Wir müssen was bewegen
Wir müssen was bewegen
Neues Album: Die Söhne Mannheims machen engagierte Noiz
Von Norbert Schiegl
Im Bereich Soul und Pop lassen die Söhne Mannheims die Konkurrenz weit hinter sich. Schon mit dem Debütalbum Zion setzten sie neue Maßstäbe. Drei Jahre Zeit gönnten sie sich, um ihrem ersten Longplayer mit Noiz einen mehr als ebenbürtigen Nachfolger zur Seite zu stellen.
An der stilistischen Ausrichtung hat sich auf Noiz nichts geändert. Noch immer gelingt es der Formation um Xavier Naidoo, aus weitgehend bekannten Pop-, Rock-, Soul-, R&B- und HipHop-Elementen einen unverwechselbaren Sound zu zimmern. Die Söhne Mannheims nehmen ihre Mission ernst. Das belegen Textzeilen aus dem Song Dein Leben: Wir müssen was bewegen, sonst bewegt sich nichts, es geht nicht nur um dein Leben, sondern ob es ein Leben ist. Das Musikerkollektiv um die beiden Keyboarder Michael Herberger und Florian Sitzmann sowie die Sänger Claus Eisenmann, Tino Oac und Xavier Naidoo lässt in den 14 Songs keinen Zweifel daran aufkommen, dass es den Hörern mehr bieten will als nur nette Popmusik. Dazu sind die Texte in Stücken wie König der Könige oder Babylon System viel zu ambitioniert. Die Mannheimer fordern ihre Fans in fast jedem Song auf, sich Gedanken über diese Welt und ihre sozialen Probleme zu machen.
Besonders überzeugend gelingt das beim Titel Traurige Lieder, der die Mechanismen des alltäglichen Rassismus entlarvt. Doch der erhobene Zeigefinger alter Prägung ist nicht die Sache der Söhne Mannheims: In den Songs prangern sie zwar Missstände an, fordern die Hörer aber zugleich auf, mehr Engagement zu zeigen, statt sich in Betroffenheits-Ritualen zu ergehen. Besonders beeindruckend sind die Söhne Mannheims immer dann, wenn sie wie bei Zionoizion klassische Elemente mit opulent ausgemalten Pop-Melodien verbinden. Noiz ist wie das erste Album der Band keine leichte Kost. Genau das macht den Reiz aus.