Piraten des Falgahten - Die Spelunke

Die Geschichte von der flinkfingerigen Kate

Re: Die Geschichte von der flinkfingerigen Kate

Von Layla:
Auf was warten wir eigendlich noch es kommen alle mit und schuß und wer sich beschwert der wird nen kopf kürzer gemacht .

Re: Die Geschichte von der flinkfingerigen Kate

Die Spelunke am Hafen der Amewarft war ein düsteres Gebäude. Die Fenster waren klein mit winzigen geteilten Scheiben durch die auch bei Sonnenschein kaum Licht hindurchfand. Doch zu diesem Zeitpunkt klatschte Schneeregen ans Glas. Und der Wind zerrte an den morschen Holzschindeln des Daches. Bei einem solchen Wetter trieb man nicht einmal die Schwiegermutter vor die Tür, selbst wenn sie schon seit Anfang des Winters zu Besuch war. Doch vor der Spelunke waren gut zwei Dutzend Gestalten zu erkennen. Vermummt mit Südwester und Ölzeug. Viele trugen Seesäcke oder waren mit Kisten und Körben beladen. Wie eine geschäftige Ameisenstraße war unaufhörlich Bewegung zu sehen. Und dem aufmerksamen Beobachter blieb das Ziel dieser Bewegungen nicht verborgen. Zwischen reetgedeckten windschiefen Häusern patschten die Beladenen in Richtung Hafen. Folgten einem Matschpfad, der in einem Bolenweg und dann auf einem Pier aus krüppeligem Holz mündete. Zwei kleine Barkassen dümpelten nahe am Ufer am Pier auf und ab. Doch diese waren nicht das Ziel. Ein breites Schiff, plump aber hochbordig mit einem großen Mast, arbeitete schwer an der Backbordseite des Piers. Eine Kogge, zweifellos. Und in schlechtem Zustand, Teile des Schanzkleides waren angekohlt und nur notdürftig zusammengeschustert. Die Taue waren oft geflickt und Teile der Beplankung morsch oder schlecht ausgebessert. Mit diesem Seelenverkäufer würde sich ein erfahrener Seemann nur ungern auf das Meer wagen. Und erst recht nicht bei einem solchen Wetter. Auch an diesem Schiff wankten die schwer Beladenen vorbei, sich mutig gegen den kräftigen Wind stemmend. Nein, das Ziel war ein weiteres Schiff an der Steuerbordseite des Piers.
An diesem Schiff war nichts verschlißen. Selbst das Holz war noch hell, dort wo die Außenbeplankung und die Masten nicht dunkel eingefärbt waren. An Länge konnte es gut mit der Kogge mithalten. Aber es war schlanker. Viel schlanker. Und nicht so hochbordig. Nur das Achterdeck konnte es an Höhe mit dem plumpen Handelschiff aufnehmen. Auf den breiten Planken die zum Schiff führten war ein Kommen und Gehen zu sehen. Die recht kleine Ladeluke führte in die Tiefe des Schiffes und ein Mastbaum des Schiffes diente mit einem Flaschenzug als Kran.
"Hein!" Ein großer kräftiger Seemann in vollem Ölzeug half einigen schmächtigen Gestalten mit einem Faß. "Hein, wo soll das Öl hin? Soll ich es zu dem Pechfäßern und den Stoffballen nach achtern schaffen?" Ein älterer kräfig gebauter Seemann trug gerade eine große Seekiste mit zwei eher kleinen Seeleuten zum Heck des Schiffes als er schwer atmend antwortete.
"Jepp, Jocke, schafft das Zeug nach unten und zurrt es ordentlich fest." Die beiden Gestalten die mit an der Seekiste trugen waren doch tatsächlich Frauen. Unter dem breiten Südwester und dem Ölzeug waren hübsche junge Gesichter zu erkennen. "Leyla, ihr könnt im Bootsmannsquartier unterkommen, der Bootsmann kommt zu mir. Jocke nimmt Helga auf und der obere Laderaum wird Quartier für die Neuen. Hängematten und Decken finden sich im oberen Kabelgatt."
Der kräftige Seemann atmete schwer.
"Jocke, laß das den Hauke machen, der soll den Rest einladen. Danach soll er den Proviant verstauen."
Die beiden Mädels zerren die Seekiste zu zweit ins untere Achterdeck.
"Hilf mir mal die Brecherläden fest zu machen und den Steuerstand zu sichern." Der dunkel gekleidete Hein sprang aufs Schanzkleid des Schiffes und hangelte mit schweren Brettern nach achtern. Geschickt und unbeeindruckt von der Dühnung des Schiffes oder dem Schneematsch überall folgte der Jocke und zerrte weitere Planken aus dem Schanzkleid.
Offensichtlich wurde dieses Schiff seeklar gemacht. Trotz des Wetters und mit großer Eile.

