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Muss ich mein Pferd jetzt wieder abgeben?

Muss ich mein Pferd jetzt wieder abgeben?

Hallo, Ihr habt mir bisher ja schon ein paar mal bei meinen Problemchen geholfen, aber diesmal habe ich glaube ich ein echtes Problem.Ich habe Clairchen seit Anfang Dezember. Zuerst war sie extrem schreckhaft, sie wurde deshalb von mir erstmal hauptsächlich am Boden gearbeitet,bzw beim Reiten eher in langsamen Gangarten. Ich hab mir dann beim Sturz vom Pferd ( Nicht von meinem) die Schulter ausgekugelt, konnte also wieder nicht viel machen, nur mit ihr spazieren gehen. Seit Samstag wird sie jetzt von meiner Schwester geritten und sie galloppiert natürlich auch mit ihr. Plötzlich fing sie furchtbar an zu pfeiffen. Ich glaube, das Pferd hat sich selbst erschrocken, hat dann gebuckelt und ist gestiegen. Seitdem pfeifft sie auch im Trab. Hab natürlich den TA kommen lassen.....er hat Kehkopfpfeiffen festgestellt. Und jetzt bin ich natürlich total verunsichert, was ich weiter machen soll. Am Stall sind sich alle einig, ich soll das Pferd sofort zurückgeben ( wegen Hauptgewährsmängel usw.), wobei ich glaube dazu wäre es sowieso zu spät. Muss man das nicht innerhalb von 2 Wochen machen? Ausserdem hab ich sie in Holland gekauft, da ist die Rechtslage vielleicht auch anders. Aber mal davon ganz abgesehen...ist denn Kehlkopfpfeiffen so schlimm?Ich kann im Internet nicht wirklich was brauchbares finden...aber sie kann doch weiterhin geritten werden ,oder? Man kanns wohl auch operieren, kostet aber etwa 2000€ laut TA. Was würdet ihr denn an meiner Stelle machen?????? Hab den Züchter noch nicht informiert, will erstmal selber wissen, was ich machen will. Wär toll, wenn mir jemand helfen kann.
Gruss,
Maren

Re: Muss ich mein Pferd jetzt wieder abgeben?

Hi Maren,
also wenn Du net vorhast mit Deinem Tinker zur Military WM (gg) zu gehen, kannst Du Dich wohl entspannen....
ein "Ton" muss nicht unbedingt die Leistung beeinträchtigen....bzw. wirst Du es kaum merken. Ich habe einige Kehlkopffeiffer gehabt und alle sind sie munter+frisch zuwege. Meine Stute aus Teenagerzeiten hatte einen heftigen Ton und wir sind L-Springen geritten. Mein jetziges Dressurpferd Aquino (siehe Bild) ist früher A-Springen gegangen und jetzt in M-Dressuren unterwegs - auch mit Ton. Und vor einigen Jahren habe ich ein Pferd an die damaligen Deutschen Meister im Voltigieren (Kassel/Baunatal) verkauft- der hat auch einen Ton gehabt und hat problemlos die A-Gruppen getragen (und diese Pferde müssen 15 Minuten unter Belastung galoppieren können!). Also, ich ich an Deiner Stelle würde das Pfeiffen -sofern es überhaupt ein Ton ist- (das läßt sich nämlich nur mit einer Kehlkopfspiegelung sehen!) nicht so furchtbar ernst nehmen.


Liebe Grüsse Iris
www.resser-voltigierjugend.de

Re: Muss ich mein Pferd jetzt wieder abgeben?

Hallo Maren!

Ich hab' Infos zum "Kehlkopfpfeifen" gefunden, ist allerdings etwas länger.
Wenn Du möchtest setz' ich Dir den Text gerne hier rein, aber dann erst morgen, jetzt wird's Zeit für mich, 'mal an der Matratze zu horchen...

Sag' einfach kurz Bescheid, dann tippe ich das Ganze ab.

Viele Grüße,

Vera

Re: Muss ich mein Pferd jetzt wieder abgeben?

