hab da noch ein interview aus dem WIENER von meiner freundin bekommen, inhaltlich nix neues, aber der letzte satz ist der knaller lool
(hoffe das funkt mit dem anhang..)
jamin' in the light of jah he heals my soul he hears my call he is my all and everything
Re: Interessante Interviews
Zitat: amica hab da noch ein interview aus dem WIENER von meiner freundin bekommen, inhaltlich nix neues, aber der letzte satz ist der knaller lool
(hoffe das funkt mit dem anhang..)
jamin' in the light of jah he heals my soul he hears my call he is my all and everything danke dir
Der Weg Ist Das Ziel!
*CarpeDiem*
Re: Interessante Interviews
... hier ein Artikel aus der Zeitung
Er, Graz und die Liebe Xavier Naidoo gab Graz die Ehre. Zwei Stunden Hit-Verwöhnung für alle Fans des Mannheimers. Und am Ende singt er ein Lied, damit nur Graz Liebe empfängt. Sehr nett.
Beinahe hätten die Fans von Xavier Naidoo geduldig sein müssen. Beinahe hätte es lange gedauert, bis das Konzert angefangen hätte. Die Soulgröße aus Mannheim war sich nämlich nicht ganz darüber im Klaren, wann er und seine Band beginnen sollen. "Ich dachte, wir starten um 22 Uhr. Meine Leute haben mich vom Trainieren weggeholt", entschuldigt sich Naidoo für das Unterleibchen, das er trägt. Es sei ihm verziehen. Immerhin schenkte er sich (trotz vorangegangenem Schnurspringen) zwei Stunden lang nichts. Und den Fans sämtliche Hits.
Egal, ob er zum Mut zur Veränderung aufruft, über keinen leichten Weg schreitet oder sein Baby bittet, ihm noch einmal in die Augen zu sehen, bevor sie geht: Graz hängt an seinen Lippen. Mitsing-, Mittanz- und Mitknutschfaktor, jeweils 100 Prozent. "Graz, wir sind immer wieder gerne da. Und kommen auch wieder!", bedankt sich der 38-Jährige. Zufriedenes Kreischen.
Ablenkung Anspruchsvoller Soul, rasende Gitarrensoli und ein Saxophonist, dem es immer wieder gelingt, Töne aus seinem Horn zu holen, die man so nicht erwartet, lenken davon ab, dass die Themen, die Xavier Naidoo besingt, nicht sehr vielseitig sind. Die Liebe oder das Leben, meistens die Kombination - mehr ist da nicht.
Dann trägt sein Herz ihren Namen und ihr Fehlen ist sein Schmerz, während es kurz zuvor keinen Sinn gemacht hat, zu gehen, weil er sie ohnehin festhält und sie gleichzeitig in allen Himmelsrichtungen suchen wird. Aufgegeben wird auch maximal ein Brief: Nicht aufgeben!, appelliert er im Song "Alles kann besser werden", es wäre doch total egal, wenn alles verdorben ist. "Gib dich nicht auf, selbst wenn es alle tun", heißt es im Refrain von (richtig) "Gib dich nicht auf".
Und trotzdem: Kein Lied klingt wie das andere, musikalisch ist das Konzert von Naidoo etwas Besonderes. Als er dann Graz noch sein Herz leiht, sind ohnehin alle hin und weg. Und gehen glücklich nach Hause. "Dieser Song ist nur für dich, Graz." Dann hat das letzte Lied seine Lippen verlassen, nur damit Graz Liebe empfängt. Sehr nett. Aber wetten, dass jede Stadt solche Liebesbotschaften hört?
"Es ist nicht wenig Zeit, die wir zur Verfügung haben, es ist nur viel Zeit, die wir vergeuden." (Lucius Annaeus Seneca)
Re: Interessante Interviews
Danke Manu für das Interview...es ist ein Wortschatz und ein Augenschmaus mit Tiefgang... Von Anfang an fühlt man sich im Gespräch zugehörend...es könnte kein Ende nehmen...
