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Hexentum

Hexentum

Herkunft des Hexenglaubens
Der Begriff des Hexenglaubens ist doppeldeutig. Zum einen bezeichnet er die Überzeugung von der realen, bedrohlichen Existenz der Hexen, wie er im Volksglauben verwurzelt war und sich zum Hexenwahn steigern konnte. Zum anderen kann der Begriff heute die (naturreligiösen) Überzeugungen der sich selbst so bezeichnenden Hexen beiderlei Geschlechts bezeichnen

Das Stereotyp der Hexe, nämlich einer alten Frau, die auf einem Besen reitet (hinzu kommt dann oft die Begleitung durch einen schwarzen Vogel oder eine Katze), leitet sich von der Vorstellung eines Dämons ab, der sich in Hecken oder Hainen aufhält oder auf Zäunen reitet; aus der Zaunstange des althochdeutschen Ausdrucks, meist gegabelte Äste, wurde in bildlichen Darstellungen der Hexenbesen.

Für das Bild der Zaunreiterin gibt es verschiedene Erklärungen: Es könnte sich einmal um eine Art archaischer Waldpriesterinnen gehandelt haben, andererseits wird auch ein abstraktes Bild bemüht: Demnach pendeln die Beine von Wesen, die auf Zäunen sitzen, ja auf zwei verschiedenen Seiten, in diesem Fall die Seite der menschlichen Welt und die Seite der Geister (s.a. Hexensalbe).

Wenn die Hecke eine Trennlinie zwischen der diesseitigen Welt und der jenseitigen Welt darstellt, ist die Hexe demnach eine Person, die zwischen diesen beiden Welten vermitteln kann - somit divinatorische, aber auch heilende Fähigkeiten und hohes Wissen besitzt.

Der Begriff Hexe ist ein Sammelbegriff, der viele Ausrichtungen wie zum Beispiel Incantata (Beschwörende), Bacularia (Besenreiterin), Herberia (Kräuterfrau), Strix (Eule) u. v. m zusammenfasst. So umfasst der Begriff Hexe von je her Heilerin, Hebamme, Orakelsprechende, Zaubersprechende, Kräuterfrau, (Hell-)Seherin u.v.m.

Die wahrscheinlichste Herkunft des Archetypus "Hexe" ist aufgrund der etymologischen Hinweise und des überlieferten Volksglaubens also eine Frau mit okkultem oder Naturheilwissen, die unter Umständen einer Priesterkaste angehörte. Mit dem Vordringen des Christentums wurden die heidnischen Lehren und ihre Anhänger sodann dämonisiert.


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Zukunftsengel

Re: Hexentum

Hexenkunst
Eine mögliche Bedeutung der Hexenkunst, des Verhexens findet sich in einem der ältesten und heute noch von sog. Hexen verwendeten Symbol: dem Hexagramm. Der griechische Wortstamm hex-, lateinisch sex- symbolisiert "die dreifache (Körper, Geist, Seele) Göttin" in Umarmung mit "dem dreifachen Gott". In diesem Bild kommt zum Ausdruck, dass nur gebündelte und vereinigte Energie Kraft besitzt. So war es in der vorchristlichen Zeit und in vielen Kulturen Usus, dass männliche und weibliche Hexe/PriesterIn sich auf allen drei Ebenen - Körper, Geist und Seele - vereinigten, um so ihre Kraft/ihre Energie zu vereinigen. Auch das chinesische Symbol Yin und Yang transportiert den Kern und das Ziel dieses Hexenglaubens: ausgeglichenes, gleichberechtigtes, sich harmonisch ergänzendes Zusammentreffen von männlichen und weiblichen Energien. In dieser Vorstellung wird jedes Wesen in seiner Ganzheit respektiert - ein Glaube, der mit dem mittelalterlichen, aristotelisch geprägten Christentum nicht kompatibel war, das mit dem Sündenfall Frauen als verwerflich und damit nicht dem Manne gleichberechtigt ansah, im Übrigen die sexuelle Vereinigung nicht als religiösen Akt ansieht.

