Nähforum - Gedichte, Gedanken & lyrische Ergüsse

Die zwei beiden und die Feldbevölkerung

Die zwei beiden und die Feldbevölkerung

Die zwei beiden und die Feldbevölkerung
von Iridian alias Morticia Snape alias öhm ... ersparen wir uns das

Wie inzwischen durchaus allgemein bekannt ist, schlägt sich das blühende Menschengeschlecht mit einem Masseproblem herum. Ja, es ist geradezu schwer wiegend im wahrsten Sinne, denn viele Menschen wiegen viel, ja, einer durchaus mehr als der andere, manch einer sogar sehr viel mehr, aber lassen wir das beiseite. Es geht hier tatsächlich um die kaum noch überschaubare, fast schon unzählbare Feldbevölkerung. Feld? Welches Feld bitte? Nein, die Erde ist keine Scheibe, nun, na ja, für einige schon. Aber ich glaube fest an die wenigen vernunftbegabten Geschöpfe. Ihr gesunder Menschenverstand weist Ihnen den richtigen Weg, ja, es handelt sich um die unzähligen Wesen dieses runden blauen Dinges unter unseren Füßen.

Dringender Handlungsbedarf zwingt die dicken Großen oder großen Dicken, egal, auf jeden Fall bewegt dieses immense Problem zwei vernunftbe... entschuldigung das war der falsche Begriff, ich meine zwei Menschen, nein wieder falsch, zwei Politiker zum unumschränkten Handeln. Aber diesem geht die Phase der Ideen voraus und die zwei beiden hätten da auch schon ein paar Vorschläge.

Telefonat zwischen hier und dort - punkt ACHT-NULL-NULL teutscher Zeit

Tschortsch Doppelkinn Putsch lehnt lässig auf dem blau-weiß-roten Ledersessel, sein Telefon ist auf Freisprechen geschaltet.

Ihm gegenüber durch Zeit, Entfernung und einer Potenz von Verstand getrennt, hockt Gettwald Schrötter den Hörer ans Ohr gepresst auf seinem Sitz.

Etwas ist seltsam. Sie führen ihre Unterhaltung in teutscher Sprache und legen ein äußerst untypisches Verhalten an den Tag. Sollten etwa noch andere Individuen ihre öffentlichen Auftritte vor dem Spiegel üben?

"Ach du bist dran Gettwald. Schön, dass du mich um diese Zeit belästigst. Ich dachte, du könntest auch mal ohne mich ..."

"Darum geht es nicht Tschortsch, nicht dieses Mal." Schrötter hüstelt in den Hörer.

"Schade, dabei hatte ich gerade eine neue Idee für deine 5 Millionen Faulpelze oder wie nennst du sie so liebevoll?" Doppelkinn kratzt sich am Kopf und grunzt in den Hörer, lacht dröhnend "die Ausbeutungsklasse, ha, ha, huhuhuhu."

Schrötter lacht ebenfalls. "Und das wird auch so bleiben, schließlich habe ich ihnen Baumblut vorgesetzt. Die sind erst mal versorgt und wenn ich erst die 1-Cent-Jobs eingeführt habe, ist ganz Ruhe."

"Na gut, dann eben nicht. Aber du rufst doch an, um meinen unvergleichlichen Rat einzuholen. Oder irre ich mich da Getti?"

"Jedenfalls so ähnlich. Du weißt ja, es gibt entsetzlich viel von diesen, diesen", Gettwald verstummt für einige Minuten. Durch seinen Kopf flitzen Worte: Probleme auf zwei Beinen, Proleten, Plebs und fast am schlimmsten, denkende Wesen, mündige Bürger, "uuuuäääh", ist das Einzige, was er herauswürgen kann.

"Ach du meinst Menschen", Tschortsch gähnt und krault sein Doppelkinn, "Untertanen ...", fügt er noch gelangweilt hinzu.

"Du hast Recht Putsch! Genau die meine ich."

"Natürlich habe ich Recht! Das habe ich immer, aber was ist mit denen, außer dass es zu viele davon gibt?"

"Das ist es", ruft Schrötter aus und freut sich wie ein kleines Kind über seinen intelligenten Gesprächspartner.

"Was? Hä?"

"Na genau das, Tschortsch ES GIBT EINFACH ZU VIELE MENSCHEN! Bevölkerungsexplosion, verstehst du, Personenkollaps!"

