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Anämie (Blutarmut)

Anämie (Blutarmut)

Hallo Ihr lieben Hobby-Mediziner!

Im Zuge eines Frühjahrschecks habe ich bei Sassan auch ein Blutbild erstellen lassen. Alle Werte sind in Ordnung, es wurde aber festgestellt, dass er zu wenig rote Blutkörperchen hat (bildet?). Kennt jemand dieses Krankheitsbild und kann mir ein bißchen was dazu erzählen? Mich würden die Ursachen und vor allem natürlich die Konsequenzen (außer Leistungsabfall) interessieren, wäre das unentdeckt/unbehandelt geblieben.

Sassan bekommt jetzt über den Zeitraum von ca. vier Wochen ein Präparat, das die Blutbildung anregen soll. Ich habe aber nun doch so meine Bedenken, dass damit eventuell nur vorübergehend eine Besserung erzielt wird, nicht aber die möglichen Ursachen behandelt werden...

Meine Tierärztin meinte, normalerweise tritt sowas nur auf, wenn ein Pferd stark mit Parasiten befallen ist. Bei Sassan hat sie das aber definitiv ausgeschlossen, da wir regelmäßig viermal im Jahr nach ihrer Vorgabe entwurmen.

Vielleicht hat ja der eine oder andere schon 'mal Erfahrungen mit sowas gemacht und kann mir ein bißchen berichten.

Viele Grüße,

Vera

Re: Anämie (Blutarmut)

Anämie (Blutarmut) entsteht schleichend, sie tritt dann jedoch schlagartig auf und löst akute Lebensgefahr aus. Die Anämie schwächt das Pferd, es wird lust - bzw. teilnahmslos, manche Pferde werden unsicher in ihrer Bewegung.

Weiterhin hat Anämie einen Leistungsabfall zur Folge, das Pferd ist bereits nach kurzer Belastung müde. Als weitere Symptome treten trockene, blasse oder gelbliche Schleimhäute; schwacher aber schneller Puls; schnell schlagendes Herz; erhöhte Atemfrequenz; Unruhe; Muskelzittern; Schweißausbrüche; Verfärbung von Urin oder Kot; Blutungen in Haut, Schleimhäuten oder anderen Organen auf.

Bei Pferden spricht man von Anämie, wenn der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird, dies ist bei einer Anämie der Fall, wenn der Hämoglobingehalt mehr als 15% unter dem Normalwert liegt oder der Hämatokritwert stark unterschritten wird.

Das Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff (und dessen Varianten), der normal in den Blutkörperchen (Erythrozyten) enthalten ist. Der Normalwert bei Pferden liegt zwischen 11g und 17g je Deziliter. Der Hämatokritwert gibt den Verhältnis der Erythrozyten zum Vollblut (alle Blutbestandteile zusammen genommen) an, bei Pferden liegt dieser Wert bei etwa 30% bis 50%. Sinkt der Hämatokritwert, wird das Blut dünnflüssiger.

Chronische Blutungsanämien entstehen durch langsamen Blutverlust. Ursachen hierfür können Durchlöcherungen der Blutgefäßwände (durch z.B. Wurmlarven), Tumore oder Magen-Darm-Geschwüre sein. Dieser schleichende Blutverlust ist für den Pferdehalter oft nur schwer zu erkennen, da es sich fast immer um innere Organe handelt.

Als so genannte hämolytische Anämie bezeichnet man einen gesteigerten Zerfall der roten Blutkörperchen in Verbindung mit einer verkürzten Lebensdauer, auf den jedoch kein Verlustausgleich durch eine Neuproduktion folgt. Ursachen für einen solch schnellen Zerfall der Blutkörperchen sind meist Parasiten-Infektionen, aber auch Virus-Erkrankungen, bakterielle Infektionen und Druse. Phenol-, Arsen-, Kupfer-, Blei- und auch Quecksilbervergiftungen, sowie Pflanzengifte (z.B. Bingelkraut) oder tierische Gifte (z.B. Bienenstich, Schlangenbiss) können ebenfalls Auslöser sein.

