JOSHUA CARSON FORUM

Joshua on the road (eine Art Tagebuch)

Joshua on the road (eine Art Tagebuch)

Hallo zusammen!

Wie Ihr wisst, bin ich ja gerade in Süddeutschland unterwegs. Und da hier offensichtlich bereits der Frühling ausgebrochen zu sein scheint, hat es mich zwischen den Konzerten tatsächlich schon ein paar Mal auf die Straße gezogen, um der Fremde meine Musik ein wenig aufzuzwängen. Ich hatte schon fast vergessen, wieviel Spaß das macht und wieviel man dabei erleben kann. Grund genug für mich, dieses Thema einzurichten und Euch an diesen Erlebnissen teilhaben zu lassen, zumal diese Tour nicht die letzte sein wird und Ihr ja auch auf dem Laufenden sein sollt, wenn ich mal nicht zu Hause bin.

Kommentare eurerseits sind natürlich willkommen, und vielleicht hat der eine oder andere von Euch ja auch schon bei Straßenmusik (oder einem Auftritt) die eine oder andere Erfahrung gemacht, die er loswerden möchte!?

Gruß aus dem Süden

Euer Joshua



Offenbach, 31.03.2006

OFFENBACH, 31.03.2006

Noch vor meinem Konzert im "Texas American Saloon" in Frankfurt/Main juckten mir die Finger und das zwar bedeckte aber sehr warme Wetter trieben mich während meines Bummels durch die Offenbacher Fußgängerzone zurück zu meinem Wagen, um meine Gitarre zu holen und mir ein nettes Plätzchen zum Musizieren zu suchen. Viel war in der Einkaufsstraße noch nicht los, aber bereits während des ersten Titels setzte sich ein Pärchen mir schräg gegenüber auf eine kleine Mauer, um meinen Klängen zu lauschen. Bereits während des zweiten Titels begann es dann doch etwas zu tröpfeln, und als dieses Tröpfeln stärker wurde, zückte die junge Frau einen Regenschirm, kam auf mich zu, öffnete den Schirm und hielt ihn mit den Worten "bevor Du aufhörst..." über mich

An das Pärchen: Falls Ihr das hier lest, noch einmal vielen Dank für diese nette Geste, auch wenn es aufgrund des immer stärker werdenden Regens nur noch für einen Titel gereicht hat!

München, 02.04.2006

MÜNCHEN, 02.04.2006

Von München hatte ich bisher nur Schlechtes gehört, was das Machen von Straßenmusik betrifft (kostenpflichtige Erlaubnis erforderlich, Straße fest in der Hand einer einzigen Band und und und). An diesem Sonntagabend hat mich in erster Linie die Suche nach einem netten Restaurant und etwas Essbarem durch die Fußgängerzone getrieben, in der sich Menschen über Menschen tummelten (95% mit Kameras behangene Touristen). Und von wegen "eine Band" - in der riesigen Einkaufsstraße Münchens gab´s an diesem Abend Musik aus allen Kulturbereichen zu hören. Nach meinem Besuch bei einem sehr leckeren Italiener konnte ich nicht anders und musste auch noch mein Tun dem Multi-Kulti-Kuddelmuddel hinzufügen. Ich machte mich also mit meiner Gitarre auf. Als ich gerade an einer arkadenartigen Passage vorbeiging, begann es dann doch zu regnen. Da aber nach wie vor T-Shirt-Temperaturen angesagt waren, ergriff ich meine Chance, nutzte die Tatsache, dass alle Geschäfte geschlossen waren und stellte mich in diese Passage, die neben einem trockenen Platz auch noch eine hervorragende Akustik zu bieten schien. Was für ein Timing! Was für ein Plan! Und der ist auch noch aufgegangen: Der Regen und meine lautstarke Darbietung lockten die Menschen zu mir ins Trockene und gemeinsam mit Deutschen, Italienern, Franzosen, Österreichern und Schweizern hatten wir ein nettes Stündchen!

Lindau, 04.04.2006

LINDAU (BODENSEE), 04.04.2006

Sonnenschein, blauer Himmel und etwa 15 Grad! Das ist Frühling! An meinem sonnigen Plätzchen in der Fußgängerzone sind noch locker 3 Grad mehr - gefühlte 25! In etwa jedenfalls... aber es gibt zwei nette kurze Geschichten an diesem Tag.

Geschichte 1:
Während ich ein Liedchen trällere, kommt eine über das ganze Gesicht strahlende Frau an mir vorbei und sagt: "Na? Auch mal wieder im Lande?" Ich lächle und bejahe. Aber ich schwöre: Ich war zwar vor einigen Jahren schon mal hier, aber ich habe in meinem Leben noch nicht einen Takt Musik in Lindau gemacht! So Mitte oder Ende der 90er Jahre war ich schon mal auf der anderen Bodensee-Seite in Konstanz, aber das müsste schon ein gigantisches Gedächtnis dieser Frau voraussetzen...

