Arany's erstes Drehbuch
Mehrfach wurde ich von einem bekannten Kölner Regisseur aufgefordert, doch auch mal ein Drehbuch zu schreiben. In der Vergangenheit habe ich das abgelehnt, weil ich der Meinung war (und auch eigentlich immer noch bin), dass Drehbücher doch lieber von Leuten geschrieben werden sollen, die davon Ahnung haben.
Aufgrund der Kölner Äußerung "Arany hat kein Talent" sehe ich mich jedoch nun gezwungen, meine Meinung zu revidieren.
Nachfolgend findet der geneigte Leser meinen (ich gebe zu!) unprofessionellen Entwurf einer Szene, welche vielleicht für ein Drehbuch im Stil eines Herrn J. Z. aus K. geeignet wäre.
Alle professionellen Autoren bitte ich, mir diese Anmaßung zu verzeihen.
Allen anderen wünsche ich viel Spaß beim Lesen!
DREHBUCHENTWURF
"Neulich,
auf der Wolke"
(Kamera zeigt in der "totalen Einstellung" folgendes Bild)
Auf einer Wolke sitzen Petrus und Gott. Petrus - mit Lockenwicklern im Haar - blättert sich durch die aktuellen Modetrends der Zeitschrift "Frau im Spiegel", Gott lackiert sich die Fußnägel. Im Hintergrund sieht man vereinzelt kleine barbusige Engel mit Brötchentüten das Bild kreuzen.
Es ist Freitag - um genauer zu sein:
es ist ein frühlingshafter Freitag im Februar 2056 gegen 07.30 Uhr morgens.
(Der folgende Dialog wird im Gegenschußverfahren aufgenommen.)
Petrus: Guck mal, Chefchen. Glaubst du, das Blaue würde mir stehen?
Gott: Hm, weiß nicht. Guck dir doch mal das süße Weiße da an, das mit den zarten Spitzen am Ausschnitt. Das finde ich ja total chic!
Petrus: Haaach, du Dickerchen. Du nun wieder. Dafür hast du doch gar nicht die richtige Figur. Ich hingegen ...
(Aus dem Off hört man ein elektronisches Geräusch: "Piep-Piep".)
Petrus: Chefchen - Du hast gerade 'ne SMS erhalten.
Gott (erbost): HimmelHerrgottSakrament, die sollen sich da unten endlich angewöhnen, dass die Bürozeiten hier oben erst ab 09.00 Uhr beginnen. Immer dasselbe, die lernen dass nie.
Petrus: Nun reg' dich doch nicht gleich wieder auf - willste nicht mal gucken, wer dir geschrieben hat?
Gott: Interessiert mich nicht die Bohne - ich bin noch nicht im Dienst!
Petrus: Könnte aber vielleicht wichtig sein.
Gott: Könnte, könnte, könnte,
- was soll am Freitagmorgen um diese Zeit schon wichtig sein? Ich habe noch nicht gefrühstückt, bin noch nicht geschminkt und der weiße Bart ist noch in der chemischen Reinigung. Was soll da schon wichtig sein?
Petrus: Soll ich mal für dich nachgucken, Chefchen?
Gott: Du nervst, Putzelchen - ich weiß gar nicht, wie ich das mit dir seit 2000 Jahren hier oben aushalte. Aber wenn du meinst -
hier - lies es mir bitte vor!
(Insert "Tasche": Gott kramt in seiner Handtasche und reicht Petrus sein altes NOKIA 3653 rüber. Kamera nah an Petrus Gesicht: Petrus liest die SMS. Im Hintergrund kreuzen 2 Engel Arm in Arm. Weiter im Gegenschußverfahren.)
Gott: Und? Wer wagt es, mich am freitagmorgen beim Nägellackieren zu stören?
Petrus: Die SMS ist von Luzi.
Gott (gespielt gelangweilt): Och nööööö, der alte Schwerenöter - was will der denn schon wieder? Der meldet sich auch nur, wenn er was will. Was hat er denn auf dem Herzchen?
Petrus: Der Neuzugang auf Station 11 macht schon wieder Ärger.
Gott: Welcher Neuzugang? Hier kommen täglich tausende Bewerber - wie soll ich mich daran erinnern, welche wir davon zu Luzi runtergeschickt haben?
Petrus: Na, du weißt doch: der Typ aus Köln, den wir noch in der Probezeit rausgeworfen haben, weil der regelmäßig den Engeln an die Wäsche ging. Ich glaub' der hieß Jörg Zimmermann - oder so ähnlich.
(Gott legt den Lackierpinsel zur Seite - guckt interessiert)
Gott: Du meinst den Verrückten, der gleich im Bewerbungsgespräch zu mir gesagt hat: "Hallo, ich bin Jörg aus Köln und du sitzt auf meinem Stuhl?"
Petrus: Yepp - den meine ich! Hach, mit den Zimmermännern hat man nur Ärger!
(Gott schmunzelt, schlägt das rechte Bein über das linke und lackiert jetzt rechts weiter)
Gott: Shit - ich dachte, den wären wir endlich los. (kleine Pause.) Was ist mit dem?
Petrus: Nachdem der bei uns raus ist, hat der sich bei Luzi beworben. Und weil bei Luzi gerade der Job des Vorheizers frei war, hat man dem Jörg diesen Job angeboten. Zuerst wollte dieser Jörg den Job nicht machen, aber als man ihm 'ne Uniform angeboten hat, und ihm gesagt hat, dass er jetzt wichtig wäre, hat er dann doch zugesagt.
