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Ein Kuss kann besser sein als Sex

Ein Kuss kann besser sein als Sex

Ein Kuss kann besser sein als Sex
Frauen wollen lustvoll geküsst werden, aber Männer tun das zu wenig / Männer würden auch gern so geküsst werden, aber Frauen denken nicht mal dran

Von unserem Mitarbeiter Roland Mischke

Andreas ist der Typ einsamer Wolf. Schon früh hat er sein Dorf verlassen, ist in die Welt gezogen. Nach 20 Jahren besucht er seine Heimat, will Fabienne wiedersehen. Der umtriebige Single hat zahlreiche Beziehungen hinter sich, aber seine Jugendliebe nie vergessen. Sie ist längst verheiratet, hat zwei Kinder, lebt in gutsituierten Verhältnissen. Doch als sich beide gegenüberstehen, flackert sofort etwas von der Leidenschaft der frühen Jugend auf. Der Schweizer Autor Peter Stamm beschreibt das in seinem Roman "An einem Tag wie diesem". Andreas und Fabienne treffen sich mehrfach heimlich, es ist schwierig. Sie haben Sex, aber er ist fade. Dann beschreibt Stamm den entscheidenden Moment: "Sie standen sich gegenüber und schauten sich an. Dann umarmte Fabienne Andreas und küsste ihn auf den Mund, es war ihr erster Kuss." Gemeint ist: Der erste echte Kuss, sinnlich, voller Hingabe. Der Kuss ändert alles zwischen den beiden.

Die Bremer Kulturwissenschaftlerin Ingelore Ebberfeld (53) befasst sich seit vielen Jahren mit Mund-zu-Mund-Berührungen. Wer richtig küsst, sagt sie, hat den besten Sex: "Für Frauen kommt Küssen vor dem Koitus". Ihr Wort wiegt schwer, sie besitzt Expertenstatus. Seit Jahren erforscht sie Geschichte und Praxis des Küssens. Von ihr stammt der Fragebogen für eine repräsentative Befragung von 298 Frauen und 225 Männern. Klares Ergebnis: Frauen küssen "besonders gerne", fast zu 100 Prozent, Männer zu 44 Prozent. Ebberfeld hat darüber Aufsätze und zwei Bücher geschrieben, tritt in Talkshows auf, hält Vorträge im In- und Ausland. Neun von zehn Frauen, sagt sie, würden sich laut Befragungen nicht wieder mit einem Mann treffen, der beim Küssen gepatzt hat. "Leidenschaftlich muss der Kuss sein, damit werden Gefühle ausgedrückt."

Und was ist die richtige Technik? Ebberfeld: "Nicht zu hart, nicht zu weich und nicht zu laut. Es sollte nicht zu viel Speichel fließen und die Zähne dürfen nicht aufeinander stoßen." Küssen, sagt die Fachfrau, ist der allerbeste Auftakt zu gutem Sex. Er ist bereits Sex. Schon Sigmund Freud, der Vater der Psychoanalyse, hat das gewusst: "Der Kuss besteht in der Vereinigung zweier erogener Mundzonen an Stelle der beiden Genitalien." Ebberfeld ergänzt: "Küssen ist ein äußerst intimer Vorgang, für 25 Prozent der von uns Befragten intimer als Geschlechtsverkehr. Vor allem, wenn sich dabei die Zungen berühren. Zunge und Mund sind mit hochsensiblen Schleimhäuten ausgestattet. Je mehr Fläche berührt wird, desto mehr Intensität."

