OneWorld-Movement - Literatur und Politik für/von Alle(n)

Bankenlyrik von einem Unbekannten

Bankenlyrik von einem Unbekannten

Hallo an Alle.

Habe gerade ein Gedicht im Netz aufgestöbert, von dem ich zunächst annahm es wäre aktuell zur sogenannten Finanzkrise geschrieben worden.
Weit gefehlt. Ein schon fast 80 Jahre altes Lehrstück von Kurt Tucholsky : sehr treffend. Glaubte ich zunächst zumindest.
Nach freundlicher Info von einem Gast ( erste Antwort ) wurde klar, dass es doch nicht von Tucholsky ist.

Dennoch lasse ich es hier. Warum ? Weil vieles darin einfach stimmt !

Was können wir auf jeden Fall daraus erkennen ?
Es ist nicht neu, wie mit Volk, Wahrheit und Kapital umgegangen wird.

Aber bitte lest selbst.

Grüße von Blues

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Höhere Finanzmathematik

Wenn die Börsenkurse fallen,
regt sich Kummer fast bei allen,
aber manche blühen auf:
Ihr Rezept heißt Leerverkauf.

Keck verhökern diese Knaben
Dinge, die sie gar nicht haben,
treten selbst den Absturz los,
den sie brauchen - echt famos!

Leichter noch bei solchen Taten
tun sie sich mit Derivaten:
Wenn Papier den Wert frisiert,
wird die Wirkung potenziert.

Wenn in Folge Banken krachen,
haben Sparer nichts zu lachen,
und die Hypothek aufs Haus
heißt, Bewohner müssen raus.

Trifft's hingegen große Banken,
kommt die ganze Welt ins Wanken -
auch die Spekulantenbrut
zittert jetzt um Hab und Gut!

Soll man das System gefährden?
Da muss eingeschritten werden:
Der Gewinn, der bleibt privat,
die Verluste kauft der Staat.

Dazu braucht der Staat Kredite,
und das bringt erneut Profite,
hat man doch in jenem Land
die Regierung in der Hand.

Für die Zechen dieser Frechen
hat der Kleine Mann zu blechen
und - das ist das Feine ja -
nicht nur in Amerika!

Und wenn Kurse wieder steigen,
fängt von vorne an der Reigen -
ist halt Umverteilung pur,
stets in eine Richtung nur.

Aber sollten sich die Massen
das mal nimmer bieten lassen,
ist der Ausweg längst bedacht:
Dann wird bisschen Krieg gemacht.


Verfasser und Zeipunkt, sowie Ort der Quelle unbekannt

Re: Bankenlyrik vom genialen Kurt Tucholsky

Ob Tucholsky genial war oder einfach nur ein Kommunist, wollen wir mal dahingestellt lassen, aber dieses Machwerk ist natürlich keineswegs von ihm. Ein miserabler Verfasser von Knittelversen war er schließlich auf keinen Fall.

Die Zuschreibung resultiert aus unaufmerksamem Lesen und wird uns jetzt begleiten, solange das Internet besteht. Hier die Geschichte:

http://www.sudelblog.de/?p=378



Danke dem Gast für die Aufklärung.

Nach Erkundung steht fest, dass es sich bei dem obigen Gedicht eben nicht um ein Werk von Tucholsky handelt, sondern von einem Menschen unter einem Pseudonym vermutlich vor nicht allzu langer Zeit verfasst und ins Netz gestellt wurde ( näheres unter obigem Link )
Der Titel lautet ursprünglich vermutlich "Höhere Finanzmathematik".
Deshalb wird der Titel entsprechend geändert und unter Unbekanntem Verfasser hier dennoch dargestellt - weil vieles einfach stimmt.

Kein Wunder also, dass ich doch sehr überrascht war, dass Tucholsky der Verfasser gewesen sei, da es tatsächlich haargenau auf die jetzige Krise zugeschnitten ist.

Noch eine Nachfrage zum Gast : Bist Du nur ein Kapitalist ?

Grüße von Blues ( Admin )