Die hämolytische Anämie kann natürlich auch aus einem Defekt im Zellaufbau resultieren. Durch einen Mangel an Nährstoffen (z.B. Eiweiß, Eisen, Vitamin B12,...), die benötigt werden um rote Blutkörperchen zu bilden, werden von vornherein zu wenige dieser roten Blutkörperchen produziert.

Eine gewisse Sonderstellung nimmt die infektiöse Anämie ein. Es handelt sich hier um die ansteckende Anämie der Einhufer, die weltweit auftritt. Als Erreger tritt ein Retrovirus auf, welches die blutbildenden Organe befällt und auf Dauer schädigt. Die infektiöse Anämie ist meldepflichtig gemäß Tierseuchengesetz.

Bei infizierten Tieren wird zwischen septikämischer (akuter) und chronischer Verlaufsform unterschieden. Die akute Verlaufsform endet nach dem Auftreten der ersten Symptome (Inkubationszeit bis zu 30 Tage) in der Regel innerhalb weniger Tage letal, bei chronischem Verlauf können die Pferde (prinzipiell, s. u.) überleben.

Die Virusübertragung geschieht über die Ausscheidungen (Harn, Kot, Nasenausfluß...) eines virustragenden Tieres auf Haut und Schleimhäute eines nicht betroffenen Pferdes. Als erster Wirt werden Bremsen vermutet. Infizierte Tiere bleiben lebenslang Träger des Virus und scheiden den Erreger aus. Eine Diagnose erfolgt am sichersten mit Hilfe eines Immunodiffusionstests.

Infizierte Pferde zeigen typische Anzeichen einer Anämie, allerdings treten die Symptome saisonal unterschiedlich stark ausgeprägt auf: Der Höhepunk liegt in den Sommermonaten. Zudem kann sich der Zustand eines Tieres innerhalb kürzester Zeit wieder bessern, eine komplette Heilung wird zur Zeit ausgeschlossen, eine Immunisierung ist nicht möglich.

Pferde, bei denen die infektiöse Anämie diagnostiziert wurde, werden getötet.

Akute Blutanämien sind sofort zu behandelnde Notfälle, die bei zu schnellem Blutverlust zu Kreislaufversagen und letztendlich zum Tod des Tieres führen. Auch hämolytische Anämien können tödlich sein, wenn die roten Blutkörperchen so schnell zerfallen, dass der Sauerstoff- und Kohlendioxidtransport zusammenbricht.

Um Blutanämien vorzubeugen sollte man sein Pferd in jedem Fall regelmäßig entwurmen, sowie für eine ausgewogene Fütterung sorgen, um Mangelerscheinungen zu vermeiden.

Re: Anämie (Blutarmut)

Mein JohnJo hatte 2-jährig ebenfalls eine Anämie, hervorgerufen bei ihm durch Eisenmangel. Er nahm damals total schnell ab, war total lust- und kraftlos und hat nur wiederwillig, selbst die für ihn ansonsten leckersten Sachen nicht mehr fressen mögen und wenn dann nur wahnsinnig langsam...
Der Tierazt meinte damals, daß diese durch Mangel an Eisen verursachte Anämie oftmals bei importierten Tinkern vorkommt, weil man bei diesen ja nie weiß, wie sie aufgewachsen sind. Parasitenbefall (eben nicht nur Würmer, sonder auch Läuse etc.) tut sein übriges dazu. So war JohnJo, damals, mal abgesehen davon, daß er ein Irland-Import ist, als ich ihn damals zu mir holte über und über mit den ekelhaften, blutsaugenden Krabbelviechern übersät.
Ein Eisenpräparat ( "Hämolythan") zum Schnäppchenpreis von knapp 70,-€ , was über das Futter gegeben wird, hat jedoch schnell und wirksam geholfen


www.tinker-nrw.de

Re: Anämie (Blutarmut)

Hallo Ihr beiden!

Herzlichen Dank für Eure Beiträge!

@Sabsi: Ich hoffe doch, Du hast Dir nicht die Mühe gemacht, das alles zu tippen...  Auf jeden Fall danke, das ist doch 'ne ganze Menge an Informationen.