Alles Liebe Conny
Re: Interessante Interviews
manu, hier passt das video-interview auch besser rein ich hatte das schon im april ins forum gestellt, ist ein bissl untergegangen...
diese presse info gehört dazu:
Zitat: KerstinB 08.04.2010 11:30 Mit Worten die Welt verändern
Leonberg (ots) -
Xavier Naidoo ist der Überzeugung, dass "unsere Gesellschaft insgesamt noch nicht bereit ist, die richtigen Fragen zu stellen". Mit seiner Musik ist er Inspiration und Vorbild dafür, wie die Welt mit Worten zum Positiven verändert werden kann. In einem Interview mit Jan Gaspard auf nexworld.TV verrät der Musiker, was ihn persönlich antreibt.
Seine Botschaft - die eigene Stimme hat Gewicht. Er glaube nicht, dass Politiker etwas ändern können, sondern dass ein Einzelner die Dinge verändern kann, so Naidoo zu www.nexworld.TV. Durch mehr Verantwortung und Eigeninitiative ließen sich Themen auf den Tisch bringen, die sonst als Tabu gelten. Und was man selbst in seinem eigenen Umkreis mache, wirke auch in die Welt hinaus. So geht der Sänger selbst mit gutem Beispiel voran, startet Projekte und bringt wichtige Leute zusammen, um etwas zu bewegen und die Menschen dazu zu mobilisieren "für die Welt eine Wahrheitssuche zu betreiben".
Für Naidoo dient die Musik als Sprachrohr. Mit seinen Songs möchte der Künstler auf Missstände aufmerksam machen und die Menschen ermuntern, selbst den Mund aufzumachen. War man früher eher die leisen Töne von ihm gewöhnt, geht Naidoo in seinen Songs jetzt mehr und mehr zum Angriff über. Sein Ziel sei, den Großen zu verstehen zu geben "lasst mal die armen, unschuldigen Leute in Ruhe, legt euch mal mit jemand an, der weiß wer ihr seid", meint Naidoo.
Aus eigener Betroffenheit beschäftigt sich Xavier Naidoo viel mit dem Thema Kindesmisshandlung. Der Fall Dutroux ist für ihn das beste Beispiel für die Missstände in unserer Gesellschaft. Die Verdächtigungen reichen bis in oberste Regierungsreihen - doch die Reichen und Mächtigen werden gedeckt. Xavier Naidoo warnt davor, dass wir denen die Macht geben, die uns die Wahrheit verheimlichen. "Solange das nicht aufgearbeitet ist, wird mein Zorn tagtäglich größer." Und diesen Zorn nutzt er als Quelle seiner Kreativität.
Originaltext: Public Lounge Mediaproduction GmbH Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/79650 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_79650.rss2
ein schönes interessantes und vorallem ernst zu nehmendes interview. Gefällt mir sehr gut.
Und ich wusste schon immer, das Xavier so sensibel ist. Ich bin sehr berührt.
Re: Interessante Interviews
haben es noch nicht gehabt oder??
------------
"Ich freue mich darauf, 40 zu sein"
POP: Interview mit Xavier Naidoo über Pläne für 2011, seinen persönlichen Afghanistan-Einsatz und Demokratie Freut sich auf seinen 40. Geburtstag: Xavier Naidoo.
Von Jörg-Peter Klotz
Xavier Naidoo hat ein bewegtes Jahr vor sich: Konzerte mit dem deutschen "Rat Pack" sowie Europa- und Deutschland-Tournee der Söhne Mannheims, deren vierte Platte im Frühjahr erscheint. Außerdem wird er 2011 40 Jahre alt - über all dies sprachen wir mit dem Mannheimer Popstar genauso wie über die Rückkehr in die Öffentlichkeit, seinen persönlichen Afghanistan-Einsatz und seine Zweifel an der Demokratie im Jahr 2010.
Das Jahr geht zu Ende, das ist auch eine Zeit, um vorauszuschauen - was wird Ihr Jahr 2011 prägen?
Xavier Naidoo: Drei Touren. Das hatte ich so auch noch nicht. Es wird schon etwas Besonderes, das Jahr mit so etwas Intensivem wie "Alive And Swingin'" zu beginnen, vor allem, was die Proben angeht.
Ist der Sound von Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Jr. überhaupt Ihre Musik?
