Herzlich Willkommen in Lilly`s Klappsmühle!!! - Liebe...Gedichte....Herzschmerz....

2. Advent

2. Advent





Am zweiten Sonntage im Advent

Evang.: Von Zeichen an der Sonne (Luc. 21, 25-33.)


Wo bleibst du, Wolke, die den Menschensohn

Soll tragen?

Seh` ich das Morgen im Osten schon

Nicht leise ragen?

Die Dunkel steigen, Zeit rollt matt und gleich;

Ich seh` es flimmern, aber bleich, ach bleich!


Mein eignes Sinnen ist es, was da quillt

Entzündet,

Wie aus dem Teiche grün und schlammerfüllt

Sich wohl entbindet

Ein Flämmchen und, von Schilfgestöhn umwankt,

Unsicher in dem grauen Dunste schwankt.


So muss die allerkühnste Phantasie

Ermatten;

So in der Mondesscheibe sah ich nie

Des Berges Schatten

Gewiss, ob ein Koloss die Formen zog,

Ob eine Träne mich im Auge trog.

So ragt und wälzt sich in der Zukunft Reich

Ein Schemen

Mein Sinnen, sonder Kraft, gedankenbleich.

Wer will mir nehmen

Das Hoffen, was ich in des Herzens Schrein

Gehegt als meiner Armut Edelstein?


Gib dich gefangen, törichter Verstand!

Steig nieder

Und zünde an des Glaubens reinem Brand

Dein Döchtlein wieder,

Die arme Lampe, deren matter Hauch

Verdumpft, erstickt in eignen Qualmes Rauch.


Du seltsam rätselhaft Geschöpf aus Ton,

Mit Kräften,

Die leben, wühlen, zischen wie zum Hohn

In allen Säften,

O, bade deinen wüsten Fiebertraum

Im einz`gen Quell, der ohne Schlamm und Schaum!


Wehr` ab, stoß fort, was gleich dem frechen Feind

Dir sendet

Die Macht, so wetterleuchtet und vereint;

Und starr gewendet

Wie zum Polarstern halt das eine fest,

Sein Wort, sein heilig Wort - und Schach dem Rest!


Dann wirst du auf der Wolke deinen Herrn

Erkennen,

Dann sind Jahrtausende nicht kalt und fern,

Und zitternd nennen

Darfst du der Worte Wort, der Liebe Mark,

Wenn dem Geheimnis deine Seele stark.