Ich wühle abwechselnd in den Sägespänen, benage meine Boxenwand und schlafe.
Ich wandere abwechselnd zu den Freßständen und in den Stall, beschäftige mich mit den anderen und schlafe.



the best things in life aren't things.

Re: Ein Tag im Leben eines Boxen- und eines Laufstallpferdes

der bericht vom boxenpferd ist nicht der alltag aller boxenpferde! alle die ich kenne sind schon mehrere stunden auf der weide, aber leider gibt es auch solch extreme fälle!

es ist ein sehr krasser unterschied der da beschreiben wird, aber leider verstehen es einige menschen nicht ihre pferde artgerecht zu halten!

naja, meine kleine draf sich im sommer über eine offenstallhaltung freuen, und im winter kommen sie nur über nacht in die box, da der unterstand zu klein eist dass alle pferde rein könnten!

so long ...

Wenn die Menschen nur über das sprechen würden, was sie begreifen,
dann würde es sehr still auf der Welt sein!

Habt euch lieb
Eure Denise

Re: Ein Tag im Leben eines Boxen- und eines Laufstallpferdes

Hallo Denise!

Nicht, dass das hier mißverstanden wird: ich bin kein Gegner der Boxenhaltung! Im Gegenteil, sie kann für viele Pferde durchaus sinnvoll sein.
Ja, der Unterschied ist krass, aber leider ist das häufig die Realität. Wie oft laufe ich durch Ställe, wo an die Boxentür z. B. folgendes gepinnt ist: "Pferd bitte nicht auf die Koppel, komme heute zum Reiten"... Hallo?!? Da müsste man dann 20 m bis zur Koppel laufen, sein Pferd holen und es am Ende auch noch putzen - oh je, wie unzumutbar...
Viel zu oft wird leider vergessen, dass die eigene Bequemlichkeit wie bei sowas aber auf Kosten des Pferdes und seiner Gesundheit geht.
Nur 'mal so als Beispiel. Dieses und ähnliche Dinge sind wirklich keine Seltenheit und ich bin jedes Mal froh und dankbar, wenn ich dann zu meinem Dicken in den Stall fahre, er begrüßt mich freundlich am Tor, vor Dreck starrend und links und rechts hängt Heu aus seinem Maul...

Viele Grüße,

Vera und Sassan

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