Also wie gesagt, Parasitenbefall kann ausgeschlossen werden, ebenso infektiöse Anämie. Das Einzige, was eigentlich in Frage kommt, ist eine Unterversorgung mit Eisen. Aber auch das scheint mir irgendwie nicht plausibel. Müßten dann nicht noch andere Unstimmigkeiten im Blutbild zu finden sein, wenn eine Mangelversorgung vorhanden ist? Meist geht das ja dann mit einem "Zuviel" von etwas anderem einher bzw. fehlt auch noch irgendwas anderes. Aber die anderen Werte liegen alle im Normalbereich.  Naja, zumindest scheint's nicht lebensbedrohlich zu sein, das hätte mir meine Tierärztin dann hoffentlich doch gesagt.

@lexie: Haemolytan bekommt Sassan auch. Mußtest Du davon nur eine Flasche geben und danach war's gut oder wie? Hast Du's später nochmal nachtesten lassen, ob die Blutbildung in Ordnung ist?

Ich weiß nicht, irgendwie bin ich etwas irritiert, da ich der festen Überzeugung war, das mein Pferd mit allem versorgt wird, was es braucht. Anscheinend ist dem doch nicht so, jetzt heißt's nur noch die "Versorgungslücke" zu finden. Na prima, da gibt's ja auch so wenig Möglichkeiten...   

Viele Grüße,

Vera

Re: Anämie (Blutarmut)

@ Vera

Ich kann dich beruhigen :D

Ich hab den Text von ner seite raus kopiert. *g* schau mal auf www.ride4fun.de vielleicht findest du dort noch etwas darüber.

Re: Anämie (Blutarmut)

Hallo Vera,
meistens ist in den harmlosen Fällen ein Mangel an Eiweiß, Eisen, Vitamin B12 oder B6 (Folsäure) dran Schuld. Allerdings sind diese Mängel bei der heutigen Fütterung eher unüblich. Meistens gehen sie mit einer Erkrankung der Darmschleimhaut einher, die den Körper hindert diese Stoffe aufzunehmen.
Eine Anämie kann aber auch durch Viren, Bakterien und Parasiten sowie durch Autoimmunkrankheiten oder Toxin (Gifte) ausgelöst werden. Parasiten kannst du ja ausschließen hast du gesagt !!

Wie sehen denn die Schleimhäute deines Pferdes aus ?? Hat die Tierärztin danach geschaut ??

Ist sie sich sicher, dass es eine Anämie ist ???

Gruß Anna


Re: Anämie (Blutarmut)

Hallo Vera!

Ich habe auch kürzlich ein kleines Blutbild erstellen lassen und die Werte ähneln wohl "Deinen".
Habe die Werte beim Mooshof-Forum gepostet, dort kannst Du sie vergleichen und die Antwort von Thomas lesen.
Ich denke, alles halb so wild, er konnte mich da beruhigen!

Liebe Grüße,
Jessika


Re: Anämie (Blutarmut)

Hallo Vera,

bei uns ware statsächlich so, daß die Sache nach einer Flasche "Haemolythan" "gegessen , sprich der Mangel an Eisen als Ursache behoben war. Nachdem JohnJo nach der "Eisen- Kur" den ganzen Sommer auf der Weide verbracht hatte, wo er sich gut erholte und auch wieder extrem zunahm, wurde er zum Herbst hin ein 2. Mal getestet, wobei die Werte dann okay waren.
Ich drücke Dir feste die Daumen, daß bei Sassan auch bald alles wieder in Ordnung ist.

Lieben Gruß,Alexandra


www.tinker-nrw.de

Re: Anämie (Blutarmut)

Hallo Ihr Lieben!

Herzlichen Dank für Eure Antworten - jetzt bin ich doch schon wieder etwas beruhigter. Mittlerweile hab' ich auch schon einen ganz guten Blick dafür entwickelt, wann's dem Dicken schlecht geht oder irgendwas nicht stimmt. Und den Anschein macht er zur Zeit wirklich nicht. Von daher wird' s sicher nicht so dramatisch sein.

Viele Grüße,

Vera