Rot wie Blut - Jibbs (logisch)
1. Kapitel: In dem sich Jen mit Akten rumquält und endlich erlöst wird
Müde klappte Jennifer Shepard die Akte zu und legte sie zur Seite. Auf dem Nachttisch, neben ihr, stapelten sich nun schon zehn Hefter und zwei Flaschen Wasser standen geleert auf dem Boden. Der Wecker, der ebenfalls auf dem kleinen Tischchen, neben dem Himmelbett, stand, zeigte elf Uhr abends an und langsam aber sicher, fielen der Direktorin die Augen zu.
Seit heute Abend um 8 Uhr, hockte sie auf ihrem Bett, hatte sich in ihre zwei Kissen gekuschelt und sah Akten durch. Es handelte sich in den meisten Fälle, um gelöste Aufträge, von Gibbs und seinem Team, die sie unterschreiben musste, damit sie in den Keller konnten, wo sich alle Akten stapelten, die nicht mehr aktuell waren. Zu dem kamen noch irgendwelche Anträge vom FBI oder CIA. Diese wollten Zugriff auf die NCIS Datenbank bekommen, weil sie dachten, dass sie dadurch ihre Fälle schneller lösen konnten. Ausgerechnet das FBI stellte diese Anforderung, wo es doch sonst immer strickt dagegen war, andere Quellen zu benutzen. Eigene Arbeit, ist ehrliche Arbeit., sagte Fornell, der Chef des Konkurrenten vom NCIS, dazu immer. Er weigerte sich strickt, seine Datenbank für Jens Arbeitsleute zu öffnen, aber selbst, forderte er, dass ihm alle Türen offen standen.
Jennifer schüttelte leicht den Kopf und lehnte sich seufzend zurück. Müde schloss sie die Augen und streckte alle Viere von sich, um sich ein wenig zu entspannen. Schlafen, konnte sie spätestens erst in einer Stunde. Schließlich musste die Direktorin die ganzen Akten noch durchsehen und das, ging nicht in fünf Minuten. Sicher, sie hätte es auch im Büro machen können, doch da hatte sie was Besseres zu tun. Seit Neusten, war eine Inventur, der feinsten Art, im Gange. Der Keller, die Autopsie, also das Reich von Ducky und seinen Kollegen, die Labore, in dem Abby und zwei oder drei Andere arbeiteten,
die ganze obere Chefetage und die einzelnen Büros, im unteren Stock, darunter auch Gibbs`, litten darunter. Und ganz sicher, würde Jen nicht da sitzen, während in ihrem Büro eine Aufräum- und Ordnungsaktion stattfand. Dafür waren ihr ihre Sachen viel zu wertvoll. Immerhin wollte sie danach auch alles noch beisammen haben und nicht die Hälfte verloren haben, weil irgendjemand einen Einfall hatte und was in seine eigene Tasche zu stecken. Nein. Das wollte sie gewiss nicht. Und hätte es ihr höher gestellter Boss nicht angeordnet, hätte sie so etwas auch nie an ihrer Arbeitsstelle geduldet. Warum mussten fremde Menschen diese wichtige Aufgabe übernehmen? Warum nicht die Personen die in den gesagten Räumen arbeiteten?
Zu wenig Personal, Mrs Shepard. Tut mir leid., hatte Jens Vorgesetzter nur gesagt, mit den Schultern gezuckt und war davon gerauscht. Damals, vor circa einer Woche, hätte sich Jenny darüber aufregen können, doch jetzt, hatte sie sich an die Situation gewöhnt und nahm es mit Humor. Das Einzige was sie nervte, war, dass ein Mann, Mitte 40, der ihr Büro aufräumen muss, sie anflirtete. Aber Gibbs passte schon auf, dass er ihr nicht zu nahe kam. Vielleicht war er ja ein klein wenig eifersüchtig.