Vor diesem Hintergrund und aus der Annahme, die von Hexen betriebene Magie sei zu unterscheiden in weiße Magie und schwarze Magie in Form von Schadenszaubern bildete sich die Vorstellung aus, Hexen pervertierten das Christentum und stünden im Bund mit dem Teufel. Die Annahme eines Teufelsbundes bildete eine wesentliche Grundlage der Hexenverfolgungen.

Moderner Hexenglaube setzt einen Teufelsglauben keineswegs voraus.


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Zukunftsengel

Re: Hexentum

Hexenverfolgung
Verfolgungen von der bösen Zauberei verdächtigen Personen gab es in fast allen Kulturkreisen; mit Hexenverfolgung als historischem Begriff meint man allerdings die Periode der legalen Hexenverfolgung bzw. der Hexenprozesse in Europa vom 15. bis ins 18. Jahrhundert. Der Grossteil der Hexenverfolgungen liegt entgegen der landläufigen Ansicht nicht im Mittelalter, sondern in der frühen Neuzeit.

Die Hexenverfolgungen betrafen nicht nur Frauen. Obgleich diese insgesamt die Mehrheit der Verfolgten bildeten, gab es Abweichungen in Regionen, wo das Bild des Zauberers traditionell männlich besetzt war. In Island waren beispielsweise 80% der verfolgten Hexen Männer.

Schon im spätantiken römischen Recht (unter Diokletian) stand die Schadenszauberei unter Strafe und auch in den mosaischen Gesetzen sind entsprechende Regelungen erwähnt.

In der spätantiken und frühmittelalterlichen Kirche gab es zwei konkurrierende Ansichten zur Hexerei. Augustin schloss von der physikalischen Unmöglichkeit des Zauberns auf eine implizite Einladung des Teufels zur Bewerkstelligung der sonst unmöglichen Aufgabe. Diese semiotische Auffassung der Hexerei trat aber zunächst in den Hintergrund zugunsten einer Auffassung, die sich aus den Regelungen der Kirchenväter zum Umgang mit Frauen ableitete, die glaubten mit Diana des nachts auszufahren: Diese Frauen, so heißt es dort, seien mit Nachsicht zu behandeln, denn da was sie zu tun glaubten physikalisch unmöglich sei, basiere es auf Einbildung.

Der Begriff an sich stammt aus der Schweiz: "Hexereye" taucht erstmals 1419 in einem Prozess gegen einen Mann im schweizerischen Luzern auf. Allerdings ist schon 1402/03 in einem Rechnungsbuch von Schaffhausen von einem "hegsen brand", also einer Hexenverbrennung die Rede. Das Standardwerk der Hexenjäger Malleus Maleficiarum erwähnt die Hexen noch als "malefici", d.h. Zauberer.

Bis zu diesem Zeitpunkt wurden vereinzelte Forderungen der Bevölkerung nach Hexenprozessen von den Obrigkeiten nicht verhandelt. Die landläufig als treibende Kraft der Hexenverfolgungen vermutete Inquisition richtete sich gegen Glaubensabweichler. Auch soweit diese okkulter Praktiken verdächtigt wurden, blieb der Hauptanklagepunkt stets die Häresie. Tatsächlich hat die spanische Inquisition sogar alle Versuche, in Spanien Hexenverfolgungen durchzuführen, energisch unterbunden.

Im frühen 15. Jahrhundert setzt sich jedoch die oben erwähnte Auffassung der Hexerei als Teufelspakt durch. Zudem festigt sich das Bild der Hexen als Hexensekte mit Zusammenkünften und Riten, das später zusammen mit der Folter als Verhörmethode zu der explosionsartigen Ausbreitung der Beschuldigungen führen sollte. Das Zeitalter der legalen Hexenverfolgungen hatte begonnen.

Um einen Prozess zu eröffnen, genügte anonyme Denunziation. Oftmals ging die Anzeige von den Hexenrichtern selbst aus. Der Nachweis eines Vergehens der Angeklagten konnte jedoch nicht schon durch die Aussagen von Zeugen geführt werden. Vielmehr war das Geständnis der Angeklagten, eine Hexe zu sein, die notwendige Voraussetzung für ein Todesurteil.

