»Söhne Mannheims« keine Missionare
»Söhne Mannheims« keine Missionare
Xavier Naidoo zählt seit Jahren zu den erfolgreichsten deutschen Musikern. Mit seinen Balladen wie »Ich kenne nichts...« oder vielen glaubensbetonten Liedern landet der 32-Jährige immer wieder an der Spitze der Charts.
Mit seiner Band »Söhne Mannheims« veröffentlicht er nun nach dem Album »Zion« deren zweites Album »Noiz«, das direkt durchstartete auf Platz eins.
Wie gehabt dreht sich auch diese Platte rund um das Thema Glaube. Andrej Sokolow sprach für »dpa« mit Naidoo, Keyboarder Florian Sitzmann und Bassist Robbee Mariano über ihre Glaubensbotschaft, die Branchenkrise und das neue Album.
Die Botschaft mit der Betonung des Glaubens beherrschte bereits die erste Platte der »Söhne Mannheims«. Und auch das meiste, was Xavier Naidoo solo machte. Sind die Leute immer noch bereit, sie aufzunehmen, oder werden sie allmählich überdrüssig?
Naidoo: Ich habe die Vermutung, dass es besser ankommt, dass man uns jetzt besser versteht. Weil man merkt, dass wir keine religiösen Eiferer sind, was manche am Anfang gedacht haben. Dass man jetzt merkt: Es sind ganz normale Jungs, denen das wichtig ist, aber die sind nicht missionarisch unterwegs. Wir sind keine Kreuzritter. Unsere Hauptaufgabe sehe ich immer noch darin, den Leuten eine gute Zeit zu geben, sie zu entführen in eine andere Welt. Dass sie einfach ihre Sorgen vergessen.
Haben Sie in einer vierzehnköpfigen Band mehr oder weniger Freiheit als solo?
Naidoo: Mehr, weil ich ganz andere Perspektiven einbauen kann, als wenn ich alleine bin. Mit vierzehn Leute sind wir extrem vielseitig. Wir können aus dem Fundus aller vierzehn Köpfe schöpfen.
Ihr habt Euch das ehrgeizige Ziel gesetzt, Mannheim durch Euren Erfolg zu verändern. Wie kommt Ihr damit voran?
Naidoo: Kleine Schritte. Wir haben uns große Ziele gesetzt, und wir erinnern uns daran. Aber wir sind halt nicht Mercedes-Benz, wir haben nicht die Mittel. Wir können nur Einnahmen durch Benefizkonzerte sammeln oder aus einzelnen Arbeiten wie Synchronisations-Jobs. Wir haben jetzt ein Projekt, das Jugendliche und Altenpflege näher zusammenbringen soll, wir haben ein Knastradio in Hameln mit 5000 € unterstützt und werden dies auch in unserer Region tun.
Leidet Ihr ebenfalls unter der Branchenkrise, über die seit einiger Zeit alle Künstler und Bands klagen?
Mariano: Logisch, klar.
Naidoo: Meine Verkäufe haben sich zum Beispiel halbiert.
Sitzmann: Man kann schon sagen, dass wir ein Drittel oder die Hälfte weniger Tonträger verkaufen. Und das wirkt sich dann schon aus auf jeden einzelnen, aber auch auf solche Projekte, die wir versuchen am Leben zu halten. Gerade so eine große Band wie die Söhne ist sehr kostenintensiv.
Naidoo: Wir haben es aber immer noch leichter als viele andere Bands. Wir sind an keine Plattenfirma angeschlossen, wir können unsere Entscheidungen selber treffen.
Sitzmann: Die Leute, die sich Songs illegal herunterladen oder kopieren, sollten sich aber weniger um uns Sorgen machen als um die vielen jungen Bands, die es musikalisch draufhaben, aber nicht nach oben kommen, weil sie nicht mehr auf die Strukturen zurückgreifen können, die es mal gab. Man muss sich etwas überlegen, damit Musik später nicht nur mit Industriesponsoring funktioniert, dass wir alle Firmenlogos auf dem Hemd tragen oder die CDs an Produkten kleben.