Re: Bist du am Leben interessiert - Große Tour 2006
ihc hatte da einen bericht nach dem kassel konzert...!
http://www.hna.de/kultur/00Das_ganz_neue_Testament.html
Das ganz neue TestamentXavier Naidoo predigt auf musikalisch hohem Niveau in der Kasseler Eissporthalle
Von Matthias Lohr
kassel. Das aktuelle Tour-Shirt von Xavier Naidoo wäre der große Renner beim nächsten Kirchentag. "Bist du am Leben interessiert", prangt in schlichten Lettern auf unschuldigem Weiß. Selbstverständlich sind die Naidoo-Fans, die sich die Hemden am Donnerstagabend beim Konzert ihres Helden in der ausverkauften Kasseler Eissporthalle kauften, am Leben interessiert, ganz stark sogar. Mit der notorischen Todessehnsucht des Rock n Roll und des Gangsta-Rap hat der Soul von Naidoo ungefähr so viel gemeinsam wie ein Gottesdienst mit einer wilden Drogenparty.
Der Sänger aus Mannheim ist der populärste Vertreter einer neuen christlichen Popmusik, die nicht mehr den "Highway to Hell" besingt, sondern den Weg zum Herrn. Die alttestamentarischen Anspielungen in seinen Texten haben ihn von Kritikern den Titel "Pumpgun des Allmächtigen" eingebracht. Manche sehen in dem 34-Jährigen eine Kreuzung aus dem Nachrichtenprediger Peter Hahne und dem Rapper Puff Daddy.
Naidoos Gottesdienst in der Eissporthalle beginnt mit einem DJ-Set von befreundeten Rappern aus Mannheim und Frankfurt und einer Ankündigung des Meisters: "Wir sind hier, um eure Sorgen wegzublasen." Neben den Rappern hat Naidoo noch eine achtköpfige Band und drei Backgroundsänger mitgebracht. Das klingt tatsächlich ein bisschen nach Gospel-Gottesdienst, ist aber vor allem eine erstklassige Pop-Show, die ganz auf den Mann mit der getönten Brille und der Wollmütze zugeschnitten ist.
Seine Songs leben in erster Linie von der Rhythmik und fast gar nicht von Harmonien. Würde sie jemand anders singen, wäre es schlichter Allerweltspop. Aber Naidoo besitzt eine einzigartige Stimme und eine unglaubliche Phrasierung. Er versteht es, selbst die dümmsten Reime zu Poesie zu machen. In einem Song heißt es: "Frage deine Ahnen, deine Vorfahren / Sie heißen Vorfahren, obwohl du vorfährst."
In sein dreistündiges Programm baut Naidoo einige kurzweilige Zwischenstopps ein. Es gibt HipHop, Microphone-Scratching und Comedy: Ein Reverend hält auf den Zustand der Republik eine Spaß-Predigt. In der heißt es, dass es nicht nur Haushaltslöcher, sondern im Parlament noch ganz andere Löcher gebe.
Naidoo selbst hatte vor kurzem gesagt, dass es schön wäre, wenn man jemand hätte, der einem zeigt, wo es langgeht. Die große Kunst des Xavier Naidoo ist, dass man ihm selbst Dummheiten wie plakative Politikerschelte und die Sehnsucht nach einem neuen Führer verzeiht, weil er nicht mehr der brutale Türsteher ist, der Anfang der 90er in Mannheim als "Nazi-Naidoo" verschrien war, sondern die verkörperte Nächstenliebe. Zwischen den Songs dankt er seiner Band, den Helfern vom Roten Kreuz und "den Polizisten, die draußen den Verkehr regeln".
Allerdings geht es nicht überall fromm zu. Eine stark alkoholisierte Frau um die 50 hat beim Tanzen Mühe, nicht umzufallen. Ein Kirchentag sieht anders aus. Naidoo würdigt den Schöpfer ohnehin lieber an anderen Orten. "Autofahren", hat der Porsche-Liebhaber", einmal gesagt, "ist wie ein Gottesdienstbesuch." Das wäre auch auch ein schöner Slogan für ein T-Shirt.
und wenn du nichts mehr fühlen kannst - ist es vorbei - dann bleibst du ewig leer.