Jen seufzte laut und öffnete wieder die Augen. Sie atmete noch einmal tief ein und nahm sich wieder eine Akte. Es war Eine von Anthony DiNozzo, die sich um einen abgeschlossenen Fall von letzter Woche handelte. Durch die Brille hinweg, schielte sie auf das Geschriebene und ließ ihre Augen über die kleinen Zeilen huschen. Auf einmal breitete sich eine dicke Falte auf
ihrer Stirn aus und sie begann den Kopf zu schütteln.
Dieser DiNozzo, Herr Gott. Hatte der damals an der High School keinen Deutschunterricht? Hier sind so viele Rechtschreib- und Grammatikfehler drin, die habe ich ja noch
nicht einmal in meinem ganzen Leben gemacht.
Ein wenig Schmunzelnd legte die Direktorin den Hefter auf einen Stapel neben dem Bett, wo schon mehr als drei Akten von Tony lagen. Keine Einzige hatte weniger als zehn Rechtschreibefehler, von der Kommasetzung mal abgesehen. Da hat er ja morgen was zu tun., schoss es Jen unwillkürlich durch den Kopf und im selben Moment, zeichnete sich ein breites Grinsen auf ihren Lippen ab. Diese Vorstellung gefiel ihr. Tony, der immer frech war und meistens zu spät kam, musste arbeiten. Freiwillig tat er das auch nicht. Jedenfalls nicht im Büro. Würde Gibbs nicht eingreifen, würde er den ganzen Tag nur PC-Spiele spielen.
Jennifer setzte sich auf und schwang ihre Füße über die Bettkante. Sie stand auf und schlenderte zu ihrem Schlafzimmerfenster. Als sie es öffnete, schlug ihr kalte Luft entgegen und ließ sie leicht erschaudern. Seufzend schloss sie die Augen und ließ sich den frischen Wind durch die Haare wehen. Sie liebte es am Fenster zu stehen oder draußen zu sein und sich frei zu fühlen. Vor allem im Dunkeln fühlte sie sich wohl, wenn die Sterne funkelten und der Mond schien. Sie konnte sich nichts Schöneres vorstellen.
Noch einmal sog sie gierig die Nachtluft ein und schlürfte dann in ihre Küche, um sich ein Glas Wasser zu machen. Auf dem Weg dort hin, band sie sich die Haare zu einem Zopf zusammen und spielte gedankenversunken mit einer Strähne herum.
Am liebsten würde sie jetzt unter ihre Bettdecke kriechen, dass
Licht ausschalten und schlafen, doch das ging nicht. Sie
musste die Akten fertig machen, sonst würde Gibbs wieder rummeckern.
Ach ja. Dieser Mann. Der konnte Einen schaffen. Schon alleine seine Manieren, damit ist der Verstoß gegen jede verdammte Regel gemeint, sind schlimm und dann seine Launen. Mit Kaffee, konnte er sogar richtig nett und liebevoll sein, wie sie damals in Paris feststellen konnte, doch ohne Kaffee oder wenn DiNozzo ihn wieder geärgert hatte, dann war er unausstehlich.
Gibbs war ein Mensch, der nie über seine Gefühle sprach, geschweige denn Emotionen zeigte. Lieber fraß er alles in sich herein und verschanzte sich in seinem Keller, um an seinem Boot weiter zu bauen. Stundenlang konnte er in seinem Haus sitzen und mit irgendeinem komischen Gerät, die Wände seines späteren Bootes bearbeiten ohne auch nur einmal zu sprechen. Kurz nachdem Jen zum NCIS gekommen war, hatte sie ihm dabei zugesehen und war wirklich sehr erstaunt, obwohl er sehr schnell arbeitete, war er schon über drei Jahre damit beschäftigt und eine Ende war noch lange nicht in Sicht.
Außerdem hatte der Mann einen Dickschädel. Seine Meinung musste akzeptiert werden und das war keine Bitte. Jen hatte es oft schwer, ihn umzustimmen und manchmal artete es auch in einem Streit aus. Jedoch vertrugen sie sich sehr schnell wieder.