Naidoo: Hmmmm ... nicht unbedingt. Es ist schon Musik, bei der man viel lernen und mitnehmen kann. Einfach, weil man merkt: Das sind schwierige Harmonien und Abläufe, die auch mich rhythmisch fordern. Weil sie teilweise fast arhythmisch sind. Und das mit dieser spielerischen, aber gekonnten Leichtigkeit zu machen wie die Originaljungs - das ist schon nicht einfach. Aber das reizt mich natürlich, gerade im Verbund mit Michael Mittermeier, Rea Garvey und Sasha. Als wir das zum ersten Mal gemacht haben, dachte ich aber zuerst auch: Oh, mein Gott, ich zerschelle.
Das war eigentlich das einzige Mal, dass ich Sie gehört habe und dachte: "Hmmm, er kann doch nicht alles aus der Hüfte singen ..."
Naidoo (lacht): Deswegen habe ich damals auch gesagt: Jungs, dafür müssen wir noch etwas älter werden. Zumindest ich habe mich für die Musik zu jung gefühlt. Aber bei der Fernsehshow aus dem Jahr 2005 waren wir auch nervös - jetzt ist es hoffentlich viel entspannter.
Und musikalisch? Die Söhne Mannheims sind im Studio, Sie arbeiten auch an einem Album mit Ihrem Hip-Hop-Projekt Fourtress ...
Naidoo: Fourtress wird noch dauern, 2011 ist ein Söhne-Mannheims-Jahr.
In welche Richtung geht es musikalisch bei den Söhnen? Wird es wieder etwas härter?
Naidoo: Was heißt wieder? Was ich jetzt so höre, erinnert mich aber schon an unser erstes Album "Zion". Oder noch eher an das, was meine Wunschvorstellung wäre: eine Mischung aus den chaotischen Aspekten von "Zion" und der Aufgeräumtheit der zweiten CD "Noiz". Aufgeräumt und chaotisch - so was hätte ich gerne! Dadurch, dass wir so viele Titel haben, kann man sich das schön zurechtbauen. Es gibt ein paar böse Tracks, aber natürlich auch eher poppige, balladenhafte, wo jeder sagt: Ah, die Söhne wieder.
Also dieses Mal vier CDs nach dem Dreifach-Soloalbum "Alles kann besser werden"?
Naidoo: Nein, nein. Im Gegenteil: Wir haben zwar diese vielen Songs, aber es gibt eher nur eine CD. Und darauf packen wir auch keine 20 Titel. Ich habe mich definitiv damit abgefunden, dass der Michael Herberger das für die Söhne anders sieht als ich, der immer am liebsten alles raushauen möchte, was geht. So packen wir jetzt das Beste auf das Album, das ist für mich auch okay.
Die Doppelpack-Tournee war ein interessanter Ansatz, aber nicht so ein Selbstläufer wie die Konzerte davor. Wird das künftig wieder stärker getrennt?
Naidoo: Das war eher eine einmalige Sache, sozusagen eine Phase mit Abschluss in der SAP Arena im November. Es war schön, das mal gemacht zu haben, aber der Arbeitsaufwand war extrem.
Zumal das Geschäftsprinzip, sich mit dem einen Thema rar zu machen, während das andere die Charts stürmt, jahrelang brillant funktioniert hat.
Naidoo: Es ist super, aber man muss auch mal was anderes ausprobieren. Dadurch sind wir freier, die anderen Projekte nicht ganz auf Sparflamme zu halten.
Und ihre Texte? Nach Glaube, Liebe, Politik kommt ...
Naidoo: Jetzt sind alle Türen aufgestoßen. Egal, welches Thema mich übermannt - ich werde es aufschreiben und mich nicht scheuen, es zu veröffentlichen.
Sie haben das Genre Protestsong wiederbelebt. Dabei hat Bob Dylan schon vor Jahrzehnten gesagt: "Ich muss keine Protestsongs mehr machen, die Leute wissen, dass wir von Verbrechern regiert werden."
Naidoo (lacht): Gerade in Deutschland wussten das die Leute lange nicht. Da muss man schon noch nacharbeiten. Weil unglaubliche Dinge für normal gehalten werden. Da wundern sich die Leute, wie Deutschland einem Hitler hinterherlaufen konnte, heute ist es Amerika, das unglaubliche Dinge inszeniert. Und man sieht das nicht? Für mich völlig inakzeptabel. Da frage ich mich: Wo lebe ich denn? Doch nicht in Nordkorea? Wollen das die Leute nicht sehen?
Auf Ihren letzten Platten gewinnt man den Eindruck, in Politik und Wirtschaft kann es Ihnen keiner Recht machen.