Geschichte 2:
Eine Frau kommt zu mir, hält Ihre Hand auf, in der zwei Franken zu sehen sind und fragt: "Können Sie damit etwas anfangen?" Ich muss leider verneinen, da es mich (zumindest auf dieser Tour) nicht in die Schweiz treibt. Etwa 20 Minuten später kommt dieselbe Frau noch einmal, legt mir zwei Euro in den Koffer und lässt mich wissen, sie sei extra zur Bank gegangen, um ihre Franken zu tauschen.



NÜRNBERG, 06.04.2006

NÜRNBERG, 06.04.2006

Wirklich spektakuläres ist eigentlich nicht passiert. Auf meinem gestrigen Weg vom Bodensee durch die schwäbische Alb nach Stuttgart (wo ich ja abends in einem Country-Saloon auftreten sollte) bin ich doch glatt in tiefstes Winterwetter und etwa 10 Zentimeter Neuschnee gekommen! Der Sonnenschein und die hohen Temperaturen der letzten Tage haben mir wesentlich besser gefallen!

Zu Beginn meiner Tour war ich ja noch etwas im Zweifel, ob mein reines Country-Programm auch die Western-Saloons dieser Republik begeistern könnte. Aber die schwäbelnden Cowboys in Stuttgart haben meine letzten Zweifel ausgeräumt und ich freue mich schon auf meine nächsten Konzerte am Wochenende.

Wie gesagt: Es gibt nichts wirklich Spektakuläres zu berichten - aber ich möchte an dieser Stelle mal eine kleine Geschichte loswerden, die ich vor vielen Jahren (Mitte der 90er) in Lübeck erlebt habe. Bis zu dem Zeitpunkt habe ich noch hauptsächlich von der Straßenmusik gelebt und einen Platz vor Niederegger bevorzugt. Nachdem ich einen Winter lang so gut wie gar nicht dort gespielt habe, weil es mir einfach zu kalt gewesen ist, haben mich die ersten Sonnenstrahlen des Jahres wieder genau auf diesen Platz getrieben. Nachdem ich dort ein Weilchen meine Lieder zum besten gegeben habe, kam eine Niederegger-Angestellte in ihrer Schürze quer über die Straße zu mir, reichte mir einen Berliner und sagte: "Der ist von unserer Chefin; wir freuen uns, dass Sie wieder da sind!" - So macht Straßenmusik Spaß! So ganz das Gegenteil einer Geschäftsinhaberin aus Bielefeld, die mir schon vor Erklingen des ersten Tones versicherte, es würde ihr nicht gefallen und es wäre zu laut. Solche Miesepeter gibt´s natürlich auch.


NÜRNBERG, 07.04.2006

NÜRNBERG 07.04.2006

Wieder mal Sonne ohne Ende und Temperaturen im zweistelligen Bereich. Ich suche mir ein Plätzchen zum Musizieren, und während ich so trällere, kommt eine sehr sympathische Gruppe von rund 10 Jugendlichen an mir vorbei. Nach Austausch einiger lustiger Bemerkungen im Vorbeigehen wird der Wunsch geäussert, mit mir zusammen „Lemon Tree“ zu singen und ich beginne zu spielen. Prompt baut sich der Großteil dieser Gruppe rechts und links neben mir auf und schmettert lautstark (übrigens gar nicht schlecht und sehr textsicher) den Song schmunzelnden Passanten entgegen. Habt Ihr gut gemacht!

Re: Lindau, 04.04.2006

Zitat: Joshua
So Mitte oder Ende der 90er Jahre war ich schon mal auf der anderen Bodensee-Seite in Konstanz, aber das müsste schon ein gigantisches Gedächtnis dieser Frau voraussetzen...

Und ein Hammer-Timing. Lang und umfangreich war das ja damals nicht gerade ;o) Aber es heißt ja immer, jeder habe irgendwo einen Doppelgänger.

Hübsches "Tagebuch". Hab grad Ablenkung vom Unikram gesucht und da kam mir das gerade recht ... Danke <g>

LG, J.

Hammer-Timing

Tja, daran, wie lange ich da gestanden habe, kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber ich weiss, dass ich damals mit einem geklauten Eagles-Plakat unter einer Matraze in meinem damaligen Opel-Kombi unterwegs war - und "Borsti" schloss sich auf einer Raststätte auf dem Weg in den Süden dieser Reise an. Borsti, ein kleines Stoff-Schwein, das von da an in der Mittelkonsole seinen festen Platz hatte und natürlich immer noch in meinem Besitz ist. Aber begleiten muss er mich aus altersgründen nicht mehr; er ist bereits einige Jahre im Ruhestand...   - Wäre eigentlich ein guter Inhalt für einen Songtext...!

