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Die Sache mit dem Eiweiß

Die Sache mit dem Eiweiß

Eine der wichtigsten Regeln bei Parkinson lautet, L-Dopa nie zu den Mahlzeiten einnehmen. Doch warum ist das eigentlich so? Was genau passiert da im Körper und warum vertragen sich L-Dopa und das Eiweiß aus der Nahrung nicht?

Als eins der wirkungsvollsten Medikamente bei Morbus Parkinson wird sehr häufig der Wirkstoff L-Dopa - eine Vorstufe des Botenstoffs Dopamin - eingesetzt. Im Gehirn leitet das Dopamin Nervensignale weiter und ermöglicht so die Bewegung von Muskeln. Bei Parkinson-Patienten wird nicht mehr genug Dopamin gebildet, so dass die Bewegungsabläufe gestört sind. Am einfachsten wäre es nun natürlich, das fehlende Dopamin dem Körper als Medikament zuzuführen. Das funktioniert jedoch nicht, da das Dopamin-Molekül die so genannte Blut-Hirn-Schranke - ein Schutz zwischen Blutgefäßen und Hirngewebe - nicht überwinden kann. Deshalb wird das L-Dopa als Medikament eingesetzt. Es ist in der Lage, durch die Blut-Hirn-Schranke zu wandern, und wird im Gehirn problemlos in Dopamin umgewandelt.

Da L-Dopa im Darm über die gleichen Wege transportiert wird wie Eiweiß aus der Nahrung, kann das Eiweiß die Wirksamkeit des Medikaments drastisch verringern. Dazu kommt, dass der Nahrungstransport durch Magen und Darm bei Patienten mit Parkinson oft verlangsamt ist. So könnte L-Dopa schon im Magen zersetzt werden oder die Wirkung verzögert eintreten, weil es so lange bis in den Dünndarm braucht. Deshalb gilt: L-Dopa immer mindestens eine Stunde vor oder eineinhalb Stunden nach den Mahlzeiten einnehmen.

Nach langjähriger Erkrankung kann die Wirksamkeit des L-Dopa nachlassen: Die körpereigene Dopaminproduktion ist stark eingschränkt, noch dazu nimm die Fähigkeit des Gehirns ab, das eingenommene L-Dopa in Dopamin umzuwandeln und zu speichern. Dann muss die Konzentration des Medikaments im Blut immer weiter erhöht und L-Dopa in immer kürzeren Abständen eingenommen werden - die zeitliche Abstimmung mit der Nahrungsaufnahme kann somit schwierig werden.

Wenn die Erkrankung nicht mehr durch L-Dopa in Tablettenform eingestellt werden kann, besteht die Möglichkeit, eine sogenannte Duodopa-Pumpe zu legen. Durch die Bauchwand wird eine Sonde in den Dünndarm eingeführt, die die Medizin gleichmäßig abgibt. Somit entfällt der Weg durch den Magen-Darmtrakt, und es kommt zu weniger Wirkungsschwankungen. Allerdings muss auch bei der Duodopa-Pumpe auf die Aufnahme von Eiweiß geachtet werden. Eine Möglichkeit den Transport durch die Dünndarmschleimhaut zu umgehen, ist der Einsatz von Wirkstoffpflastern. Sie geben das Medikament direkt über die Haut ins Blut ab. Jedoch sind viele Wirkstoffe - darunter L-Dopa - nicht oder nur sehr schlecht dazu geeignet , durch die Haut aufgenommen zu werden. Daher ist es bei den momentan verfügbaren Darreichungsformen von L-Dopa wichtig, die Einnahme mit der Nahrung optimal aufeinander abzustimmen.

Quelle: Parkinson aktuell 12/06