Naidoo: Ne, natürlich nicht
... alle haben ausgedient ... Wie würden Sie einen Staat denn organisieren?
Naidoo: Erstmal müsste man das Ding kaputtgehen lassen. Schlicht und einfach. Das, was sich gerade keiner traut: Die kriselnden Staaten den Bach runtergehen lassen. Nur zu stützen, ist nicht das, was ich unter freier Marktwirtschaft verstehe. Und die Ökonomen ja auch nicht. Die dummen Sprüche von der Systemrelevanz - die tun einfach weh.
Aber was ist die Alternative?
Naidoo: Die kann man nicht so aus dem Hut zaubern. Man muss auch einfach mal Dinge zulassen. Ich habe keine Angst, weder vor Atomenergie noch vor sonst irgendwas. Mich wirst du mit nichts so aus der Ruhe bringen, dass ich sagen würde: Oh, mein Gott, ich muss aus Deutschland flüchten. Im Gegenteil: Ich werde immer sagen: Lass' uns für das kämpfen, was wir für richtig halten.
Könnten Sie sich denn vorstellen, selbst mal in die Verantwortung zu gehen. In den USA gibt's ja genug Beispiele von Künstlern in der Politik.
Naidoo: Das überlasse ich meinem Kompagnon Michael Herberger, dem musikalischen Direktor. Der hat studiert und ist es gewohnt, auf diesen Wegen zu bestehen. Ich hätte zum Beispiel nie ein Studium durchgestanden. Und tauge nicht zur Gremienarbeit. Ich bin froh, dass ich mit der Musik einen Ansatzpunkt habe und sofort etwas entscheiden, bewegen und verändern kann. Ich muss mich nicht daran aufreiben, dass die Dinge so lange dauern - dafür bin ich nicht gemacht.
Nicht mal, wenn es um Ihre Heimatstadt geht?
Naidoo: Für Mannheim ja! Da würde ich mannigfaltige Sachen übernehmen.
Glauben Sie an die Demokratie?
Naidoo: Nein. Ich glaube, dass sie eine tolle Sache wäre. Wenn sie nicht so gestaltet worden wäre wie ein Computerprogramm, bei dem sich der Erfinder eine Hintertür offen gelassen hat, um das zu machen, was er will. Demokratie ist im Endeffekt so, dass sich alle Leute an die Regeln halten - außer denen, die sie gemacht haben. Die haben immer die Möglichkeit, ihre Leute an die Spitze zu bringen und das System so zu manipulieren, dass sie die Interessen ihrer Leute durchsetzen können. So empfinde ich im Moment Demokratie.
Die Griechen haben sie ja auch für Stadtstaaten erdacht.
Naidoo: Eben. Das ist eine ganz andere Geschichte. Das geht immer nur, wenn man alle Beteiligten kennt und sich für einander verantwortlich fühlt. In einer Stadt wie Mannheim wäre Demokratie ein Traum. Aber die Respektlosigkeit, das Ironische und Zynische, das im Bundestag abgeht - da sehe ich keine Liebe, keine Menschlichkeit. Nur Pfründe. Es ist gar nicht daran zu denken, einen Konsens zu finden. Und daran leidet dieses Land extrem.
Sehr verblüffend war für viele Ihre Reise zu den Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan. Wie war das für Sie?
Naidoo: Wie eine Traumsequenz. Man startet da in Köln-Wahn und fliegt über Usbekistan nach Afghanistan. Es wird immer dunkler, es gibt weniger Lichter ...
Sie haben ein, zwei sehr kritische Texte über den Einsatz dort geschrieben. Sind Sie trotzdem mit offenen Armen empfangen worden?
Naidoo: Der Empfang war einfach respektvoll. Weil sie sagen: Egal, wie ich zu Deiner Musik stehe - dass Du hier nach Kundus kommst, ist aller Ehren wert. Aufgrund dessen haben sich viele erstmals mit meiner Musik auseinandergesetzt und eher verstanden, um was es mir geht.
Wie kam Ihr "Bundeswehr-Einsatz" zustande?
Naidoo: Das wollte ich schon 2006 machen, nachdem ich bei Sarajevo gespielt hatte. Dann kamen die ersten Anschläge in Afghanistan, die man in der Härte nicht erwartet hatte, und dann hat man uns abgeraten. Eines der ersten Interviews, die ich nach meiner Öffentlichkeitspause gegeben habe, war bei der Bundeswehr. Und da kam das Thema wieder auf.