Der einst legendäre Latin Lover hat das genau gewusst. Bis heute kursiert in Italien das Sprichwort: "Gibst du ihr die Zunge, bekommst du auch den Rest." Und das funktioniert, obwohl die Zunge, genau besehen, kein besonders appetitliches Organ ist. "Sinnliche Küsse öffnen das Tor zur Seele", meint Ebberfeld und bestätigt: "Der Mann, der sich dafür Zeit nimmt, kriegt eine Frau zu allem." Gilt für Frauen die Formel: Ein Mann, der gut küsst, ist auch gut im Bett? "Genau so ist es", sagt Ebberfeld. "Frauen werden gern wollüstig geküsst. Männer aber küssen fast nur wollüstig, wenn sie Sex wollen. Sie sollten sich aber darauf einlassen, dann werden sie erleben, dass beim richtigen Küssen alle fünf Sinne beteiligt sind." Richtiges Küssen schüttet im Gehirn Endorphine aus, Glückshormone, und das in gewaltiger Menge. "Küsse haben kurzfristig eine 200 Mal stärkere Wirkung als Morphium", betont Ebberfeld. Beim Lippenkontakt verdoppelt das Herz die Schlagfrequenz, der Puls steigt an. Die Nebennieren setzen Adrenalin frei. Zugleich wird die Haut intensiver durchblutet, werden Stresshormone abgebaut. Beim leidenschaftlichen Küssen schütten zudem die Schweißdrüsen Duftstoffe aus, so genannte Pheromene, die sexuell stimulieren. So wird man füreinander unwiderstehlich. Allerdings bringt die Forscherin auch Verständnis auf fürs andere Geschlecht. Sie fand heraus, dass 97 Prozent der Frauen beim Küssen die Augen geschlossen halten, aber nur 30 Prozent der Männer. "Das ist evolutionär bedingt", erklärt sie. "Der Mann musste stets auf Angriffe von Feinden gefasst sein, deshalb behielt er auch bei der Liebe das Umfeld im Auge." Feinde lauern heute in der Regel nicht mehr im Schlafzimmer. Dort verhalten sich aber manche Männer trotzdem liebesfeindlich, weil sie nicht genügend berücksichtigen, was zu Ebberfelds wichtigsten Umfrageergebnissen gehört: "76 Prozent der Frauen wünschen sich beim Sex Küsse auf den Mund, 65 Prozent auf die Brustwarzen. 31 Prozent mögen es, wenn der Partner am Ohr saugt und 22 Prozent, wenn er seine Zunge in ihren Mund schiebt." 63 Prozent gaben sogar an, sie würden auf Sex verzichten, wäre eine sinnliche Kussorgie die Alternative. Warum das denn? Sie hätten gesagt, sagt Ebberfeld, "weil man dafür mehr Gefühl haben muss als für den Akt."

Der Fingerspitzenkuss ist der am meisten unterschätzte Kuss. Denn die Fingerspitzen sind besonders sensibel, das Zusammentreffen mit den Partnerlippen ist hocherotisch. Den Halskuss finden 86 Prozent der Frauen besonders erregend. Der Ohrkuss beginnt mit dem Knabbern am Ohrläppchen, danach schlüpft die Zunge an den Konturen des Ohrs entlang und tastet sich sanft in die Ohrmuschel vor. Der Nackenkuss ist für Frauen einer der erotischsten Küsse, weil dort besonders viele Nervenenden zusammenlaufen. Der Zungenkuss löst ein Hormonfeuerwerk im Körper aus. Mehr als 100 Milliarden Nervenzellen werden stimuliert. Die Zunge muss beim Küssen weich bleiben. Der Augenlidkuss wird durch die Wärme der Lippen auf der dünnen Haut als besonders angenehm empfunden. Der Bauchkuss, vor allem am und um den Nabel, steigert die Erregung. Beim Brustkuss kommt es auf feuchtes Küssen an, Zungeneinsatz ist vor allem an den Brustwarzen erwünscht. Der Kniekehlenkuss ist sehr erotisch, weil die dünne Haut an dieser Stelle - ebenso an den Achseln -äußerst sensibel auf Berührungen reagiert.

Mannheimer Morgen
24. Juni 2006



Quelle: www.morgenweb.de







...jetzt weiss ich also auch rein wissenschaftlich, warum ich jedesmal ganz weiche Knie bekomme, wenn mich mein geliebter Engel küsst - aber die Aussage, dass, wer nicht sinnlich küssen kann, sich auch im Bett nicht wirklich fallen lassen kann, hätte ich auch so bestätigen können und gilt sowohl für Frauen, als auch für Männer !

Oder wie ich immer sage: wer nicht küssen kann, weiss auch sonst nichts wirklich erotisches mit seiner Zunge anzustellen...


"doch wenn ich arm bin, habe ich nur meine träume. die träume breite ich aus vor deinen füßen. tritt leicht darauf, du trittst auf meine träume." (William Butler Yeats)

Re: Ein Kuss kann besser sein als Sex

Zitat: Frickibär
"Sinnliche Küsse öffnen das Tor zur Seele", meint Ebberfeld und bestätigt: "Der Mann, der sich dafür Zeit nimmt, kriegt eine Frau zu allem." klingt nach dem perfekten aufreissertipp....


Ein bisschen Gott in deinem Leben ist besser als gar nichts, aber Jesus als zentraler Bestandteil deines Lebens ist das Beste überhaupt - Michael Herberger