PLECH, 08.04.2006

PLECH, 08.04.2006

Auf meiner Fahrt von Bayreuth nach Fürth sehe ich von der Autobahn aus einen Freizeitpark mit einem Riesenrad, an dem Westernkutschen die sonst üblichen Gondeln ersetzen und ich denke "die brauchen bestimmt Country-Music!" Da die CD-Präsentation bei Media Markt in Nürnberg abgesagt wurde, habe ich Zeit, einen kleinen Abstecher dorthin zu machen. Ich setze den Blinker und verlasse die Autobahn.

Das Wetter ist wieder einmal bombastisch, und der Park hat heute das erste Mal nach der Winterpause seine Pforten wieder geöffnet - was für ein Timing! An der Kasse frage ich nach dem Chef des Parks, der mich nach einem kurzen Telefonat des Kassierers auf einem zweirädrigen, elektrischen Gefährt mit Pferdekopf, der auf Knopfdruck wiehert, am Eingang abholt und mich durch den Park führt. Er und eine seiner Mitarbeiterinnen sind offenbar schnell von meinem Tun begeistert und nach einer kleinen Live-Einlage meinerseits für die ersten Gäste des Parks ist ein Engagement Ende Mai 2007 so gut wie abgemacht.

Bis hier her ist die Geschichte noch relativ unspektakulär... wäre da nicht die Einladung zu einem "Ritt" in dieser Sling-Shot-Anlage! Was das ist? Das ist diese Kugel, in die man sich hineinsetzt und dann mit knapp 200 km/h 60 Meter in die Höhe geschleudert wird Ein regelrechter Höllenritt, wenn Ihr mich fragt! Das ganze wurde natürlich auf Video aufgezeichnet und mir als Geschenk mitgegeben. Wenn ich jemanden finde, der/die mir das VHS-Video digitalisiert (ich besitze keinen analogen Videorekorder), stelle ich es Euch zum Download auf die Homepage - versprochen! Ebenso das Foto aus dem historischen Fotostudio, das mir ebenfalls geschenkt wurde. Vielen Dank an das "Fränkische Wunderland" für diese schöne Zeit - mal abgesehen von dem Sling-Shot-Ding

RUST, 09.04.2006

RUST, 09.04.2006

Heute steht mein Konzert für den SWR3 im Europapark Rust an. Nach dem Soundcheck habe ich noch eine knappe Stunde Zeit, mir den äußerst beeindruckenden und schön angelegten Park anzusehen. Nicht viel, da ich bereits mehrfach gehört habe, dass ein ganzer Tag schon zu wenig ist. Aber ich kenne mein Ziel: Da ich ein riesiger Achterbahn-Fan bin, treibt es mich direkt zum "Silver Star", einem gigantischen Exemplar! Wagemutig und ohne böse Vorahnung stelle ich mich für einen Platz in dem ersten Wagen an und muss innerlich über die von Band kommende Stimme schmunzeln, die mit dramatischem Tonfall versucht, die in der Schlange stehenden Besucher davon zu überzeugen, dass dies DER Höllenritt sei und man danach nie wieder in diese Achterbahn einsteigen würde. Nach meinem gestrigen Höllenritt im "Fränkischen Wunderland" entlockt mir das aber nur ein kleines Lächeln und ich überlege, die Fahrt mit meiner Handy-Kamera aufzuzeichnen.

Inzwischen bin ich froh, das nicht getan zu haben! Ganz sicher wäre ich sonst nun damit beschäftigt, mich nach einem neuen Handy umzusehen! Die Fahrt in atemberaubende Höhe war erst der Anfang, und die anschließende fast 90 Grad abfallende Abfahrt hätte bereits den sicheren Verlust meines Handys bedeutet! Während der folgenden zahlreichen und ebenso steilen Auf- und Abfahrten war ich primär damit beschäftigt, nach etwas zu suchen, das mir Gelegenheit zum Festhalten gibt, und während die meisten anderen Fahrgäste der bei der Einfahrt in den "Bahnhof" installierten Kamera entgegenwinkten und -lächelten, machte ich auf dem Foto einen eher angespannten Eindruck!

Auf der Homepage des Europaparks gibt´s die komplette Fahrt als Video zum Download. Wenn Ihr Euch das mal ansehen wollt, klickt den Link - viel Spaß!

download silverstar-fahrt.mpg