Re: Die Geschichte von der flinkfingerigen Kate

Im Kartenraum der Schwarzen Braut:
Selbst im Hafen von Ameland hebt und senkt die Dünung die nagelneue Schwarze Braut am Pier. Die Wetterlade des Kartenraums des schnittigen Seglers steht offen. Auf dem Deck und auf dem Pier herrscht hektische Betriebsamkeit. Im Kartenraum selbst kann man nur eine dunkel gekleidete Person erkennen, die sich über eine Karte beugt.
"...530 Seemeilen...wenn es stimmt, was der Spargel uns erzählt hat..."Die Stirn der alten Seemanns liegt in Falten. "...sie müßte 8-10 Knoten machen, wenn der Wind mitspielt."
Ein Zirkel huscht über die Karte.
"Das würde bedeuten bei Niedrigwasser über die Doggerbank" Der Seemann murmelt vor sich hin. Über ihm auf dem Achterdeck ist das Getrampel von Füßen und ab und an Gebrülle zu hören.
"Wenn der Wind so bleibt, besser weiter nördlich.....hmmm....kostet uns 20-30 Seemeilen....aber wahrscheinlich kaum Zeit...." Der Blick im feisten Gesicht des Seemanns wird hart. "Zeit...Zeit...wann ist sie eingekerkert worden....wie lange war der Junge unterwegs....hmmm..... . Sie kann nicht mehr leben, sie ist wahrscheinlich schon tot. "Die Stirnfalten graben sich noch tiefer ein."Es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn sie den Tanz noch nicht gemacht hat."
Sein Blick und der Zirkel huschen wiederum über die Karte.
"50-60 Stunden....wenn sie so schnell ist wie ich hoffe...60 Stunden mit Glück...zwei und ein halber Tag....verdammt!!!" Die Faust des Seemanns schlägt auf den großen Kartentisch. "Verdammt!!!" Er schaut nocheinmal auf die Karte, aber nichts darauf hat sich geändert.
Der kräftige Freibeuter verläßt schlagartig den Kartenraum und wirft die Tür hinter sich zu.
Kalter Wind und Schneeregen schlägt ihm ins Gesicht.

Re: Die Geschichte von der flinkfingerigen Kate

Auf See:
Es ist dunkel. Es ist kalt. In den Weiten der Westsee ist nur Dunkelheit und Wasser. Und Wind. Ein starker Wind.
Wütend peitscht er die trübe See auf. Die Wellenberge tragen weiße Schaumkronen. Wenn es nur hell genug wäre es zu sehen.
Irgendwo in dieser verlorenen Weite tanzen Lichter. Wie Irrwichte hüpfen sie auf und ab und hin und her.
Es sind jedoch keine Irwichte.
Kommt man näher, so kann man erkennen, das diese Lichter von einem Schiff stammen. Einem Schiff, das mit den Wellen und dem Wind kämpft. Es fährt unter vollen Segeln und jagt über das Meer als würde es vom Klabautermann getrieben. Aber Klabauter sind nicht zu sehen. Auf dem hohen Achterdeck stemmen sich etliche Seeleute gegen die Ruderpinne. Immer wieder krachen Brecher über das Vorschiff, wenn das Schiff den nächsten Wellenberg erklimmt. Über die Decks sind Taue gespannt, ohne die sicher schon jemand über Bord gegangen wäre.
"...das ist zu stark, das hält sie nicht aus, Hein..." Der Messerjocke stemmt sich mit vollem Gewicht gegen den Druck auf das Ruder.
" Unsinn..." brüllt es zurück. "Das kann sie ab. Sie kann noch viel mehr ab!" Hein van Fleet lacht laut gegen den Sturm.
"Wo ist der Käpn....wir sollten beidrehen. Verdammt, das reißt uns noch die Masten ab!" Nur mit Mühe können die Gestalten die schwere Ruderpinne halten.
"Piet ist vorn und logt" Brüllt Hein zurück. "Das wollte er sich nicht nehmen lassen..."
Ein weiterer Brecher schlägt über das Schanzkleid und überspült das Vordeck. Das Schiff krängt nach Lee und richtet sich mühsam wieder auf.
Ein schmächtiger Seemann hangelt sich an den Tauen nach achtern zum Ruder. Er stemmt sich mit gegen die Pinne.
"Hast du die Freiwache geweckt?" brüllt Hein in das junge Gesicht. Nepis Antwort ist in dem tosenden Wind kaum zu hören.
"Ja, sechs Leute sind schon zur Lenzpumpe und der Rest macht sich fertig." Mit dem Ärmel wischt er sich Gischt aus dem Gesicht.
"Die Mädels sind unruhig." schreit er "Sie meinen wir machen zu viel Wasser..."
Jocke und Hein sehen sich grinsend an.
"Ja, das sind sie nicht gewohnt." Brüllt Jocke und Hein schreit in den Wind "...das ist blos eine kleine Brise und auffrischende Feuchtigkeit."
Alle Mann am Ruder lachen lauthals.
Am Bug sind Gestalten zu erkennen, die trotz der Brecher immer wieder ein Holzstück mit einem Seil über Bord werfen und wieder einholen. Wieder und wieder werden sie überspült und klammern sich an den Tauen fest. Eine große Gestalt steht vorn am Bug und brüllt gegen den Wind an. Sie hangelt sich aufs Schanzkleid und klammert sich am Klüverstag fest. Eine Faust gegen den düsteren Himmel gereckt ruft sie etwas wie eine Herausforderung in die See. Fetzen des Gebrülls reichen bis an die Ohren der Seemänner und Frauen am Ruder.
"...einhalb...zwölfeinhalb...du kannst uns gaaarnichtss.....zwölfeinhalb...."

