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Akustik und Anekdoten

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Akustik und Anekdoten
ROCK: Nils Lofgren begeistert mit Solo-Konzert in Ludwigshafen

Von unserem Mitarbeiter Alexander Kessler

Es ist unglaublich, was Nils Lofgren auf der Bühne mit seiner Gitarre so anstellt. Es mutet grotesk an, fast schon pervers, wie er an seiner Klampfe rumschraubt, um aus ihr nie gehörte Töne herauszuquälen. Die knapp 250 Besucher seines Solo-Konzertes im Ludwigshafener Kulturzentrum "das Haus" dankten es ihm mit spontanen Jubelschreien und Ovationen.

Die Atmosphäre im Saal war dicht und sehr persönlich; Lofgren spielte Akustikgitarre, erzählte Anekdoten, witzelte über die moderne Technik: "Es muss hart sein, für junge Menschen mit all dem neumodischen Kram aufzuwachsen, Internet, Handys - Autos." Mit obligatorisch viel zu weitem Hemd und cooler Sonnenbrille rockte Lofgren - bekannt als Gitarrist von Neil Young und Bruce Springsteen - das Haus, ließ mal hier seine Folk- und Country-Wurzeln durchblicken, versank mal da melancholisch und introvertiert in sein perfektionistisches Spiel von Blues- oder Soulriffs. Songwriter-Musik, die man selten so rau und doch klar zugleich hört - und deren Texte noch Botschaften vermitteln. So thematisiert "Frankie hang on", aus seinem aktuellen Album "Sacred Weapon", die Sinnlosigkeit des Krieges. Lofgren schrieb den Song, während er mit Springsteen auf der Rising-Tour war, als der Irak-Krieg begann. Das Stück "Mr. Hardcore" hingegen stellt eine Hommage an David Briggs, Produzent und Freund, dar. Lofgren erzählt, wie er und Briggs mit Neil Young in San Francisco im Studio rumhingen: "Es war Anfang der 70er, wir schlossen uns abends im Studio ein, tranken Tequila und hörten uns die Mastertapes von John Fogerty und Creedence Clearwater Revival in voller Lautstärke an."

Auch altbekannte Stücke hatte er im Gepäck, wie "Keith don't go", Lofgrens musikalische Bitte an Rolling Stone Richards, sich nicht selbst mit Drogen zu töten. Am Keyboard überzeugte Lofgren gleich in mehreren Stücken. Wo er aber wirklich hingehört, zeigte er, nachdem er sich die E-Gitarre umhängte. "Es macht Euch doch nichts aus, wenn ich ein bisschen mit der Stratocaster abdrehe?", fragte er. Machte es nicht, im Gegenteil: Nach drei Akkorden von Springsteens "Because the Night" drehten auch die Zuhörer ab.

"Vor 38 Jahren spielte ich zum ersten Mal in Deutschland", erzählte Lofgren, der sich noch gut an die legendären Rockpalast-Zeiten erinnerte. Zwar springt er heute auf keinem Trampolin mehr, während er die Saiten zupft, aber sein größter Hit "No Mercy" kam auch in der Akustik-Version gut rüber. Mit "Shine Silently" setzte Lofgren nach knapp zwei Stunden den Schlussakkord. Und seine Worte vom Beginn der Show hätten auch gut ans Ende gepasst: "Es war eine weise Entscheidung, herzukommen".

Mannheimer Morgen
12. September 2006



Quelle: www.morgenweb.de


"doch wenn ich arm bin, habe ich nur meine träume. die träume breite ich aus vor deinen füßen. tritt leicht darauf, du trittst auf meine träume." (William Butler Yeats)