Hat das Ihre kritische Sichtweise in Bezug auf den Krieg in Afghanistan beeinflusst?
Naidoo: Nein. Ich wusste ja vorher schon, warum da Krieg ist. Die Reichtümer in den Bergen von Afghanistan sind ja nicht so neu, wie alle tun. Aber ich habe gelernt, wie sehr vor allem Generäle und Führungskräfte die Gründe für diesen Einsatz eher ausklammern. Da wurde mir wieder klar, dass Soldaten ihre Befehle nicht hinterfragen.
Wie haben Sie als Kind von hart arbeitenden Migranten die Sarrazin-Debatte empfunden?
Naidoo: Ich freue mich über jeden, der seine Meinung sagt. Ich hasse nichts mehr als politische Korrektheit. Jeder, der Sorgen um sein Land hat, soll sie äußern. Alles andere führt dazu, dass die Leute das Gefühl haben: Ich kann noch nicht mal mehr meine Meinung in meinem eigenen Land sagen.
Wie beurteilen Sie die Reaktion der Politik?
Naidoo: Furchtbar. SPD-Chef Gabriel sagt Ja zur Meinungsfreiheit - aber nicht für Politiker. Also für Leute, auf die man womöglich hört, so dass sie Öl ins Feuer gießen könnten. Da waren wir schon weiter. 2007 hatten wir in Mannheim Integration ja schon zum Thema in unserer "O Live Lait"-Show gemacht.
Wie steht es heute in Sachen Integration? Seit "Rock gegen Rechts" und Brothers Keepers positionieren Sie sich da nicht mehr so stark.
Naidoo: Das war damals dran. Heute gibt es andere Sachen. Vielleicht wächst Deutschland unter der Herausforderung der Krise endlich richtig zusammen, als Herausforderung, die man gemeinsam besteht.
Wechseln wir in die kulturelle Sphäre: Nehmen Sie heute ein breiteres Spektrum wahr als Musik, Film und die Bibel?
Naidoo: Jetzt ist es auch Kunst. Das hat man ja auch an meinem letzten Plattencover gemerkt, das von dem holländischen Künstler Chris Berens stammt, mit dem ich auch befreundet bin.
Sammeln Sie?
Naidoo: Mittlerweile schon. Aber nicht so bewusst. Ich gehe nur bewusster in Galerien und mit Kunst um. Und traue mich auch mal, für mich zu entscheiden, dass mir etwas gefällt. Da habe ich mir schon die verrücktesten Sachen zugelegt.
Welche Künstler "rocken" Xavier Naidoo?
Naidoo: Am Anfang fand ich Gerhard Richter interessant. Und ein paar Amerikaner, die in die Richtung gehen wie Chris Berens. So gut kenne ich mich aber noch nicht aus. Ich habe meinen eigenen Geschmack und gehe auch schon gern mal auf eine Kunstmesse. Das ist ähnlich wie mit meiner eigenen Kunst: Ich tendiere zu Sachen und sehe dann das darin, was ich darin sehen möchte. Das ist eine schöne Ergänzung.
Sie haben einen Song für "Tatort Internet" zur Verfügung gestellt. Können Sie verstehen, dass die RTL2-Sendung zum Thema Pädophilie kontrovers diskutiert wurde?
Naidoo: Dass die Meinungen auseinandergehen würden, war mir klar. Aber das Thema hat zu gut gepasst, als dass ich das hätte verweigern können. Seit dem Fall Dutroux Mitte der 90er beschäftige ich mich mit Kindesmissbrauch. "Tatort Internet" ist da nur eine kleinere Facette. Diese Männer können gegen ihren Trieb ja kaum etwas tun, man kann nur glücklich sein, dass man selbst nicht so empfindet.
Erst ein Auftritt als Juror bei "Unser Star für Oslo", dann als Duettpartner im "X-Factor"-Finale - Castingshows scheinen Sie stärker anzuziehen. Sie selbst haben schon mal Söhne-Mannheims-Zwillinge gesucht und zuletzt eine Vorgruppe für die SAP Arena. Was reizt Sie an dem Thema?