Mrs Shepard dachte oft an die Zeit vor sechs Jahren zurück. Damals, in Paris, war sie glücklich. Nicht das jetzt einer denkt, sie sei nicht froh so wie jetzt zu leben, sie war so richtig glücklich. Eben so, wie wenn man verliebt ist. Und das war sie in dem Falle ja auch. Sie hatte einen Mann an ihrer Seite, der sie liebte, jedenfalls dachte sie sich das, und vor allem, der zärtlich zu ihr war. Auch wenn Gibbs verheiratet war, in der Zeit, hatten sie tolle Stunden miteinander verbracht. Nicht nur am Tage. Ja, sie hatten eine Affäre. Eine Kurze, aber sehr
Leidenschaftliche, die Jen in keinem Fall bereute. Auch wenn
sie es niemals zugeben würde, aber Gibbs fehlte ihr. Sehr
sogar. Aber, es war für sie glasklar, dass nie mehr etwas zwischen den Beiden sein würde. Doch, hatte sie damit wirklich recht ?
Leise seufzend nahm sie sich einen Glas aus dem Küchenschrank und öffnete den Wasserhahn. Kaltes Wasser plätscherte in den Glasbehälter. Jen hielt ihre Hand unter den Strahl und entspannte sich wieder. Das Wasser floss ihr über die zarte Hand und bewirkte, dass sie ihre Gedanken wieder ordnen konnte.
Nach dem sie den Hahn wieder ausgestellt hatte, legte sie das Glas an die Lippen und trank einen Schluck. Sie schluckte ihn hinunter und goss den Rest in den Ausguss. Jen stellte das Glas in die Spüle und tapste durch die dunkle Küche zurück in den Flur.
Ihr ging es merklich besser. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich, nachdem sie sich wieder auf ihr Bett gesetzt hatte, wieder den Akten zu. Mit neuer Energie, arbeitete sie Hefter für Hefter durch. Ab und zu schloss sie die Augen und sog die kalte Luft, die durch das offene Fenster hereinströmte, gierig ein
Inzwischen war es weit nach Mitternacht. Die Nacht hatte die Stadt in ein schwarzes, vom Mond leicht erhelltes, Licht getaucht und kleine Nebelschwaden zogen über den Boden hinweg. Dazu kam noch ein kühler Wind, der die Blätter an den Bäumen rascheln und welche herunter gleiten ließ. Tropfen fielen vom Himmel und sammelten sich in kleinen Pfützen auf dem Asphalt der Straße. Vereinzelt fuhren Autos die Wege entlang und irgendwo ging ein Mann mit einem großen Hund spazieren. Doch diese Beiden hielten es nicht lange an der frischen Luft aus. Schnell verschwanden sie wieder in einem Einfamilienhaus und mieden es noch einen Schritt auf die Straße zu machen. In weiter Ferne hörte man das laute Schlagen der Kirchturmuhr, die ankündigte, dass es 1 Uhr morgens war. Die Lichter in den Häusern waren erloschen und es herrschte Stille. Fast schon erdrückend, breitete sich die unendliche Dunkelheit über Washington aus und ganz selten vernahm man den Ruf einer Eule oder einem anderen Tier.
Jen war über der letzten Akte eingeschlafen und atmete tief ein und aus. Den Hefter auf dem Bauch und die Brille auf der Nase, schlummerte sie in ihre Decke einwickelt und drehte sich ab und zu von einer Seite zur anderen. Der Wind wehte zu ihr ins Zimmer und ließ sie leicht erschaudern. Doch das bekam sie gar nicht mit. Dafür schlief sie viel zu fest. Leise grummelnd drehte sie sich zur Seite und zog ihre Decke näher an den Körper heran. Die Akte fiel leise zu Boden und die einzelnen Blätter flogen kurz in der Luft herum, um sich dann auf dem Teppich zu verteilen.
Plötzlich erklang das Läuten des Haustelefons, neben Jen auf dem Nachttisch. Es klingelte ein Mal, zwei Mal, dann war wieder Ruhe.
