Über Ameland
Wo Ameland liegt, wird von Ameländern nicht genau bekannt gegeben. Wenn man einen fragt, so bekommt man wahlweise die Ostsee oder die Westsee genannt. Fragt man weiter nach, so erhält man mit einem freundlichen Lächeln die Information, daß für die Danglarer Ameland in der Westsee liegt, für die Schotten und Bretonen jedoch in der Ostsee. Da man beide nicht verprellen möchte, kann ja nur beides stimmen. Genauere Angaben sind auch mit Nachdruck nicht aus ihnen heraus zu holen.
Auch die Größe dieser Insel ist scheinbar nicht zu definieren. Dieses mag jedoch in tatsächlichen Begebenheiten begründet liegen. Allein Ebbe und Flut vergrößern oder verkleinern je nach Sichtweise Ameland um ca. die Hälfte. Nach Gesprächen mit den dort Ansässigen war Ameland vor achtzehn Jahren wesentlich größer als heute. Und direkt nach der großen Schafstränke war Ameland in viele kleine Inselchen zerbrochen und nur noch einige Warften schauten aus der Flut. So ist das Beste was man über die Größe dieser Insel sagen kann, eindeutig ihre Veränderlichkeit.
Reich ist diese Insel nicht.
Weder gibt es Bodenschätze außer schlechtem Torf noch wirklich lukrative Landwirtschaft. Angebaut werden Kohl, Kartoffeln und Rüben. Mit mäßigem Erfolg. Vieh ist nur in Form von mageren zähen Schafen vorhanden, die jedoch in großer Anzahl. Böse Zungen berichten, daß der Name Ameland vom Armen Land stamme, sich die Ameländer jedoch nicht einmal das R haben leisten können. Selbst Gehölze wachsen nur spärlich in Form von krüppeligen Kiefern und Birken auf der Insel, die jedoch durch den stetigen starken Wind krumm und schief wachsen.
Die Bevölkerung besteht grundsätzlich aus zumeist ungebildeten aber nicht wirklich dummen eher robusten Typen. Die Dummen sind wahrscheinlich im Laufe der Jahre ertrunken. Ihre Anzahl läßt sich nur schwer schätzen. Meist wird die Bevölkerungszahl mit achthundert bis tausend Seelen angegeben. Der Hauptanteil dieser befindet sich im Allgemeinen auf aus Schlamm und Sand errichteten Aufschüttungen, den sogenannten Warften. Die größte davon die Amewarft beherbergt den Großteil der Bevölkerung und besitzt auch etwas wie einen Hafen. Südlich davon gibt es eine Feuerwarft auf dem auf einem Steinhaufen häufig des Nachts Feuer angezündet werden. Wovor gewarnt wird oder ob damit die Einfahrt in den Hafen gesichert werden soll ist nicht ganz klar. Für diesen Zweck erscheint die Position des Lichtes denkbar ungeeignet. Als weite Siedlungen ist noch die Nordwarft, die Moorwarft und die Marschwarft zu nennen. Eigentlich nur eng beieinander stehende Hütten, die mit Binsen und Reet gedeckt sind. Der Rest der Insel besteht im Nordosten aus Sanddünen, im Südwesten aus Salzmarsch und in der Mitte hauptsächlich aus Moor. Über die gesamte Insel ziehen sich stinkende Gräben Fleete - die mehr schlecht als recht durch Windpumpen entwässert werden. Dazwischen immer wieder Felder und Wiesen, teils unter Wasser, teils nur feucht.
(Auszug auf den Berichten eines Nordländer Skalden, bevor der Auszug gestrichen und durch den Begriff "harmlos" ersetzt wurde)