"Da sagst du mal was. Ich kenne das Problem schon lange, habe auch schon versucht was zu unternehmen. Aber bei meinen Kriegen sterben einfach zu wenige und dann sind es auch noch meine eigenen Leute ... ha", man kann Putschs breites Grinsen förmlich durchs Telefon hören, "warum hilfst du mir nicht? Du könntest ein paar Konflikte schüren, siehst doch wie ich es mache und dann fängst einfach ein paar Kriege an."

"Nö Tschortsch, das überlass ich besser weiter dir", antwortet Schrötter maulend, "wir sind eh immer noch die Buhmänner."

"Hast Recht Gettwald. Erstens kann ich das sowieso besser und zweitens kann ich das sowieso besser. Also lass uns was anderes überlegen."

"Hmmm, hmmm, hmmm", sagt Doppelkinn.

"Hmmm, hmmm, hmmm", antwortet Schrötter.

"Ich hab´s Schröttilein", grunzt Tschortsch ins Telefon, "ich haaahaaabs ..."

"Was hast du?", fragt Getti blöde.
"Na mein Pferd, mein Haus, mein Boot, hähähähähähä", Doppelkinn lacht über seinen eigenen Scherz, so dass selbiges anfängt zu wackeln. "Nein im Ernst, was glaubst du, mir gehören ganze Pferdeherden, nein nicht wirklich. Was soll ich denn mit lebenden Wesen? Na ja, wenigstens denken sie nicht. Hähähähähä. Du weißt doch, dass mir drei Viertel der Erde gehören. Ich bin der König der Welt, huuaaah. Du kennst doch mein Motto." Putsch beginnt falsch und schief zu singen. "Denn heute gehört mir Uhmerika und morgen die ganze ..."

"Da irrst du dich", unterbricht Schrötter schroff, "das geht anders und außerdem haben wir´s erfunden."

"Die Tschweitzer?", Putsch klingt empört und räuspert sich.

"Neeein, die Teutschen", erklärt Schrötter.

"Das glaube ich kaum. Wir hatten es zuerst. Wer hat sie schließlich ausgelöscht und vertrieben ... diese ganzen ... diese ... ähm ...", Putsch fischt nach Worten.

"Die Indi...Indi..., na die Ureinwohner", hilft Gettwald aus.

"Genau, du sagst es, das ganze Gesocks", Tschortsch schüttelt sich voller Ekel, "das waren auch solche", Putsch macht eine Pause und fängt dann an zu stottern, "d... d... de... denk...", man kann förmlich sehen wie er sich am anderen Ende der Leitung voller Entsetzen und Ekel windet. "Nein", schnauft er schließlich, "ich kann es nicht aussprechen."

"Ich hasse sie mindestens ebenso wie du Putschi, diese", auch Gettwald macht eine kleine Pause und stößt dann blitzschnell die schlimmen Worte heraus, "denkenden Wesen." Sofort spült Schrötter seinen Mund mit einem Schluck Seifenwasser aus, das in einem Becher auf dem Schreibtisch steht und spuckt es geräuschvoll in einen Blumentopf. Schließlich schüttelt auch Schrötter das Grauen von sich, das ihn immer erfasst, wenn er an solche furchtbaren mündigen Bürger denkt. "Jaaaa", versucht er den Faden wieder aufzunehmen, "ja, darum ging es doch. Wie vernichten wir diese miesen, fiesen ... ähem ... diese vielen Menschen? Du hattest eine Idee?", fragt er lauernd.

"Genau", Tschortsch grinst wie eine fette Gelbbauchunke, "die hab ich auch! Deine Leibeigenen sind doch mindestens ebenso bescheuert wie meine Untertanen. Glotzen täglich stundenlang in die Flimmerkiste. Damit können wir arbeiten."

"Hä? Sollen wir sie etwa am Fernseher anketten, bis sie verhungern? Ziemlich aufwändig." Gettwalds Ahnungslosigkeit ist fast zum Greifen nahe.

"Bist du schlau oder bin ich schlau", fragt Putsch leicht genervt und ergänzt halblaut, "ich bin es defettnitiv ... ich bin es, aber das werde ich ja nicht hochsterilisieren ..."

"Was war das?", Schrötter traut seinen Ohren kaum. Er zwängt deshalb auch gleich einen Finger in seinen Gehörgang.

"Gar nichts, gar nichts", beschwichtigt Tschortsch schnell seinen Ordensbruder, "ich meine es nicht im buchstäblichen Sinne. Anketten wäre tatsächlich mit zu viel Aufwand verbunden und wenn sie nicht essen, wie bitte sollen dann die Drogen aus dem Fertigfraß in sie reinkommen, hä? Bitte? Wie sollen sie das?"