Gott: Ja, so einer isser! Naja, ist doch prima.
Und wieso regt sich Schnuckelchen Luzi jetzt darüber auf? (Gott gähnt demonstrativ)
morgens um halb 8?
Petrus: Naja, der Typ hat sich ja zuerst auch ganz gut gehalten, abgesehen davon, dass er auf die Schwulen und auf die Schwarzfahrer wohl allgemein 'nen Hass hat. Als Luzi das gemerkt hat, hat er ihn dann auch gleich von der Selektierungsstelle abgerufen und nun steht Jörg direkt am der Tür zum Fegefeuer.
Gott: Ist doch prima! Da kann er jedenfalls nix falsch machen.
(Gott manikürt inzwischen seine Fingernägel)
Petrus: Irrtum - vor drei Tagen hat dieser Jörg angefangen, die Sünder an der Tür in Zehnergruppen zusammenzufassen. Und sobald die im Ofen sind, hebt er den linken Arm, drückt den Knopf und schreit: "
und bitte!" sobald die Ofentür zu ist.
... und bei 3000 Sündern täglich, sind das rund 300 "... und bitte" pro Tag.
Luzi's Leute sind total genervt und weigern sich, mit Jörg weiterhin zusammenzuarbeiten.
Gott:
was ich durchaus nachvollziehen kann! Hat Luzi ihn mal daraufhin angesprochen?
Petrus: Ja - mehrfach! Aber Jörg streitet alles ab und weiß sowieso alles besser.
Und der Hammer war ja, dass dieser Jörg neulich in der Mittagspause wohl versucht haben soll, sich Luzi's Dreizack anal einzuführen. Außerdem hat Jörg da unten jetzt wohl einen Club gegründet, und dieser Club versucht nun, jegliche Art von PornoSchmudel, ErotikSchmudel oder SexSchmudel in der Hölle zu verbieten.
Gott: Hui, da wird sich Luzi aber freuen. Da soll er mal aufpassen, dass dieser Jörg ihm demnächst nicht seine komplette Pornosammlung klaut.
Petrus: Luzi ist total von dem Kerl gepestet und fragt, ob wir den Jörg nicht abwechselnd im 2-Wochen-Takt wieder bei uns aufnehmen könnten.
Gott: Der hat ja wohl 'n Rad ab - der Luzi. Schreib dem, dass das gar nicht in die Tüte kommt. Ich bin froh, dass wir den Kerl hier oben los sind.
Petrus: Wir könnten doch aber zumindest
.
Gott (erbost- unterbicht Petrus): Vergiss es! Weißt du noch beim letzten Mal, als der Jörg sich darüber aufgeregt hat, dass die Engel seit der Reform 1875 alle Oben-ohne bei uns rumflattern? Alter, so viele Papiertaschentücher wie der in einer Woche verbraucht hat, habe ich in den letzten 500 jahren nicht mehr benötigt.
Petrus (eingeschüchtert, leise): Du meinst also,
Gott (bestimmend): Ja! Schreib Luzi, er soll den Kerl zusammen mit dem Typen von der CALGON-Werbung und der kleinen Bratze von der Fruchtalaaaaaaaaaaaaaarm- Werbung in den Innendienst stecken.
Dann können die drei sich gemeinam fertigmachen.
Petrus: Der Jörg mag aber keine Kinder.
Gott: Das geht mir dermaßen am A
vorbei, was der Jörg mag und was er nicht mag. Schreib Luzi das!
(Gott steht schräg zur Kamera und freut sich über ein vorbeiflatterndes nacktes Engelchen.)
Petrus: Das wird dem Jörg bestimmt nicht gefallen und er wird wieder versuchen, sich irgendwo zu beschweren.
Gott:
und? Pöh - soll er doch!
meinetwegen kann er sich beschweren, bis er schwarz wird.
(Petrus tippt mit abgespreiztem Zeigefinger die SMS ins Handy,
wartet einen Moment, bis die Nachricht gesendet ist.)
Petrus: Chefchen?
Gott: Jo!
Petrus: Ich hab das im Urin: mit dem Jörg bekommen wir noch Probleme, den wird man nicht einfach so los.
Gott: Ach, du alter Miesepeter! Notfalls stecken wir den Jörg ins "Wiedergeburten-Programm" und lassen ihn irgendwo in Afghanistan als Kamel wieder auftauchen.
Petrus:
wenn du meinst!
Gott: Yepp - ich meine.
und jetzt komm frühstücken!
Petrus: Oki, Chefchen! Soll ich Luzi mal fragen, ob er nicht am Wochenende mal wieder auf'n Käffchen kommen will? Ich könnte uns dann wieder die leckeren Marzipanröllchen backen - die mag er doch so gern'.
Gott: Gute Idee! Mach das - und nun komm', bevor die Engelchen wieder die ganze Marmelade aufgefressen haben und ich mir wieder den ranzigen Edamer auf's Brötchen knallen muss. Von dem bekomm' ich nämlich immer so'n Sodbrennen.
(Petrus erhebt sich und hakt sich bei Gott unter. Beide gehen nach rechts aus dem Bild. Von links torkelt ein barbusiges Engelchen ins Bild, bleibt stehen und übergibt sich.)