Naidoo: Das hat mich immer interessiert, lange vor "Deutschland sucht den Superstar" - schon bei Rudi Carrell. Und "Live From The Apollo" auf AFN - ich bin also damit groß geworden. Mir haben früher auch viele gesagt: Geh' doch mal zu Carrell. Das würde ich nie machen - und auch nicht empfehlen. Aber ich persönlich gucke es gern - wie phrasieren die Jungs und Mädels. Aber ich will nicht immer nur zuschauen und die Shows bemängeln, sondern es mir vor Ort anschauen und eine echte Meinung bekommen.
Und Ihr eigenes Projekt?
Naidoo: Es ist nicht mein Projekt sondern ich bin ein Teil von "Wir beaten mehr". Der entscheidende Unterschied ist für mich: Eine Castingshow sollte Leute in ihrem eigenen Schreiben fördern. Kool Savas und ich suchen dafür erstmal nur die Beats, wie es im Hip-Hop üblich ist. Im Pop setzt man sich mit einem Komponisten hin und erarbeitet etwas. In den Castingshows sehe ich dagegen immer, dass Tracks in Schweden, den USA oder vielleicht bei Herberger/Naidoo geholt werden. Das ist mir zu 08/15. Die einzige Musik, die das darf, ist Hip-Hop. Genau das wollen wir demonstrieren: Wie sehr die Rapper eigentlich die Dichter und Denker von heute sind. Und es geht um die deutsche Sprache. Wie es mit dem Projekt nach den Konzerten weitergeht, wird sich dann zeigen.
Wer ist geeignet? Vielleicht die "Söhne suchen"-Siegerband?
Naidoo: Zum Beispiel. Aber es können auch arrivierte Künstler teilnehmen. Mein Traum ist, dass zum Beispiel Ferris MC bei dem Wettbewerb aus der Versenkung auftaucht.
Wäre der Grand Prix für Sie noch mal ein Thema? Joy Fleming hat Ihnen ja mal heftig Avancen gemacht ...
Naidoo: Ich dachte immer, ich versuche es da mal mit dem Song "Europa". Aber den habe ich jetzt ja schon auf "Alles kann besser werden" rausgebracht. Bisher fiel es mir auch immer zu spät ein, wenn die Anmeldefristen schon vorbei war. Und jetzt ist eh erst mal Lena dran.
"Privates bleibt Privat" steht jetzt sogar auf Ihren Tour-T-Shirts ... wo ziehen Sie heute die Grenze zwischen Öffentlichkeit und Ihrem Privatleben, nachdem Sie sich dem großen Rummel 2006 und dem Erfolg von "Dieser Weg" sehr zurückgezogen haben?
Naidoo: Ich habe festgestellt, dass wir im Internet-Zeitalter eh bald keine Geheimnisse mehr voreinander haben können. Von daher fühle ich mich fast bevorteilt, weil ich schon seit Jahren damit leben muss, dass viele Leute denken, dass sie viel über mich wissen und auch meistens den Drang haben, das weiterzugeben. Deshalb habe ich mich daran gewöhnen können. Aber das müssen alle. Deshalb ist es mir total egal, selbst, wenn ich abgehört werden würde.
Ist das der Grund, warum Sie sich wieder wohler in der Öffentlichkeit fühlen?
Naidoo: Ja. Was habe ich zu befürchten? Ich tu ja nichts, was keiner erfahren dürfte.
Von Ihnen hängen eine Menge Leute und Karrieren in Ihrem Umfeld ab - gibt es manchmal die Sehnsucht nach einer Auszeit? Empfinden Sie das als Druck, kreativ ständig funktionieren zu müssen?
Naidoo: Immer noch nicht wirklich. Es ist eher umgekehrt: Der Druck besteht nicht darin, irgendetwas erfinden und machen zu müssen, um das Ding auf jeden Fall am Laufen zu halten. Ich hoffe mehr, dass die Situation keinen inhaltlichen Einfluss auf meine oder unsere Arbeit hat.
Wäre denn für den "Konzern Xavier Naidoo" ein halbjähriger Trip mit dem Auto zur Chinesischen Mauer, von dem Sie mal geträumt haben, noch denkbar?
Naidoo: Diese Freiräume kann ich mir immer schaffen. Und ich merke, dass ich nicht mehr das Bedürfnis habe, mich so abzuschirmen wie nach der WM.