Das wäre wirklich super nett, wenn du das machen würdest, bin nämlich schon ziemlich verunsichert, am Freitag kommt der Tierarzt nochmal...ich werd ihn mal fragen, ob es wirklich notwendig ist zu operieren. Wenn es nur der Ton wäre, würde es mich wohl auch nicht weiter stören, aber es ist auch so, dass sie nach geringer Anstrengung stark schwitzt ( kann natürlich auch daran liegen, dass sie so ängstlich ist), aber sie schnauft auch übermäßig viel, zwischendurch hab ich das Gefühl, dass sie nicht richtig Luft bekommt.
Falls du dir nicht die Arbeit machen willst, und lange Texte abschreiben willst, kannst du mir auch einfach sagen, wo du das Ganze gefunden hast.....hast ja sonst soviel Arbeit.
Lieben Gruss,
Maren

Re: Muss ich mein Pferd jetzt wieder abgeben?

Hallo,

ich würde mir das genau überlegen. Frag mal Casanova2, die hat Ihr Pferdchen operieren lassen müßen. So weit ich mich erinnere mußte das Tier danach lange stehen. Also NUR Box...mindestens 6-8 Wochen wenn ich mich recht erinnere ..und billig war das auch nicht gerade.

Schreib ihr mal ne Nachricht. Sie wird dir sicher Berichten wie das bei Ihr war

LG Stöppel




.......Ich bin in Form...Rund ist auch eine !!!!!!!

Re: Muss ich mein Pferd jetzt wieder abgeben?

Hi Claire,

auch ich möchte mich meinen Vorschreiberinnen anschliessen.
Kehlkopfpfeifen ist wohl ein Gewährsmangel, ist aber sicher nur mit einer Laryngoskopie nachweisbar.

Es ist eine Lähmung des Nerves, der die Muskulatur des Kehlkopfes stellt. Somit bleibt diese schlaff und hängt mit Schleimhautfalten herab und ist so ein Hindernis in den Atemwegen.

Selten ist ein Reitpferd reituntauglich, dies besteht eher bei sportlich genutzten Tieren, die bei kurzen Spitzenbelastungen hohe Atemfrequenzen erreichen.

Allerdings besteht auch ein neues Kaufrecht seit 2002.
So wie ich das verstanden habe, kann ein Käufer auch noch nach nem halben JAhr reklamieren und der Verkäufer muss nachweisen, dass das Problem beim Kauf noch nicht da war. Ansonsten kann man zwischen einer Beseitigung der Mängel oder einem Esatz wählen.
Aber da solltest du dich besser bei einem Juristen erkundigen, der sich genau auskennt.

LG
claudia


Re: Muss ich mein Pferd jetzt wieder abgeben?

Hey Claire,

erst mal Kopf hoch und alles Gute. Ob dein Pferd wirklich gesundheitlich beeinträchtigt ist oder ob sie im Moment zusätzlich zum Pfeifen einfach nur eine Konditionsschwäche hat, kann sowieso nur dein Tierarzt abklären.

Trotzdem ist Kehlkopfpfeifen ein Gewährsmangel und auch wenn du das Pferd nicht zurück geben willst (was ich absolut verstehe), so würde ich doch zumindest versuchen, mit dem Händler in Kontakt zu treten um eine nachträglich Preisminderung zu erreichen. Auch wenn ich das etwas nüchtern sehe - eine Gewährsmangel ist und bleibt eine erheblich Wertminderung und auch wenn du mit deiner Stute auf Lebzeiten glücklich und zufrieden wirst, so hätte dich der Händler darauf hinweisen müssen...


Puschelwink, Claudia

Du musst geradeaus sprechen, so dass deine Worte wie Sonnenstrahlen in unsere Herzen dringen. (Cochise, Chiricahua-Apache)

Re: Muss ich mein Pferd jetzt wieder abgeben?

Hallo Maren,

kein Problem, ich arbeite im Büro und bin's gewohnt, den ganzen Tag vor'm PC zu sitzen und zu tippen...  Hier kommt Dein Text:

Kehlkopfpfeifen (Laryngealparalyse)

Begriffsbestimmung: Das Kehlkopfpfeifen ist eine akustisch wahrnehmbare, bleibende Störung derjenigen Kehlkopffunktionen, die der Regulation des Luftstromes dienen. In erster Linie erkranken große, seltener mittelgroße Pferde. Unter Kleinpferden und Ponys ist das Leiden so gut wie unbekannt. Heute erkranken vorwiegend Sportpferde bis zum Alter von 6, seltener bis zu 12 Jahren. Jenseits dieser Altersgrenze sind Neuerkrankungen nicht zu erwarten. Bei über 90 % der Fälle liegt eine linksseitige Kehlkopflähmung vor. Die Erkrankung gilt als Hauptmangel (ACHTUNG! Das neue Recht beim Pferdekauf berücksichtigen, Text stammt von 1999).