Re: Die Geschichte von der flinkfingerigen Kate

Derweil in Schottland von Jule:
Die Stimmen wurden leiser.

Kate hatte Mitleid mit diesem alten Mann, obwohl er sie noch eine Weile vom Galgen fern hielt. Sie ging zum Fenster und zog sich an den Gittern hoch, so dass sie herausschauen konnte.
Trotz der frühen morgen Stunde hatten sich einige Leute auf dem Platz vor dem Galgen versammelt. Es sah gespenstisch aus. Der Nebel hatte sich noch nicht ganz verzogen und die dunkelgekleideten Personen wirkten wie leblose Gestalten.
Eingehüllt in ihre Mäntel konnte man nicht ein Gesicht erkennen.
Etwas abseits stand eine alte Frau. Nicht verhüllt starrte sie auf den Gefangenen. Ihre Augen schienen, als hätte sie ihr ganzen Leben lang geweint. Doch jetzt lief nicht eine Träne über ihr Gesicht. Mit beiden Händen hielt sie etwas am Hals fest. Wahrscheinlich eine Kette.
Als dem alten Mann der Strick um den Hals zu gezogen wurde fing sie an zu beten. Sie ließ ihn keinen Augenblick aus den Augen. Und auch er suchte in der Menschenansammlung nach ihr. Seine Augen glänzten auf einmal als er sie fand. Er lächelte und formte etwas mit seinen Lippen.
Doch dann „rums“ öffnete sich die Klappe unter seinen Füßen.

Kate konnte sich nicht mehr halten, fast zeitgleich rutschte sie, von dem mit moosbewachsenen Steinen ab.
Draußen hörte man Schreie, ein Gepolter, die Wachen schimpften.
Als sie sich wieder zum Fenster hochgezogen hatte, traute sie ihren Augen nicht.
Der Galgen war in sich zusammen gekracht. Die Menschen liefen verwirrt durch die Gegend und versuchten sich irgendwie in Sicherheit zu bringen.
Kate suchte nach dem Mann.
Doch durch die vielen Füße vor ihrem Fenster konnte sie kaum was erkennen. Wo war die alte Frau?

Dort..... da stand sie. Keinen cm hatte sie sich vom Fleck bewegt.
Sie ließ die arme neben ihren Körper fallen, sackte in sich zusammen und fing an zu weinen.
Die Füße vor dem Fenster beruhigten sich, der Platz wurde von den Wachen geräumt.
Kate schaute zum Galgen, oder zu dem was noch davon übrig war. Ein großer Holzhaufen mitten auf dem Marktplatz. Doch wo war der Alte Mann?
Kate suchte mit ihren Augen cm für cm des Schutthaufens ab.
Was war das? Eine Hand?

Re: Die Geschichte von der flinkfingerigen Kate

Von Jule:
Ja das war zweifellos eine Hand.
Seine Hand.
Die Wachen räumten sobald der Platz geräumt war die Überbleibsel des Galgens zur Seite.
Der Mann war tot.

