Verunglückte Sendungen
Freiheitsberaubung am 15 Oct. 2010 17:14
"Rettet die Million": Jörg Pilawas Pannenshow
(cfl/AFP) - Es sollte der große Premieren-Triumph beim ZDF werden, doch stattdessen geriet Jörg Pilawas Show "Rettet die Million" zu einem Desaster.
In seiner neuen Quizshow nach dem britischen Vorbild "Million Pound Drop" fragte der Moderator mit neuer Fönfrisur etwa nach der Bedeutung der Telefon-Kurzwahl "124 124". Die richtige Antwort lautete: "Die international einheitliche Zentralnotrufnummer für Seenotfälle".
Neugierige Zuschauer wählten daraufhin die Nummer und blockierten bis zum frühen Morgen die Leitungen im deutschen Maritime Rescue Coordination Center (MRCC) in Bremen, wie die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) mitteilte.
Eine reibungslose Abwicklung von Notfällen sei während dieser Zeit nicht mehr gewährleistet gewesen. Es sei "nicht auszudenken", was passiert wäre, wenn sich in dieser Zeit ein Unfall auf See ereignet hätte, hieß es.
Nach Angaben der DGzRS versprach das ZDF, aus Sicherheitsgründen künftig auf derartige Fragen zu verzichten. Schon während der Sendung hatte Quizmaster Pilawa die Zuschauer vergeblich dazu aufgerufen, von Anrufen unter der gesuchten Nummer abzusehen.
Zuschauer eingesperrt
Doch Jörg Pilawa hat natürlich mehr auf der Pfanne: Bei der Aufzeichnung von "Rettet die Million" waren die Zuschauer unglaubliche sieben Stunden ohne Toilette und Wasser eingesperrt, wie "Der Westen" berichtet. "Zum Schluss hat selbst Jörg Pilawa geweint", zitiert das Portal
So kam es zu der Entgleisung: Wütend habe ein kompletter Block der 350 anwesenden Zuschauer nach fünfeinhalb Stunden das Studio verlassen. "Danach haben die Mitarbeiter der Produktionsfirma Endemol regelrecht gebettelt, dass der Rest im Studio bleibt und die Aufzeichnung nicht frühzeitig verlässt", sagte die empörte Besucherin dem "Westen".
Nach dem Weggang der ersten Zuschauer hätten Bodyguards vor den Ausgängen das restliche Publikum am Verlassen gehindert. "Das ist Freiheitsberaubung", hätten daraufhin die Leute skandiert. Selbst als der letzte Kandidat die Bühne verlassen hatte, durften die Besucher noch nicht nach Hause. "Sie haben zunächst das Geld gezählt", berichtet die Zuschauerin.
"Das ZDF bittet um Nachsicht", wollte Sprecher Peter Gruhne danach gegenüber dem "Westen" beschwichtigen. Die strikten Absperr-Maßnahmen gingen auf Zusagen an einen Münchner Finanzdienstleister zurück, bei dem die Million Euro der Show versichert war.
Auch Jörg Pilawa zeigte sich dem "Westen" zufolge reumütig: "Es tut mir extrem leid. Wir werden die Abläufe komplett neu gestalten. So etwas wird nie wieder passieren."
gts