Ursachen: Die gestörte Kehlkopffunktion ist auf eine Degeneration der die Kehlkopfmuskeln versorgenden motorischen Nerven, in erster Linie des linksseitigen N. recurrens, zurückzuführen. Die bevorzugte Erkrankung des linken Nerven wird mit anatomischen Besonderheiten begründet, die bei langhalsigen Pferden zu extremer Dehnung der Nerven führen. Vergiftungen und verschiedene Infektionen können seine Schädigung begünstigen, offenbar besteht eine erbliche erhöhte Erkrankungsneigung.

Erscheinungsbild: Klassisches Symptom ist ein während der Einatmung hörbares Stenosegeräusch, das sich während körperlicher Belastung als Pfeifen oder Rohren darstellt, und ein vom Grad der Luftwegsverengung abhängiger Leistungsabfall, der beim Rennpferd besonders auffällt. In den Anfangsstadien ist ein schwacher Pfeifton während körperlicher Belastung zu hören, der bei längerer Bewegung an Intensität zunimmt. Tritt der Ton zu Beginn der Erkrankung erst bei Maximalbelastungen auf, so kann er im weiteren Verlauf schon bei leichter Trabarbeit hörbar werden. Die Pferde verlieren ihre ursprüngliche Leistungsfähigkeit, da der Luftstrom zu den Lungen beträchtlich eingeschränkt ist.
Atemgeräusche können verschiedene Ursachen haben. Einatmungsgeräusche werden oft bei Pferden festgestellt, die untrainiert sind oder längere Zeit mit dem Training ausgesetzt haben. Diese Geräusche verlieren sich bei regelmäßiger Trainingsbelastung. Manchmal entstehen Geräusche auch, wenn Pferde die Zunge über das Gebiß legen und die Zügel angezogen werden. Sind die Zügel gelockert, verschwinden sie wieder. Asymmetrischer Luftstrom durch die Nüstern deutet auf Verengungen im Bereich von Nüstern und Nasengängen hin. Die Gaumensegellähmung führt bei maximaler Belastung zu akuter Atemnot. Atemgeräusche treten hier während der Ausatmung auf.
Die Diagnose wird auf der Grundlage des mit der Einatmung wahrzunehmenden typisch pfeifenden Atemgeräusches gestellt, das entsteht, wenn ein starker Luftstrom an der Kante des gelähmten Stimmbandes gebrochen wird. Das Geräusch kann in fortgeschrittenen Fällen in Ruhe provoziert werden, wenn man den Pferden die Nüstern zuhält und sie danach einige Male heftig einatmen. In der Bewegung erkennt man die Einatmung daran, dass die Nüstern maximal geweitet sind. Gesunde Pferde haben bei der Einatmung nur schwache Atemgeräusche. Zur Sicherung der Diagnose ist es notwendig, eine endoskopische Untersuchung des Kehlkopfes durchzuführen. Dabei werden die typische Asymmetrie der Stimmbänder sowie der herabhängende Gießkannenknorpel sichtbar. Es ist zu berücksichtigen, dass eine schwache Asymmetrie des Kehlkopfes nicht krankhaft sein muss.

Behandlung: Die Behandlung der Erkrankung ist nur auf chirurgischem Wege möglich.
Heute wird in der Regel eine plastische Operation am Kehlkopf durchgeführt, die den eingeengten Kehlkopfinnenraum erweitert und eine ungehinderte Passage des Luftstromes gestattet. Dieses Verfahren hinterläßt am Tier keine sichtbaren Veränderungen und hat sich als wirksam erwiesen.
Wichtig ist allerdings, dass die Pferde zur völligen Ausheilung nach der Operation 12 Wochen lang Stallruhe erhalten.

Ich hoffe, ich konnte Dir damit weiterhelfen und drücke Dir ganz fest die Daumen, dass das wieder wird bei Deinem Pferd. Halt uns auf dem Laufenden.