"Ja da hast du auch wieder Recht", kriecht Handlanger Gettwald zu Kreuze.

"Ich weiß, denn ich hab immer Recht, ich bin der Herrscher über alle, über aaaaalleeee." Leider singt Doppelkinn schon wieder.

Inzwischen erwähnt Schrötter schnell einige Worte, da er genau weiß, dass Putschs mieser Gesang sie übertönen wird. "Ja, über Aale vielleicht..."

Putsch scheint trotzdem etwas gehört zu haben: "Hä?", fragt er intelligent nach.

"Ich habe nur ja gesagt."

"So wie immer, aber zurück zum Thema." Putsch lässt die Fingerknöchel knacken. "Hier also meine geniale Idee: Fernsehshows!"

"Fernsehshows?"

"Fernsehshows!", bestätigt Tschortsch. "Die Volksverdummung hat doch bisher grandios funktioniert, Talkshows, Gerichtssendungen, Volksmusik, Gameshows, Der große Bruder - alles für die tumbe Masse."

"Na und", Schrötter versteht die Genialität noch nicht, "die sind doch schon blöde. Meinst du man kann das Niveau noch mehr unterbieten, damit alle an Gehirnschwund dahinsiechen?"

"Nein, leider kann man das Fernsehprogramm nicht noch mehr ... ähem ... wie hieß das doch gleich ... ach ja ... verdööfern ... na ja ... vielleicht solltet ihr noch mehr Pornos und Heimatfilme zeigen." Putsch überlegt kurz. "Nein, ich denke wir sollten alles so beibehalten. Nur ein wenig mehr physische Aktion ins Spiel bringen."

"Physische Aktion?"

"Klar. Bei den Talkshows dürfen die Looser sich nicht mehr nur mit Worten fertig machen, sondern auch mit den Fäusten. Aus den Gerichtssendungen werden die Verurteilten live auf den elektrischen Stuhl geschickt. Die Volksmusikanten bekommen gratis Koks, den sie unter dem Publikum verteilen müssen. In den Gameshows geht es bald um Geld oder Leben und der große Bruder überwacht sie sowieso schon alle."

Schrötter den Telefonhörer ans Ohr gepresst, holt tief Luft und einige Minuten herrscht atemlose Stille, bis ein einziges Wort aus seinem Munde bricht: "GENIAL!"

"Ich weiß", erwidert Putsch geschmeichelt und sonnt sich im Strahlen seines eigenen Egos.

"Genial", wiederholt Schrötter diesmal kriecherisch, "das müssen wir umsetzen. Allerdings ... na ja ... da könnte ich Hilfe brauchen ..."

"Aber immer doch, mein Guter, ich werde dir ... wart mal ...", Putsch zögert sicher zehn Minuten und zählt in Gedanken seine drei hochrangigsten Helfershelfer durch, "ich werde dir Doofmän vorbeischicken."

"Prima Putsch, dann werde ich Trottelmeyer für diese wichtige Aufgabe abstellen!"

KNACK ertönt es in Schrötters Telefonhörer. "Hast du was gesagt, Putsch?", fragt Schrötter argwöhnisch.

"Nein nichts", auch in Putschs Telefonleitung knackt es verdächtig, was er aber nicht hören kann, da er die Freisprecheinrichtung eingeschaltet hat.

"Wer weiß", Schrötter zuckt mit den Schultern, "bestimmt nur ein Wackelkontakt. Aber wir sollten besser Schluss machen."

"Ja, das sollten wir wohl. Machs gut Getti."

"Du auch Tschortsch!"

Schrötter legt den schwitzigen Hörer wieder auf die Gabel und beendet somit das Gespräch. Am anderen Ende der Welt schaltet Putsch die Freisprecheinrichtung aus.

Das rote Lämpchen in der Anzeigetafel erlischt plötzlich. Das Gerät hat seine Arbeit getan und den gesamten Gesprächsverlauf aufgezeichnet.

"Alles im Kasten", ertönt eine Stimme zufrieden.

Zwei Sekunden darauf, beendet auch das zweite Aufnahmegerät seine Tätigkeit.

"Ich habe auch alles", erklärte eine zweite Person, "aber eigentlich ist es unnötig alles doppelt mitzuschneiden, jetzt wo unsere Organisationen vereinigt worden sind ..."

ENDE