Kate zog sich zurück in ihre Zelle. Sie wusste nicht, was sie denken sollte, einerseits war es ein tragischer Unfall, aber andererseits wär er eh gestorben. So wurden ihm vielleicht ein paar Qualen erlassen. Einerseits empfand sie Mitleid mir der alten Frau, aber andererseits hatte sie selbst somit noch länger zu leben, denn es musste ja ein neuer Galgen her

Re: Die Geschichte von der flinkfingerigen Kate

von Jule:
einige Zeit später.....


"Was die andern wohl machen? Der Käptn sitzt bestimmt wieder in der Spelunke und vergnügt sich mit den Schankmaiden. Hein wird wohl wieder über irgendwelchen Karten sitzen und vor sich herbrummen, Leyla verflucht die Männerwelt und Jocke versucht sie davon zu überzeugen, dass es auch noch anständige Männer gibt . Hach was vermiss ich euch alle! Wär ich doch bloß nicht alleine losgefahren. Heute wird mein letzter Tag sein. Der Galgen steht schon und es sind auch sonst keine Gefangenen mehr in den Nachbarzellen. So soll es also zu Ende gehen mit mir."
Kate schaut zu dem kleinen Fenster über ihr. Es muss schon später nachmittag sein. Es ist recht ruhig draußen auf dem Platz. Ab und zu hört man ein paar Bäuerinnen tratschen, über die junge Frau da unten im Kerker. "Ich hab kein Mitleid mit ihr, sie hat es nicht anders verdient. So wie sie mit den Männern umgesprungen ist war es doch nur eine Frage der Zeit, bis mal einer stärker ist als sie und sie überlistet! Ich werde mir das Spektakel morgen gerne ansehen."
Kate sackt zusammen. Früher wär sie ausgerastet und hätte zumindestens versucht einen Stein durch die kleine Luke auf dieses Miststück von Bauersfrau zu schmeißen, aber jetzt fehlt ihr einfach die Kraft. Seit ein paar Tagen bekommt sie nichts mehr zu essen nur ein paar Schluck dreckiges Wasser halten sie einigermaßen aufrecht. Mehrmals am Tag kommt einer der Wärter und verprügelt sie. Irgendwie muss er wohl auch diesem Clan angehören, der sie in diese hoffnungslose Lage gebracht hat.

Re: Die Geschichte von der flinkfingerigen Kate

Von Jule:
....
Schlüsselklirren auf dem Gang, Kate musste wohl eingenickt sein. Sie schaut zur Luke, es ist tiefste Nacht. Sie kann sich kaum noch bewegen. Die Fußfesseln schneiden immerweiter in den Knöchel es ist bitter kalt und ihre, von der Peitsche zerfetzte Kleidung ist naß von Blut. ....

Re: Die Geschichte von der flinkfingerigen Kate

Diesig ist es. Diesig und kaum Wind. Das dunkle Schiff gleitet fast lautlos durch die recht schwere Dünung.
Am Heck steht Jocke van Helgen am Ruder und es steht im der Schweiß auf der Stirn.
"...sechs Faden und Muschelschalen.." tönt es greller als gewohnt in die Stille. "....vier Faden felsig...."
"Zwei Strich backbord abfallen, Jocke, die Landzunge muß steuerbord liegen" murmelt ein etwas nervöser Hein van Fleet dem kräftigen Seemann zu.
"Fünf Faden und sandig" klingt es vom Bug und dann "dreieinhalb Knoten"
Der hochgewachsene Kapitän Piet Speigatt und Hein schauen sich an.
"Fockmars und Blinde bergen und Anker werfen!" brüllt Hein van Fleet.
"Alle Mann an Deck! Boote zu Wasser! Waffenausgabe!" tönt es vom Kapitän und hektische Betriebsamkeit folgte. Schnell enterten finster dreinblickende Gestalten den Fockmast und holten das Segel ein. Aus dem Bauch des Schiffes strömten weitere Gestalten nicht minder finster dreinblickend an Deck und schleppten Fäßer mit allerlei Hieb und Stichwaffen mit sich. Frauen lüpften ihre langen Röcke und schoben mehrere Dolche und kleine Klingen unter Lederriemen und Seidenbänder.
Der leichte Wind trieb Teile des Dunstes beiseite.
An Steuerbord schimmerte grün und weiß der Ben Logan.
Schottland....

Re: Die Geschichte von der flinkfingerigen Kate

"Einen Mann ans Ruder" brüllt Jocke der sich nach dem er abgelöst wurde bereit macht... den Säbel gewetzt und die Messer geschärft geht er zu Hein "Nun werden einige Bluten" sprach Jocke und half beim Aufladen der Beiboote.