Viele Grüße,

Vera

Re: Muss ich mein Pferd jetzt wieder abgeben?

Ich finde es gut+ wichtig sich zu solchen Themen eingehend zu informieren. Möchte aber schon nochmal anmerken, dass ein TA der einzig richtige Ansprechpartner ist. Eine Endoskopie habe ich auch bei allen meinen "Pfeiffern" machen lassen+ich bin froh einen TA zu haben, der nicht die "Pferde scheu" macht + mir sagt, dass "die Leistung erheblich beeinflusst, sprich abnehmen wird". Das ist bestimmt bei vielen Pferden so-aber bei vielen eben auch nicht !


Liebe Grüsse Iris
www.resser-voltigierjugend.de

Re: Muss ich mein Pferd jetzt wieder abgeben?

Hallo!
kann mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen: Das Pfeifen macht nicht allen Pferden größere Probleme.
Bloß wenn du sagts dass du den eindruck hast, dass sie schlecht Luft bekommt, sollte der TA auf jeden Fall auch sicherstellen, dass sie keine schiefe Nasenscheidewand hat und vielleicht deswegen nicht richtig atmen kann. Nur zur Sicherheit eben.
Ich kannte nämlich mal ein junges Schulpferd, Lukas hieß er, der ist sogar bei leichter Trabarbeit ganz schlimm ins Schwitzen und Pfeifen gekommen - bei dem war es die Scheidewand und das musste operiert werden.
Ich wünsche dir trotzdem noch ganz viel Spaß mit deinem Pferd!!

Re: Muss ich mein Pferd jetzt wieder abgeben?

Hallo Maren,

falls dein Pferd einen "Ton" hat, dann immer durch einen Larynoskopie abklären lassen. Habe dies das erste Mal bei meinem damaligen Pferd beim Tierarzt in der Klinik machen lassen.
Die erfolgte mit Sedierung. Man konnte aber klar erkennen, dass das linke Stimmband gelähmt war, bei den meisten Pferden ist es links. Mein Tierarzt riet mir damals zur OP, da mein Pferd schon bei kurzer Belastung auf dem sog. "letzten Loch" pfiff und auch das
Schwitzen anfing. Also du musst es dir so vorstellen, von a nach b im Trab auf der Weide und schon gings los! Der Doc empfohl für die OP die Tierklinik in Telgte oder in Hohenmoor. Ich habe mich damals für Telgte entschieden. Man bekam da gleich einen Termin und dort wurde die zweite Untersuchung ohne Sedierung vorgenommen. Der OP-Tag war gleich der nächste Tag und das Pferd blieb da. Ich konnte Casi damals (Dienstag war die OP) am
Donnerstag wieder abholen. Die OP hat mit Aufenthalt 1100,00 €
gekostet. Ist kein schöner Anblick diese Wunde. Die Wunde ist unterm Hals auf und muss von alleine von innen nach außen zu
granulieren. Dabei läuft dort das Wundsekret ab und auch evtl. Eiter. Riecht nicht toll, schränkt das Pferd aber nicht ein. Zu Hause musste Casi dann 4 Wochen komplett in der Box stehen, keine Spaziergänge, nur zum Putzen und Misten in die Stallgasse. Nach einer Woche werden die Fäden der zweite Wunde an der Halsseite gezogen. Nach den 4 Wochen Zwangspause konnten wir mit 10 min. Spaziergängen anfangen. Diese wurden dann immer weiter bis auf eine halbe Stunde ausgedehnt. Dann konnte man schon wieder longieren, aber auch nur kurze Zeit. Nach ca. 6 Wochen konnte Casi dann wieder mit auf die Weide, dies jedoch am ersten Tag nur nach einer Longiereinheit, damit die Gelenke schon warm sind. Ich konnte trotzdem nicht hinschauen. :-)
Am Ende nach dieser Zeit war alles in Ordnung und Casi hat bis heute keine Leistungseinbußen oder ähnliches. Nur wiehern kann er nicht mehr richtig.
Du solltest dir diesen Schritt reiflich überlegen und mit deinem Tierarzt eingehend besprechen. Nicht immer ist ein OP von Nöten.

Viel Glück und alles Gute.

Falls du noch Fragen hast, einfach eine PN schicken.

Liebe Grüße

Silke