Florian Sitzmann
Quo Vadis CCM?
Florian Sitzmann: How to leave the Biotop.
Wie wird Musik gesellschaftlich relevant? Wie kann sie sich weiterentwickeln? Ab in die Charts oder hiergeblieben, in der »Szene«? Der Musiker Florian Sitzmann (»Söhne Mannheims«) identifiziert einen zentralen Schlüssel für die Entwicklung der christlichen Musik...
Klingt das nun antiquiert oder modern? Die Frage, wohin sich die christliche Musikszene entwickelt, ist für mich untrennbar verbunden mit der Frage, welchen Stellenwert die Kirchen der Musik künftig einräumen. Allen voran natürlich jene eher freikirchlichen und evangelikal ausgerichteten Kirchen, aus denen traditionell ein großer Teil dessen stammt, was wir als christliche Musikszene kennen - aber letztlich jede Kirche, die Musik als Teil von gemeinsamem christlichem Leben versteht.
Ich kann es nicht so richtig problematisch finden, dass die christliche Popmusik heute wieder viel stärker mit dem Gemeindehintergrund verwoben ist, als sie das mal war, zum Beispiel in jenen Zeiten, in denen ich dazustieß; auch wenn diese in vieler Hinsicht »goldener« erschienen, als die heutigen. Soll das ruhig alles wieder besser verankert sein in einer Kultur des gemeinsam Erlebens, Glaubens, Feierns, Anbetens.
Was mich stört weil es eben viel mit der künftigen Entwicklung der Musikszene zu tun hat - ist der Umstand, dass das derzeit wohl immer eine starke Funktionalisierung und Vereinheitlichung von Künstlern und ihrer Musik bedeuten muss.
Nun hat Musik im kirchlichen Zusammenhang immer schon eine funktionale Komponente gehabt. Das ist nicht weiter schlimm, aber wir reden ja nun von einer Künstlerszene, bei der wie eh und je in der Pop- und Rockmusik ein hoher individueller Faszinationsgrad und Geschmack gefragt ist. Und ob der überhaupt entwickelt, begünstigt, begriffen, gelebt, in die Welt hinaus getragen werden kann, das muss sich eben auch die »Kirche« mal überlegen, solange sie die Künstler nur für ihren funktionalen Wert schätzt.
Und das tut sie derzeit wieder voll und ganz: Wer zu einem Konzert, Gemeinde-Event, Festival oder Gottesdienst eingeladen wird, muss entweder für großen Publikumszulauf sorgen oder große »Hits« mitbringen, sich in bestimmte Veranstaltungsformen und inhalte(!) voll und ganz einpassen, eine Menge von Leuten gekonnt in Stille, Anbetung oder ausgelassene Feier führen, sich dabei geschmacklich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner begeben und niemals die Konservativität einer Institution verletzen, die sich formal zwar Veränderung auf die Fahne schreibt, inhaltlich aber als Teil der Ewigkeit versteht.
Wer es sich als Künstler leistet, diesen Gemeindebezug nicht so wichtig zu nehmen, von dem wird erwartet, dass er Jesus ganz nach links oben in die Charts bringt.
All das erlebt der künstlerische Nachwuchs in den Gemeinden schon bei seiner Entwicklung intensiv mit, sodass wir uns nicht wundern müssen, wenn sich Freaks und außergewöhnliche Künstlerpersönlichkeiten nach denen die Popmusik sich schon immer umdrehte - entweder erst gar nicht richtig entwickeln dürfen oder schnell das christliche Biotop verlassen.
Man mag einwenden: Vielen der oben genannten Anforderungen unterliegen säkulare Musiker ganz genauso. Aber das ist ja eben die entscheidende Frage: Wollen wir, dass christliche Musik künftig genauso der Zensur durch den Massengeschmack, den wirtschaftlichen Ertrag oder ihre »Verwendbarkeit« unterliegt, oder dass sie sich freier entfalten kann zu dem, was sie sein sollte: ein schillerndes Kaleidoskop göttlicher Farben und Klänge, das Menschen unterschiedlichster Art auf unterschiedlichen Wegen erreicht und mit ihrem Schöpfer vereint?
Die Verlage, Künstlermanagements und Plattenfirmen beschäftigen sich nun mal größtenteils mit der wirtschaftlichen Seite von Musik das kann man ihnen nicht verdenken. Die Visionen sollten wir von uns selbst und unseren Kirchen erwarten. Ob deren Versuch, durch die gut gemeinte Einbindung von Popkultur mehr auf die Menschen da draußen zuzugehen und ihre teils gravierenden Nachwuchsprobleme zu lösen, der richtige Ansatz ist, oder ob es vielmehr eine Kirche braucht, die sich der Vielfalt ihrer künstlerischen Ansätze und Persönlichkeiten stolz bewusst ist, sie zulässt und fördert, die dem Heiligen Geist als Ursprung des kreativen Wirkens genug Raum lässt die Antwort auf solche Fragen wird auch die Frage nach der christlichen Musikszene von Morgen deutlicher als alles andere beantworten.
Florian Sitzmann 21.11.2006
hab ich grad gefunden...hoffe es schwirt nicht schon irgendwo rum
ups die quelle vergessen http://www.sound7.de/article.php?channel=4&article=4318
Träume nicht Dein Leben - lebe Deinen Traum !