Um das Geständnis zu erlangen, wurde die Folter angewendet. Die Hexenprozesse haben am meisten zur raffinierten Ausbildung des Torturwesens beigetragen.

Obwohl die Hexenprozesse sicherlich teils zur Beseitigung unliebsamer Nachbarn oder Geschäftspartner genutzt worden sind, entspringt die Initiative dazu einer realen Angst vor Verhexung, die für den modernen Menschen schwer nachzuvollziehen ist. Die größte Welle der Hexenprozesse Ende des 16. Jahrhunderts fällt zusammen mit der sog. kleinen Eiszeit und mit einem Ansteigen der Verfolgung anderer Delikte, wie z.B. Infantizid (Abtreibung) oder „Sodomie“ (in der damaligen, homosexuell geprägten Bedeutung). Einerseits scheinen also die Klimaverschlechterung und die damit zusammenhängenden Missernten den Hexen wegen der ihnen zugeschrieben Macht der Wetterzauber zur Last gelegt worden sein, andererseits ist das Bedürfnis nach der Bestrafung von deviantem Verhalten mit der wirtschaftlichen Not gestiegen.

Am 4. April 1775 wurde im Stift Kempten im Allgäu Anna Schwegelin "wegen erwiesener Teufelsbuhlschaft" als letzter Hexe in Deutschland der Prozess gemacht. Das Urteil des Fürstabt Honorius von Schreckenstein, dem kraft kaiserlichen Privilegs (Campidona sola judicat...) die geistliche und weltliche Gerichtsbarkeit zustand, wurde aber aus unbekanntem Grunde nicht vollstreckt.

Noch später, nämlich 1782, wurde als letzte Hexe der Schweiz Anna Göldi hingerichtet.

Diesen Prozessen begegnete man in der aufgeklärten Öffentlichkeit Europas allenthalben bereits mit Unglauben und Abscheu. Das Ende der Hexenverfolgung war allerdings nicht durch die Aufklärung eingetreten oder dadurch, dass der Wunsch nach Verfolgung nachgelassen hätte. Vielmehr waren es juristische Erwägungen, von dem Jesuiten Friedrich von Spee in seinem einflussreichen Werk Cautio Criminalis (Rechtliche Bedenken wegen der Hexenprozesse) formuliert. Die mangelnde Beweisbarkeit von übernatürlich entstandenem Schaden hat dazu geführt, dass die Obrigkeiten den Hexerei-Beschuldigungen nicht mehr nachgegangen sind und diese nicht mehr verhandelt haben, obwohl die Bevölkerung dies lange weiterhin forderte.


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Zukunftsengel

Re: Hexentum

Moderne Hexen
Hexereivorstellungen und Hexenverfolgungen sind nach wie vor in vielen Teilen der Welt endemisch, so z. B. in Westafrika, wo noch in den 1970ern Hexen für eine Epidemie verantwortlich gemacht wurden. Anstatt Impfprogramme zu initiieren ließ die Regierung im Radio Geständnisse alter Frauen verbreiten, dass diese die Gestalt von Waldkäuzen angenommen haben, um die Seelen der kranken Kinder zu stehlen.

Der Hexenbegriff im europäisch-amerikanischen Kulturraum hat dagegen eine grundlegende Wandlung erfahren. Mit der Rezeption der frühen Forschung zu den Hexenverfolgungen (u.a. Michelet-La Sorcière) durch die alternative Szene und die Frauenbewegung, insbesondere der Vorstellung, die Hexen seien eigentlich weise Frauen gewesen, die von den Herrschenden verfolgt wurden, bietet der Hexentopos ein weites Spektrum der Identifikation für die Esoterikszene. Zu nennen ist hier vor allem die Wicca Religion, die sich als ursprüngliche, heidnische Natur-Religion der Hexen versteht und in den USA viele Anhänger hat.

Das Bild der mit Wunderkräften ausgestatteten Hexe gilt heutigen Hexen als überholt und hat mit deren Selbstverständnis nichts zu tun


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Zukunftsengel