Jenny blinzelte kurz mit den Augen und hob den Kopf. Hatte sie nicht gerade das Klingeln ihres Telefons vernommen? Nein. Alles war ruhig. Anscheinend hatte sie sich getäuscht. Schlaftrunken bettete sie ihren Kopf wieder in ihren Kissen ein, nahm vorher die Brille ab und schloss die Augen wieder. Sie drehte sich auf die andere Seite, zog die Decke leicht über ihren Kopf und wenig später war wieder das schwere Atmen von ihr zu vernehmen.
Doch zehn Minuten später, klingelte das Telefon wieder. Und diesmal hörte es nicht nach zweimal Läuten auf. Wie ein penetranter Wecker, raubte er Jenny den Schlaf und ließ sie unwillkürlich leise aufknurren.
Mit völlig zerstrubbelten Haaren, tauchte sie unter ihrer
Bettdecke auf und tastete blind nach ihrem Telefon auf dem Nachttisch.
Shepard., nuschelte sie verschlafen in den Hörer.
Jen, endlich. Ich bin es.
Jethro? Was ist denn los? Weißt du eigentlich wie spät es ist?, langsam begann das Gehirn der Direktorin wieder zu arbeiten. Auf ihrer Stirn bildete sich eine Zornesfalte und ihre Augen weiteten sich gefährlich.
Ja, weiß ich. Genauso wie du jetzt, habe ich vor zwanzig Minuten reagiert., Jethro lachte leise, jedoch wurde er sofort wieder ernst.
Es tut mir leid, dass ich dich aus deinem wohlverdienten Schlaf trommeln muss, aber eben hat der Nachtwächter unseres Hauptquartiers angerufen.
Warum? Ist was passiert?, mit einem Schlag, war Jen hellwach. Warum rief der Nachtportier so spät abends noch bei Gibbs an? War was passiert? Wurde Jemand verletzt?
Bei dir im Büro wurde eingebrochen, Jen.
Was? Das kann doch gar nicht sein. Wie hat er mein Schloss geknackt?
Er hatte anscheinend einen Schlüssel, auf alle Fälle, wurde das Schloss nicht gewaltsam geöffnet.
Ich sage es doch. Hätten wir bloß die Inventur selbst gemacht
Was meinst du damit? Was hat die Inventur mit dem Einbruch zu tun?, Gibbs runzelte am anderen Ende der Leitung die Stirn und lauschte gespannt der Antwort der Direktorin.
Na wer sonst hat bei uns eingebrochen? Kein Mensch, außer diese Leute die bei uns aufräumen, hat einen Schlüssel.
Verstehe Hättest du auf mich gehört, wäre das wahrscheinlich nicht passiert., Gibbs räusperte sich.
Jethro. Ich weiß, dass du da gegen warst, aber das war ein
Befehl von meinem Vorgesetzten. Das weißt du doch., Jen schlüpfte unter ihrer Bettdecke hervor, stand auf und lief mit dem Telefonhörer zu ihrem Kleiderschrank.
Dennoch hättest du Beschwerde einlegen können. Genau wie
du es immer tust. Schon klar. Ich habe verstanden., Jen lachte leise und öffnete die Schranktüren.
Also. Ich bin in einer halben Stunde da., mit diesen Worten legte sie auf. Hastig warf sie ihren Schlafanzug auf ihr Bett und zog eine schwarze Hose, einen Rollkragenpullover und einen Blazer aus dem Schrank. Nur im BH und Slip stand sie vor dem Spiegel, richtete sich noch einmal die Haare und schlüpfte in ihre Hose und streifte sich den Rolli über. Zu guter Letzt zog sie sich den Blazer über und ging zu ihrem Nachttisch um die Lampe auszuschalten. Auf dem Weg dorthin, schnappte sie sich die durchgearbeiteten Akten, klemmte sie sich unter den Arm und rauschte dann aus dem Zimmer .
2. Kapitel: In dem sich Jen über die Technik von heute aufregt und Gibbs einmal in ihrem Leben Recht gibt