Zumal es ja auch nicht toll wäre, wenn plötzlich kein Hahn mehr nach einem kräht ...
Naidoo: Damit könnte ich schon leben. Hauptsache ist, dass ich weiter kreativ arbeiten kann. Dann würde ich in Mannheim eben einen Club aufmachen.
Auf der Doppelpack-Tour gab es zum ersten Mal seit Jahren leere Plätze bei Ihren Konzerten, die Albumverkäufe sind etwas zurückgegangen - macht Ihnen das Angst?
Naidoo: Ich glaube, dass sich das fängt. Der Wert von Musik wird in Zukunft steigen. Auch der von unserem Entertainment-Knowhow. Da können wir noch Geschäftsmodelle entwickeln, die auch mit weniger Plattenverkäufen funktionieren. Ich muss auch nichts kompensieren, weil es noch absolut ausreicht, um eine Firma zu führen.
Der Kuchen verteilt sich inzwischen ja auch auf sehr viele deutsche Künstler wie Adel Tawil von Ich + Ich...
Naidoo: Das ist auch absolut cool so. Mal ist man ganz oben, mal kann man froh sein, dass man überhaupt noch dabei ist. Ich bin auch kein Freund davon, dass man jedes Mal alles hinterhergeschmissen bekommt. Gut, dass es Zeiten gibt, wo man mal wieder zeigen muss, was man kann. Das sehe ich sportlich.
Die Fantastischen Vier haben mit Blick auf Ihr Dreifachalbum gespöttelt, dass es vielleicht ganz gut wäre, wenn Sie nicht alles veröffentlichen, was Ihnen so durch den Kopf geht. Wie sehen Sie das heute?
Naidoo (lacht): Das könnte ich über die Jungs genauso sagen. Ich weiß, dass es manchen Leuten zu viel war. Das geht mir auch manchmal so, etwa mit einer Platte von Van Morrison, von der ich denke, dass sie nicht so ist, wie ich sie gern hätte - die schleppe ich dann drei Jahre verpackt mit mir herum. Kann sein, dass es bei meinem Ding genauso war. Aber das ist mir egal. Ich wollte das in der Zeit einfach so machen. Für mich hat noch nie ein Album so geflutscht.
Die Nationalmannschafts-Feier 2006 vor gut 600 000 Fans am Brandenburger Tor war Ihr bisher größter Auftritt. Wurde Ihnen davor etwas schwummrig? Sie scheinen ja sonst überhaupt kein Lampenfieber zu kennen.
Naidoo: Würde ich gar nicht sagen. Zuletzt war ich vor dem Auftritt bei "X-Factor" nervös. Die Situation, vor der Jury mit Kollegen wie Til Brönner, Sarah Connor und George Glück zu stehen, hat mich komischerweise etwas beunruhigt. Am Brandenburger Tor waren wir dagegen alle wie in Trance. So was wird's wohl nie wieder geben.
Am 2. Oktober werden Sie 40 ...
Naidoo: Herrlich!
Ach so?
Naidoo: Ich weiß nicht warum, aber schon, dass ich jetzt im 40. Lebensjahr bin, lässt mich jubilieren und macht mich innerlich glücklich. Vielleicht ist es die Erwartung, endlich ein "richtiger Mann" zu werden - bis jetzt springe ich ja noch so bubenhaft herum (lacht).
Morgenmagazin 23. Dezember 2010
Quelle: www.morgenweb.de
-------------------------
Re: Interessante Interviews
Zitat: malgo haben es noch nicht gehabt oder?? danke
ein gutes interview!
Zitat: malgo Am 2. Oktober werden Sie 40 ...
Naidoo: Herrlich!
Ach so?
Naidoo: Ich weiß nicht warum, aber schon, dass ich jetzt im 40. Lebensjahr bin, lässt mich jubilieren und macht mich innerlich glücklich. TVielleicht ist es die Erwartung, endlich ein "richtiger Mann" zu werden - bis jetzt springe ich ja noch so bubenhaft herum (lacht).ein "richtiger mann" ?! (o. besser) erwachsen?! mit hässlicher brille im aktuellen "wir beaten mehr" trailer
ein erwachsener mann, lässt die hässlichen brillen o. mützen eines tages weg... (es sei denn, er heißt elton john!)